Kai Havertz: Der Werkstudent

Kai Havertz ist erst 19, aber so offensichtlich begabt, dass er zu den Hoffnungsträgern beim Neuanfang der Nationalmannschaft gehört. Erst vor etwas mehr als drei Monaten bekam er die Fritz-Walter-Medaille. Jetzt will Bundestrainer Joachim Löw den Leverkusener aufbauen, Schritt für Schritt.

Es passierte bei einem seiner ersten DFB-Lehrgänge. Kai Havertz war 15 und erhielt eine Nominierung zur U 16-Auswahl. Er reiste nach Malente und kam mit den talentiertesten Jugendspielern des Landes zusammen. Eine große Chance, doch nach den ersten Trainingseinheiten musste Meikel Schönweitz, der Havertz von der U 16 bis zur U 19 beim DFB trainieren sollte, ein Gespräch mit dem Jungen von Bayer Leverkusen führen. "Ich habe ihm erklärt, dass seine Offensivaktionen wirklich Hand und Fuß hatten, für sein Alter teilweise genial waren, aber zum Fußball auch hin und wieder ein Defensivzweikampf gehört, erinnert sich Schönweitz. "Im anschließenden Training hatten wir kurz überlegt, die Einheit abzubrechen, weil Kai derart entschlossen in die Zweikämpfe ging, dass es hin und wieder ruppig wurde. Da war uns klar, dass in dem Jungen mehr steckt als nur ein talentierter Offensivspieler."

Das Talent ist gereift

Dem Lehrgang folgten mehr als 30 Länderspiele für die U-Nationalmannschaften. Havertz erreichte mit der U 17 den dritten Platz bei der EM 2016 in Aserbaidschan. Er erhielt die Fritz-Walter-Medaille in Silber (2016) und Gold (2018). Dazwischen, mit 17, debütierte er für die "Werkself" in der Bundesliga und schoss sein erstes Tor im Oberhaus. Mehr als 60 Erstligapartien absolvierte er bislang für Leverkusen. Das Talent ist 2018 erwachsen geworden und gereift. Der 19-Jährige hat – menschlich wie sportlich – gute Voraussetzungen, seine Entwicklung fortzusetzen.

"Auf dem Platz möchte ich einfach Spaß haben, gewinnen, mich mit guten Aktionen für die Mannschaft einbringen", sagt Havertz. "Die vergangenen zweieinhalb Jahre sind – im positiven Sinne – tatsächlich schnell vergangen. Ich versuche, das alles ein bisschen zu reflektieren, die Dinge richtig einzuordnen und verstehe das als großen Ansporn." Immer wieder fällt sein klarer Fokus auf. Er spricht ruhig und wählt seine Worte bewusst. Havertz hat Abitur, wohnt seit etwa zwei Jahren alleine, nachdem der gebürtige Aachener lange Zeit bei Gasteltern in Leverkusen lebte. "Es hat mir geholfen, erwachsen zu werden und für mich selbst mehr Verantwortung zu übernehmen", sagt er. "Und wenn ich mal Fragen habe, dann helfen mir Familie, Freunde oder mein Verein immer weiter."

Tipps von Kollegen

Ein paar Tipps gab es auch, als im September ein weiterer Abschnitt begann. Bundestrainer Löw nominierte ihn für die ersten Länderspiele nach dem WM-Aus. Im Spiel am 9. September gegen Peru (2:1) feierte der Offensivakteur in der 88. Minute sein Debüt für die Nationalmannschaft. Als Erster aus dem Jahrgang 1999. Er fühlte sich sofort wohl im Team, scherzte mit seinen Vereinskollegen Julian Brandt und Jonathan Tah, spielte sich im Training Diagonalbälle mit Thomas Müller zu oder trickste mit Timo Werner.

"Das Niveau ist richtig hoch. Das merkt man an ganz vielen kleinen Dingen. Passschärfe, Richtungswechsel, Körpertäuschungen, Dynamik, Übersicht – wenn du hier den Ball verlierst, läufst du ihm erst einmal eine Weile wieder hinterher", sagt er. "So viele Spieler in der Nationalmannschaft haben schon große Titel gewonnen und besitzen eine riesige Erfahrung – das ist überragend. Und motiviert einen natürlich zusätzlich. Ich versuche, mein Können einzubringen und viel mitzunehmen."

Wie etwa bei seinem zweiten Länderspiel-Einsatz. Am 15. November durfte Havertz in der Startelf ran. Gegen Russland gewann die deutsche Mannschaft 3:0, Havertz bereitete den dritten Treffer durch Serge Gnabry vor. Das Zusammenspiel passte. Seine Übersicht und Ruhe am Ball, seine Bewegungen und Kreativität – all das zeichnet ihn aus. "Aus dem Mittelfeld heraus möchte ich das Spiel mitgestalten und kann auch eine gewisse Torgefahr entwickeln, beschreibt er seine Rolle auf dem Platz. Löw baut ihn behutsam auf und lenkt an den richtigen Stellen die Erwartungshaltung. "Kai ist vor etwas mehr als einem Jahr noch zur Schule gegangen", sagt der Bundestrainer. "Wir wissen alle um seine großen Fähigkeiten, es macht Spaß, seinem Spiel zuzuschauen. Wir werden ihn Schritt für Schritt weiter aufbauen."

