Jenny Wolf: "Es ist ein Hype entstanden"

Vom 26. Juni bis 17. Juli findet in Deutschland die Frauen-WM 2011 statt - für die Spielerinnen der DFB-Auswahl der Höhepunkt in ihrer Karriere. Ihr Ziel: die Titelverteidigung. Das wichtigste Turnier vor heimischer Kulisse bestreiten zu dürfen, wird für die 21 Frauen, die letztlich im WM-Kader von DFB-Trainerin Silvia Neid stehen werden, aber auch unabhängig vom Abschneiden ein außergewöhnliches Erlebnis sein.

Das können auch die Trainer und Athleten aus anderen Sportarten bestätigen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls in den Genuss einer Heim-WM gekommen sind - und erfolgreich waren. In einer Interview-Serie spricht DFB.de immer dienstags mit deutschen Protagonisten und blickt zurück auf deren ganz persönliche Faszination Heim-WM. Heute: Eisschnellläuferin Jenny Wolf.

In der langen Reihe erfolgreicher deutscher Eisschnellläufer nimmt Jenny Wolf eine Sonderstellung ein. Auf den kurzen Strecken, 500 und 1000 Meter, hat die Berlinerin glänzende Resultate aufzuweisen. Die 32-Jährige gewann fünf WM-Titel und zehn nationale Meisterschaften. Im vorigen Jahr holte sie bei Olympia in Vancouver die Silbermedaille. Als Weltrekordlerin über 500 Meter ist sie die schnellste Frau der Welt. Im März 2011 erlebte sie bei den Weltmeisterschaften in Inzell einen Karrierehöhepunkt. Mit DFB-Mitarbeiter Gregor Derichs hat Jenny Wolf über die Heim-WM gesprochen.

DFB.de: Im Eisschnelllauf finden, anders als in anderen Sportarten mit einem Zwei- oder Vier-Jahres-Rhythmus, in jedem Jahr Weltmeisterschaften statt. Wie haben Sie die WM im oberbayerischen Inzell empfunden?

Jenny Wolf: Das war auf jeden Fall ein besonderer Wettkampf. Ich wurde schon einige Monate und Wochen vorher darauf angesprochen. Wir haben genau mitbekommen, wie intensiv die Vorbereitungen in Inzell liefen. Das war viel mehr Aufwand als bei irgendeinem Wettkampf. Das riesige Rahmenprogramm, die Eröffnungsfeier oder das Feuerwerk - alles war anders als bei anderen Wettkämpfen. Das war nicht wie bei einem Weltcup.

DFB.de: Inzell ist ein Eisschnelllauf-Standort mit großer Tradition. Weltmeisterschaften haben schon häufiger dort stattgefunden, Weltcup-Rennen steigen dort jährlich. Inwiefern war diese WM 2011 trotzdem etwas Besonderes?

Wolf: Die Inzeller organisieren viele große Wettkämpfe und haben Erfahrung damit. Aber mit der WM wurde auch die neue Eisschnelllauf-Halle eröffnet, auf die alle sehr gespannt waren. Auch deswegen wurde dieser WM besonders entgegengefiebert. Die Spannung stieg seit dem Sommer 2010 immer weiter an.

DFB.de: Sie gehörten zu den Favoritinnen auf den kurzen Strecken. Wie hoch waren die Erwartungen an Sie, wirklich erfolgreich sein zu müssen?

Wolf: Die Chancen, dass ich auf das Podium kam, waren vorhanden. Aber wer Weltmeisterin werden würde, war sehr offen. Ich hatte zu Saisonbeginn einige Probleme und musste viel trainieren, um in die richtige Form zu kommen. Aber manche Fans dachten, ich könnte mir den Titel bei einer WM im eigenen Land einfach abholen. Ich war superfroh, dass es dann wirklich geklappt hat.

DFB.de: Hat die Tatsache, dass diese WM nicht in Moskau, Heerenveen oder anderswo stattgefunden hat, dazu beigetragen, dass Sie Weltmeisterin wurden?

