Kein altes Eisen: DFB-Ü-Cup in Berlin

Mit fast 34 Jahren riss sich Lothar Matthäus die Achillesferse. Schnell waren sich die Experten einig: Abpfiff, das war's gewesen. Bald schon hatte er sich ins Team des FC Bayern München zurück gekämpft, 1997 gewann Matthäus seine fünfte Deutsche Meisterschaft. Und 1999 wurde er im Alter von 38 Jahren als "Fußballer des Jahres" ausgezeichnet. Fußball im Alter? Auf jeden Fall.

Nicht ganz auf dem Niveau des Rekordnationalspielers gehen es an diesem Wochenende rund 300 Fußballerinnen und Fußballer im fortgeschrittenen Alter an. Am 14. und 15. Oktober wird im Olympiapark Berlin der DFB Ü-Cup in vier Altersklassen ausgespielt. Das zweitägige Event gilt als die inoffizielle Deutsche Meisterschaft im Ü-Fußball.

"Wettbewerbsübergreifend werden wir 21 Mannschaften mit über 300 Aktiven zu sehen bekommen, die uns ganz sicher zeigen wollen und werden, dass sie noch lange nicht zum "alten Eisen" gehören", sagt Silke Sinning, die als DFB-Vizepräsidentin für Bildung, Freizeit- und Breitenfußball die Schirmherrschaft für den DFB-Ü-Cup übernommen hat.

Fußball - ein Leben lang

Ausgespielt werden vier Titel, nämlich im DFB-Ü 32-Cup, DFB-Ü 40-Cup, DFB-Ü 50-Cup (alles Männer) und beim DFB-Ü 32-Cup (Frauen). Die Spiele werden am Samstag und Sonntag im Stadion auf dem Wurfplatz im Olympiapark Berlin ausgetragen. Der Eintritt ist frei. Mehr als 600 Menschen sind ab Freitag in einem Hotel in Berlin-Tempelhof untergebracht, darunter rund 300 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Der DFB übernimmt für Spieler*innen und Staff die Kosten für An- und Abreise sowie Unterbringung.

Seit 17 Jahren lädt der DFB zum Ü-Cup ein. Mit Blick auf die demografische Entwicklung hatte man frühzeitig erkannt, dass es nicht unklug ist, ein Spielangebot für eine wachsende Bevölkerungsgruppe zu schaffen. Denn die Zahlen sprechen für sich: Jede zweite Person in Deutschland ist heute älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Die stark besetzten Jahrgänge von 1955 bis 1970, die sogenannten Babyboomer, bildeten im Jahr 1990 als 20- bis 35-Jährige die größte Altersgruppe. Das sind sie drei Jahrzehnte später immer noch. Und auch wenn die Einwanderung etwa als Folge des Ukraine-Krieges die Entwicklung etwas abschwächt, setzt es sich fort, dass der Anteil der älteren Menschen zunimmt. Und viele von ihnen wollen auch jenseits des 40., 50. oder sogar 60. Geburtstags noch Fußball spielen.

"Ü-Fußballer*innen engagieren sich oft ehrenamtlich im Verein"

Als Treiber für die Entwicklung des Ü-Fußballs in Deutschland erwies sich die Tagung "Fußball – ein Leben lang" im Jahr 2015, an der 120 Verantwortliche aus den Landesverbänden teilnahmen. Die Qualifizierung für den Finalcup in Berlin konnte damals geregelt werden, die Spielklasse Ü 32-Männer wurde aufgemacht, medizinische Studien angestoßen. Der damalige DFB-Vizepräsident Reiner Milkoreit sagte damals in Duisburg: "Ältere Menschen fühlen sich heute leistungsfähiger. Jenseits der Zahlen entwickelt sich ein neues Bewusstsein. Der Fußball kann seinen Teil dazu beitragen, dass sich das Bild des Alters in Deutschland weiter verändert."

"Oftmals sind es im Verein die Ü-Fußballer*innen, die sich ehrenamtlich engagieren", erklärt Prof. Dr. Sinning, warum es gemeinsam mit Walking Football, gerade unter dem Aspekt des gesunden Fußballs, außerdem noch sinnvoll ist, den Ü-Fußball in den Landesverbänden weiterzuentwickeln. Der DFB-Ü-Cup hat als Höhepunkt ohnehin längst einen festen Platz im Sportkalender der Hauptstadt. "Die DFB Ü-Cups warten seit jeher mit Ehrgeiz, Qualität und dem einen oder anderen prominenten Gesicht auf dem Rasen auf", sagt der Präsident des Berliner Fußball-Verbandes, Bernd Schultz.

