Julia Arnold: "Das ist ein Sechs-Punkte-Spiel"

Abstiegskampf pur in der Allianz Frauen-Bundesliga. Wenn der 1. FC Köln heute (ab 14 Uhr) den MSV Duisburg empfängt, geht es für beide Teams um extrem viel. Die Kölnerinnen könnten einen ganz großen Schritt in Richtung Rettung machen. Andererseits könnten die Duisburgerinnen mit einem Erfolg die Abstiegsränge verlassen und sogar auf den viertletzten Platz springen. Es wäre die beste Platzierung des MSV bisher in dieser Serie. Dies wollen Julia Arnold und ihre FC-Kolleginnen verhindern, die trotz eines extrem schlechten Torverhältnisses von 6:70 noch immer alle Möglichkeiten auf den Klassenverbleib haben. Im DFB.de-Interview spricht Julia Arnold über eine sehr komplizierte Saison mit vielen klaren Niederlagen. Aber die 27-Jährige macht auch deutlich: ein Verein wie der 1. FC Köln gehört in die Allianz Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Frau Arnold, welche Bedeutung hat aus Ihrer Sicht das Duell mit dem MSV Duisburg?

Julia Arnold: Das ist ein Sechs-Punkte-Spiel. Ich greife ungerne zu dieser Floskel, weil sie einfach schon so extrem abgegriffen ist und meiner Meinung nach auch übertrieben oft eingesetzt wird. Aber hier trifft es voll zu. Mit einem Sieg könnten wir einen ganz großen Schritt in Richtung Rettung machen. Wir werden alles dafür tun. Aber wir wissen auch, dass Duisburg unter enormem Druck stehen wird.

DFB.de: Reichen 13 Punkte, die Sie dann hätten, für den Klassenverbleib?

Arnold: Nein, das glaube ich nicht. Wir hätten dann Jena und Duisburg etwas distanziert und vielleicht auch Bremen überholt. Das würde uns etwas Luft zum Durchatmen geben. Am Ziel allerdings wären wir damit wohl noch nicht. Wir hätten dann noch drei Begegnungen, um die Sache endgültig zu unseren Gunsten zu drehen.

DFB.de: Potsdam, Bremen und Wolfsburg sind danach noch die Gegner.

Arnold: Das Duell mit Werder wäre dann unser nächstes Endspiel. Die Erfahrung zeigt, dass es für uns schwer wird, gegen Potsdam oder Wolfsburg etwas zu holen. Das sind absolute Topteams mit ganz anderen Voraussetzungen. Bremen ist ein Gegner auf Augenhöhe. Da dürfen wir ebenfalls nicht verlieren. Das ist ganz klar. Jetzt beginnen die finalen, die entscheidenden Wochen. Darauf haben wir uns in den vergangenen Tagen eingeschworen.

DFB.de: Ist es nicht erstaunlich, dass Sie bei einem Torverhältnis von 6:70 nach 18 Begegnungen noch die Chance auf den Klassenverbleib haben?

Arnold: Doch, das ist es. Wir haben viel zu viele Begegnungen sehr klar verloren. Das tut weh und es ist nicht immer einfach, danach wieder aufzustehen. Ich habe vor meiner Zeit in Köln lange in Jena gespielt und da haben wir uns auch nicht mit Siegen verwöhnt. Aber auf diese Anhäufung an deutlichen Niederlagen in dieser Saison bisher hätte ich wirklich gut verzichten können. Aber wir sind selbst schuld daran. Wenn wir einmal in Rückstand geraten sind, konnten wir die Sache nicht mehr drehen. Im Gegenteil: Wir sind dann leider sogar oft untergegangen.

DFB.de: Wie sind diese klaren Rückschläge zu erklären?

Arnold: Das fällt mir auch schwer, weil verschiedene Faktoren zusammenkommen. Das größte und entscheidende Problem ist aus meiner Sicht die Qualität, die bei einem Aufsteiger nicht so hoch ist, wie bei den etablierten Teams. Da möchte ich gar keinen Hehl draus machen. Als Aufsteiger hat man es immer schwer in der Allianz Frauen-Bundesliga. Wir haben einige erfahrene Spielerinnen, aber wir haben auch zahlreiche Mädels dabei, die noch nie auf diesem Niveau gespielt haben. Da kann man einfach nicht Woche für Woche eine konstante Leistung erwarten. Das ist ein Lernprozess, der mal länger dauert und mal schneller geht. Im Moment tun wir uns schwer, das ist ganz offensichtlich. Umso höher ist es einzuschätzen, dass wir vier Spieltage vor Schluss den Klassenverbleib noch selbst in der Hand haben. Wir sind nicht auf Ausrutscher der Konkurrenten angewiesen. Für mich ist es ein Zeichen großartiger Moral, dass wir trotz all der extremen Rückschläge noch dabei sind. Für mein Empfinden gehört ein Verein wie der 1. FC Köln in die Allianz Frauen-Bundesliga. Wir werden alles dafür tun, dass wir nächstes Jahr auch noch dabei sind. Ich sehe hier nämlich wirklich eine gute Perspektive.

