Jonathan Tah: "Ich nehme mit, was ich kann"

Als Jonathan Tah im Kindergartenalter beim Hamburger Traditionsklub Altona 93 anfing, soll er den Ball von der Strafraumgrenze an die Latte geköpft haben. "Ich habe immer mit den Älteren gespielt und war trotzdem der größte und kräftigste Spieler auf dem Platz", erzählt er. Jérôme Boateng ist, wie bekannt, sein Vorbild, und der betont immer mal wieder, soweit wie Tah sei er in dem Alter noch nicht gewesen. Der 22 Jahre alte Innenverteidiger von Bayer Leverkusen, für den die Saison im April fast schon beendet war, gehört aktuell zum 27-köpfigen Kader der Mannschaft, die sich in Südtirol auf die Weltmeisterschaft in Russland (14. Juni bis 15. Juli) vorbereitet. Im DFB.de-Interview spricht Tah über seine Hamburger Wurzeln, gutes Heilfleisch und die Chancen, bei der WM dabei zu sein.

DFB.de: Herr Tah, es heißt, eine Erzieherin aus dem Hamburger Kindergarten "Kurz und Klein" habe Sie entdeckt. Wahre Geschichte?

Jonathan Tah: Nein, ich spielte schon früher bei Altona 93. Aber später fand ich dann raus, dass diese Erzieherin die kleine Schwester von meinem ersten Trainer beim HSV war. Und sie hat wohl damals tatsächlich sofort gesagt, der Junge ist gut. Ich komme aus Altona, bin dort aufgewachsen. Bis zum Vereinsheim waren es für mich mit dem Fahrrad zehn Minuten. Der Stadtteil ist multikulti, dort habe ich mich immer sehr wohlgefühlt. In der U 14 wechselte ich dann zum HSV.

DFB.de: Der Altonaer 1893 FC wurde vor rund zwei Monaten mit dem DFB- und Mercedes Benz Integrationspreis ausgezeichnet.

Tah: Das wusste ich gar nicht, aber verdient ist es. Ich habe mich bei Altona 93 und in meinem Viertel sehr wohl gefühlt. Wir sind einfach alle miteinander klargekommen, egal welche Hautfarbe oder Religion. Jeder hatte Spaß miteinander. Mein Vater ist Ivorer, meine Mutter Deutsche. Ich bin in meiner deutschen Kultur groß geworden und dann gibt es eben in meiner Familie auch die andere, die afrikanische Seite. Auch diese Kultur hat mich immer interessiert, etwa die Musik, auch auf meine afrikanischen Wurzeln bin ich stolz. Natürlich fühle ich mich deutlich mehr in Deutschland zuhause, dazu bin ich Hamburger, aber wie es der Bundespräsident zuletzt gesagt hat, dass Einwandererkinder eben noch eine zweite Herkunft haben, so kann man es schon sehen. Früher hat man gesagt, Einwanderer seien in beiden Ländern nicht ganz zuhause. Ich finde, andersherum ist es richtig. Man hat in beiden Ländern und Kulturen seine Wurzeln. Für manche ist das wohl immer noch schwierig zu verstehen. Aber die Mehrheit der Menschen in Deutschland haben damit heutzutage keine Probleme mehr.

DFB.de: Themenwechsel: Was muss man derzeit hören?

Tah: (lacht) Ich glaube, das wissen schon manche über mich, dass ich Musik sehr mag. Ich höre ganz viel unterschiedliches, natürlich auch Rap, amerikanischen Hip-Hop, aber auch französischen Rap. Das hören derzeit sehr viele Leute, sogar ein Julian Brandt, von dem man das vielleicht nicht erwartet. (lacht)

DFB.de: ...der angeblich mit Ihnen zusammen für die Musik in der Leverkusener Kabine verantwortlich ist.

Tah: Früher war es Hakan Calhanoğlu, nun sind es wir beide.

DFB.de: Im April erlitten Sie einen Muskelfaserriss im Hüftbeuger. Wie schlimm sah es aus?