[rz]

Kai Havertz ist erst 19, aber so offensichtlich begabt, dass er zu den Hoffnungsträgern beim Neuanfang der Nationalmannschaft gehört. Erst vor etwas mehr als drei Monaten bekam er die Fritz-Walter-Medaille. Jetzt will Bundestrainer Joachim Löw den Leverkusener aufbauen, Schritt für Schritt.

Es passierte bei einem seiner ersten DFB-Lehrgänge. Kai Havertz war 15 und erhielt eine Nominierung zur U 16-Auswahl. Er reiste nach Malente und kam mit den talentiertesten Jugendspielern des Landes zusammen. Eine große Chance, doch nach den ersten Trainingseinheiten musste Meikel Schönweitz, der Havertz von der U 16 bis zur U 19 beim DFB trainieren sollte, ein Gespräch mit dem Jungen von Bayer Leverkusen führen. "Ich habe ihm erklärt, dass seine Offensivaktionen wirklich Hand und Fuß hatten, für sein Alter teilweise genial waren, aber zum Fußball auch hin und wieder ein Defensivzweikampf gehört, erinnert sich Schönweitz. "Im anschließenden Training hatten wir kurz überlegt, die Einheit abzubrechen, weil Kai derart entschlossen in die Zweikämpfe ging, dass es hin und wieder ruppig wurde. Da war uns klar, dass in dem Jungen mehr steckt als nur ein talentierter Offensivspieler."

Das Talent ist gereift

Dem Lehrgang folgten mehr als 30 Länderspiele für die U-Nationalmannschaften. Havertz erreichte mit der U 17 den dritten Platz bei der EM 2016 in Aserbaidschan. Er erhielt die Fritz-Walter-Medaille in Silber (2016) und Gold (2018). Dazwischen, mit 17, debütierte er für die "Werkself" in der Bundesliga und schoss sein erstes Tor im Oberhaus. Mehr als 60 Erstligapartien absolvierte er bislang für Leverkusen. Das Talent ist 2018 erwachsen geworden und gereift. Der 19-Jährige hat – menschlich wie sportlich – gute Voraussetzungen, seine Entwicklung fortzusetzen.

"Auf dem Platz möchte ich einfach Spaß haben, gewinnen, mich mit guten Aktionen für die Mannschaft einbringen", sagt Havertz. "Die vergangenen zweieinhalb Jahre sind – im positiven Sinne – tatsächlich schnell vergangen. Ich versuche, das alles ein bisschen zu reflektieren, die Dinge richtig einzuordnen und verstehe das als großen Ansporn." Immer wieder fällt sein klarer Fokus auf. Er spricht ruhig und wählt seine Worte bewusst. Havertz hat Abitur, wohnt seit etwa zwei Jahren alleine, nachdem der gebürtige Aachener lange Zeit bei Gasteltern in Leverkusen lebte. "Es hat mir geholfen, erwachsen zu werden und für mich selbst mehr Verantwortung zu übernehmen", sagt er. "Und wenn ich mal Fragen habe, dann helfen mir Familie, Freunde oder mein Verein immer weiter."

Tipps von Kollegen

Ein paar Tipps gab es auch, als im September ein weiterer Abschnitt begann. Bundestrainer Löw nominierte ihn für die ersten Länderspiele nach dem WM-Aus. Im Spiel am 9. September gegen Peru (2:1) feierte der Offensivakteur in der 88. Minute sein Debüt für die Nationalmannschaft. Als Erster aus dem Jahrgang 1999. Er fühlte sich sofort wohl im Team, scherzte mit seinen Vereinskollegen Julian Brandt und Jonathan Tah, spielte sich im Training Diagonalbälle mit Thomas Müller zu oder trickste mit Timo Werner.

"Das Niveau ist richtig hoch. Das merkt man an ganz vielen kleinen Dingen. Passschärfe, Richtungswechsel, Körpertäuschungen, Dynamik, Übersicht – wenn du hier den Ball verlierst, läufst du ihm erst einmal eine Weile wieder hinterher", sagt er. "So viele Spieler in der Nationalmannschaft haben schon große Titel gewonnen und besitzen eine riesige Erfahrung – das ist überragend. Und motiviert einen natürlich zusätzlich. Ich versuche, mein Können einzubringen und viel mitzunehmen."

Wie etwa bei seinem zweiten Länderspiel-Einsatz. Am 15. November durfte Havertz in der Startelf ran. Gegen Russland gewann die deutsche Mannschaft 3:0, Havertz bereitete den dritten Treffer durch Serge Gnabry vor. Das Zusammenspiel passte. Seine Übersicht und Ruhe am Ball, seine Bewegungen und Kreativität – all das zeichnet ihn aus. "Aus dem Mittelfeld heraus möchte ich das Spiel mitgestalten und kann auch eine gewisse Torgefahr entwickeln, beschreibt er seine Rolle auf dem Platz. Löw baut ihn behutsam auf und lenkt an den richtigen Stellen die Erwartungshaltung. "Kai ist vor etwas mehr als einem Jahr noch zur Schule gegangen", sagt der Bundestrainer. "Wir wissen alle um seine großen Fähigkeiten, es macht Spaß, seinem Spiel zuzuschauen. Wir werden ihn Schritt für Schritt weiter aufbauen."

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