DFB.de: Wie sieht die aus?

Arnold: Der Fußball spielt in dieser Stadt eine ganz entscheidende Rolle. Unsere Profis sind leider abgestiegen, in diesem Fall wollen wir nicht den gleichen Weg gehen. Wir wollen uns mittelfristig aus dem Tabellenkeller der Allianz Frauen-Bundesliga entfernen und uns dort etablieren. Das wird nicht einfach, weil wir hier wahrscheinlich über die beste Frauenfußballliga der Welt sprechen. Dass das so ist, haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach selbst erfahren müssen. Das Niveau in Deutschland ist extrem hoch. In anderen Ländern gibt es ein oder zwei Topteams. Die Allianz Frauen-Bundesliga ist durchweg sehr stark.

DFB.de: Sie sind seit Anfang der Saison beim 1. FC Köln. Wie haben Sie diese Zeit bisher erlebt?

Arnold: Es war aus den genannten Gründen nicht immer einfach. Aber ich habe den Schritt hierher nie bereut. Die Stadt ist toll, ich bin super aufgenommen worden. Sportlich lief es auch für mich persönlich nur mittelmäßig. Ich hätte gerne mehr dazu beigetragen, dass wir eine bessere Saison spielen. Aber – und da kann ich mich nur wiederholen – es ist noch nicht vorbei. Und wenn wir am Ende mit acht geschossenen Toren in der Klasse bleiben, sind wir auch glücklich. In ein paar Tagen spricht da kein Mensch mehr drüber. Aber wir müssen uns jetzt auf den Weg dorthin machen und Duisburg schlagen. Mich würde auch schon ein 1:0 überglücklich machen.

DFB.de: Wie schätzen Sie den MSV ein?

Arnold: Die hatten eine schwierige Hinrunde, in der sie alle meist knapp verloren haben. Aber seit dem Trainerwechsel Anfang des Jahres läuft es besser und sie haben einige beachtliche Resultate abgeliefert. Wir brauchen einen super Tag, um gegen Duisburg bestehen zu können. Aber wir haben das Potenzial, um das zu schaffen. Wir müssen an unsere Möglichkeiten glauben und wieder eine super Moral zeigen. Zuletzt in Jena haben wir ein 0:0 geholt. Das war ein Anfang. Jetzt müssen wir nachlegen.

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Abstiegskampf pur in der Allianz Frauen-Bundesliga. Wenn der 1. FC Köln heute (ab 14 Uhr) den MSV Duisburg empfängt, geht es für beide Teams um extrem viel. Die Kölnerinnen könnten einen ganz großen Schritt in Richtung Rettung machen. Andererseits könnten die Duisburgerinnen mit einem Erfolg die Abstiegsränge verlassen und sogar auf den viertletzten Platz springen. Es wäre die beste Platzierung des MSV bisher in dieser Serie. Dies wollen Julia Arnold und ihre FC-Kolleginnen verhindern, die trotz eines extrem schlechten Torverhältnisses von 6:70 noch immer alle Möglichkeiten auf den Klassenverbleib haben. Im DFB.de-Interview spricht Julia Arnold über eine sehr komplizierte Saison mit vielen klaren Niederlagen. Aber die 27-Jährige macht auch deutlich: ein Verein wie der 1. FC Köln gehört in die Allianz Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Frau Arnold, welche Bedeutung hat aus Ihrer Sicht das Duell mit dem MSV Duisburg?

Julia Arnold: Das ist ein Sechs-Punkte-Spiel. Ich greife ungerne zu dieser Floskel, weil sie einfach schon so extrem abgegriffen ist und meiner Meinung nach auch übertrieben oft eingesetzt wird. Aber hier trifft es voll zu. Mit einem Sieg könnten wir einen ganz großen Schritt in Richtung Rettung machen. Wir werden alles dafür tun. Aber wir wissen auch, dass Duisburg unter enormem Druck stehen wird.

DFB.de: Reichen 13 Punkte, die Sie dann hätten, für den Klassenverbleib?

Arnold: Nein, das glaube ich nicht. Wir hätten dann Jena und Duisburg etwas distanziert und vielleicht auch Bremen überholt. Das würde uns etwas Luft zum Durchatmen geben. Am Ziel allerdings wären wir damit wohl noch nicht. Wir hätten dann noch drei Begegnungen, um die Sache endgültig zu unseren Gunsten zu drehen.

DFB.de: Potsdam, Bremen und Wolfsburg sind danach noch die Gegner.

