Jonathan Tah kämpft für krebskranke Kinder

Es gibt so Dinge in unserem reichen hochtechnisierten Land, die versteht man nicht. Warum der ICE mal wieder verspätet ankommt. Warum die Zahl der Tafel-Kunden sich im vergangenen Jahr um 20 Prozent erhöht hat. Oder warum ein Kinderkrebszentrum auf Spenden angewiesen ist. Das zusätzliche Geld wird nicht für die wichtigsten medizinischen Dinge benötigt. Aber für viele Verbesserungen, die den Tag für ein Kind auf der Station besser machen.

Jonathan Tah und seine Frau Luisa besuchten an seinem trainingsfreien Montag das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ). Seit drei Jahren engagiert sich der 26 Jahre alte Bundesligaprofi als Botschafter der DFB-Stiftung Egidius Braun für die Kinder und Jugendlichen in Heidelberg, die dort stationär und ambulant wegen einer Krebserkrankung behandelt werden. "Die Wahrheit ist, zu sehen mit welcher Kraft und welchem Ehrgeiz sie mit ihren Herausforderungen umgehen, ist inspirierend und gibt mir Energie", sagte Tah, nachdem er zwei Stunden mit den Patienten auf der Station verbracht hatte. Viermal schon hat er sich mit den jungen Patienten getroffen, in Heidelberg oder bei einem Bundesligaspiel von Bayer 04 Leverkusen. Alle reisefähigen Kinder und die interessierten Pflegekräfte lud er in eine Loge der BayArena ein. Auch zu den Auswärtsspielen seiner Elf in Hoffenheim lud Tah ein. "Jedes Mal, wenn wir uns getroffen haben, wusste ich wieder die wichtigen Dinge im Leben zu schätzen." Auch zwischen den Begegnungen hält Tah, der dem Stiftungsrat der Stiftung der Nationalmannschaft angehört, mit den Jugendlichen und Kindern des KiTZ Kontakt.

Tah: "Hauptsache wir kommen ein wenig in Bewegung"

Mit zwei Jungs, sieben und sechzehn Jahre alt, gestalte er am Montag auf dem Flur der Station eine kleine Sporteinheit. Tah: "Alles, was ihnen Spaß bereitet. Egal wie, Hauptsache wir kommen ein wenig in Bewegung." Je nach Krankenstand ist das mit der Bewegung nicht so einfach, doch beide Jungs hatten einen guten Tag erwischt. Zu dritt spielte man mit einem Softball Tennis, dazu wurden Koordinationsübungen wie "Hase und Jäger" absolviert. Auf dem Flur des KiTZ ist am Montag "nichts anderes mehr wichtig. Wenn ich einem Kind hier einen guten Tag bescheren kann, ist es jeden Aufwand wert."

Das KiTZ ist gleichzeitig Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Alter der Patienten reicht von Neugeborenen bis zu 17-jährigen Teenagern. Ab dem 18. Geburtstag wechseln die jungen Patient*innen in die Erwachsenen-Behandlung. "Mit einem ganz anderen Betreuungsschlüssel, das kann in der Transition auch Probleme schaffen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Andreas Kulozik, Direktor am KiTZ und ärztlicher Direktor der Klinik für Pädiatrische Onkologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).

Stelle einer Sporttherapeutin wird finanziert

Der deutsche Nationalspieler, der sich auch bei anderen Themen als Botschafter für die DFB-Stiftung Egidius Braun engagiert, hatte eine gute Nachricht mit nach Heidelberg gebracht. Die dem im März verstorbenen DFB-Ehrenpräsidenten Egidius Braun gewidmete DFB-Stiftung und die Stiftung der deutschen Nationalmannschaft finanzieren ab sofort im Rahmen des Sportprogramms für die jungen Patienten die Stelle einer Sporttherapeutin. Entwickelt hat die Bewegungstherapie eine Arbeitsgruppe am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT). "Wir bringen jedes Kind in Bewegung, auch die, die nicht aus dem Bett kommen", sagt die Sporttherapeutin Franziska Olivier. Die Motivation der Kinder sich zu bewegen, ist riesig, berichtet Prof. Dr. Friederike Rosenberger, nur die Eltern seien manchmal ängstlich. "Die fürchten, ihr Kind könne sich überanstrengen, doch wir können die Belastung gut dosieren."

