Joachim Löw: "Die WM war ein einmaliges Erlebnis für uns alle"

Es war auch für Joachim Löw ein einmaliges Jahr. Als Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann hatte er einen großen Anteil am erfolgreichen Abschneiden des Nationalteams bei der WM 2006. Und nach der begeisternden Weltmeisterschaft in Deutschland führte Löw die Linie als Klinsmanns Nachfolger ganz konsequent weiter: In sechs Länderspielen unter seiner Regie holte die DFB-Auswahl fünf Siege und ein Unentschieden bei 24:2 Toren – und geht als Tabellenführer ihrer EM-Qualifikationsgruppe ins neue Jahr. Im ersten Teil des großen Interviews auf www.dfb.de zieht Joachim Löw im Gespräch mit DFB-Internetredakteur Christian Müller seine Bilanz des WM-Jahres, im zweiten Teil äußert er sich zu den personellen Perspektiven der Nationalmannschaft und erläutert seine sportlichen Ziele für 2007.

Frage: Im WM-Film von Sönke Wortmann "Deutschland. Ein Sommermärchen" gibt es eine Szene nach dem Viertelfinalerfolg gegen Argentinien: In der Kabine kauern Sie in einer Ecke und haben feuchte Augen. Was ist Ihnen in diesem Moment durch den Kopf gegangen?

Joachim Löw: Ich kann mich gut erinnern. Das war für mich die emotionalste Situation der WM. Vor diesem Spiel war eine unglaubliche Spannung da, und dann kam noch die spezielle Dramaturgie dazu. Es hat sich doch zugespitzt bis zum letzten Elfmeter. Mein Gott, wir hatten den Topfavoriten gestürzt. Im ersten Moment war die Freude unbeschreiblich groß gewesen. Emotionen kamen raus, ich habe mich richtig nach außen hin gefreut. Und irgendwann, eine Stunde später vielleicht, wollte ich zur Ruhe kommen. Ich habe mich in eine Ecke gesetzt und nachgedacht über dieses Spiel.

Frage: Beim Kinopublikum mit rund vier Millionen Besuchern und über zehn Millionen TV-Zuschauern kam die WM-Dokumentation sehr gut an. Wie haben Sie sich im Film erlebt?

Joachim Löw: Ich habe ihn bisher nur bei der Premiere in Berlin gesehen, werde ihn mir mit ein bisschen Abstand aber sicher nochmal zu Hause anschauen. Grundsätzlich ist der Film für das Publikum anders als für uns Beteiligten. Wir kennen die Situationen ja, haben sie tausend Mal erlebt – es ist alltägliche Arbeit. Dennoch war es schön, das mal so zu sehen.

Frage: War 2006 das schönste Jahr Ihrer Karriere?

Joachim Löw: Sportlich gesehen auf jeden Fall. Es war ein faszinierendes Jahr. Im Rückblick war diese WM ein einmaliges Erlebnis für uns alle. Die hohe Emotionalität war da etwas ganz Besonderes.

Frage: Haben Sie die WM emotional denn inzwischen verarbeitet?

Joachim Löw: Schwierig zu sagen. Meine bewussten Gedanken gehen nach vorn, also in die Richtung EM-Qualifikation und EURO 2008. Aber ich muss noch manches Mal an die WM zurückdenken. In mir kommen Bilder hoch, Gespräche, einzelne Szenen. Ich habe mir mal im September unsere WM-Spiele angeschaut, um sie rein fachlich zu analysieren. Das war aber gar nicht so einfach. Es braucht Zeit, die WM emotional zu verarbeiten.

Frage: Zeit, die Sie kaum haben – nach der WM sind Sie bald zum Bundestrainer befördert worden und in die EM-Qualifikation gestartet.

Joachim Löw: Das stimmt, für eine Auszeit gab es gar keine Chance. Jürgen Klinsmann trat zurück, und ich wurde gefragt, ob ich mir diese Aufgabe zutraue. Ab diesem Moment ging es für mich nahtlos weiter. Meine ersten Gedanken waren: Was passiert ab jetzt, was ist zu tun? Tatsächlich hat sich jedoch in meiner Arbeit mit der Mannschaft nicht viel geändert. Ich hatte zwei Jahre lang schon Verantwortung gefühlt. Was sich für mich verändert hat, ist die größere Medienpräsenz und Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Generell gilt: Die Erlebnisse dieser WM waren etwas Einmaliges, jetzt erfüllt es mich mit Stolz, Bundestrainer zu sein.