Arnold: Das Duell mit Werder wäre dann unser nächstes Endspiel. Die Erfahrung zeigt, dass es für uns schwer wird, gegen Potsdam oder Wolfsburg etwas zu holen. Das sind absolute Topteams mit ganz anderen Voraussetzungen. Bremen ist ein Gegner auf Augenhöhe. Da dürfen wir ebenfalls nicht verlieren. Das ist ganz klar. Jetzt beginnen die finalen, die entscheidenden Wochen. Darauf haben wir uns in den vergangenen Tagen eingeschworen.

DFB.de: Ist es nicht erstaunlich, dass Sie bei einem Torverhältnis von 6:70 nach 18 Begegnungen noch die Chance auf den Klassenverbleib haben?

Arnold: Doch, das ist es. Wir haben viel zu viele Begegnungen sehr klar verloren. Das tut weh und es ist nicht immer einfach, danach wieder aufzustehen. Ich habe vor meiner Zeit in Köln lange in Jena gespielt und da haben wir uns auch nicht mit Siegen verwöhnt. Aber auf diese Anhäufung an deutlichen Niederlagen in dieser Saison bisher hätte ich wirklich gut verzichten können. Aber wir sind selbst schuld daran. Wenn wir einmal in Rückstand geraten sind, konnten wir die Sache nicht mehr drehen. Im Gegenteil: Wir sind dann leider sogar oft untergegangen.

DFB.de: Wie sind diese klaren Rückschläge zu erklären?

Arnold: Das fällt mir auch schwer, weil verschiedene Faktoren zusammenkommen. Das größte und entscheidende Problem ist aus meiner Sicht die Qualität, die bei einem Aufsteiger nicht so hoch ist, wie bei den etablierten Teams. Da möchte ich gar keinen Hehl draus machen. Als Aufsteiger hat man es immer schwer in der Allianz Frauen-Bundesliga. Wir haben einige erfahrene Spielerinnen, aber wir haben auch zahlreiche Mädels dabei, die noch nie auf diesem Niveau gespielt haben. Da kann man einfach nicht Woche für Woche eine konstante Leistung erwarten. Das ist ein Lernprozess, der mal länger dauert und mal schneller geht. Im Moment tun wir uns schwer, das ist ganz offensichtlich. Umso höher ist es einzuschätzen, dass wir vier Spieltage vor Schluss den Klassenverbleib noch selbst in der Hand haben. Wir sind nicht auf Ausrutscher der Konkurrenten angewiesen. Für mich ist es ein Zeichen großartiger Moral, dass wir trotz all der extremen Rückschläge noch dabei sind. Für mein Empfinden gehört ein Verein wie der 1. FC Köln in die Allianz Frauen-Bundesliga. Wir werden alles dafür tun, dass wir nächstes Jahr auch noch dabei sind. Ich sehe hier nämlich wirklich eine gute Perspektive.

DFB.de: Wie sieht die aus?

Arnold: Der Fußball spielt in dieser Stadt eine ganz entscheidende Rolle. Unsere Profis sind leider abgestiegen, in diesem Fall wollen wir nicht den gleichen Weg gehen. Wir wollen uns mittelfristig aus dem Tabellenkeller der Allianz Frauen-Bundesliga entfernen und uns dort etablieren. Das wird nicht einfach, weil wir hier wahrscheinlich über die beste Frauenfußballliga der Welt sprechen. Dass das so ist, haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach selbst erfahren müssen. Das Niveau in Deutschland ist extrem hoch. In anderen Ländern gibt es ein oder zwei Topteams. Die Allianz Frauen-Bundesliga ist durchweg sehr stark.

DFB.de: Sie sind seit Anfang der Saison beim 1. FC Köln. Wie haben Sie diese Zeit bisher erlebt?

Arnold: Es war aus den genannten Gründen nicht immer einfach. Aber ich habe den Schritt hierher nie bereut. Die Stadt ist toll, ich bin super aufgenommen worden. Sportlich lief es auch für mich persönlich nur mittelmäßig. Ich hätte gerne mehr dazu beigetragen, dass wir eine bessere Saison spielen. Aber – und da kann ich mich nur wiederholen – es ist noch nicht vorbei. Und wenn wir am Ende mit acht geschossenen Toren in der Klasse bleiben, sind wir auch glücklich. In ein paar Tagen spricht da kein Mensch mehr drüber. Aber wir müssen uns jetzt auf den Weg dorthin machen und Duisburg schlagen. Mich würde auch schon ein 1:0 überglücklich machen.

DFB.de: Wie schätzen Sie den MSV ein?

Arnold: Die hatten eine schwierige Hinrunde, in der sie alle meist knapp verloren haben. Aber seit dem Trainerwechsel Anfang des Jahres läuft es besser und sie haben einige beachtliche Resultate abgeliefert. Wir brauchen einen super Tag, um gegen Duisburg bestehen zu können. Aber wir haben das Potenzial, um das zu schaffen. Wir müssen an unsere Möglichkeiten glauben und wieder eine super Moral zeigen. Zuletzt in Jena haben wir ein 0:0 geholt. Das war ein Anfang. Jetzt müssen wir nachlegen.

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