Etwa 2100 Kinder erkranken pro Jahr an Krebs, informiert Kulozik. Rund 80 Prozent können bei fachgerechter medizinischer Behandlung geheilt werden. Für Leukämie-Patienten stehen die Chancen besser, bei anderen bösartigen Erkrankungen des Kinderalters aber auch deutlich schlechter. Davon unbenommen ist Kulozik, seit 2001 Ärztlicher Direktor der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie am Universitätsklinikum Heidelberg, von den vielen positiven Auswirkungen des Sports fest überzeugt. "Es gibt zahlreiche Studien, die den durchschlagenden Erfolg von Bewegungstherapien bei erwachsenen Krebspatienten, aber auch bei Kindern belegen", erklärt Kulozik.

Während Jonathan Tah mit den Kindern trainiert, schaut sich seine Frau Luisa das Spielzimmer auf der Station an, den sehr kleinen Sportraum und den "Kinderplaneten", eine pädagogisch geleitete Kinderbetreuung für die Geschwister erkrankter Kinder. Ohne Spendengelder wären diese Orte einfach nicht da. "Aber das sind behandlungsfreie Orte, die sind für das Erleben der Kinder und Jugendlichen wichtig", mahnt eine Pädagogin.

16 Länderspiele für Deutschland

Der 1,95 Meter große Profi von Bayer Leverkusen zählt heute zu den besten Innenverteidigern der Bundesliga. Er hat 16-mal für Deutschland gespielt, 211 Bundesligaspiele bestritten und hofft im Herbst auf eine WM-Nominierung. Nach dem Pokalaus und der unglücklichen Niederlage bei Borussia Dortmund empfängt Leverkusen am Samstag den FC Augsburg. Ein Pflichtsieg, sagt man so locker-leicht, wenn man nicht selbst raus auf den Platz muss.

Seine kleinen Fans in Heidelberg werden ihm jedenfalls am Samstag die Daumen drücken. Er und seine Frau wollen das KiTZ bald wieder besuchen und mit ihrem Engagement, dazu beitragen, dass weiterhin gespendet wird, denn angesichts des Ukraine-Kriegs und einer hohen Inflation beobachtet man in Heidelberg mit Sorge, dass die Spendenbereitschaft für Kinder mit einer Krebserkrankung gerade rapide nachlässt. Mit Jonathan Tah, der DFB-Stiftung Egidius Braun, der Stiftung der Nationalmannschaft und dem Namensgeber und Mäzen Dietmar Hopp weiß man aber starke und verlässliche Partner an der Seite der Einrichtung. Denn: der Kampf gegen Krebs braucht und verdient jede Unterstützung.

[th]

Es gibt so Dinge in unserem reichen hochtechnisierten Land, die versteht man nicht. Warum der ICE mal wieder verspätet ankommt. Warum die Zahl der Tafel-Kunden sich im vergangenen Jahr um 20 Prozent erhöht hat. Oder warum ein Kinderkrebszentrum auf Spenden angewiesen ist. Das zusätzliche Geld wird nicht für die wichtigsten medizinischen Dinge benötigt. Aber für viele Verbesserungen, die den Tag für ein Kind auf der Station besser machen.

Jonathan Tah und seine Frau Luisa besuchten an seinem trainingsfreien Montag das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ). Seit drei Jahren engagiert sich der 26 Jahre alte Bundesligaprofi als Botschafter der DFB-Stiftung Egidius Braun für die Kinder und Jugendlichen in Heidelberg, die dort stationär und ambulant wegen einer Krebserkrankung behandelt werden. "Die Wahrheit ist, zu sehen mit welcher Kraft und welchem Ehrgeiz sie mit ihren Herausforderungen umgehen, ist inspirierend und gibt mir Energie", sagte Tah, nachdem er zwei Stunden mit den Patienten auf der Station verbracht hatte. Viermal schon hat er sich mit den jungen Patienten getroffen, in Heidelberg oder bei einem Bundesligaspiel von Bayer 04 Leverkusen. Alle reisefähigen Kinder und die interessierten Pflegekräfte lud er in eine Loge der BayArena ein. Auch zu den Auswärtsspielen seiner Elf in Hoffenheim lud Tah ein. "Jedes Mal, wenn wir uns getroffen haben, wusste ich wieder die wichtigen Dinge im Leben zu schätzen." Auch zwischen den Begegnungen hält Tah, der dem Stiftungsrat der Stiftung der Nationalmannschaft angehört, mit den Jugendlichen und Kindern des KiTZ Kontakt.

