Kai Havertz: "Ganz unbekümmert an die Sache herangehen"

Die Freude ist ihm anzumerken. Noch vor Trainingsbeginn jongliert Kai Havertz den Ball mit Julian Brandt, scherzt mit Timo Werner und erhält einen Pass von Thomas Müller. Zum ersten Mal hat Bundestrainer Joachim Löw den 19-Jährigen für die Nationalmannschaft nominiert. Havertz, der bereits 56 Bundesliga-Partien für Bayer Leverkusen absolvierte, könnte der erste Akteur aus dem Jahrgang 1999 werden, der für die Nationalmannschaft zum Einsatz kommt: Heute (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) spielt das DFB-Team in Sinsheim gegen Peru.

Offensivakteur Havertz ist nach 30 U-Länderspielen, die er allesamt unter DFB-Trainer Meikel Schönweitz absolvierte, ein weiteres Beispiel für die Durchlässigkeit im DFB-Nachwuchs. Im Interview spricht er mit Redakteur Ronny Zimmermann über seine ersten Tage bei der Nationalmannschaft, sein Telefonat mit dem Bundestrainer und er verrät, warum man im Training lieber nicht den Ball verlieren sollte.

DFB.de: Herr Havertz, können Sie sich noch an Ihr erstes Deutschland-Trikot erinnern, das Sie als Kind getragen haben?

Havertz: Leider nicht mehr ganz genau, denn ich habe als Kind oft Vereinstrikots getragen. Als die Weltmeisterschaft 2006 hier bei uns stattfand, änderte sich das: Zur WM-Zeit hatte ich ein eigenes Deutschland-Trikot, wie alle in meiner Familie. Unsere Shirts waren unbeflockt, die Heim-WM habe ich als 7-Jähriger damals mit großem Interesse verfolgt.

DFB.de: Nun haben Sie Ihr eigenes DFB-Trikot, mit der Rückennummer 20. Wie haben Sie sich bei der Nationalmannschaft eingelebt?

Havertz: Ich habe mich gut eingelebt, die Jungs haben mich super aufgenommen und es mir leicht gemacht. Generell fühle ich mich sehr wohl beim DFB. Ein paar Abläufe waren mir durch die U-Nationalmannschaften bekannt, aber natürlich ist es hier nochmal eine andere Dimension. Sicherlich hilft es auch, dass viele jüngere Spieler dabei sind und wir uns teilweise schon vorher kannten.

DFB.de: Wie etwa Julian Brandt und Jonathan Tah.

Havertz: Genau. Mit beiden spiele ich bei Bayer Leverkusen zusammen. Es ist auf jeden Fall ein Vorteil, dass wir uns extrem gut verstehen und ich sie nach meiner Nominierung ein bisschen zur A-Mannschaft befragen konnte. Vor Ort habe ich schnell gemerkt, wie hilfsbereit alle Teamkollegen, die Trainer und Betreuer sind. Als junger Spieler kann ich enorm viel davon lernen, mit Weltmeistern auf dem Platz zu trainieren. Ich beobachte, wie sie manche Situationen lösen, wie sie sich verhalten und kann den einen oder anderen Tipp für meine Entwicklung mitnehmen.

DFB.de: Was hat Ihnen Bundestrainer Joachim Löw gesagt, als er Sie berufen hat?

Havertz: Er hat mich angerufen und mir gesagt, dass ich nominiert bin für die aktuelle Länderspiel-Phase. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Der Bundestrainer hat außerdem gemeint, dass ich ganz unbekümmert an die Sache herangehen soll und ich mir die Chance, bei der A-Nationalmannschaft dabei sein zu dürfen, verdient habe. Er hat schon mehrere Bundesliga-Spiele von mir gesehen und ich soll nun einfach mal die Abläufe und das Niveau beim DFB-Team kennenlernen.

DFB.de: Vor zweieinhalb Jahren spielten Sie noch die U 17-EURO in Aserbaidschan und kamen mit Deutschland bis ins Halbfinale. Nun könnten Sie der erste Spieler aus dem Jahrgang 1999 werden, der in der Nationalmannschaft debütiert.

Havertz: Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn es so kommt. Aber einen großen Kopf mache ich mir deswegen nicht. Auf dem Platz möchte ich einfach Spaß haben, gewinnen, mich mit guten Aktionen für die Mannschaft einbringen. Die vergangenen zweieinhalb Jahre sind – im positiven Sinne – tatsächlich schnell vergangen. Ich versuche, das alles ein bisschen zu reflektieren, die Dinge richtig einzuordnen und verstehe das als großen Ansporn. Letztlich bin ich einfach mit Begeisterung und klarem Fokus dabei und möchte meine Sache so gut wie möglich machen. Mir macht es sehr viel Freude momentan.

DFB.de: Wie erleben Sie die Qualität im Training bei der Nationalmannschaft?

