Kapitän Heinze: "Schlafender Riese? Ich denke, das passt"

Ein Sieg, eine Niederlage. Die deutsche Futsal-Nationalmannschaft spielt am Samstag (ab 14.30 Uhr) um den Einzug in die zweite Runde der WM-Qualifikation. Kapitän Timo Heinze (32) blickt im Interview auf die Partien gegen Georgien und Dänemark zurück und spricht über die Chancen auf einen Sieg gegen Israel.

Frage: Sind Sie zufrieden mit den bisherigen Leistungen in der WM-Qualifikation?

Timo Heinze: Unser erstes Spiel gegen Georgien war sicherlich kein gutes. Georgien ist aber auch einfach eine Klasse stärker. Den Unterschied hätten wir reduzieren können, vielleicht sogar müssen. Aber selbst dann wäre es sehr schwer geworden. Die Niederlage war verdient, da Georgien in jedem Bereich stärker war. Das ist allerdings auch kein Wunder: Fast das gesamte Team besteht aus absoluten Vollprofis, so dass man das Ergebnis in Relation setzen muss.

Frage: Gegen Dänemark folgte ein 5:2.

Heinze: Das war eine ordentliche bis gute Leistung von uns. Daran sieht man, dass wir uns vor allem taktisch und athletisch enorm weiterentwickelt haben. Wir haben die Dänen niedergerungen, der Sieg ging absolut in Ordnung.

Frage: Wie groß ist nun die Chance, in die zweite Runde einzuziehen?

Heinze: Nicht gering, das ist uns bewusst. Jetzt haben wir heute erst mal einen Tag Pause, das wird uns gut tun. Wir wollen das Spiel natürlich gewinnen und nicht anfangen zu rechnen. Bei einem Sieg sind wir sicher weiter. Das ist unser Ziel. Unterschätzen werden wir Israel ganz bestimmt nicht.

Frage: Worauf wird es ankommen?

Heinze: Wir müssen zu 100 Prozent fokussiert sein und unseren Plan konsequent umsetzen. Dann sind wir auch guter Dinge, dass wir den Einzug in die zweite Runde packen.

Frage: Lassen Sie uns noch ein wenig über Ihre Anfänge im Futsal sprechen. Wie ging es bei Ihnen los?

Heinze: Das lief über das Sportstudium. Nach meinem Karriereende im Fußball habe ich mit 24 ein Studium an der Sporthochschule in Köln begonnen. Dort bin ich das erste Mal mit Futsal in Berührung gekommen. Von Freunden wurde ich auf ein Turnier in Münster eingeladen und hatte so viel Spaß, dass ich dabei geblieben bin.

Frage: Wie ging es dann weiter?

Heinze: Nach dem Turnier bin ich bei den Futsal Panthers Köln in der ersten Mannschaft gelandet. Ich wollte nicht in unteren Ligen Fußball spielen und brauchte etwas Abstand vom Geschäft. Ich wollte nur Spaß haben und ein wenig am Ball bleiben. Nach und nach hat es dann immer mehr Fahrt aufgenommen, da wir einen guten Trainer hatten, der mir taktisch auch viel beigebracht hat. Jahrelang gab es die Hoffnung auf eine Nationalmannschaft, und ich hatte schon fast befürchtet, dass ich es als Sportler nicht mehr erleben würde. Als es klar war, dass die Nationalmannschaft kommt, war es mein Traum, da reinzukommen. Dass ich dann sogar das erste Tor schieße, war fast schon ein wenig kitschig.

Frage: Was können Sie uns über Ihr Buch erzählen?

Heinze: Das war für mich eine absolute Herzensangelegenheit, es war ein Weg, um mein Karriereende im Fußball zu verarbeiten, damit umzugehen, dass ich es nicht zum Profi geschafft habe. Eigentlich sollte daraus aber gar kein Buch werden - das Schreiben war eine Verarbeitungsstrategie.

Frage: Wie verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?

Heinze: Ich bin in den letzten Zügen meines Studiums, habe ein Sportstudium abgeschlossen und danach ein Psychologiestudium begonnen. Ich möchte Sportpsychologe werden.

Frage: Hat man mit Leuten wie Mats Hummels noch Kontakt?

Heinze: Mit Mats und seinem Bruder bin ich noch befreundet, wir sehen uns drei, vier Mal im Jahr und machen auch Mal zu dritt etwas.

Frage: Was macht die Faszination Futsal für Sie aus?