Tah: Am Anfang hieß es, die Saison sei gelaufen. Aber ich wollte auf keinen Fall in diesen Urlaubsmodus rutschen. Wenn ich dann dennoch nominiert worden wäre, hätte ich Wochen gebraucht, um wieder fit zu werden. Also habe ich mir in Absprache mit Bayers medizinischer Abteilung das Ziel gesteckt, im letzten Saisonspiel gegen Hannover 96 dabei zu sein. Wir haben dann keinen Tag frei genommen und sehr intensiv gearbeitet. Wir haben das einfach durchgezogen und vielleicht habe ich ja auch gutes Heilfleisch.

DFB.de: Sie standen dann beim 3:2-Heimsieg 90 Minuten auf dem Platz.

Tah: Ja, das war gut.

DFB.de: Spüren Sie noch etwas von der Verletzung.

Tah: Nichts, ich bin 100 Prozent gesund und fit.

DFB.de: Wie haben Sie jetzt die ersten Einheiten hier in Eppan erlebt?

Tah: Das ist nochmal etwas ganz anderes als bei der U 21-Nationalmannschaft. Die ersten Einheiten waren intensiv. Jeder einzelne Spieler hier ist auf diesem Toplevel. Als Gruppe haben wir gut gearbeitet. Das brauchen wir jetzt auch, um in den Rhythmus zu kommen.

DFB.de: Die Zukunft gehört Ihnen. Aber reicht es Ihnen zu wissen, dass Sie bei der nächsten WM in der deutschen Innenverteidigung stehen werden?

Tah: Klar bin ich erstmal froh, hier zu sein. Wenn ich nach Russland gehen darf, freue ich mich riesig darüber. Man will immer das Beste. Ich gebe einfach Alles. Ich weiß um meine Rolle hier. Ich will die Mannschaft so gut es geht unterstützen, das Niveau hochhalten, Gas geben. Und dann wird man am Ende sehen. Ich bin jedenfalls überhaupt nicht negativ gestimmt. Ich nehme Alles mit, was ich kann.

[th]

Als Jonathan Tah im Kindergartenalter beim Hamburger Traditionsklub Altona 93 anfing, soll er den Ball von der Strafraumgrenze an die Latte geköpft haben. "Ich habe immer mit den Älteren gespielt und war trotzdem der größte und kräftigste Spieler auf dem Platz", erzählt er. Jérôme Boateng ist, wie bekannt, sein Vorbild, und der betont immer mal wieder, soweit wie Tah sei er in dem Alter noch nicht gewesen. Der 22 Jahre alte Innenverteidiger von Bayer Leverkusen, für den die Saison im April fast schon beendet war, gehört aktuell zum 27-köpfigen Kader der Mannschaft, die sich in Südtirol auf die Weltmeisterschaft in Russland (14. Juni bis 15. Juli) vorbereitet. Im DFB.de-Interview spricht Tah über seine Hamburger Wurzeln, gutes Heilfleisch und die Chancen, bei der WM dabei zu sein.

DFB.de: Herr Tah, es heißt, eine Erzieherin aus dem Hamburger Kindergarten "Kurz und Klein" habe Sie entdeckt. Wahre Geschichte?

Jonathan Tah: Nein, ich spielte schon früher bei Altona 93. Aber später fand ich dann raus, dass diese Erzieherin die kleine Schwester von meinem ersten Trainer beim HSV war. Und sie hat wohl damals tatsächlich sofort gesagt, der Junge ist gut. Ich komme aus Altona, bin dort aufgewachsen. Bis zum Vereinsheim waren es für mich mit dem Fahrrad zehn Minuten. Der Stadtteil ist multikulti, dort habe ich mich immer sehr wohlgefühlt. In der U 14 wechselte ich dann zum HSV.

DFB.de: Der Altonaer 1893 FC wurde vor rund zwei Monaten mit dem DFB- und Mercedes Benz Integrationspreis ausgezeichnet.