Tah: "Hauptsache wir kommen ein wenig in Bewegung"

Mit zwei Jungs, sieben und sechzehn Jahre alt, gestalte er am Montag auf dem Flur der Station eine kleine Sporteinheit. Tah: "Alles, was ihnen Spaß bereitet. Egal wie, Hauptsache wir kommen ein wenig in Bewegung." Je nach Krankenstand ist das mit der Bewegung nicht so einfach, doch beide Jungs hatten einen guten Tag erwischt. Zu dritt spielte man mit einem Softball Tennis, dazu wurden Koordinationsübungen wie "Hase und Jäger" absolviert. Auf dem Flur des KiTZ ist am Montag "nichts anderes mehr wichtig. Wenn ich einem Kind hier einen guten Tag bescheren kann, ist es jeden Aufwand wert."

Das KiTZ ist gleichzeitig Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Alter der Patienten reicht von Neugeborenen bis zu 17-jährigen Teenagern. Ab dem 18. Geburtstag wechseln die jungen Patient*innen in die Erwachsenen-Behandlung. "Mit einem ganz anderen Betreuungsschlüssel, das kann in der Transition auch Probleme schaffen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Andreas Kulozik, Direktor am KiTZ und ärztlicher Direktor der Klinik für Pädiatrische Onkologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).

Stelle einer Sporttherapeutin wird finanziert

Der deutsche Nationalspieler, der sich auch bei anderen Themen als Botschafter für die DFB-Stiftung Egidius Braun engagiert, hatte eine gute Nachricht mit nach Heidelberg gebracht. Die dem im März verstorbenen DFB-Ehrenpräsidenten Egidius Braun gewidmete DFB-Stiftung und die Stiftung der deutschen Nationalmannschaft finanzieren ab sofort im Rahmen des Sportprogramms für die jungen Patienten die Stelle einer Sporttherapeutin. Entwickelt hat die Bewegungstherapie eine Arbeitsgruppe am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT). "Wir bringen jedes Kind in Bewegung, auch die, die nicht aus dem Bett kommen", sagt die Sporttherapeutin Franziska Olivier. Die Motivation der Kinder sich zu bewegen, ist riesig, berichtet Prof. Dr. Friederike Rosenberger, nur die Eltern seien manchmal ängstlich. "Die fürchten, ihr Kind könne sich überanstrengen, doch wir können die Belastung gut dosieren."

Etwa 2100 Kinder erkranken pro Jahr an Krebs, informiert Kulozik. Rund 80 Prozent können bei fachgerechter medizinischer Behandlung geheilt werden. Für Leukämie-Patienten stehen die Chancen besser, bei anderen bösartigen Erkrankungen des Kinderalters aber auch deutlich schlechter. Davon unbenommen ist Kulozik, seit 2001 Ärztlicher Direktor der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie am Universitätsklinikum Heidelberg, von den vielen positiven Auswirkungen des Sports fest überzeugt. "Es gibt zahlreiche Studien, die den durchschlagenden Erfolg von Bewegungstherapien bei erwachsenen Krebspatienten, aber auch bei Kindern belegen", erklärt Kulozik.

Während Jonathan Tah mit den Kindern trainiert, schaut sich seine Frau Luisa das Spielzimmer auf der Station an, den sehr kleinen Sportraum und den "Kinderplaneten", eine pädagogisch geleitete Kinderbetreuung für die Geschwister erkrankter Kinder. Ohne Spendengelder wären diese Orte einfach nicht da. "Aber das sind behandlungsfreie Orte, die sind für das Erleben der Kinder und Jugendlichen wichtig", mahnt eine Pädagogin.

16 Länderspiele für Deutschland

Der 1,95 Meter große Profi von Bayer Leverkusen zählt heute zu den besten Innenverteidigern der Bundesliga. Er hat 16-mal für Deutschland gespielt, 211 Bundesligaspiele bestritten und hofft im Herbst auf eine WM-Nominierung. Nach dem Pokalaus und der unglücklichen Niederlage bei Borussia Dortmund empfängt Leverkusen am Samstag den FC Augsburg. Ein Pflichtsieg, sagt man so locker-leicht, wenn man nicht selbst raus auf den Platz muss.

Seine kleinen Fans in Heidelberg werden ihm jedenfalls am Samstag die Daumen drücken. Er und seine Frau wollen das KiTZ bald wieder besuchen und mit ihrem Engagement, dazu beitragen, dass weiterhin gespendet wird, denn angesichts des Ukraine-Kriegs und einer hohen Inflation beobachtet man in Heidelberg mit Sorge, dass die Spendenbereitschaft für Kinder mit einer Krebserkrankung gerade rapide nachlässt. Mit Jonathan Tah, der DFB-Stiftung Egidius Braun, der Stiftung der Nationalmannschaft und dem Namensgeber und Mäzen Dietmar Hopp weiß man aber starke und verlässliche Partner an der Seite der Einrichtung. Denn: der Kampf gegen Krebs braucht und verdient jede Unterstützung.

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