Heinze: Ich habe im Jugendbereich viele klassische Hallenturniere gespielt, aber da macht Futsal für mich eindeutig mehr Sinn. Man hat die Bande nicht, der Zufall wird minimiert, man muss eine saubere Lösung finden. Der sprungreduzierte Ball macht mehr Sinn, man gewöhnt sich sehr schnell daran. Über die Faszination kann ich lange reden: Es ist sehr intensiv, es geht hin und her, es ist sehr attraktiv, es gibt kein Ballgeschiebe, man kann auch nicht dauernd zum Torwart zurückspielen. Man muss offensiv wie defensiv alles können. Es kommt in Deutschland oft das Gegenargument, dass die Bande ja auch für Kreativität sorge - ein bisschen stimmt das, aber es hat mit dem Fußball draußen nichts zu tun. Ein Doppelpass mit der Bande ist nicht dasselbe wie mit einem Mitspieler.



Ein Sieg, eine Niederlage. Die deutsche Futsal-Nationalmannschaft spielt am Samstag (ab 14.30 Uhr) um den Einzug in die zweite Runde der WM-Qualifikation. Kapitän Timo Heinze (32) blickt im Interview auf die Partien gegen Georgien und Dänemark zurück und spricht über die Chancen auf einen Sieg gegen Israel.

Frage: Sind Sie zufrieden mit den bisherigen Leistungen in der WM-Qualifikation?

Timo Heinze: Unser erstes Spiel gegen Georgien war sicherlich kein gutes. Georgien ist aber auch einfach eine Klasse stärker. Den Unterschied hätten wir reduzieren können, vielleicht sogar müssen. Aber selbst dann wäre es sehr schwer geworden. Die Niederlage war verdient, da Georgien in jedem Bereich stärker war. Das ist allerdings auch kein Wunder: Fast das gesamte Team besteht aus absoluten Vollprofis, so dass man das Ergebnis in Relation setzen muss.

Frage: Gegen Dänemark folgte ein 5:2.

Heinze: Das war eine ordentliche bis gute Leistung von uns. Daran sieht man, dass wir uns vor allem taktisch und athletisch enorm weiterentwickelt haben. Wir haben die Dänen niedergerungen, der Sieg ging absolut in Ordnung.

Frage: Wie groß ist nun die Chance, in die zweite Runde einzuziehen?

Heinze: Nicht gering, das ist uns bewusst. Jetzt haben wir heute erst mal einen Tag Pause, das wird uns gut tun. Wir wollen das Spiel natürlich gewinnen und nicht anfangen zu rechnen. Bei einem Sieg sind wir sicher weiter. Das ist unser Ziel. Unterschätzen werden wir Israel ganz bestimmt nicht.

Frage: Worauf wird es ankommen?

Heinze: Wir müssen zu 100 Prozent fokussiert sein und unseren Plan konsequent umsetzen. Dann sind wir auch guter Dinge, dass wir den Einzug in die zweite Runde packen.

Frage: Lassen Sie uns noch ein wenig über Ihre Anfänge im Futsal sprechen. Wie ging es bei Ihnen los?

Heinze: Das lief über das Sportstudium. Nach meinem Karriereende im Fußball habe ich mit 24 ein Studium an der Sporthochschule in Köln begonnen. Dort bin ich das erste Mal mit Futsal in Berührung gekommen. Von Freunden wurde ich auf ein Turnier in Münster eingeladen und hatte so viel Spaß, dass ich dabei geblieben bin.

Frage: Wie ging es dann weiter?

Heinze: Nach dem Turnier bin ich bei den Futsal Panthers Köln in der ersten Mannschaft gelandet. Ich wollte nicht in unteren Ligen Fußball spielen und brauchte etwas Abstand vom Geschäft. Ich wollte nur Spaß haben und ein wenig am Ball bleiben. Nach und nach hat es dann immer mehr Fahrt aufgenommen, da wir einen guten Trainer hatten, der mir taktisch auch viel beigebracht hat. Jahrelang gab es die Hoffnung auf eine Nationalmannschaft, und ich hatte schon fast befürchtet, dass ich es als Sportler nicht mehr erleben würde. Als es klar war, dass die Nationalmannschaft kommt, war es mein Traum, da reinzukommen. Dass ich dann sogar das erste Tor schieße, war fast schon ein wenig kitschig.

Frage: Was können Sie uns über Ihr Buch erzählen?

Heinze: Das war für mich eine absolute Herzensangelegenheit, es war ein Weg, um mein Karriereende im Fußball zu verarbeiten, damit umzugehen, dass ich es nicht zum Profi geschafft habe. Eigentlich sollte daraus aber gar kein Buch werden - das Schreiben war eine Verarbeitungsstrategie.

Frage: Wie verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?

Heinze: Ich bin in den letzten Zügen meines Studiums, habe ein Sportstudium abgeschlossen und danach ein Psychologiestudium begonnen. Ich möchte Sportpsychologe werden.

