Julius Hirsch Preis: Verein(t) gegen Rechtsextremismus

Bereits seit 2005 verleiht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) jährlich den Julius Hirsch Preis, und erinnert damit an den jüdischen Nationalspieler, der 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet wurde. Der DFB will damit ein Zeichen setzen für die Unverletzbarkeit der Würde des Menschen, in den Stadien und in der Gesellschaft.

Im Kölner Rathaus findet unmittelbar vor dem EM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft gegen Aserbaidschan heute Abend (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) die Preisverleihung statt. DFB.de stellt die Preisträger vor: heute Angelika Ribler, die Trägerin des Ehrenpreises. Redakteur Thomas Hackbarth hat sich mit der Diplom-Psychologin unterhalten.

Vier Preisträger im Jahr 2010

Natürlich sind sie alle mutige Menschen. Nicht verblendet und obskuren Idealen hinterherjagend, sondern einfach überzeugt vom eingeschlagenen Weg, von einer guten Sache, für die sie sich engagieren. Sie bekommen Zuspruch, sicher, genießen auch die Nominierung, aber es überwiegt der Alltag. Von Pöbeleien und strafbaren Angriffen lassen sie sich nicht einschüchtern.

Der ehemalige Fliesenleger Heinz Maintok, die Sportwissenschaftlerin Angelika Ribler, die Spieler von Roter Stern Leipzig und die Verantwortlichen des SV 06 Lehrte werden am Dienstag im Historischen Rathaus von Köln für ihr Eintreten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet.

"Für Vielfalt und Demokratie"

"Meine Aufgabe ist es, Vereine und Gemeinden für Vielfalt und Demokratie und gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Gewalt starkzumachen", sagt die diesjährige Trägerin des Ehrenpreises, Angelika Ribler, eine Diplom-Psychologin und -Sportwissenschaftlerin aus Frankfurt am Main.

Im Auftrag der Sportjugend Hessen leitet die gebürtige Hamburgerin das Projekt "Mobile Interventionsteams gegen Rechtsextremismus im Sport". Im September erscheint ihr Buch "Konfliktmanagement im Sport".

Geschichten aus einem anderen Land?

Wenn sie von ihrer Arbeit spricht, klingt das oft, als erzähle sie Geschichten aus einem anderen Land. Oder aus einer anderen Zeit. Ribler berichtet von rechtsextremen Gruppen, die Jugendliche auf "Kammerpartys" einladen, bei denen Trockeneis aus den Duschköpfen an der Decke strömt. Der Holocaust - ein Partygag.

Ribler erzählt von Übergriffen und von Videos, die zur Demütigung der Attackierten im Internet laufen, sie erzählt von Molotow-Cocktails und vermummten Gestalten. Über ein Jahr begleitete sie einen Fall, bei dem ein wegen Volksverhetzung vorbestrafter NPD-Spitzenkandidat die E- und F-Jugend eines Vereins trainiert hatte.

Anspruchsvolle Aufgabe

"Derzeit arbeite ich mit Gemeinden im Schwalm-Eder-Kreis und in der Wetterau zusammen, in denen gewalttätige rechtsextreme Gruppen Probleme bereiten", so Ribler. "Es ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe."

Selbst Angst habe sie nicht, sagt die drahtige 47-jährige Frau, "auch wenn mich inzwischen immer mehr Leute danach fragen." Doch der Sport, meint Ribler, "ist ein großer Vorteil. Wenn ich meine Arbeit für die Gewerkschaft oder Kirche machen müsste, wäre es schwieriger."

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Bereits seit 2005 verleiht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) jährlich den Julius Hirsch Preis, und erinnert damit an den jüdischen Nationalspieler, der 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet wurde. Der DFB will damit ein Zeichen setzen für die Unverletzbarkeit der Würde des Menschen, in den Stadien und in der Gesellschaft.

Im Kölner Rathaus findet unmittelbar vor dem EM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft gegen Aserbaidschan heute Abend (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) die Preisverleihung statt. DFB.de stellt die Preisträger vor: heute Angelika Ribler, die Trägerin des Ehrenpreises. Redakteur Thomas Hackbarth hat sich mit der Diplom-Psychologin unterhalten.

Vier Preisträger im Jahr 2010

Natürlich sind sie alle mutige Menschen. Nicht verblendet und obskuren Idealen hinterherjagend, sondern einfach überzeugt vom eingeschlagenen Weg, von einer guten Sache, für die sie sich engagieren. Sie bekommen Zuspruch, sicher, genießen auch die Nominierung, aber es überwiegt der Alltag. Von Pöbeleien und strafbaren Angriffen lassen sie sich nicht einschüchtern.

Der ehemalige Fliesenleger Heinz Maintok, die Sportwissenschaftlerin Angelika Ribler, die Spieler von Roter Stern Leipzig und die Verantwortlichen des SV 06 Lehrte werden am Dienstag im Historischen Rathaus von Köln für ihr Eintreten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet.

"Für Vielfalt und Demokratie"

"Meine Aufgabe ist es, Vereine und Gemeinden für Vielfalt und Demokratie und gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Gewalt starkzumachen", sagt die diesjährige Trägerin des Ehrenpreises, Angelika Ribler, eine Diplom-Psychologin und -Sportwissenschaftlerin aus Frankfurt am Main.

Im Auftrag der Sportjugend Hessen leitet die gebürtige Hamburgerin das Projekt "Mobile Interventionsteams gegen Rechtsextremismus im Sport". Im September erscheint ihr Buch "Konfliktmanagement im Sport".

Geschichten aus einem anderen Land?

Wenn sie von ihrer Arbeit spricht, klingt das oft, als erzähle sie Geschichten aus einem anderen Land. Oder aus einer anderen Zeit. Ribler berichtet von rechtsextremen Gruppen, die Jugendliche auf "Kammerpartys" einladen, bei denen Trockeneis aus den Duschköpfen an der Decke strömt. Der Holocaust - ein Partygag.

Ribler erzählt von Übergriffen und von Videos, die zur Demütigung der Attackierten im Internet laufen, sie erzählt von Molotow-Cocktails und vermummten Gestalten. Über ein Jahr begleitete sie einen Fall, bei dem ein wegen Volksverhetzung vorbestrafter NPD-Spitzenkandidat die E- und F-Jugend eines Vereins trainiert hatte.

Anspruchsvolle Aufgabe

"Derzeit arbeite ich mit Gemeinden im Schwalm-Eder-Kreis und in der Wetterau zusammen, in denen gewalttätige rechtsextreme Gruppen Probleme bereiten", so Ribler. "Es ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe."

Selbst Angst habe sie nicht, sagt die drahtige 47-jährige Frau, "auch wenn mich inzwischen immer mehr Leute danach fragen." Doch der Sport, meint Ribler, "ist ein großer Vorteil. Wenn ich meine Arbeit für die Gewerkschaft oder Kirche machen müsste, wäre es schwieriger."