Kahn: "Klinsmann hat in sehr kurzer Zeit extrem viel bewegt"

Nationaltorwart Oliver Kahn bereitet sich derzeit im Trainingslager in Dubai mit seinem Verein FC Bayern München auf den Rückrunden-Start in der Fußball-Bundesliga vor. Kurz nach der ersten Bundesliga-Partie (21. Januar gegen den Hamburger SV) steht für Kahn dann auch schon der erste Termin mit der Nationalmannschaft auf dem Programm. Am 25. Januar (19.45 Uhr, live im ZDF) trifft die DFB-Auswahl in der Arena AufSchalke im Benefizspiel gegen einen internationale Bundesliga-Auswahl an. Im Interview äußert sich der 76-malige Nationalspieler zu den täglichen Qualen des Trainings, der Torhüterdiskussion und dem neuen Bundestrainer Jürgen Klinsmann.

Frage: Was motiviert Sie denn, sich jeden Tag aufs Neue im Training zu quälen? Titel zu gewinnen?

Oliver Kahn: Antrieb von außen wie etwa Titel brauche ich nicht. Ich will den Kampf gegen mich selbst gewinnen, jeden Tag meinen inneren Schweinehund überwinden und an meine Grenzen gehen. Die Schinderei im Training, immer wieder auch im Urlaub diszipliniert zu sein und den Kopf zu mobilisieren, um auf höchstem Niveau spielen zu können, ist zwar manchmal schwierig. Aber wenn ich das einmal nicht mehr habe, ist es mir vielleicht langweilig.

Frage: Die Torhüter-Diskussion in der Nationalmannschaft nahmen Sie ohne öffentliche Reaktion hin. Warum?

Kahn: Wenn man so viel erlebt hat wie ich, wird man einfach gelassener. Man sollte es als Leistungssportler tunlichst vermeiden, auf andere zu schauen oder Konkurrenten verbal zu attackieren. Das bringt einen nicht weiter. Ich kämpfe auch nicht gegen andere Spieler - wenn ich kämpfe, dann nur gegen mich selbst.

Frage: Sebastian Deisler stand zuletzt wieder als Alternative beim FC Bayern München zur Verfügung. Nun will er schnellstmöglich zurück in die Nationalmannschaft. Ist das richtig?

Kahn: Im Grunde schon. Es ist wichtig, immer zu spielen, um zu alter Stärke zurückzufinden. Aber die Nationalmannschaft kommt für ihn noch zu früh. Er muss erstmal bei Bayern Leistung bringen und sich Selbstvertrauen holen. Dann kann er an andere Dinge denken.

Frage: Bei der Asienreise fehlte Deisler noch - im Gegensatz zu Ihnen. Für wie sinnvoll halten Sie denn den Trip im Rückblick?

Kahn: Die Asienreise war enorm anstrengend, auch psychisch, aber dennoch sinnvoll. Es ist sehr wichtig, auch mal an die mentalen Grenzen zu gehen, gerade für die vielen jungen Spieler, die dabei waren.

Frage: Ist es richtig, dass Bundestrainer Jürgen Klinsmann so viele junge Leute testet?

Kahn: Ja, es ist wichtig, dass er sie bringt, damit sie sich weiter entwickeln und lernen, unter Druck zu spielen. Es ist mit Blick auf die WM 2006 beruhigend, Spieler wie Robert Huth und Per Mertesacker in der Hinterhand zu haben. Letztlich geht es aber darum, eine optimale Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern zu finden. Da sind wir auf einem guten Weg. Wir haben die Qualität, um den WM-Pokal zu holen.

Frage: Wie beurteilen Sie denn die Arbeit von Klinsmann im Allgemeinen?

Kahn: Jürgen Klinsmann hat in einer sehr kurzen Zeit extrem viel bewegt und die Spieler davon überzeugt, dass sie in eineinhalb Jahren Weltmeister werden können. Dabei ist aber nicht alles eitel Sonnenschein. Er sagt jedem Einzelnen auch klipp und klar, wo er sich noch verbessern muss.