Eine Europameisterin kickt auch mit

Maik Franz bestritt 90 Bundesligaspiele für den VfL Wolfsburg und war damals mit 63 Prozent gewonnenen Zweikämpfen bester Defensivspieler der „Wölfe“. Mehrere Knieverletzung führten 2015 dazu, dass er seine Karriere beenden musste. Am Wochenende wird er für das Ü40-Team von Hertha BSC auflaufen. „Die Vorfreude bei mir ist groß, vor allem weil das Turnier vom DFB exzellent organisiert wird“, sagt der mittlerweile 42-jährige Franz, der in seinen Profijahren aufgrund seiner robusten Spielweise den Spitznamen 'Iron Maik' verliehen bekam. "Jeder der mich kennt weiß, wenn es um etwas geht, bin ich auch da. Die Gegner beim DFB-Ü-40-Cup werden nur schwer an mir vorbeikommen und wenn, wird es ihnen weh tun", flachst er. "Spaß beiseite. Man wird im Alter ja etwas ruhiger. Ich will mit den Kollegen ein schönes Wochenende und ein paar schöne Spiele erleben."

Die zweimalige Europameisterin Navina Omilade wird an diesem Wochenende im Team des FC Bayern München antreten. "Wenn man einmal Leistungssportlerin war, ist der Ehrgeiz immer groß. Man will gewinnen, gerade auf dem Fußballplatz. Das ist eine Mentalität, die einfach nicht verloren geht", sagt die heute 42-jährige Omilade, die in ihrer aktiven Zeit erst mit Turbine Potsdam und später mit dem VfL Wolfsburg die Champions League gewann. Zuletzt spielte sie mit den Frauen des FC Bayern München vor vier Jahren beim DFB-Ü-Cup. "Das ist ein toller Rahmen, eine superangenehme Atmosphäre und ein glänzend organisiertes Turnier. Das Highlight des Ü-Fußballs."

Tim Meyer: "Gesundheit durch Fußball effektiv fördern"

Auch sonst kann Fußball im Alter eher von Vorteil sein. Prof. Dr. Tim Meyer weist darauf hin, dass Fußballspielen auf die Gesundheit im vorgerückten Alter einzahlt. Entgegen der verbreiteten Überzeugung, dass man sich jenseits des 40. Geburtstags besser allein sportlich betätigen sollte, im Wald oder im Schwimmbecken zum Beispiel, betont der langjährige Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft die Vorzüge des Fußballs im fortgeschrittenen Alter. "Wer Fußball spielt, kann durch die Mischung aus Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit die Gesundheit vielfältiger und vermutlich mindestens genauso effektiv fördern. Bei einem einstündigen Lauf wird nur die Ausdauer angesprochen", sagt Meyer. Wer jenseits der 40 ist, sollte vor dem Eintritt in einen Verein, ein EKG machen und sich einmal beim Hausarzt durchchecken lassen, um so eine koronare Herzerkrankung sicher auszuschließen.

Ein Turnierarzt, insgesamt sechs Physiotherapeut*innen sowie ein Notfallrettungsteam werden in Berlin sicherstellen, dass die Spielerinnen und Spieler während des Turniers auch medizinisch optimal versorgt sind. Kazuyoshi Miura (56) gilt als der älteste aktive Fußballer der Welt. Seit Januar dieses Jahres ist "King Kazu", der 1993 als Asiens Fußballer des Jahres ausgezeichnet wurde, vom Yokohama FC an einen portugiesischen Zweitligisten ausgeliehen. Mit gerade einmal 15 Jahren war er als sehr junger Fußballer allein nach Brasilien gegangen. Und ist dem Fußball immer treu geblieben. Wie auch alle Spielerinnen und Spieler des DFB-Ü-Cup in Berlin.

Fußball im Alter? Auf jeden Fall.

