Kathrin Hendrich: "Wir sollten stolz sein"

Es hat nicht gereicht: Der VfL Wolfsburg hat das Finale der Champions League trotz 2:0-Führung gegen den FC Barcelona mit 2:3 verloren. Mit etwas Abstand lässt die deutsche Nationalspielerin Kathrin Hendrich (31) die Ereignisse noch einmal Revue passieren. Die Abwehrspielerin gibt Einblick in ihre Gefühlswelt und die Stimmung in der Kabine nach der Niederlage. Aber Hendrich blickt auch schon nach vorne: Nun kommt der Urlaub, dann beginnt die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland.

DFB.de: Kathrin Hendrich, mit ein paar Stunden Abstand: Wie fällt Ihr Fazit nach dem Finale der Champions League aus?

Kathrin Hendrich: Ich glaube, dass wir immer noch etwas enttäuscht sind, weil wir am Samstag nicht gewinnen konnten. Das wird sicher auch noch ein paar Tage so bleiben. Ich hoffe, dass wir in einer oder zwei Wochen, wenn wir auf die Saison in der Champions League zurückschauen, auch stolz auf unsere Leistungen sein werden. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir es bis ins Finale schaffen konnten – vor allem auch, wenn man sieht, welche Mannschaften wir auf dem Weg dorthin besiegt haben. Irgendwann wird deshalb sicher der Stolz überwiegen. Im Moment tut die Niederlage noch weh.

DFB.de: Warum hat es letztlich nicht gereicht, den FC Barcelona zu schlagen?

Hendrich: Eigentlich hatten wir das Spiel gut im Griff. Natürlich wussten wir, dass Barcelona nach der Pause kommen muss und wird. Leider hat in dieser Phase unsere Ordnung überhaupt nicht gepasst. Und das wurde gnadenlos bestraft und wir haben innerhalb kürzester Zeit zwei Treffer zum Ausgleich kassiert. Das hat uns erstmal das Genick gebrochen. Gleichzeitig war Barcelona zurück im Spiel und hatte totales Selbstvertrauen. Wir hatten natürlich auch noch Möglichkeiten, aber Barca ebenfalls. Das dritte Gegentor hat Barcelona dann erzwungen. Am Ende muss man sagen, dass sie verdient gewonnen haben. Ich kann mich nur wiederholen: Wir sollten dennoch stolz sein, vor allem auf unsere Leistung in der ersten Halbzeit. Das war ein beeindruckender Auftritt von uns.

DFB.de: Wie weh tat es, Barcelona beim Feiern zuschauen zu müssen, obwohl Sie doch selbst so nah am Triumph waren?

Hendrich: Das ist das Schlimmste, wenn man ein Finale verliert. Wir wollten unbedingt den letzten Schritt gehen und uns für eine tolle Saison belohnen. Dann ein Endspiel zu verlieren, tut doppelt weh, weil man der anderen Mannschaft beim Feiern zuschauen muss. Diesmal waren wir leider in dieser Rolle. Aber das gehört zum Fußball dazu. Wir sollten daraus Motivation ziehen, dass wir beim nächsten Mal diejenigen sind, die den Pokal überreicht bekommen.

DFB.de: Zur Pause stand es durch Treffer von Ewa Pajor und Alexandra Popp bereits 2:0. Wie ordnen Sie diese erste Halbzeit ein?

Hendrich: Wir waren sehr organisiert in der Defensive. Jede wusste ganz genau, was zu tun war. Wir haben viel miteinander kommuniziert und waren auch in den meisten Momenten voll da. Dass man nicht alles gegen Barcelona verteidigen kann, ist meiner Meinung nach auch klar. Dafür sind sie individuell aber auch als Mannschaft einfach zu brutal stark. Gleichzeitig waren wir vorne sehr effektiv und haben zwei schöne Tore gemacht. Auf diese erste Halbzeit hätten wir gut aufbauen können. Aber man muss auch ehrlich sagen, dass Barca mit einem ganz anderen Gesicht aus der Pause kam. Vielleicht haben sie vor dem Wechsel nicht das auf den Rasen gebracht, zu was sie eigentlich fähig sind. 

DFB.de: Wie haben Sie die Stimmung nach der Siegerinnenehrung in der Kabine wahrgenommen?

Hendrich: Es war sehr still. Alle waren ziemlich niedergeschlagen. Ich war noch sehr lange draußen und kam erst später dazu. Da waren viele bereits umgezogen und saßen mit hängenden Köpfen auf ihren Plätzen. Wir waren alle sehr traurig. Das ist ganz normal, wenn man so nah dran ist und dann trotzdem noch verliert. Bis zum Hotel hat diese Stimmung noch angehalten. Aber im Laufe des Abends haben wir uns dann gesagt, dass das eigentlich nicht angebracht ist.

DFB.de: Haben Sie also trotz aller Enttäuschung noch etwas feiern können?