Havertz: Das Niveau ist richtig hoch. Das merkt man an ganz vielen kleinen Dingen. Passschärfe, Richtungswechsel, Körpertäuschungen, Dynamik, Übersicht. Wenn Du hier den Ball verlierst, läufst Du ihm erst einmal eine Weile wieder hinterher. So viele Spieler in der Nationalmannschaft haben schon große Titel gewonnen und besitzen eine riesige Erfahrung – das ist überragend. Und motiviert einen natürlich zusätzlich. Ich versuche, mein Können einzubringen und viel mitzunehmen.

DFB.de: Welche Stärken prägen Ihre eigene Spielweise?

Havertz: Grundsätzlich glaube ich, dass das meine Trainer oder andere Menschen am besten beurteilen können. Ich habe den Eindruck, dass ich eine gute Spielübersicht und auch eine sehr ordentliche Technik besitze. Aus dem Mittelfeld heraus möchte ich das Spiel mitgestalten und kann auch eine gewisse Torgefahr entwickeln.

DFB.de: Vor einiger Zeit sind Sie von Ihren Gasteltern in Leverkusen in eine eigene Wohnung gezogen. Inwiefern hat dieser Schritt in die Selbstständigkeit Ihrer Persönlichkeitsentwicklung geholfen?

Havertz: Ich wohne mittlerweile knapp zwei Jahre alleine. Es hat mir geholfen, erwachsen zu werden und für mich selbst mehr Verantwortung zu übernehmen. Die Zeit bei meinen Gasteltern war eine passende Alternative zum Internat, aber irgendwann ist es einfach so, dass man den Schritt zu noch mehr Eigenständigkeit gehen sollte. Und wenn ich mal Fragen habe, dann helfen mir Familie, Freunde oder mein Verein immer weiter.

DFB.de: Ein weiteres Highlight erlebten Sie beim Abschlusstraining in Sinsheim, wo Ihnen Nationalmannschafts-Kapitän Manuel Neuer die Fritz-Walter-Medaille überreichte. Sie wurden als bestes Talent 2017/2018 in der Kategorie "U 19" ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen das?

Havertz: Die Fritz-Walter-Medaille ist eine besondere Ehre. Ich freue mich sehr darüber. Allerdings sehe ich die Medaille keineswegs als reine Einzelauszeichnung: Meine Familie, meine Trainer, meine Teamkollegen und auch mein erster Verein in Aachen haben einen großen Anteil an meiner Entwicklung. Ohne ihre Unterstützung wäre all dies nicht möglich. Und ich wünsche mir, dass ich mit ihrer Unterstützung weiterhin meinen Weg fortsetzen kann.

[rz]

Die Freude ist ihm anzumerken. Noch vor Trainingsbeginn jongliert Kai Havertz den Ball mit Julian Brandt, scherzt mit Timo Werner und erhält einen Pass von Thomas Müller. Zum ersten Mal hat Bundestrainer Joachim Löw den 19-Jährigen für die Nationalmannschaft nominiert. Havertz, der bereits 56 Bundesliga-Partien für Bayer Leverkusen absolvierte, könnte der erste Akteur aus dem Jahrgang 1999 werden, der für die Nationalmannschaft zum Einsatz kommt: Heute (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) spielt das DFB-Team in Sinsheim gegen Peru.

Offensivakteur Havertz ist nach 30 U-Länderspielen, die er allesamt unter DFB-Trainer Meikel Schönweitz absolvierte, ein weiteres Beispiel für die Durchlässigkeit im DFB-Nachwuchs. Im Interview spricht er mit Redakteur Ronny Zimmermann über seine ersten Tage bei der Nationalmannschaft, sein Telefonat mit dem Bundestrainer und er verrät, warum man im Training lieber nicht den Ball verlieren sollte.

DFB.de: Herr Havertz, können Sie sich noch an Ihr erstes Deutschland-Trikot erinnern, das Sie als Kind getragen haben?

Havertz: Leider nicht mehr ganz genau, denn ich habe als Kind oft Vereinstrikots getragen. Als die Weltmeisterschaft 2006 hier bei uns stattfand, änderte sich das: Zur WM-Zeit hatte ich ein eigenes Deutschland-Trikot, wie alle in meiner Familie. Unsere Shirts waren unbeflockt, die Heim-WM habe ich als 7-Jähriger damals mit großem Interesse verfolgt.

DFB.de: Nun haben Sie Ihr eigenes DFB-Trikot, mit der Rückennummer 20. Wie haben Sie sich bei der Nationalmannschaft eingelebt?

Havertz: Ich habe mich gut eingelebt, die Jungs haben mich super aufgenommen und es mir leicht gemacht. Generell fühle ich mich sehr wohl beim DFB. Ein paar Abläufe waren mir durch die U-Nationalmannschaften bekannt, aber natürlich ist es hier nochmal eine andere Dimension. Sicherlich hilft es auch, dass viele jüngere Spieler dabei sind und wir uns teilweise schon vorher kannten.

DFB.de: Wie etwa Julian Brandt und Jonathan Tah.

