Julia Arnold: "Die Hoffnung ist zurück"

14 Begegnungen hat es gedauert, bis der FC Carl Zeiss Jena in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga einen Sieg feiern konnte. Durch das 2:0 bei Werder Bremen hat der Aufsteiger den letzten Tabellenplatz verlassen. Im DFB.de-Interview spricht Jenas 31 Jahre alte Führungsspielerin Julia Arnold über die Bedeutung ihres Führungstreffers, über ihre Gefühle nach dem ersten Saisonerfolg und die neue Hoffnung auf den Klassenverbleib.

DFB.de: Julia Arnold, wie groß ist die Erleichterung nach diesem ersten Saisonsieg?

Julia Arnold: Der Stein, der uns gestern von den Schultern gefallen ist, war riesig. Man hat im Gesicht jeder einzelnen Spielerin gesehen, dass diese drei Punkte eine extreme Erleichterung sind. Es war sicher kein schönes Spiel, aber für uns wirklich wichtig.

DFB.de: Vor allem für den Kopf?

Arnold: Definitiv. Nachdem ich uns in Führung gebracht hatte, war unsere Körpersprache plötzlich eine ganz andere. Wir haben als Mannschaft um diesen Erfolg gekämpft. Wir haben endlich die Tugenden gezeigt, die im Abstiegskampf nötig sind. Wir haben ein sehr junges Team. Es tut gut zu wissen, dass wir auch auf diesem Niveau Spiele gewinnen können. Die vergangenen Monate waren sehr anstrengend und hart. Teilweise auch deprimierend. Wir haben intensiv gearbeitet, aber sind nie dafür belohnt worden. Für unseren Einsatz bisher ist der Ertrag viel zu gering. Egal, was am Ende der Saison auch passiert, dieser Erfolg ist wichtig für die Mannschaft und vor allem für die jungen Spielerinnen. Wir haben dieses Erfolgserlebnis gebraucht. Wir leben jetzt wieder.

DFB.de: Was war nachher in der Kabine los?

Arnold: Wir haben ein wenig gefeiert. Dieser Druck musste einfach abgelassen werden. Am schönsten war für mich aber die Rückfahrt nach Jena. Wir haben viele traurige Bustouren in dieser Saison bisher erlebt. Endlich haben wir mal mit einem guten Gefühl im Bus gesessen. Es hat sich fast so angefühlt, als hätten wir etwas Krasses gewonnen. Dabei war es nur ein Fußballspiel und wir stehen weiterhin auf einem Abstiegsplatz. Aber die Hoffnung ist zurück. Vielleicht ist noch etwas möglich für uns. Die Lage scheint nach wie vor aussichtslos zu sein. Wir glauben jedoch an unsere Chance.

DFB.de: Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf Werder Bremen. Was ist jetzt noch möglich in den acht noch ausstehenden Begegnungen?

Arnold: Wir haben uns noch nicht aufgegeben. Wir treffen als nächstes auf den Tabellenletzten SC Sand. Das ist ein ganz wichtiges Spiel für uns. Danach geht es nach Freiburg, dann kommt Köln. Für die beiden Letztgenannten geht es nicht mehr um ganz viel. Wenn wir aus diesen drei Partien Punkte mitnehmen und den Rückstand verkürzen können, wird die Minimalchance wieder etwas größer. Allerdings muss man auch ganz klar sagen, dass wir in der Hinrunde zu viele Punkte liegen gelassen haben, wo etwas möglich gewesen wäre. Aber jetzt dürfen wir uns erstmal freuen. Die kommenden beiden Wochen bis zum DFB-Pokalspiel werden sicher die schönsten in dieser Saison bisher.

DFB.de: Warum waren im Rückblick 13 Begegnungen nötig, bis Sie den Knoten zum Platzen bringen konnten?

Arnold: Da kamen sicher verschiedene Faktoren zusammen: Manchmal waren die Gegnerinnen besser, manchmal hatten wir Pech, vielleicht haben wir auch die Zeit zum Lernen gebraucht. Dann hatten wir einige verletzte Spielerinnen. Es war schwer für uns, diese Ausfälle zu kompensieren. Hinzu kam, dass wir einfach zu oft selbst klarste Gelegenheiten ausgelassen und damit den Sieg verspielt haben. Dazwischen gab es dann immer wieder auch Partien, in denen wir einfach chancenlos waren. Das war eine Zeit, in der wir sehr mit uns selbst kämpfen mussten. Nach einer solchen Negativserie wieder mit Selbstbewusstsein in die nächste Begegnung zu gehen, ist fast unmöglich. Wir können im Abstiegskampf nur bestehen, wenn die Mentalität passt. Über die Qualität wird es eher nicht funktionieren, das können wir schon ganz gut einschätzen.

DFB.de: Jetzt ist Länderspielpause, dann geht es am 28. Februar mit dem DFB-Pokal weiter - ausgerechnet gegen den FC Bayern München. Haben Sie Sorge, dass das gerade aufgebaute Selbstvertrauen wieder zerstört werden könnte?

Arnold: Die Gefahr besteht natürlich. Aber wir haben es auch beim 0:3 im Hinspiel geschafft, die Bayern lange von unserem Tor wegzuhalten. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass Einstellung und Kampfbereitschaft da sind. Ich spüre eine vorsichtige Freude auf dieses Spiel. Wir dürfen uns das nicht kaputt machen, was wir uns gerade mühsam aufgebaut haben.

