Jule Brand: Karriere auf der Überholspur

Jule Brand hat in diesem Jahr ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft gefeiert und dabei die Fans begeistert. Vor anderthalb Jahren noch hat die 19-Jährige in der zweiten Mannschaft der TSG Hoffenheim in der 2. Bundesliga gespielt. Wie konnte ihr dieser kometenhafte Aufstieg gelingen?

Jule Brand muss lachen, wenn sie diese Geschichte erzählt, die so viel über sie aussagt. An einem der ersten Tage auf der weiterführenden Schule, neun Jahre muss das inzwischen her sein, gab es eine Vorstellungsrunde. Bevor Brand an der Reihe war, hatten ihre Mitschülerinnen und Mitschüler berichtet, dass sie gerne Ärztin, Anwalt oder Pilot werden wollten. Und dann war sie dran. Brand musste nicht lange überlegen, es sprudelte wie selbstverständlich aus ihr heraus. Sie sagte: "Ich will deutsche Fußball-Nationalspielerin werden."

Heute muss sie über diese Anekdote schmunzeln. "Meine Mutter hat damals mit dem Kopf geschüttelt und meinte zu mir, dass ich so etwas doch nicht sagen könne", erzählt Brand. Aber nun zum Jahresende kann man Brand zu ihrer damaligen Aussage nur gratulieren: Sie hat ihren Traum Wirklichkeit werden lassen. Brand ist in 2021 Nationalspielerin geworden. Und nicht nur das: Sie hat mit ihren Leistungen die Fans begeistert und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg überzeugt. Brands nächstes großes Ziel ist nun die Teilnahme an der Europameisterschaft im kommenden Jahr in England.

Ihr Weg nach ganz oben ist deshalb beeindruckend, weil er so direkt verläuft, ohne Umwege, ohne Rückschläge bislang. Brand hat zunächst in ihrer Heimat beim FV Dudenhofen und der JSG JSV Ganerb mit Jungs gespielt. 2017 ist sie zum FC Speyer ins Juniorenteam gewechselt. Im Winter 2018 schließlich hat sie sich der Jugendabteilung der TSG Hoffenheim angeschlossen, spielte zunächst in der U 17, dann ziemlich schnell in der zweiten Mannschaft in der 2. Bundesliga und im September 2020 stand sie erstmals in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga auf dem Platz. Sie bekam von Beginn an viel Spielzeit, hat alle 22 Begegnungen gemacht und mit Hoffenheim die Qualifikation für die Champions League geschafft. Geht es überhaupt noch besser?

Zwei Minuten für ein Länderspieltor

Man kann diese Frage ziemlich klar und knapp beantworten: Ja, geht es! Denn im April dieses Jahres hat sie ihre Premiere in der A-Nationalmannschaft gefeiert. Beim 5:2 gegen Australien ist sie nach einer Stunde in die Partie gekommen. Zwei Minuten später hatte sie ihr erstes Tor geschossen, wenig später einen weiteren Treffer vorbereitet. "Wenn ich das Trikot sehe, das ich in dieser Begegnung getragen haben, kommen die Erinnerungen hoch", sagt sie. "Mir fehlt noch ein Bilderrahmen. Dann hänge ich es auf oder verschenke es."

Brand legt in jeder Hinsicht ein unglaubliches Tempo an den Tag – nicht nur als Spielerin auf dem Platz, sondern auch in ihrer Entwicklung. "Es lief wirklich super bis jetzt. Manchmal staune ich selbst darüber, wie schnell das alles gegangen ist", sagt Brand. Beeindruckend ist auch, dass sie trotz ihres jungen Alters nicht nachlässt. Es gibt fast nie Schwankungen in ihrem Spiel. Wenn sie auf den Rasen steht, liefert sie zuverlässig ab.

Auch dank ihrer Leistungen hat sich die TSG Hoffenheim trotz eines großen Umbruchs im Sommer erneut in der Spitzengruppe der FLYERALARM Frauen-Bundesliga festgesetzt. Vor dieser Saison hatten die TSG mit Tabea Waßmuth, Maximiliane Rall und Lena Lattwein drei deutsche Nationalspielerinnen verlassen. Viele hatten Sorge, dass die Hoffenheimerinnen damit zu viel Qualität einbüßen würden, um mit dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg mithalten zu können. Aber das Gegenteil ist der Fall. Mit dem Team von Trainer Gabor Gallai ist zu rechnen.

Mit Hoffenheim wieder in die Königsklasse

"Wir wollen erneut die Qualifikation für die Champions League schaffen", sagt Brand. "Aber auch Eintracht Frankfurt und Turbine Potsdam werden bis zum Schluss um Rang drei mitspielen." In der internationalen Königsklasse allerdings haben die Hoffenheimerinnen teilweise Lehrgeld zahlen müssen. In der Gruppenphase gab es klare Niederlagen gegen den FC Arsenal und Titelverteidiger FC Barcelona. "Manchmal konnte man wirklich einfach nur staunen, wie schnell sie spielen. Da sieht man, was einem selbst noch fehlt. Barcelona ist einfach eine der besten Mannschaften der Welt, vielleicht derzeit sogar die beste", sagt Brand im Rückblick.

Aber von diesen Rückschlägen lässt sie sich nicht unterkriegen. Im Gegenteil, sie stacheln sie an, noch besser zu werden. Die ruhigen Tage um Weihnachten und den Jahreswechsel wird sie nun nutzen, um herunterzukommen, um etwas abzuschalten, um das Geschehene Revue passieren zu lassen. Und dann wird es Anfang 2022 weitergehen – so, wie man es von ihr kennt: mit Vollgas ins EM-Jahr.