Wolf: Ich denke schon, dass es eine Rolle gespielt hat. Es herrschte eine sehr positive Stimmung in Inzell.

DFB.de: War die Anspannung auf den Wettkampf denn nicht auch viel höher bei dieser WM als bei anderen Wettkämpfen?

Wolf: Die Anspannung war schon sehr groß. Man bekam genau mit, wie um die WM ein großer Hype entstand, dass sich der ganze Ort darauf konzentrierte und mehr Prominenz erwartet wurde. In den WM-Tagen und davor konnte ich mich kaum bewegen in Inzell, ohne überall angesprochen zu werden. Ich wollte ja immer freundlich sein. Insgesamt kostet der Rummel schon mehr Kraft, als wenn ein Wettkampf in Japan stattfindet.

DFB.de: Und wie war die Stimmung in der 7000 Zuschauer fassenden Halle bei der WM?

Wolf: Wir hatten das Glück, dass viele Zuschauer aus den Niederlanden gekommen waren und die Halle ausverkauft war. Die Holländer wissen die Leistungen aller Teilnehmer zu schätzen, die Stimmung war klasse, natürlich auch wegen der deutschen Zuschauer, die uns großartig unterstützt haben.

DFB.de: Die Olympischen Spiele finden nur alle vier Jahre statt. Ist Olympia deswegen ein noch größeres Erlebnis als eine WM, selbst wenn sie im eigenen Land stattfindet?

Wolf: Die Olympischen Spiele sind im Vergleich zu einer WM noch einmal eine Steigerung, wegen der besonderen Atmosphäre, die bei Olympia herrscht. Aber die WM in Inzell war ein Highlight und ein großes Erlebnis. Für mich war es auch das erste Mal, dass meine ganze Familie dabei war. Die Siegerehrung, die Nationalhymne, die Begeisterung um einen herum - so etwas erlebt man bei einer WM in Amerika eben ganz anders.

DFB.de: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen wird sicher auch erleben, dass der Rummel um sie zunimmt, und sie wird Erlebnissen ausgesetzt sein, die die Spielerinnen so nicht kennen. Können Sie ein Ratschlag geben, wie damit umzugehen ist?

Wolf: Ich habe kurz vor meinem Wettkampf noch eine Einladung zu einer großen Veranstaltung bekommen, zu einem Abendessen mit dem Bürgermeister und wichtigen Politikern. Die musste ich absagen, da ich mich langsam wirklich auf die Rennen konzentrieren musste. Man sollte die Vorbereitung so normal wie möglich gestalten und nicht tausend andere Dinge machen. Es ist sinnvoll, die Routine beizubehalten.

DFB.de: Bei Olympia bleiben nicht wenige Sportler deswegen auch lieber der Eröffnungsfeier fern. Wie war das bei Ihnen bei der Heim-WM?

Wolf: Ich dachte auch, dass die Eröffnungsfeier zu viel Stress sein könnte. Aber dann war ich froh, dass ich daran teilgenommen habe. Es herrschte eine Superstimmung, die Fans feierten. Man muss einfach akzeptieren, dass manchmal etwas anders ist als bei anderen Wettkämpfen.

DFB.de: Verfolgen Sie die DFB-Frauen? Und werden Sie sich Spiele bei der WM 2011 anschauen?

Wolf: Ich habe mir schon oft die Spiele im Fernsehen angeschaut. Ich freue mich auch schon auf die Spiele der deutschen Mannschaft bei der WM. Sie hat selber den Anspruch, dass sie die Weltmeisterschaft gewinnen will. Ich glaube, dass sie das schaffen kann.

DFB.de: Dass Eisschnellläufer im Sommer weniger trainieren, ist sicher eine irrige Vorstellung. Auf welche Aufgaben bereiten Sie sich gerade vor?

Wolf: Ich trainieren schon intensiv für die nächste Saison. Mit dem Weltrekord habe ich noch ein großes Ziel. Mit einem Weltrekord kann man zeigen, was man an Leistung drauf hat. Aber auch die Weltmeisterschaft ist reizvoll, sie ist aber eher einer Nervensache, weil man in zwei Läufen seine Fitness auf den Punkt beweisen muss.

