Jochen Drees: "Es gibt Aspekte für und gegen einen Strafstoß"

Beim 2:2 im Bundesligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach sorgte eine Strafstoßentscheidung in der Nachspielzeit für Diskussionen. Nach einer beidarmigen Umklammerung von Mönchengladbachs Ramy Bensebaini an Stuttgarts Sasa Kalajdzic zeigte Schiedsrichter Dr. Felix Brych nach Intervention der Video-Assistentin Bibiana Steinhaus auf den Punkt, obwohl der Stuttgarter auch über den Fuß seines Teamkollegen Waldemar Anton gestolpert war. Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent, äußerte sich in der Talkshow Sky90 zu der Situation.

Dr. Jochen Drees über...

... die Vertretbarkeit der Entscheidung: Wir können auch über den Video-Assistenten nicht jede Entscheidung in Schwarz oder Weiß kehren. Ich war live dabei und habe es auch gesehen. Es steht dieses sehr deutliche Umklammern des Mönchengladbacher Spielers, und das ist ein strafbarer Aspekt. Der Kontakt mit seinem Mitspieler im Fußbereich ist fast zeitgleich. Für Bibiana Steinhaus war dieses Umklammern der zu priorisierenden Aspekt und unbedingt ahndungswürdig. Das kann man aus Sicht des Schiedsrichters nachvollziehen. Demgegenüber stehen die anderen Aspekte (Rückwärtsbewegung, Stolpern über die Füße des Mitspielers; Anm. d. Red.), die eher für einen unglücklichen Ablauf sprechen. Aber Bibiana Steinhaus hat diese nicht als vorstehend bewertet und deswegen den Impuls an Felix Brych gegeben, sich die Szene noch einmal anzusehen. Innerhalb des VA-Projekts wird es keinen Zeitpunkt geben, bei dem wir alle Szenen in Schwarz und Weiß einordnen können. Das ist auch nicht das Ziel der Video-Assistenten. Es gibt Aspekte für und gegen einen Strafstoß.

... die Erkennung des Stolperns über die Füße von Anton: Dieses Stolpern über die Füße ist im VAC erkannt, aber nicht als das relevante Merkmal der Szene ausgemacht worden. Als Felix Brych zum Bildschirm rausgelaufen ist, war der Halteprozess sofort deutlich sichtbar und strafbar. Wenn man die Szene als Ganzes laufen lässt, hätte man den Hergang mit allen Aspekten noch einmal darstellen können. Dann hätte er auch am Bildschirm die ganze Szene zur Einschätzung vorgelegt bekommen können. Dann ist es aber auch keine klare Fehlentscheidung, auf Strafstoß zu entscheiden. Ein Foulspiel setzt eine gewisse Absicht von dem Spieler voraus. Steinhaus hatte den Aspekt dieses Fußvergehens für sich eingeschätzt und als nicht relevant gesehen. Es wäre besser gewesen, diesen Aspekt im Bild zu demonstrieren, damit Brych dies noch einmal für sich hätte bewerten können.

… Lehren aus dieser Entscheidung: Wir lernen aus jeder Szene, die wir erleben. Wir versuchen, das nachzubereiten und uns vorzubereiten, so dass wir das demnächst besser machen. Vielleicht hat es hier ein Kommunikations- und Darstellungsmissverständnis gegeben. Aus schiedsrichterfachlicher Sicht ist es ein Strafstoß, den man geben kann. Wir werden die Szene ausdrücklich analysieren und schauen, dass wir den Ablauf weiter verbessern und die Kolleg*innen schulend darauf einstellen.

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Beim 2:2 im Bundesligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach sorgte eine Strafstoßentscheidung in der Nachspielzeit für Diskussionen. Nach einer beidarmigen Umklammerung von Mönchengladbachs Ramy Bensebaini an Stuttgarts Sasa Kalajdzic zeigte Schiedsrichter Dr. Felix Brych nach Intervention der Video-Assistentin Bibiana Steinhaus auf den Punkt, obwohl der Stuttgarter auch über den Fuß seines Teamkollegen Waldemar Anton gestolpert war. Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent, äußerte sich in der Talkshow Sky90 zu der Situation.

Dr. Jochen Drees über...

... die Vertretbarkeit der Entscheidung: Wir können auch über den Video-Assistenten nicht jede Entscheidung in Schwarz oder Weiß kehren. Ich war live dabei und habe es auch gesehen. Es steht dieses sehr deutliche Umklammern des Mönchengladbacher Spielers, und das ist ein strafbarer Aspekt. Der Kontakt mit seinem Mitspieler im Fußbereich ist fast zeitgleich. Für Bibiana Steinhaus war dieses Umklammern der zu priorisierenden Aspekt und unbedingt ahndungswürdig. Das kann man aus Sicht des Schiedsrichters nachvollziehen. Demgegenüber stehen die anderen Aspekte (Rückwärtsbewegung, Stolpern über die Füße des Mitspielers; Anm. d. Red.), die eher für einen unglücklichen Ablauf sprechen. Aber Bibiana Steinhaus hat diese nicht als vorstehend bewertet und deswegen den Impuls an Felix Brych gegeben, sich die Szene noch einmal anzusehen. Innerhalb des VA-Projekts wird es keinen Zeitpunkt geben, bei dem wir alle Szenen in Schwarz und Weiß einordnen können. Das ist auch nicht das Ziel der Video-Assistenten. Es gibt Aspekte für und gegen einen Strafstoß.

... die Erkennung des Stolperns über die Füße von Anton: Dieses Stolpern über die Füße ist im VAC erkannt, aber nicht als das relevante Merkmal der Szene ausgemacht worden. Als Felix Brych zum Bildschirm rausgelaufen ist, war der Halteprozess sofort deutlich sichtbar und strafbar. Wenn man die Szene als Ganzes laufen lässt, hätte man den Hergang mit allen Aspekten noch einmal darstellen können. Dann hätte er auch am Bildschirm die ganze Szene zur Einschätzung vorgelegt bekommen können. Dann ist es aber auch keine klare Fehlentscheidung, auf Strafstoß zu entscheiden. Ein Foulspiel setzt eine gewisse Absicht von dem Spieler voraus. Steinhaus hatte den Aspekt dieses Fußvergehens für sich eingeschätzt und als nicht relevant gesehen. Es wäre besser gewesen, diesen Aspekt im Bild zu demonstrieren, damit Brych dies noch einmal für sich hätte bewerten können.

… Lehren aus dieser Entscheidung: Wir lernen aus jeder Szene, die wir erleben. Wir versuchen, das nachzubereiten und uns vorzubereiten, so dass wir das demnächst besser machen. Vielleicht hat es hier ein Kommunikations- und Darstellungsmissverständnis gegeben. Aus schiedsrichterfachlicher Sicht ist es ein Strafstoß, den man geben kann. Wir werden die Szene ausdrücklich analysieren und schauen, dass wir den Ablauf weiter verbessern und die Kolleg*innen schulend darauf einstellen.