Hendrich: Ja, definitiv. Das war uns auch wichtig, zumal viele Freunde und Familie vor Ort hatten, die auch dabei waren. Irgendwann haben wir dann den Stimmungsumschwung hinbekommen und uns gesagt, dass wir trotz der Niederlage Grund zum Feiern haben.

DFB.de: Sie haben in dieser Saison keine Minute in der Champions League verpasst. Wie schauen Sie persönlich auf Ihre Leistungen in der Königsklasse zurück?

Hendrich: Wir haben sehr gute Leistungen gezeigt. Ich habe es ja eben bereits angedeutet. Man erreicht nicht zufällig ein Endspiel um die Champions League. Wenn man dann tatsächlich im Finale steht, hat man vorher vieles richtig gemacht. Es waren viele enge Begegnungen dabei – ich denke vor allem an unsere Duelle gegen den FC Arsenal. Im Rückspiel in London ist uns erst in der letzten Minute der Verlängerung der Siegtreffer gelungen. Auch gegen Paris Saint-Germain war es eine Zeit lang ziemlich knapp. Aber das ist auch keine Laufkundschaft, sondern europäisches Top-Niveau. Man hat wieder sehen können, dass die Gegner immer stärker werden. Es gibt keine Selbstläufer mehr. Wenn man das alles betrachtet, spreche ich von einer sehr erfolgreichen Saison in der Champions League.

DFB.de: Die Saison endet nun mit dem Sieg im DFB-Pokal und zweiten Plätzen in der Frauen-Bundesliga und der Champions League. Wie fällt Ihr Fazit jetzt aus?

Hendrich: Wir wollen im besten Fall immer alle Titel holen. Jetzt ist es einer geworden. Für mich ist jeder Titel etwas ganz Besonderes – egal welcher. Deswegen freue ich mich sehr über den erneuten Triumph im DFB-Pokal. In der neuen Saison werden wir einen neuen Angriff starten.

DFB.de: Nun steht zunächst der Urlaub auf dem Programm. Wie und wo werden Sie wieder Kraft tanken?

Hendrich: Erstmal werde ich zu meiner Familie fahren, dort war ich länger nicht. Danach geht es mit meinem Freund in den Urlaub.

DFB.de: In wenigen Wochen beginnt bereits die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland. Was wird bei dem Turnier für Sie möglich sein?

Hendrich: Vor allem aufgrund unserer Leistungen bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr müssen wir uns nicht verstecken. Wir sind als Einheit zusammengewachsen. Ich habe große Hoffnungen, dass das in diesem Sommer auch der Fall sein wird. Daher bin ich guter Dinge, dass wir auch bei der Weltmeisterschaft wieder eine gute Rolle spielen werden.

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Es hat nicht gereicht: Der VfL Wolfsburg hat das Finale der Champions League trotz 2:0-Führung gegen den FC Barcelona mit 2:3 verloren. Mit etwas Abstand lässt die deutsche Nationalspielerin Kathrin Hendrich (31) die Ereignisse noch einmal Revue passieren. Die Abwehrspielerin gibt Einblick in ihre Gefühlswelt und die Stimmung in der Kabine nach der Niederlage. Aber Hendrich blickt auch schon nach vorne: Nun kommt der Urlaub, dann beginnt die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland.

DFB.de: Kathrin Hendrich, mit ein paar Stunden Abstand: Wie fällt Ihr Fazit nach dem Finale der Champions League aus?

Kathrin Hendrich: Ich glaube, dass wir immer noch etwas enttäuscht sind, weil wir am Samstag nicht gewinnen konnten. Das wird sicher auch noch ein paar Tage so bleiben. Ich hoffe, dass wir in einer oder zwei Wochen, wenn wir auf die Saison in der Champions League zurückschauen, auch stolz auf unsere Leistungen sein werden. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir es bis ins Finale schaffen konnten – vor allem auch, wenn man sieht, welche Mannschaften wir auf dem Weg dorthin besiegt haben. Irgendwann wird deshalb sicher der Stolz überwiegen. Im Moment tut die Niederlage noch weh.

DFB.de: Warum hat es letztlich nicht gereicht, den FC Barcelona zu schlagen?

Hendrich: Eigentlich hatten wir das Spiel gut im Griff. Natürlich wussten wir, dass Barcelona nach der Pause kommen muss und wird. Leider hat in dieser Phase unsere Ordnung überhaupt nicht gepasst. Und das wurde gnadenlos bestraft und wir haben innerhalb kürzester Zeit zwei Treffer zum Ausgleich kassiert. Das hat uns erstmal das Genick gebrochen. Gleichzeitig war Barcelona zurück im Spiel und hatte totales Selbstvertrauen. Wir hatten natürlich auch noch Möglichkeiten, aber Barca ebenfalls. Das dritte Gegentor hat Barcelona dann erzwungen. Am Ende muss man sagen, dass sie verdient gewonnen haben. Ich kann mich nur wiederholen: Wir sollten dennoch stolz sein, vor allem auf unsere Leistung in der ersten Halbzeit. Das war ein beeindruckender Auftritt von uns.

DFB.de: Wie weh tat es, Barcelona beim Feiern zuschauen zu müssen, obwohl Sie doch selbst so nah am Triumph waren?