[sid]


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Nationaltorwart Oliver Kahn bereitet sich derzeit im Trainingslager in Dubai mit seinem Verein FC Bayern München auf den Rückrunden-Start in der Fußball-Bundesliga vor. Kurz nach der ersten Bundesliga-Partie (21. Januar gegen den Hamburger SV) steht für Kahn dann auch schon der erste Termin mit der Nationalmannschaft auf dem Programm. Am 25. Januar (19.45 Uhr, live im ZDF) trifft die DFB-Auswahl in der Arena AufSchalke im Benefizspiel gegen einen internationale Bundesliga-Auswahl an. Im Interview äußert sich der 76-malige Nationalspieler zu den täglichen Qualen des Trainings, der Torhüterdiskussion und dem neuen Bundestrainer Jürgen Klinsmann.



Frage: Was motiviert Sie denn, sich jeden Tag aufs Neue im Training zu quälen? Titel zu gewinnen?



Oliver Kahn: Antrieb von außen wie etwa Titel brauche ich nicht. Ich will den Kampf gegen mich selbst gewinnen, jeden Tag meinen inneren Schweinehund überwinden und an meine Grenzen gehen. Die Schinderei im Training, immer wieder auch im Urlaub diszipliniert zu sein und den Kopf zu mobilisieren, um auf höchstem Niveau spielen zu können, ist zwar manchmal schwierig. Aber wenn ich das einmal nicht mehr habe, ist es mir vielleicht langweilig.



Frage: Die Torhüter-Diskussion in der Nationalmannschaft
nahmen Sie ohne öffentliche Reaktion hin. Warum?



Kahn: Wenn man so viel erlebt hat wie ich, wird man einfach gelassener. Man sollte es als Leistungssportler tunlichst vermeiden, auf andere zu schauen oder Konkurrenten verbal zu attackieren. Das bringt einen nicht weiter. Ich kämpfe auch nicht gegen andere Spieler - wenn ich kämpfe, dann nur gegen mich selbst.



Frage: Sebastian Deisler stand zuletzt wieder als Alternative beim FC Bayern München zur Verfügung. Nun will er
schnellstmöglich zurück in die Nationalmannschaft. Ist das richtig?



Kahn: Im Grunde schon. Es ist wichtig, immer zu spielen, um zu alter Stärke zurückzufinden. Aber die Nationalmannschaft kommt für ihn noch zu früh. Er muss erstmal bei Bayern Leistung bringen und sich Selbstvertrauen holen. Dann kann er an andere Dinge denken.



Frage: Bei der Asienreise fehlte Deisler noch - im Gegensatz zu Ihnen. Für wie sinnvoll halten Sie denn den Trip im Rückblick?



Kahn: Die Asienreise war enorm anstrengend, auch psychisch, aber dennoch sinnvoll. Es ist sehr wichtig, auch mal an die mentalen Grenzen zu gehen, gerade für die vielen jungen Spieler, die dabei waren.



Frage: Ist es richtig, dass Bundestrainer Jürgen Klinsmann so viele junge Leute testet?



Kahn: Ja, es ist wichtig, dass er sie bringt, damit sie sich weiter entwickeln und lernen, unter Druck zu spielen. Es ist mit Blick auf die WM 2006 beruhigend, Spieler wie Robert Huth und Per Mertesacker in der Hinterhand zu haben. Letztlich geht es aber darum, eine optimale Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern zu finden. Da sind wir auf einem guten Weg. Wir haben die Qualität, um den WM-Pokal zu holen.



Frage: Wie beurteilen Sie denn die Arbeit von Klinsmann im Allgemeinen?



Kahn: Jürgen Klinsmann hat in einer sehr kurzen Zeit extrem viel bewegt und die Spieler davon überzeugt, dass sie in eineinhalb Jahren Weltmeister werden können. Dabei ist aber nicht alles eitel Sonnenschein. Er sagt jedem Einzelnen auch klipp und klar, wo er sich noch verbessern muss.