Juri Schlünz: "Elf gegen Elf, ein Spiel – alles ist drin"

Juri Schlünz ist die treibende Kraft hinter der Talentförderung an der Ostsee. Hansas Rekordspieler (406 Pflichtspiele) leitet die Nachwuchsakademie des Klubs mit großem Erfolg. Die A-Junioren stehen wieder im Endspiel, zum zweiten Mal seit 2010. Am Sonntag (ab 13.15 Uhr, live auf Sport1) treffen Rostocks Junioren auf den VfL Wolfsburg.

Seit 1968 hält der heute 51-Jährige Hansa die Treue. Legendär die Saison 2003/2004, als er den Klub auf dem letzten Platz übernahm und mit dem neunten Platz souverän den Bundesliga-Klassenverbleib schaffte. Im DFB.de-Interview mit Thomas Hackbarth spricht Juri Schlünz über das "Finale to Hus" und die Rostocker Schere.

DFB.de: Herr Schlünz, wie viele Karten sind verkauft für Sonntag?

Juri Schlünz: Bis jetzt - gar keine. Heute ab 10 Uhr geht's los mit dem Vorverkauf.

DFB.de: Mit welcher Kulisse rechnen Sie?

Schlünz: Schwer zu sagen, wir hoffen auf 10.000 Fans. Beim Halbfinale gegen den FC Bayern München hatten wir freitags 270 Karten verkauft. Dann kamen 8000 Leute.

DFB.de: Das Endspiel um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft zwischen Hansa Rostock und dem VfL Wolfsburg steht unter dem Motto "Finale to Hus". Ein Heimspiel also, vor großer Kulisse. Für den VfL Wolfsburg sprechen die Saisonergebnisse. Worauf wird es ankommen?

Schlünz: Für unsere Jungs ist es ein absolutes Highlight. Vor drei Jahren beim A-Junioren-Finale mussten wir in Leverkusen antreten. Diesmal werden 99 Prozent der Zuschauer für uns sein. In der Saison haben wir zweimal hoch verloren, 4:1 und 5:1, aber das spielt am Sonntag keine große Rolle. Das sind junge Bengels, schon ein Tor kann die Ruhe und Ordnung richtig durchwirbeln. Und wenn lange die Null steht, bin ich gespannt, wie Wolfsburg reagiert. Favorit sind die Wolfsburger. Aber hier trifft nicht der Bundesliga-Klub auf einen Drittligisten, hier trifft die gut ausgebildete A-Jugend von Hansa Rostock auf die A-Jugend des VfL Wolfsburg. Elf gegen Elf, ein Spiel – alles ist drin.



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Juri Schlünz ist die treibende Kraft hinter der Talentförderung an der Ostsee. Hansas Rekordspieler (406 Pflichtspiele) leitet die Nachwuchsakademie des Klubs mit großem Erfolg. Die A-Junioren stehen wieder im Endspiel, zum zweiten Mal seit 2010. Am Sonntag (ab 13.15 Uhr, live auf Sport1) treffen Rostocks Junioren auf den VfL Wolfsburg.

Seit 1968 hält der heute 51-Jährige Hansa die Treue. Legendär die Saison 2003/2004, als er den Klub auf dem letzten Platz übernahm und mit dem neunten Platz souverän den Bundesliga-Klassenverbleib schaffte. Im DFB.de-Interview mit Thomas Hackbarth spricht Juri Schlünz über das "Finale to Hus" und die Rostocker Schere.

DFB.de: Herr Schlünz, wie viele Karten sind verkauft für Sonntag?

Juri Schlünz: Bis jetzt - gar keine. Heute ab 10 Uhr geht's los mit dem Vorverkauf.

DFB.de: Mit welcher Kulisse rechnen Sie?

Schlünz: Schwer zu sagen, wir hoffen auf 10.000 Fans. Beim Halbfinale gegen den FC Bayern München hatten wir freitags 270 Karten verkauft. Dann kamen 8000 Leute.