Havertz: Genau. Mit beiden spiele ich bei Bayer Leverkusen zusammen. Es ist auf jeden Fall ein Vorteil, dass wir uns extrem gut verstehen und ich sie nach meiner Nominierung ein bisschen zur A-Mannschaft befragen konnte. Vor Ort habe ich schnell gemerkt, wie hilfsbereit alle Teamkollegen, die Trainer und Betreuer sind. Als junger Spieler kann ich enorm viel davon lernen, mit Weltmeistern auf dem Platz zu trainieren. Ich beobachte, wie sie manche Situationen lösen, wie sie sich verhalten und kann den einen oder anderen Tipp für meine Entwicklung mitnehmen.

DFB.de: Was hat Ihnen Bundestrainer Joachim Löw gesagt, als er Sie berufen hat?

Havertz: Er hat mich angerufen und mir gesagt, dass ich nominiert bin für die aktuelle Länderspiel-Phase. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Der Bundestrainer hat außerdem gemeint, dass ich ganz unbekümmert an die Sache herangehen soll und ich mir die Chance, bei der A-Nationalmannschaft dabei sein zu dürfen, verdient habe. Er hat schon mehrere Bundesliga-Spiele von mir gesehen und ich soll nun einfach mal die Abläufe und das Niveau beim DFB-Team kennenlernen.

DFB.de: Vor zweieinhalb Jahren spielten Sie noch die U 17-EURO in Aserbaidschan und kamen mit Deutschland bis ins Halbfinale. Nun könnten Sie der erste Spieler aus dem Jahrgang 1999 werden, der in der Nationalmannschaft debütiert.

Havertz: Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn es so kommt. Aber einen großen Kopf mache ich mir deswegen nicht. Auf dem Platz möchte ich einfach Spaß haben, gewinnen, mich mit guten Aktionen für die Mannschaft einbringen. Die vergangenen zweieinhalb Jahre sind – im positiven Sinne – tatsächlich schnell vergangen. Ich versuche, das alles ein bisschen zu reflektieren, die Dinge richtig einzuordnen und verstehe das als großen Ansporn. Letztlich bin ich einfach mit Begeisterung und klarem Fokus dabei und möchte meine Sache so gut wie möglich machen. Mir macht es sehr viel Freude momentan.

DFB.de: Wie erleben Sie die Qualität im Training bei der Nationalmannschaft?

Havertz: Das Niveau ist richtig hoch. Das merkt man an ganz vielen kleinen Dingen. Passschärfe, Richtungswechsel, Körpertäuschungen, Dynamik, Übersicht. Wenn Du hier den Ball verlierst, läufst Du ihm erst einmal eine Weile wieder hinterher. So viele Spieler in der Nationalmannschaft haben schon große Titel gewonnen und besitzen eine riesige Erfahrung – das ist überragend. Und motiviert einen natürlich zusätzlich. Ich versuche, mein Können einzubringen und viel mitzunehmen.

DFB.de: Welche Stärken prägen Ihre eigene Spielweise?

Havertz: Grundsätzlich glaube ich, dass das meine Trainer oder andere Menschen am besten beurteilen können. Ich habe den Eindruck, dass ich eine gute Spielübersicht und auch eine sehr ordentliche Technik besitze. Aus dem Mittelfeld heraus möchte ich das Spiel mitgestalten und kann auch eine gewisse Torgefahr entwickeln.

DFB.de: Vor einiger Zeit sind Sie von Ihren Gasteltern in Leverkusen in eine eigene Wohnung gezogen. Inwiefern hat dieser Schritt in die Selbstständigkeit Ihrer Persönlichkeitsentwicklung geholfen?

Havertz: Ich wohne mittlerweile knapp zwei Jahre alleine. Es hat mir geholfen, erwachsen zu werden und für mich selbst mehr Verantwortung zu übernehmen. Die Zeit bei meinen Gasteltern war eine passende Alternative zum Internat, aber irgendwann ist es einfach so, dass man den Schritt zu noch mehr Eigenständigkeit gehen sollte. Und wenn ich mal Fragen habe, dann helfen mir Familie, Freunde oder mein Verein immer weiter.

DFB.de: Ein weiteres Highlight erlebten Sie beim Abschlusstraining in Sinsheim, wo Ihnen Nationalmannschafts-Kapitän Manuel Neuer die Fritz-Walter-Medaille überreichte. Sie wurden als bestes Talent 2017/2018 in der Kategorie "U 19" ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen das?

Havertz: Die Fritz-Walter-Medaille ist eine besondere Ehre. Ich freue mich sehr darüber. Allerdings sehe ich die Medaille keineswegs als reine Einzelauszeichnung: Meine Familie, meine Trainer, meine Teamkollegen und auch mein erster Verein in Aachen haben einen großen Anteil an meiner Entwicklung. Ohne ihre Unterstützung wäre all dies nicht möglich. Und ich wünsche mir, dass ich mit ihrer Unterstützung weiterhin meinen Weg fortsetzen kann.

###more###