[sw]

Jule Brand hat in diesem Jahr ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft gefeiert und dabei die Fans begeistert. Vor anderthalb Jahren noch hat die 19-Jährige in der zweiten Mannschaft der TSG Hoffenheim in der 2. Bundesliga gespielt. Wie konnte ihr dieser kometenhafte Aufstieg gelingen?

Jule Brand muss lachen, wenn sie diese Geschichte erzählt, die so viel über sie aussagt. An einem der ersten Tage auf der weiterführenden Schule, neun Jahre muss das inzwischen her sein, gab es eine Vorstellungsrunde. Bevor Brand an der Reihe war, hatten ihre Mitschülerinnen und Mitschüler berichtet, dass sie gerne Ärztin, Anwalt oder Pilot werden wollten. Und dann war sie dran. Brand musste nicht lange überlegen, es sprudelte wie selbstverständlich aus ihr heraus. Sie sagte: "Ich will deutsche Fußball-Nationalspielerin werden."

Heute muss sie über diese Anekdote schmunzeln. "Meine Mutter hat damals mit dem Kopf geschüttelt und meinte zu mir, dass ich so etwas doch nicht sagen könne", erzählt Brand. Aber nun zum Jahresende kann man Brand zu ihrer damaligen Aussage nur gratulieren: Sie hat ihren Traum Wirklichkeit werden lassen. Brand ist in 2021 Nationalspielerin geworden. Und nicht nur das: Sie hat mit ihren Leistungen die Fans begeistert und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg überzeugt. Brands nächstes großes Ziel ist nun die Teilnahme an der Europameisterschaft im kommenden Jahr in England.

Ihr Weg nach ganz oben ist deshalb beeindruckend, weil er so direkt verläuft, ohne Umwege, ohne Rückschläge bislang. Brand hat zunächst in ihrer Heimat beim FV Dudenhofen und der JSG JSV Ganerb mit Jungs gespielt. 2017 ist sie zum FC Speyer ins Juniorenteam gewechselt. Im Winter 2018 schließlich hat sie sich der Jugendabteilung der TSG Hoffenheim angeschlossen, spielte zunächst in der U 17, dann ziemlich schnell in der zweiten Mannschaft in der 2. Bundesliga und im September 2020 stand sie erstmals in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga auf dem Platz. Sie bekam von Beginn an viel Spielzeit, hat alle 22 Begegnungen gemacht und mit Hoffenheim die Qualifikation für die Champions League geschafft. Geht es überhaupt noch besser?

Zwei Minuten für ein Länderspieltor

Man kann diese Frage ziemlich klar und knapp beantworten: Ja, geht es! Denn im April dieses Jahres hat sie ihre Premiere in der A-Nationalmannschaft gefeiert. Beim 5:2 gegen Australien ist sie nach einer Stunde in die Partie gekommen. Zwei Minuten später hatte sie ihr erstes Tor geschossen, wenig später einen weiteren Treffer vorbereitet. "Wenn ich das Trikot sehe, das ich in dieser Begegnung getragen haben, kommen die Erinnerungen hoch", sagt sie. "Mir fehlt noch ein Bilderrahmen. Dann hänge ich es auf oder verschenke es."

Brand legt in jeder Hinsicht ein unglaubliches Tempo an den Tag – nicht nur als Spielerin auf dem Platz, sondern auch in ihrer Entwicklung. "Es lief wirklich super bis jetzt. Manchmal staune ich selbst darüber, wie schnell das alles gegangen ist", sagt Brand. Beeindruckend ist auch, dass sie trotz ihres jungen Alters nicht nachlässt. Es gibt fast nie Schwankungen in ihrem Spiel. Wenn sie auf den Rasen steht, liefert sie zuverlässig ab.

Auch dank ihrer Leistungen hat sich die TSG Hoffenheim trotz eines großen Umbruchs im Sommer erneut in der Spitzengruppe der FLYERALARM Frauen-Bundesliga festgesetzt. Vor dieser Saison hatten die TSG mit Tabea Waßmuth, Maximiliane Rall und Lena Lattwein drei deutsche Nationalspielerinnen verlassen. Viele hatten Sorge, dass die Hoffenheimerinnen damit zu viel Qualität einbüßen würden, um mit dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg mithalten zu können. Aber das Gegenteil ist der Fall. Mit dem Team von Trainer Gabor Gallai ist zu rechnen.

Mit Hoffenheim wieder in die Königsklasse

"Wir wollen erneut die Qualifikation für die Champions League schaffen", sagt Brand. "Aber auch Eintracht Frankfurt und Turbine Potsdam werden bis zum Schluss um Rang drei mitspielen." In der internationalen Königsklasse allerdings haben die Hoffenheimerinnen teilweise Lehrgeld zahlen müssen. In der Gruppenphase gab es klare Niederlagen gegen den FC Arsenal und Titelverteidiger FC Barcelona. "Manchmal konnte man wirklich einfach nur staunen, wie schnell sie spielen. Da sieht man, was einem selbst noch fehlt. Barcelona ist einfach eine der besten Mannschaften der Welt, vielleicht derzeit sogar die beste", sagt Brand im Rückblick.

Aber von diesen Rückschlägen lässt sie sich nicht unterkriegen. Im Gegenteil, sie stacheln sie an, noch besser zu werden. Die ruhigen Tage um Weihnachten und den Jahreswechsel wird sie nun nutzen, um herunterzukommen, um etwas abzuschalten, um das Geschehene Revue passieren zu lassen. Und dann wird es Anfang 2022 weitergehen – so, wie man es von ihr kennt: mit Vollgas ins EM-Jahr.