Walking Football

Gesundheit und Gemeinschaft – darum geht es beim Walking Football. Mit der Fußballvariante können Amateurvereine neue Zielgruppen erreichen – insbesondere ältere Menschen. Neue Mitglieder gewinnen und das Vereinsleben stärken. Das sind nur zwei Gründe, warum jeder Amateurverein ein Angebot für Walking Football schaffen sollte. Mehr dazu:

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Mit fast 34 Jahren riss sich Lothar Matthäus die Achillesferse. Schnell waren sich die Experten einig: Abpfiff, das war's gewesen. Bald schon hatte er sich ins Team des FC Bayern München zurück gekämpft, 1997 gewann Matthäus seine fünfte Deutsche Meisterschaft. Und 1999 wurde er im Alter von 38 Jahren als "Fußballer des Jahres" ausgezeichnet. Fußball im Alter? Auf jeden Fall.

Nicht ganz auf dem Niveau des Rekordnationalspielers gehen es an diesem Wochenende rund 300 Fußballerinnen und Fußballer im fortgeschrittenen Alter an. Am 14. und 15. Oktober wird im Olympiapark Berlin der DFB Ü-Cup in vier Altersklassen ausgespielt. Das zweitägige Event gilt als die inoffizielle Deutsche Meisterschaft im Ü-Fußball.

"Wettbewerbsübergreifend werden wir 21 Mannschaften mit über 300 Aktiven zu sehen bekommen, die uns ganz sicher zeigen wollen und werden, dass sie noch lange nicht zum "alten Eisen" gehören", sagt Silke Sinning, die als DFB-Vizepräsidentin für Bildung, Freizeit- und Breitenfußball die Schirmherrschaft für den DFB-Ü-Cup übernommen hat.

Fußball - ein Leben lang

Ausgespielt werden vier Titel, nämlich im DFB-Ü 32-Cup, DFB-Ü 40-Cup, DFB-Ü 50-Cup (alles Männer) und beim DFB-Ü 32-Cup (Frauen). Die Spiele werden am Samstag und Sonntag im Stadion auf dem Wurfplatz im Olympiapark Berlin ausgetragen. Der Eintritt ist frei. Mehr als 600 Menschen sind ab Freitag in einem Hotel in Berlin-Tempelhof untergebracht, darunter rund 300 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Der DFB übernimmt für Spieler*innen und Staff die Kosten für An- und Abreise sowie Unterbringung.

Seit 17 Jahren lädt der DFB zum Ü-Cup ein. Mit Blick auf die demografische Entwicklung hatte man frühzeitig erkannt, dass es nicht unklug ist, ein Spielangebot für eine wachsende Bevölkerungsgruppe zu schaffen. Denn die Zahlen sprechen für sich: Jede zweite Person in Deutschland ist heute älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Die stark besetzten Jahrgänge von 1955 bis 1970, die sogenannten Babyboomer, bildeten im Jahr 1990 als 20- bis 35-Jährige die größte Altersgruppe. Das sind sie drei Jahrzehnte später immer noch. Und auch wenn die Einwanderung etwa als Folge des Ukraine-Krieges die Entwicklung etwas abschwächt, setzt es sich fort, dass der Anteil der älteren Menschen zunimmt. Und viele von ihnen wollen auch jenseits des 40., 50. oder sogar 60. Geburtstags noch Fußball spielen.

"Ü-Fußballer*innen engagieren sich oft ehrenamtlich im Verein"

Als Treiber für die Entwicklung des Ü-Fußballs in Deutschland erwies sich die Tagung "Fußball – ein Leben lang" im Jahr 2015, an der 120 Verantwortliche aus den Landesverbänden teilnahmen. Die Qualifizierung für den Finalcup in Berlin konnte damals geregelt werden, die Spielklasse Ü 32-Männer wurde aufgemacht, medizinische Studien angestoßen. Der damalige DFB-Vizepräsident Reiner Milkoreit sagte damals in Duisburg: "Ältere Menschen fühlen sich heute leistungsfähiger. Jenseits der Zahlen entwickelt sich ein neues Bewusstsein. Der Fußball kann seinen Teil dazu beitragen, dass sich das Bild des Alters in Deutschland weiter verändert."

"Oftmals sind es im Verein die Ü-Fußballer*innen, die sich ehrenamtlich engagieren", erklärt Prof. Dr. Sinning, warum es gemeinsam mit Walking Football, gerade unter dem Aspekt des gesunden Fußballs, außerdem noch sinnvoll ist, den Ü-Fußball in den Landesverbänden weiterzuentwickeln. Der DFB-Ü-Cup hat als Höhepunkt ohnehin längst einen festen Platz im Sportkalender der Hauptstadt. "Die DFB Ü-Cups warten seit jeher mit Ehrgeiz, Qualität und dem einen oder anderen prominenten Gesicht auf dem Rasen auf", sagt der Präsident des Berliner Fußball-Verbandes, Bernd Schultz.