Frage: Hat man mit Leuten wie Mats Hummels noch Kontakt?

Heinze: Mit Mats und seinem Bruder bin ich noch befreundet, wir sehen uns drei, vier Mal im Jahr und machen auch Mal zu dritt etwas.

Frage: Was macht die Faszination Futsal für Sie aus?

Heinze: Ich habe im Jugendbereich viele klassische Hallenturniere gespielt, aber da macht Futsal für mich eindeutig mehr Sinn. Man hat die Bande nicht, der Zufall wird minimiert, man muss eine saubere Lösung finden. Der sprungreduzierte Ball macht mehr Sinn, man gewöhnt sich sehr schnell daran. Über die Faszination kann ich lange reden: Es ist sehr intensiv, es geht hin und her, es ist sehr attraktiv, es gibt kein Ballgeschiebe, man kann auch nicht dauernd zum Torwart zurückspielen. Man muss offensiv wie defensiv alles können. Es kommt in Deutschland oft das Gegenargument, dass die Bande ja auch für Kreativität sorge - ein bisschen stimmt das, aber es hat mit dem Fußball draußen nichts zu tun. Ein Doppelpass mit der Bande ist nicht dasselbe wie mit einem Mitspieler.

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Frage: Wie würden Sie Ihre Position im Futsal beschreiben? Gibt es überhaupt richtige Positionen?

Heinze: Beim Futsal ist viel Taktik dabei, wir studieren Rotationen ein. Es gibt klare Positionen, die aber permanent wechseln. Defensiv spiele ich in der Raute den "Fixo", quasi den "letzten Mann". Komischerweise bin ich in der Halle sehr torgefährlich - draußen war ich es nicht.

Frage: Wie kommt es dazu - so viele Tore in der Halle?

Heinze: Die Wege sind kürzer. Man kommt als letzter Mann häufig aus der Tiefe in den freien Raum. Die Tore waren in der Regel so, dass ich durchgestartet bin oder einen tiefen Lauf gemacht habe. Irgendwie habe ich da wohl doch einen Riecher für, der auf dem Großfeld im Fußball nicht so zum Tragen kam.

Frage: Rauben die einstudierten Laufwege im Futsal nicht ein wenig die Kreativität?

Heinze: Nicht wenn sie automatisiert sind, am Anfang aber schon. Da ist der Kopf erst mal voll, es wird zu viel nachgedacht. Wenn es automatisiert ist, hilft es extrem, auch um dann eine andere Lösung zu finden.

Frage: Wie ist es um den Nachwuchs für Futsal in Deutschland bestellt?

Heinze: Wir haben in Deutschland noch keine Generation, die mit Futsal aufgewachsen ist. Da wird sich dann einiges bewegen. Ich hoffe sogar, dass es langfristig Sportler gibt, die mit Futsal aufwachsen und dann sogar nur Futsal spielen, wie es in Brasilien oder Spanien teilweise so ist. Da fangen sie wohl alle mit Futsal an und entscheiden sich dann irgendwann für Futsal oder Fußball.

Frage: Sehr kleine Länder sind im Futsal noch viel weiter als Deutschland. Woran liegt das?

Heinze: Die spielen teilweise seit 30, 40 Jahren Futsal, haben seit 20 Jahren eine Nationalmannschaft. Wir sind jetzt im dritten Jahr. Wir haben Aufholbedarf, wir sind ein bisschen ein Entwicklungsland.

Frage: Passt "schlafender Riese"?

Heinze: Ich habe das, glaube ich, sogar von unserem Coach mal gelesen. Ich denke, das passt schon. Wenn wir wollen, hätten wir in Deutschland die Mittel, Futsal noch mehr voranzutreiben. Prinzipiell sind wir ein fußballverrücktes Land, daher sehe ich das ähnlich.

Frage: Wird es eine Bundesliga geben?

Heinze: Ich weiß nicht, ob und wann sie kommt. Es gibt eine ernste Absicht dafür. Momentan geht es ein wenig darum, ob die Vereine das finanziell stemmen können.

Frage: Was würde sich der Kapitän für Futsal in Deutschland wünschen?

Heinze: Offenheit für Futsal. Ich kenne sehr wenige Leute, die zum Futsal gekommen sind und dann enttäuscht waren. Wir haben meist sehr positive Resonanz. Ich würde mir eine Bundesliga mit den entsprechenden Strukturen wünschen und mehr Aufmerksamkeit in den Medien. Futsal ist ein attraktiver Zuschauersport. Wenn Handball ein Zuschauersport ist - und zwar zurecht -, dann ist Futsal das auch.

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