Hendrich: Das ist das Schlimmste, wenn man ein Finale verliert. Wir wollten unbedingt den letzten Schritt gehen und uns für eine tolle Saison belohnen. Dann ein Endspiel zu verlieren, tut doppelt weh, weil man der anderen Mannschaft beim Feiern zuschauen muss. Diesmal waren wir leider in dieser Rolle. Aber das gehört zum Fußball dazu. Wir sollten daraus Motivation ziehen, dass wir beim nächsten Mal diejenigen sind, die den Pokal überreicht bekommen.

DFB.de: Zur Pause stand es durch Treffer von Ewa Pajor und Alexandra Popp bereits 2:0. Wie ordnen Sie diese erste Halbzeit ein?

Hendrich: Wir waren sehr organisiert in der Defensive. Jede wusste ganz genau, was zu tun war. Wir haben viel miteinander kommuniziert und waren auch in den meisten Momenten voll da. Dass man nicht alles gegen Barcelona verteidigen kann, ist meiner Meinung nach auch klar. Dafür sind sie individuell aber auch als Mannschaft einfach zu brutal stark. Gleichzeitig waren wir vorne sehr effektiv und haben zwei schöne Tore gemacht. Auf diese erste Halbzeit hätten wir gut aufbauen können. Aber man muss auch ehrlich sagen, dass Barca mit einem ganz anderen Gesicht aus der Pause kam. Vielleicht haben sie vor dem Wechsel nicht das auf den Rasen gebracht, zu was sie eigentlich fähig sind. 

DFB.de: Wie haben Sie die Stimmung nach der Siegerinnenehrung in der Kabine wahrgenommen?

Hendrich: Es war sehr still. Alle waren ziemlich niedergeschlagen. Ich war noch sehr lange draußen und kam erst später dazu. Da waren viele bereits umgezogen und saßen mit hängenden Köpfen auf ihren Plätzen. Wir waren alle sehr traurig. Das ist ganz normal, wenn man so nah dran ist und dann trotzdem noch verliert. Bis zum Hotel hat diese Stimmung noch angehalten. Aber im Laufe des Abends haben wir uns dann gesagt, dass das eigentlich nicht angebracht ist.

DFB.de: Haben Sie also trotz aller Enttäuschung noch etwas feiern können?

Hendrich: Ja, definitiv. Das war uns auch wichtig, zumal viele Freunde und Familie vor Ort hatten, die auch dabei waren. Irgendwann haben wir dann den Stimmungsumschwung hinbekommen und uns gesagt, dass wir trotz der Niederlage Grund zum Feiern haben.

DFB.de: Sie haben in dieser Saison keine Minute in der Champions League verpasst. Wie schauen Sie persönlich auf Ihre Leistungen in der Königsklasse zurück?

Hendrich: Wir haben sehr gute Leistungen gezeigt. Ich habe es ja eben bereits angedeutet. Man erreicht nicht zufällig ein Endspiel um die Champions League. Wenn man dann tatsächlich im Finale steht, hat man vorher vieles richtig gemacht. Es waren viele enge Begegnungen dabei – ich denke vor allem an unsere Duelle gegen den FC Arsenal. Im Rückspiel in London ist uns erst in der letzten Minute der Verlängerung der Siegtreffer gelungen. Auch gegen Paris Saint-Germain war es eine Zeit lang ziemlich knapp. Aber das ist auch keine Laufkundschaft, sondern europäisches Top-Niveau. Man hat wieder sehen können, dass die Gegner immer stärker werden. Es gibt keine Selbstläufer mehr. Wenn man das alles betrachtet, spreche ich von einer sehr erfolgreichen Saison in der Champions League.

DFB.de: Die Saison endet nun mit dem Sieg im DFB-Pokal und zweiten Plätzen in der Frauen-Bundesliga und der Champions League. Wie fällt Ihr Fazit jetzt aus?

Hendrich: Wir wollen im besten Fall immer alle Titel holen. Jetzt ist es einer geworden. Für mich ist jeder Titel etwas ganz Besonderes – egal welcher. Deswegen freue ich mich sehr über den erneuten Triumph im DFB-Pokal. In der neuen Saison werden wir einen neuen Angriff starten.

DFB.de: Nun steht zunächst der Urlaub auf dem Programm. Wie und wo werden Sie wieder Kraft tanken?

Hendrich: Erstmal werde ich zu meiner Familie fahren, dort war ich länger nicht. Danach geht es mit meinem Freund in den Urlaub.

DFB.de: In wenigen Wochen beginnt bereits die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland. Was wird bei dem Turnier für Sie möglich sein?

Hendrich: Vor allem aufgrund unserer Leistungen bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr müssen wir uns nicht verstecken. Wir sind als Einheit zusammengewachsen. Ich habe große Hoffnungen, dass das in diesem Sommer auch der Fall sein wird. Daher bin ich guter Dinge, dass wir auch bei der Weltmeisterschaft wieder eine gute Rolle spielen werden.

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