DFB.de: Das Endspiel um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft zwischen Hansa Rostock und dem VfL Wolfsburg steht unter dem Motto "Finale to Hus". Ein Heimspiel also, vor großer Kulisse. Für den VfL Wolfsburg sprechen die Saisonergebnisse. Worauf wird es ankommen?

Schlünz: Für unsere Jungs ist es ein absolutes Highlight. Vor drei Jahren beim A-Junioren-Finale mussten wir in Leverkusen antreten. Diesmal werden 99 Prozent der Zuschauer für uns sein. In der Saison haben wir zweimal hoch verloren, 4:1 und 5:1, aber das spielt am Sonntag keine große Rolle. Das sind junge Bengels, schon ein Tor kann die Ruhe und Ordnung richtig durchwirbeln. Und wenn lange die Null steht, bin ich gespannt, wie Wolfsburg reagiert. Favorit sind die Wolfsburger. Aber hier trifft nicht der Bundesliga-Klub auf einen Drittligisten, hier trifft die gut ausgebildete A-Jugend von Hansa Rostock auf die A-Jugend des VfL Wolfsburg. Elf gegen Elf, ein Spiel – alles ist drin.

DFB.de: Was bedeutet der Endspiel-Einzug der A-Junioren denn für den Verein? Die Rückrunde in der 3. Liga lief eher enttäuschend, am Ende stand man auf Platz zwölf. Zudem gab es Schlagzeilen über Finanzprobleme. Ist der Sonntag eine Art Pflaster nach einem bewegten Jahr?

Schlünz: Viel, viel mehr – wir richten ein A-Junioren-Finale bei eigener Beteiligung aus. So etwas gab es noch nie in der Geschichte von Hansa. Natürlich ist das noch mal ein enormer Image-Gewinn für den gesamten Verein. Schon die Halbfinals wurden live im Fernsehen übertragen. Für unsere Nachwuchsarbeit war es ein Riesending, den FC Bayern München auszuschalten. Wir hatten doch vor der Saison ganz andere Ziele…

DFB.de: Trainer Roland Kroos plante so etwa mit dem fünften Platz in der Nordstaffel.

Schlünz: Genau. Unsere Mannschaft hat sich im Laufe der Saison enorm entwickelt. Die Finalteilnahme ist ein absolutes Highlight und auch eine Bestätigung unserer Nachwuchsarbeit. Und sind wir doch mal ehrlich: Bei den A-Junioren musst Du schon im Finale spielen, um öffentlich wahrgenommen zu werden. Hätten wir den Lauf nicht gehabt, hätte Bremen nicht noch gepatzt, dann hätte sich doch keiner für uns interessiert. Es ist gut, dass wir jetzt im Fokus stehen und etwas bekannter wird, was wir hier mit wenigen Mitteln leisten. Wenn man zwei Jahre mit der ersten Mannschaft in einem Strudel steckt, und es immer noch einen auf den Deckel gibt, dann lechzen die Leute hier doch nach Erfolg. Im Halbfinale gegen die Bayern haben unsere Jungs ihr Herz in die Hand genommen und ordentlichen Fußball gezeigt. Das honorieren die Fans.

DFB.de: Die Bayern wurden im Halbfinale rausgekegelt.

Schlünz: Genau. Unser Kapitän Robin Krauße ist leider verletzt, trotzdem hat er einen großen Anteil daran. Wir sind als Mannschaft zusammengewachsen. Viele Fans verbinden auch die Bayern-Junioren mit dem Triple-Gewinner. Dementsprechend war auch die Stimmung im Stadion.

DFB.de: Ist doch auch schön, oder?

Schlünz: Wir haben zweifelsfrei in der DKB-Arena in den vergangenen Jahren auch andere Momente erlebt. Jetzt kämpfen dort 18- und 19-Jährige und werden gefeiert – das hatten wir dort lange nicht.

