Judith Steinert: "Titelrennen möglichst lange offen gestalten"

Die TSG Hoffenheim zählt in diesem Jahr zu den Titelkandidaten in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Das liegt auch daran, weil der Kern des Teams aus Spielerinnen besteht, die bereits lange dabei sind. Eine davon ist Judith Steinert. Sie ist den Weg aus der 2. Bundesliga bis in die Champions League mitgegangen. Wie hat sie das geschafft?

Judith Steinert muss schmunzeln, wenn sie gedanklich in die Vergangenheit reist. In den Sommer 2011. Als sie zur TSG Hoffenheim kam. Damals war sie 15 Jahre alt, ein Teenager. Mittlerweile ist sie erwachsen geworden, 26 Jahre alt. Sie hat sich bei der TSG Hoffenheim zu einer erfahrenen Bundeligaspielerin entwickelt, zu einer Stütze im Kader des Teams, das in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga in dieser Saison um den Titel mitspielt. Heute (ab 19.15 Uhr, live bei Eurosport und MagentaSport) empfängt die TSG zum Start in die zweite Saisonhälfte den 1. FC Köln. Mit einem Sieg könnten die Hoffenheimerinnen zumindest vorübergehend die Tabellenführung übernehmen.

"Am Ende kann jeder Zähler entscheidend sein"

"Wir wollen Köln natürlich schlagen und uns damit wichtige Punkte sichern", sagt Steinert. "An der Tabellenspitze geht es eng zu und am Ende kann jeder Zähler entscheidend sein. Das ist nochmal eine besondere Motivation." Es ist schon erstaunlich, dass die TSG nach mehr als einer Saisonhälfte auf Platz drei und nur zwei Zähler hinter Spitzenreiter VfL Wolfsburg liegt. Im Sommer musste der Verein unter anderem die Abgänge von Tabea Waßmuth, Lena Lattwein und Maximiliane Rall verkraften - immerhin drei deutsche Nationalspielerinnen. Dazu fällt Paulina Krumbiegel mit einem Kreuzbandriss aus. Während andere Mannschaften dadurch womöglich weit zurückgeworfen worden wären, scheint die TSG sogar noch stärker zu sein.

Das liegt auch daran, dass den Kern des Teams Spielerinnen wie Steinert bilden, die schon lange dabei sind. Gemeinsam mit Torhüterin Martina Tufekovic ist sie inzwischen die Dienstälteste im Kader. Woher kommt diese Vereinstreue? "Für mich ist das hier ein Stück Heimat. Meine Familie und meine Freunde wohnen in der Nähe, ich bin hier aufgewachsen", sagt Steinert. "Hinzu kommt, dass auch die sportliche Entwicklung super ist. In dieser Saison waren wir erstmals in der Champions League dabei und sind nur knapp in der Gruppenphase gescheitert. Wir sind sehr stolz auf unsere Leistungen".

"Die Konkurrenz ist stark"

Natürlich ist die erneute Qualifikation das wichtigste Ziel in dieser Saison. Bisher sieht es gut aus. Aber Eintracht Frankfurt und eventuell auch noch Turbine Potsdam haben ähnliche Ansprüche. "Die Konkurrenz ist stark. Wir können es nur schaffen, wenn wir Woche für Woche unsere Leistung abrufen", sagt Steinert. Mit acht Siegen, drei Unentschieden und lediglich einer Niederlage ist das bisher hervorragend gelungen.

Steinert selbst steht als Außenverteidigerin selten im Rampenlicht. In dieser Saison hat sie jedoch schon mehrfach auf sich aufmerksam gemacht. Im Dezember vergangenen Jahres ist sie für ihr 100. Bundesligaspiel ausgezeichnet worden. Darüber hinaus hat sie sich schon fast zu einer Torjägerin entwickelt. In den vergangenen acht Saisons sind ihr insgesamt zwei Treffer gelungen. In dieser Serie war sie bereits dreimal erfolgreich - und das, obwohl ihr oft nur die Joker-Rolle zukam.

"So richtig erklären kann ich mir meine neue Torgefahr selbst nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich meine Rolle etwas offensiver interpretiere. Es macht auf jeden Fall Spaß, Tore zu schießen. So kann es gerne weitergehen. Aber unsere Toptorjägerin Nicole Billa muss sich keine Sorgen machen, dass ich am Ende mehr Treffer erzielt haben werden als sie", sagt Steinert und muss lachen.