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Vom 26. Juni bis 17. Juli findet in Deutschland die Frauen-WM 2011 statt - für die Spielerinnen der DFB-Auswahl der Höhepunkt in ihrer Karriere. Ihr Ziel: die Titelverteidigung. Das wichtigste Turnier vor heimischer Kulisse bestreiten zu dürfen, wird für die 21 Frauen, die letztlich im WM-Kader von DFB-Trainerin Silvia Neid stehen werden, aber auch unabhängig vom Abschneiden ein außergewöhnliches Erlebnis sein.

Das können auch die Trainer und Athleten aus anderen Sportarten bestätigen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls in den Genuss einer Heim-WM gekommen sind - und erfolgreich waren. In einer Interview-Serie spricht DFB.de immer dienstags mit deutschen Protagonisten und blickt zurück auf deren ganz persönliche Faszination Heim-WM. Heute: Eisschnellläuferin Jenny Wolf.

In der langen Reihe erfolgreicher deutscher Eisschnellläufer nimmt Jenny Wolf eine Sonderstellung ein. Auf den kurzen Strecken, 500 und 1000 Meter, hat die Berlinerin glänzende Resultate aufzuweisen. Die 32-Jährige gewann fünf WM-Titel und zehn nationale Meisterschaften. Im vorigen Jahr holte sie bei Olympia in Vancouver die Silbermedaille. Als Weltrekordlerin über 500 Meter ist sie die schnellste Frau der Welt. Im März 2011 erlebte sie bei den Weltmeisterschaften in Inzell einen Karrierehöhepunkt. Mit DFB-Mitarbeiter Gregor Derichs hat Jenny Wolf über die Heim-WM gesprochen.

DFB.de: Im Eisschnelllauf finden, anders als in anderen Sportarten mit einem Zwei- oder Vier-Jahres-Rhythmus, in jedem Jahr Weltmeisterschaften statt. Wie haben Sie die WM im oberbayerischen Inzell empfunden?

Jenny Wolf: Das war auf jeden Fall ein besonderer Wettkampf. Ich wurde schon einige Monate und Wochen vorher darauf angesprochen. Wir haben genau mitbekommen, wie intensiv die Vorbereitungen in Inzell liefen. Das war viel mehr Aufwand als bei irgendeinem Wettkampf. Das riesige Rahmenprogramm, die Eröffnungsfeier oder das Feuerwerk - alles war anders als bei anderen Wettkämpfen. Das war nicht wie bei einem Weltcup.

DFB.de: Inzell ist ein Eisschnelllauf-Standort mit großer Tradition. Weltmeisterschaften haben schon häufiger dort stattgefunden, Weltcup-Rennen steigen dort jährlich. Inwiefern war diese WM 2011 trotzdem etwas Besonderes?

Wolf: Die Inzeller organisieren viele große Wettkämpfe und haben Erfahrung damit. Aber mit der WM wurde auch die neue Eisschnelllauf-Halle eröffnet, auf die alle sehr gespannt waren. Auch deswegen wurde dieser WM besonders entgegengefiebert. Die Spannung stieg seit dem Sommer 2010 immer weiter an.

DFB.de: Sie gehörten zu den Favoritinnen auf den kurzen Strecken. Wie hoch waren die Erwartungen an Sie, wirklich erfolgreich sein zu müssen?

Wolf: Die Chancen, dass ich auf das Podium kam, waren vorhanden. Aber wer Weltmeisterin werden würde, war sehr offen. Ich hatte zu Saisonbeginn einige Probleme und musste viel trainieren, um in die richtige Form zu kommen. Aber manche Fans dachten, ich könnte mir den Titel bei einer WM im eigenen Land einfach abholen. Ich war superfroh, dass es dann wirklich geklappt hat.

DFB.de: Hat die Tatsache, dass diese WM nicht in Moskau, Heerenveen oder anderswo stattgefunden hat, dazu beigetragen, dass Sie Weltmeisterin wurden?

Wolf: Ich denke schon, dass es eine Rolle gespielt hat. Es herrschte eine sehr positive Stimmung in Inzell.