[sw]

14 Begegnungen hat es gedauert, bis der FC Carl Zeiss Jena in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga einen Sieg feiern konnte. Durch das 2:0 bei Werder Bremen hat der Aufsteiger den letzten Tabellenplatz verlassen. Im DFB.de-Interview spricht Jenas 31 Jahre alte Führungsspielerin Julia Arnold über die Bedeutung ihres Führungstreffers, über ihre Gefühle nach dem ersten Saisonerfolg und die neue Hoffnung auf den Klassenverbleib.

DFB.de: Julia Arnold, wie groß ist die Erleichterung nach diesem ersten Saisonsieg?

Julia Arnold: Der Stein, der uns gestern von den Schultern gefallen ist, war riesig. Man hat im Gesicht jeder einzelnen Spielerin gesehen, dass diese drei Punkte eine extreme Erleichterung sind. Es war sicher kein schönes Spiel, aber für uns wirklich wichtig.

DFB.de: Vor allem für den Kopf?

Arnold: Definitiv. Nachdem ich uns in Führung gebracht hatte, war unsere Körpersprache plötzlich eine ganz andere. Wir haben als Mannschaft um diesen Erfolg gekämpft. Wir haben endlich die Tugenden gezeigt, die im Abstiegskampf nötig sind. Wir haben ein sehr junges Team. Es tut gut zu wissen, dass wir auch auf diesem Niveau Spiele gewinnen können. Die vergangenen Monate waren sehr anstrengend und hart. Teilweise auch deprimierend. Wir haben intensiv gearbeitet, aber sind nie dafür belohnt worden. Für unseren Einsatz bisher ist der Ertrag viel zu gering. Egal, was am Ende der Saison auch passiert, dieser Erfolg ist wichtig für die Mannschaft und vor allem für die jungen Spielerinnen. Wir haben dieses Erfolgserlebnis gebraucht. Wir leben jetzt wieder.

DFB.de: Was war nachher in der Kabine los?

Arnold: Wir haben ein wenig gefeiert. Dieser Druck musste einfach abgelassen werden. Am schönsten war für mich aber die Rückfahrt nach Jena. Wir haben viele traurige Bustouren in dieser Saison bisher erlebt. Endlich haben wir mal mit einem guten Gefühl im Bus gesessen. Es hat sich fast so angefühlt, als hätten wir etwas Krasses gewonnen. Dabei war es nur ein Fußballspiel und wir stehen weiterhin auf einem Abstiegsplatz. Aber die Hoffnung ist zurück. Vielleicht ist noch etwas möglich für uns. Die Lage scheint nach wie vor aussichtslos zu sein. Wir glauben jedoch an unsere Chance.

DFB.de: Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf Werder Bremen. Was ist jetzt noch möglich in den acht noch ausstehenden Begegnungen?

Arnold: Wir haben uns noch nicht aufgegeben. Wir treffen als nächstes auf den Tabellenletzten SC Sand. Das ist ein ganz wichtiges Spiel für uns. Danach geht es nach Freiburg, dann kommt Köln. Für die beiden Letztgenannten geht es nicht mehr um ganz viel. Wenn wir aus diesen drei Partien Punkte mitnehmen und den Rückstand verkürzen können, wird die Minimalchance wieder etwas größer. Allerdings muss man auch ganz klar sagen, dass wir in der Hinrunde zu viele Punkte liegen gelassen haben, wo etwas möglich gewesen wäre. Aber jetzt dürfen wir uns erstmal freuen. Die kommenden beiden Wochen bis zum DFB-Pokalspiel werden sicher die schönsten in dieser Saison bisher.

DFB.de: Warum waren im Rückblick 13 Begegnungen nötig, bis Sie den Knoten zum Platzen bringen konnten?

Arnold: Da kamen sicher verschiedene Faktoren zusammen: Manchmal waren die Gegnerinnen besser, manchmal hatten wir Pech, vielleicht haben wir auch die Zeit zum Lernen gebraucht. Dann hatten wir einige verletzte Spielerinnen. Es war schwer für uns, diese Ausfälle zu kompensieren. Hinzu kam, dass wir einfach zu oft selbst klarste Gelegenheiten ausgelassen und damit den Sieg verspielt haben. Dazwischen gab es dann immer wieder auch Partien, in denen wir einfach chancenlos waren. Das war eine Zeit, in der wir sehr mit uns selbst kämpfen mussten. Nach einer solchen Negativserie wieder mit Selbstbewusstsein in die nächste Begegnung zu gehen, ist fast unmöglich. Wir können im Abstiegskampf nur bestehen, wenn die Mentalität passt. Über die Qualität wird es eher nicht funktionieren, das können wir schon ganz gut einschätzen.

DFB.de: Jetzt ist Länderspielpause, dann geht es am 28. Februar mit dem DFB-Pokal weiter - ausgerechnet gegen den FC Bayern München. Haben Sie Sorge, dass das gerade aufgebaute Selbstvertrauen wieder zerstört werden könnte?

Arnold: Die Gefahr besteht natürlich. Aber wir haben es auch beim 0:3 im Hinspiel geschafft, die Bayern lange von unserem Tor wegzuhalten. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass Einstellung und Kampfbereitschaft da sind. Ich spüre eine vorsichtige Freude auf dieses Spiel. Wir dürfen uns das nicht kaputt machen, was wir uns gerade mühsam aufgebaut haben.

###more###