"Viel aus den Verletzungen gelernt"

Steinert, die beim SV Obrigheim im Odenwald mit dem Fußballspielen begonnen hat, hat in dieser Saison nahezu alle Begegnungen bestritten. Auch wenn sie dabei nicht immer zur Startelf gehörte, ist diese Konstanz bei ihren Einsätzen durchaus bemerkenswert, weil sie in der jüngeren Vergangenheit häufiger von Verletzungen zurückgeworfen wurde. Mal war es ein Bänderriss, mal war es eine Sehnenverletzung. Am schlimmsten erwischte es sie im Februar 2019, als sie sich das Kreuzband riss.

"Das war eine harte Zeit, in der man natürlich zwangsläufig ins Grübeln gerät. Ich war fast ein Jahr lang raus. Aber im Rückblick kann ich sagen, dass mich diese Erfahrungen stärker gemacht und als Persönlichkeit weitergebracht haben", sagt Steinert. "Ich hätte gut darauf verzichten können, aber ich habe viel daraus gelernt."

"Frech genug, um am Ende vielleicht die Überraschung zu schaffen"

Im Moment ist Steinert fit und will jetzt richtig angreifen. Mit Laura Wienroither hat ihre große Konkurrentin auf der Außenverteidigerposition den Verein im Winter verlassen. "Natürlich sehe ich das als Chance, mehr Spielzeiten zu bekommen", sagt Steinert. "Ich fühle mich gut und werde alles dafür tun, der Mannschaft bestmöglich zu helfen."

Gegen den 1. FC Köln am Freitagabend geht es nun darum, im Titelrennen vorzulegen. "Wir wissen schon, dass Bayern München und der VfL Wolfsburg mehr individuelle Klasse im Kader haben", sagt Steinert. "Aber das hindert uns nicht daran, das Titelrennen möglichst lange offen zu gestalten. Wir sagen nicht, dass wir deutscher Meister werden wollen. Aber wir sind frech genug, um am Ende vielleicht doch die große Überraschung zu schaffen."

[sw]

Die TSG Hoffenheim zählt in diesem Jahr zu den Titelkandidaten in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Das liegt auch daran, weil der Kern des Teams aus Spielerinnen besteht, die bereits lange dabei sind. Eine davon ist Judith Steinert. Sie ist den Weg aus der 2. Bundesliga bis in die Champions League mitgegangen. Wie hat sie das geschafft?

Judith Steinert muss schmunzeln, wenn sie gedanklich in die Vergangenheit reist. In den Sommer 2011. Als sie zur TSG Hoffenheim kam. Damals war sie 15 Jahre alt, ein Teenager. Mittlerweile ist sie erwachsen geworden, 26 Jahre alt. Sie hat sich bei der TSG Hoffenheim zu einer erfahrenen Bundeligaspielerin entwickelt, zu einer Stütze im Kader des Teams, das in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga in dieser Saison um den Titel mitspielt. Heute (ab 19.15 Uhr, live bei Eurosport und MagentaSport) empfängt die TSG zum Start in die zweite Saisonhälfte den 1. FC Köln. Mit einem Sieg könnten die Hoffenheimerinnen zumindest vorübergehend die Tabellenführung übernehmen.

"Am Ende kann jeder Zähler entscheidend sein"

"Wir wollen Köln natürlich schlagen und uns damit wichtige Punkte sichern", sagt Steinert. "An der Tabellenspitze geht es eng zu und am Ende kann jeder Zähler entscheidend sein. Das ist nochmal eine besondere Motivation." Es ist schon erstaunlich, dass die TSG nach mehr als einer Saisonhälfte auf Platz drei und nur zwei Zähler hinter Spitzenreiter VfL Wolfsburg liegt. Im Sommer musste der Verein unter anderem die Abgänge von Tabea Waßmuth, Lena Lattwein und Maximiliane Rall verkraften - immerhin drei deutsche Nationalspielerinnen. Dazu fällt Paulina Krumbiegel mit einem Kreuzbandriss aus. Während andere Mannschaften dadurch womöglich weit zurückgeworfen worden wären, scheint die TSG sogar noch stärker zu sein.