Eine Europameisterin kickt auch mit

Maik Franz bestritt 90 Bundesligaspiele für den VfL Wolfsburg und war damals mit 63 Prozent gewonnenen Zweikämpfen bester Defensivspieler der „Wölfe“. Mehrere Knieverletzung führten 2015 dazu, dass er seine Karriere beenden musste. Am Wochenende wird er für das Ü40-Team von Hertha BSC auflaufen. „Die Vorfreude bei mir ist groß, vor allem weil das Turnier vom DFB exzellent organisiert wird“, sagt der mittlerweile 42-jährige Franz, der in seinen Profijahren aufgrund seiner robusten Spielweise den Spitznamen 'Iron Maik' verliehen bekam. "Jeder der mich kennt weiß, wenn es um etwas geht, bin ich auch da. Die Gegner beim DFB-Ü-40-Cup werden nur schwer an mir vorbeikommen und wenn, wird es ihnen weh tun", flachst er. "Spaß beiseite. Man wird im Alter ja etwas ruhiger. Ich will mit den Kollegen ein schönes Wochenende und ein paar schöne Spiele erleben."

Die zweimalige Europameisterin Navina Omilade wird an diesem Wochenende im Team des FC Bayern München antreten. "Wenn man einmal Leistungssportlerin war, ist der Ehrgeiz immer groß. Man will gewinnen, gerade auf dem Fußballplatz. Das ist eine Mentalität, die einfach nicht verloren geht", sagt die heute 42-jährige Omilade, die in ihrer aktiven Zeit erst mit Turbine Potsdam und später mit dem VfL Wolfsburg die Champions League gewann. Zuletzt spielte sie mit den Frauen des FC Bayern München vor vier Jahren beim DFB-Ü-Cup. "Das ist ein toller Rahmen, eine superangenehme Atmosphäre und ein glänzend organisiertes Turnier. Das Highlight des Ü-Fußballs."

Tim Meyer: "Gesundheit durch Fußball effektiv fördern"

Auch sonst kann Fußball im Alter eher von Vorteil sein. Prof. Dr. Tim Meyer weist darauf hin, dass Fußballspielen auf die Gesundheit im vorgerückten Alter einzahlt. Entgegen der verbreiteten Überzeugung, dass man sich jenseits des 40. Geburtstags besser allein sportlich betätigen sollte, im Wald oder im Schwimmbecken zum Beispiel, betont der langjährige Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft die Vorzüge des Fußballs im fortgeschrittenen Alter. "Wer Fußball spielt, kann durch die Mischung aus Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit die Gesundheit vielfältiger und vermutlich mindestens genauso effektiv fördern. Bei einem einstündigen Lauf wird nur die Ausdauer angesprochen", sagt Meyer. Wer jenseits der 40 ist, sollte vor dem Eintritt in einen Verein, ein EKG machen und sich einmal beim Hausarzt durchchecken lassen, um so eine koronare Herzerkrankung sicher auszuschließen.

Ein Turnierarzt, insgesamt sechs Physiotherapeut*innen sowie ein Notfallrettungsteam werden in Berlin sicherstellen, dass die Spielerinnen und Spieler während des Turniers auch medizinisch optimal versorgt sind. Kazuyoshi Miura (56) gilt als der älteste aktive Fußballer der Welt. Seit Januar dieses Jahres ist "King Kazu", der 1993 als Asiens Fußballer des Jahres ausgezeichnet wurde, vom Yokohama FC an einen portugiesischen Zweitligisten ausgeliehen. Mit gerade einmal 15 Jahren war er als sehr junger Fußballer allein nach Brasilien gegangen. Und ist dem Fußball immer treu geblieben. Wie auch alle Spielerinnen und Spieler des DFB-Ü-Cup in Berlin.

Fußball im Alter? Auf jeden Fall.

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Gesundheit und Gemeinschaft – darum geht es beim Walking Football. Mit der Fußballvariante können Amateurvereine neue Zielgruppen erreichen – insbesondere ältere Menschen. Neue Mitglieder gewinnen und das Vereinsleben stärken. Das sind nur zwei Gründe, warum jeder Amateurverein ein Angebot für Walking Football schaffen sollte. Mehr dazu:

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