Tah: Das wusste ich gar nicht, aber verdient ist es. Ich habe mich bei Altona 93 und in meinem Viertel sehr wohl gefühlt. Wir sind einfach alle miteinander klargekommen, egal welche Hautfarbe oder Religion. Jeder hatte Spaß miteinander. Mein Vater ist Ivorer, meine Mutter Deutsche. Ich bin in meiner deutschen Kultur groß geworden und dann gibt es eben in meiner Familie auch die andere, die afrikanische Seite. Auch diese Kultur hat mich immer interessiert, etwa die Musik, auch auf meine afrikanischen Wurzeln bin ich stolz. Natürlich fühle ich mich deutlich mehr in Deutschland zuhause, dazu bin ich Hamburger, aber wie es der Bundespräsident zuletzt gesagt hat, dass Einwandererkinder eben noch eine zweite Herkunft haben, so kann man es schon sehen. Früher hat man gesagt, Einwanderer seien in beiden Ländern nicht ganz zuhause. Ich finde, andersherum ist es richtig. Man hat in beiden Ländern und Kulturen seine Wurzeln. Für manche ist das wohl immer noch schwierig zu verstehen. Aber die Mehrheit der Menschen in Deutschland haben damit heutzutage keine Probleme mehr.

DFB.de: Themenwechsel: Was muss man derzeit hören?

Tah: (lacht) Ich glaube, das wissen schon manche über mich, dass ich Musik sehr mag. Ich höre ganz viel unterschiedliches, natürlich auch Rap, amerikanischen Hip-Hop, aber auch französischen Rap. Das hören derzeit sehr viele Leute, sogar ein Julian Brandt, von dem man das vielleicht nicht erwartet. (lacht)

DFB.de: ...der angeblich mit Ihnen zusammen für die Musik in der Leverkusener Kabine verantwortlich ist.

Tah: Früher war es Hakan Calhanoğlu, nun sind es wir beide.

DFB.de: Im April erlitten Sie einen Muskelfaserriss im Hüftbeuger. Wie schlimm sah es aus?

Tah: Am Anfang hieß es, die Saison sei gelaufen. Aber ich wollte auf keinen Fall in diesen Urlaubsmodus rutschen. Wenn ich dann dennoch nominiert worden wäre, hätte ich Wochen gebraucht, um wieder fit zu werden. Also habe ich mir in Absprache mit Bayers medizinischer Abteilung das Ziel gesteckt, im letzten Saisonspiel gegen Hannover 96 dabei zu sein. Wir haben dann keinen Tag frei genommen und sehr intensiv gearbeitet. Wir haben das einfach durchgezogen und vielleicht habe ich ja auch gutes Heilfleisch.

DFB.de: Sie standen dann beim 3:2-Heimsieg 90 Minuten auf dem Platz.

Tah: Ja, das war gut.

DFB.de: Spüren Sie noch etwas von der Verletzung.

Tah: Nichts, ich bin 100 Prozent gesund und fit.

DFB.de: Wie haben Sie jetzt die ersten Einheiten hier in Eppan erlebt?

Tah: Das ist nochmal etwas ganz anderes als bei der U 21-Nationalmannschaft. Die ersten Einheiten waren intensiv. Jeder einzelne Spieler hier ist auf diesem Toplevel. Als Gruppe haben wir gut gearbeitet. Das brauchen wir jetzt auch, um in den Rhythmus zu kommen.

DFB.de: Die Zukunft gehört Ihnen. Aber reicht es Ihnen zu wissen, dass Sie bei der nächsten WM in der deutschen Innenverteidigung stehen werden?

Tah: Klar bin ich erstmal froh, hier zu sein. Wenn ich nach Russland gehen darf, freue ich mich riesig darüber. Man will immer das Beste. Ich gebe einfach Alles. Ich weiß um meine Rolle hier. Ich will die Mannschaft so gut es geht unterstützen, das Niveau hochhalten, Gas geben. Und dann wird man am Ende sehen. Ich bin jedenfalls überhaupt nicht negativ gestimmt. Ich nehme Alles mit, was ich kann.

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