Das liegt auch daran, dass den Kern des Teams Spielerinnen wie Steinert bilden, die schon lange dabei sind. Gemeinsam mit Torhüterin Martina Tufekovic ist sie inzwischen die Dienstälteste im Kader. Woher kommt diese Vereinstreue? "Für mich ist das hier ein Stück Heimat. Meine Familie und meine Freunde wohnen in der Nähe, ich bin hier aufgewachsen", sagt Steinert. "Hinzu kommt, dass auch die sportliche Entwicklung super ist. In dieser Saison waren wir erstmals in der Champions League dabei und sind nur knapp in der Gruppenphase gescheitert. Wir sind sehr stolz auf unsere Leistungen".

"Die Konkurrenz ist stark"

Natürlich ist die erneute Qualifikation das wichtigste Ziel in dieser Saison. Bisher sieht es gut aus. Aber Eintracht Frankfurt und eventuell auch noch Turbine Potsdam haben ähnliche Ansprüche. "Die Konkurrenz ist stark. Wir können es nur schaffen, wenn wir Woche für Woche unsere Leistung abrufen", sagt Steinert. Mit acht Siegen, drei Unentschieden und lediglich einer Niederlage ist das bisher hervorragend gelungen.

Steinert selbst steht als Außenverteidigerin selten im Rampenlicht. In dieser Saison hat sie jedoch schon mehrfach auf sich aufmerksam gemacht. Im Dezember vergangenen Jahres ist sie für ihr 100. Bundesligaspiel ausgezeichnet worden. Darüber hinaus hat sie sich schon fast zu einer Torjägerin entwickelt. In den vergangenen acht Saisons sind ihr insgesamt zwei Treffer gelungen. In dieser Serie war sie bereits dreimal erfolgreich - und das, obwohl ihr oft nur die Joker-Rolle zukam.

"So richtig erklären kann ich mir meine neue Torgefahr selbst nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich meine Rolle etwas offensiver interpretiere. Es macht auf jeden Fall Spaß, Tore zu schießen. So kann es gerne weitergehen. Aber unsere Toptorjägerin Nicole Billa muss sich keine Sorgen machen, dass ich am Ende mehr Treffer erzielt haben werden als sie", sagt Steinert und muss lachen.

"Viel aus den Verletzungen gelernt"

Steinert, die beim SV Obrigheim im Odenwald mit dem Fußballspielen begonnen hat, hat in dieser Saison nahezu alle Begegnungen bestritten. Auch wenn sie dabei nicht immer zur Startelf gehörte, ist diese Konstanz bei ihren Einsätzen durchaus bemerkenswert, weil sie in der jüngeren Vergangenheit häufiger von Verletzungen zurückgeworfen wurde. Mal war es ein Bänderriss, mal war es eine Sehnenverletzung. Am schlimmsten erwischte es sie im Februar 2019, als sie sich das Kreuzband riss.

"Das war eine harte Zeit, in der man natürlich zwangsläufig ins Grübeln gerät. Ich war fast ein Jahr lang raus. Aber im Rückblick kann ich sagen, dass mich diese Erfahrungen stärker gemacht und als Persönlichkeit weitergebracht haben", sagt Steinert. "Ich hätte gut darauf verzichten können, aber ich habe viel daraus gelernt."

"Frech genug, um am Ende vielleicht die Überraschung zu schaffen"

Im Moment ist Steinert fit und will jetzt richtig angreifen. Mit Laura Wienroither hat ihre große Konkurrentin auf der Außenverteidigerposition den Verein im Winter verlassen. "Natürlich sehe ich das als Chance, mehr Spielzeiten zu bekommen", sagt Steinert. "Ich fühle mich gut und werde alles dafür tun, der Mannschaft bestmöglich zu helfen."

Gegen den 1. FC Köln am Freitagabend geht es nun darum, im Titelrennen vorzulegen. "Wir wissen schon, dass Bayern München und der VfL Wolfsburg mehr individuelle Klasse im Kader haben", sagt Steinert. "Aber das hindert uns nicht daran, das Titelrennen möglichst lange offen zu gestalten. Wir sagen nicht, dass wir deutscher Meister werden wollen. Aber wir sind frech genug, um am Ende vielleicht doch die große Überraschung zu schaffen."

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