DFB.de: War die Anspannung auf den Wettkampf denn nicht auch viel höher bei dieser WM als bei anderen Wettkämpfen?

Wolf: Die Anspannung war schon sehr groß. Man bekam genau mit, wie um die WM ein großer Hype entstand, dass sich der ganze Ort darauf konzentrierte und mehr Prominenz erwartet wurde. In den WM-Tagen und davor konnte ich mich kaum bewegen in Inzell, ohne überall angesprochen zu werden. Ich wollte ja immer freundlich sein. Insgesamt kostet der Rummel schon mehr Kraft, als wenn ein Wettkampf in Japan stattfindet.

DFB.de: Und wie war die Stimmung in der 7000 Zuschauer fassenden Halle bei der WM?

Wolf: Wir hatten das Glück, dass viele Zuschauer aus den Niederlanden gekommen waren und die Halle ausverkauft war. Die Holländer wissen die Leistungen aller Teilnehmer zu schätzen, die Stimmung war klasse, natürlich auch wegen der deutschen Zuschauer, die uns großartig unterstützt haben.

DFB.de: Die Olympischen Spiele finden nur alle vier Jahre statt. Ist Olympia deswegen ein noch größeres Erlebnis als eine WM, selbst wenn sie im eigenen Land stattfindet?

Wolf: Die Olympischen Spiele sind im Vergleich zu einer WM noch einmal eine Steigerung, wegen der besonderen Atmosphäre, die bei Olympia herrscht. Aber die WM in Inzell war ein Highlight und ein großes Erlebnis. Für mich war es auch das erste Mal, dass meine ganze Familie dabei war. Die Siegerehrung, die Nationalhymne, die Begeisterung um einen herum - so etwas erlebt man bei einer WM in Amerika eben ganz anders.

DFB.de: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen wird sicher auch erleben, dass der Rummel um sie zunimmt, und sie wird Erlebnissen ausgesetzt sein, die die Spielerinnen so nicht kennen. Können Sie ein Ratschlag geben, wie damit umzugehen ist?

Wolf: Ich habe kurz vor meinem Wettkampf noch eine Einladung zu einer großen Veranstaltung bekommen, zu einem Abendessen mit dem Bürgermeister und wichtigen Politikern. Die musste ich absagen, da ich mich langsam wirklich auf die Rennen konzentrieren musste. Man sollte die Vorbereitung so normal wie möglich gestalten und nicht tausend andere Dinge machen. Es ist sinnvoll, die Routine beizubehalten.

DFB.de: Bei Olympia bleiben nicht wenige Sportler deswegen auch lieber der Eröffnungsfeier fern. Wie war das bei Ihnen bei der Heim-WM?

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Wolf: Ich dachte auch, dass die Eröffnungsfeier zu viel Stress sein könnte. Aber dann war ich froh, dass ich daran teilgenommen habe. Es herrschte eine Superstimmung, die Fans feierten. Man muss einfach akzeptieren, dass manchmal etwas anders ist als bei anderen Wettkämpfen.

DFB.de: Verfolgen Sie die DFB-Frauen? Und werden Sie sich Spiele bei der WM 2011 anschauen?

Wolf: Ich habe mir schon oft die Spiele im Fernsehen angeschaut. Ich freue mich auch schon auf die Spiele der deutschen Mannschaft bei der WM. Sie hat selber den Anspruch, dass sie die Weltmeisterschaft gewinnen will. Ich glaube, dass sie das schaffen kann.

DFB.de: Dass Eisschnellläufer im Sommer weniger trainieren, ist sicher eine irrige Vorstellung. Auf welche Aufgaben bereiten Sie sich gerade vor?

Wolf: Ich trainieren schon intensiv für die nächste Saison. Mit dem Weltrekord habe ich noch ein großes Ziel. Mit einem Weltrekord kann man zeigen, was man an Leistung drauf hat. Aber auch die Weltmeisterschaft ist reizvoll, sie ist aber eher einer Nervensache, weil man in zwei Läufen seine Fitness auf den Punkt beweisen muss.