DFB.de: 2010 standen die Hansa-Junioren im Finale, 2011 im Pokalfinale, jetzt schon wieder ein großer Erfolg. Was macht die Talentförderung an der Ostsee so besonders?

Schlünz: Nachwuchsförderung gehört schon immer zu Hansa Rostock. Zu Zeiten der DDR, auch nach der Wende. Klar gab es ein paar Dellen. Ab 1995 baute der DFB viele Strukturen wieder auf. Auch durch den Einfluss von Matthias Sammer ging es sehr gut weiter. Man muss doch nur mal schauen, was für Talente in wenigen Jahren heranwuchsen: Götze, Thomas Müller, Draxler, Reus, Gündogan und viele andere. Weil wir Transfererlöse in das Umfeld gesteckt haben, konnten wir bei der Entwicklung immer Schritt halten. Wir hatten 2001 ein Jugendinternat, da war das noch gar keine Pflicht. Wir haben als Drittligist ein Nachwuchs-Leistungszentrum. Wir lassen uns alle drei Jahre zertifizieren. Mit drei Sternen zählen wir zu den zehn besten Nachwuchs-Leistungszentren in Deutschland. Seit sieben Jahren unterstützen uns die Stadtwerke Rostock als Hauptsponsor der Nachwuchsakademie – sonst wäre vieles nicht möglich.

DFB.de: Die perfekte Infrastruktur, die großen Erfolge beim Nachwuchs, doch die erste Mannschaft ist zweimal in drei Jahren abgestiegen. Wie passt das zusammen? Bitte erklären Sie uns die Rostocker Schere? Ist Geduld jetzt das oberste Gebot?

Schlünz: Wir haben in den vergangenen vier oder fünf Jahren etliche Spieler nach oben abgegeben. Das waren locker 20 Jungs, das ist sicher auch unsere Aufgabe. Aber dann muss es auch weiter gehen. Lukas Albrecht hat vor drei Jahren das Siegtor gegen Leverkusen geschossen. Und er hat erst jetzt wieder beschrieben, wie riesig danach die Umstellung war vom Juniorenbereich in den Lizenzfußball. Aber wir müssen den Jungs helfen. Das ist schwer, wenn permanent der Trainer wechselt.

DFB.de: Andreas Bergmann ist der 13. Trainer in den vergangenen zehn Jahren.

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Schlünz: Immer wieder neue Trainer, neue Ideen, neue Manager, neue Vorstände. Die einzige Konstante bei Hansa Rostock ist der Nachwuchsbereich.

DFB.de: Nils Quaschner hat in den Halbfinalspielen gegen Bayern alle drei Tore gemacht. Was zeichnet ihn aus?

Schlünz: Er ist seit der C-Jugend bei uns, kam damals aus Stralsund. Er war immer einen Tick weiter, sei es körperlich oder bei der Dynamik. Das ist bis heute so geblieben. Er hat mehrere Einsätze für die DFB-Mannschaften gehabt und stand 2011 bei der U 17-EM und U 17-WM im Nationalkader. Er ist ein riesiges Talent, aber auch er muss zeigen, dass er sich gegen 30-Jährige auf dem Platz behaupten kann.

DFB.de: Hansa muss sparen - wie schwierig ist die Lage?

Schlünz: Ich gehöre nicht dem Vorstand an, doch ich weiß, dass wir die Dinge im Griff haben. Aber eins ist doch klar: Die Fernsehgelder in der 3. Liga liegen deutlich unter denen der 2. Bundesliga. Wir standen über zehn Jahre in der Bundesliga und haben ein Nachwuchs-Leistungszentrum aufgebaut, das zu den besten in Deutschland zählt. Das finanzielle Gefälle von der 2. Bundesliga in die 3. Liga ist beträchtlich. Wir müssen einsparen, das ist nicht zu ändern.