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Es war auch für Joachim Löw ein einmaliges Jahr. Als Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann hatte er einen großen Anteil am erfolgreichen Abschneiden des Nationalteams bei der WM 2006. Und nach der begeisternden Weltmeisterschaft in Deutschland führte Löw die Linie als Klinsmanns Nachfolger ganz konsequent weiter: In sechs Länderspielen unter seiner Regie holte die DFB-Auswahl fünf Siege und ein Unentschieden bei 24:2 Toren – und geht als Tabellenführer ihrer EM-Qualifikationsgruppe ins neue Jahr. Im ersten Teil des großen Interviews auf www.dfb.de zieht Joachim Löw im Gespräch mit DFB-Internetredakteur Christian Müller seine Bilanz des WM-Jahres, im zweiten Teil äußert er sich zu den personellen Perspektiven der Nationalmannschaft und erläutert seine sportlichen Ziele für 2007.



Frage: Im WM-Film von Sönke Wortmann "Deutschland. Ein Sommermärchen" gibt es eine Szene nach dem Viertelfinalerfolg gegen Argentinien: In der Kabine kauern Sie in einer Ecke und haben feuchte Augen. Was ist Ihnen in diesem Moment durch den Kopf gegangen?



Joachim Löw: Ich kann mich gut erinnern. Das war für mich die emotionalste Situation der WM. Vor diesem Spiel war eine unglaubliche Spannung da, und dann kam noch die spezielle Dramaturgie dazu. Es hat sich doch zugespitzt bis zum letzten Elfmeter. Mein Gott, wir hatten den Topfavoriten gestürzt. Im ersten Moment war die Freude unbeschreiblich groß gewesen. Emotionen kamen raus, ich habe mich richtig nach außen hin gefreut. Und irgendwann, eine Stunde später vielleicht, wollte ich zur Ruhe kommen. Ich habe mich in eine Ecke gesetzt und nachgedacht über dieses Spiel.



Frage: Beim Kinopublikum mit rund vier Millionen Besuchern und über zehn Millionen TV-Zuschauern kam die WM-Dokumentation sehr gut an. Wie haben Sie sich im Film erlebt?



Joachim Löw: Ich habe ihn bisher nur bei der Premiere in Berlin gesehen, werde ihn mir mit ein bisschen Abstand aber sicher nochmal zu Hause anschauen. Grundsätzlich ist der Film für das Publikum anders als für uns Beteiligten. Wir kennen die Situationen ja, haben sie tausend Mal erlebt – es ist alltägliche Arbeit. Dennoch war es schön, das mal so zu sehen.



[bild2]Frage: War 2006 das schönste Jahr Ihrer Karriere?



Joachim Löw: Sportlich gesehen auf jeden Fall. Es war ein faszinierendes Jahr. Im Rückblick war diese WM ein einmaliges Erlebnis für uns alle. Die hohe Emotionalität war da etwas ganz Besonderes.



Frage: Haben Sie die WM emotional denn inzwischen verarbeitet?



Joachim Löw: Schwierig zu sagen. Meine bewussten Gedanken gehen nach vorn, also in die Richtung EM-Qualifikation und EURO 2008. Aber ich muss noch manches Mal an die WM zurückdenken. In mir kommen Bilder hoch, Gespräche, einzelne Szenen. Ich habe mir mal im September unsere WM-Spiele angeschaut, um sie rein fachlich zu analysieren. Das war aber gar nicht so einfach. Es braucht Zeit, die WM emotional zu verarbeiten.



Frage: Zeit, die Sie kaum haben – nach der WM sind Sie bald zum Bundestrainer befördert worden und in die EM-Qualifikation gestartet.



Joachim Löw: Das stimmt, für eine Auszeit gab es gar keine Chance. Jürgen Klinsmann trat zurück, und ich wurde gefragt, ob ich mir diese Aufgabe zutraue. Ab diesem Moment ging es für mich nahtlos weiter. Meine ersten Gedanken waren: Was passiert ab jetzt, was ist zu tun? Tatsächlich hat sich jedoch in meiner Arbeit mit der Mannschaft nicht viel geändert. Ich hatte zwei Jahre lang schon Verantwortung gefühlt. Was sich für mich verändert hat, ist die größere Medienpräsenz und Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Generell gilt: Die Erlebnisse dieser WM waren etwas Einmaliges, jetzt erfüllt es mich mit Stolz, Bundestrainer zu sein.