Jenas neuer U 17-Trainer Küntzel: "Möchte viel herauskitzeln"

Beim Traditionsverein FC Carl Zeiss Jena ist seit Dezember 2020 Ex-Bundesligaprofi Marco Küntzel für die U 17 als Trainer tätig. Das Team kämpft in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga um den Klassenverbleib. Im DFB.de-Interview spricht der 45-Jährige mit Mitarbeiter Peter Haidinger über seinen neuen Job und seine ehemaligen Trainer.

DFB.de: Seit 2008 haben Sie ihren Lebensmittelpunkt in Augsburg, arbeiteten zuletzt für den FV Illertissen in der Regionalliga Bayern. Warum haben Sie sich für einen Wechsel nach Jena entschieden, das von Ihrer Familie 355 Kilometer entfernt liegt, Herr Küntzel?

Marco Küntzel: Wenn man als Fußballtrainer hauptberuflich arbeiten möchte, wird einem der Job nicht immer unmittelbar vor der Haustür angeboten. (lacht) Meine Ex-Frau und meine drei Kinder leben weiterhin in Augsburg. Grundsätzlich sind größere Entfernungen zum eigenen Wohnort in diesem Geschäft völlig normal und sollten auch kein Problem darstellen.

DFB.de: Wie haben Sie sich eingelebt und wie waren die ersten Eindrücke von Mitarbeitern, Trainern und den FCC-Talenten?

Küntzel: Ich habe meinen Vertrag am 1. Dezember unterschrieben und war wegen der Corona-Pandemie und der Aussetzung des Spiel- und Trainingsbetrieb zunächst in Kurzarbeit. Erst seit gut zwei Wochen bin ich wieder in Jena. Meine Mitarbeiter habe ich bereits kennengelernt, aber richtig einarbeiten konnte ich mich noch nicht. Das passiert nun Stück für Stück.

DFB.de: Der Spielbetrieb in der A- und B-Junioren-Bundesliga ruht seit November. Worauf lag seit Ihrem Amtsantritt der Fokus?

Küntzel: Bei uns ist aktuell noch kein Mannschaftstraining möglich und das wird auch zumindest noch bis April so bleiben. Ab dieser Woche dürfen wir zumindest erstmals mit jeweils zwei Spielern und Trainern eine Hälfte des Platzes benutzen. So können sich die Jungs zumindest ein wenig bewegen und bekommen einen Hauch von Normalität zurück. Sonst liegt aber weiterhin der Fokus darauf, die Spieler unter anderem auch mit Zoom-Konferenzen und Online-Training bei Laune zu halten.

DFB.de: Welche Folgen hat die lange Pause für die jungen Talente und ihre Ausbildung?

Küntzel: Die aktuelle Situation ist für die Spieler logischerweise nicht zufriedenstellend. Innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate gab es nur kurzzeitig einen geregelten Spielbetrieb. Welche Folgen das tatsächlich auf Dauer haben wird, muss man abwarten. Wir sprechen schließlich über ein nahezu verlorenes Jahr in der Fußballausbildung. Gegenüber den Nachwuchsleistungszentren der großen Profiklubs, in denen fast ohne Pause zumindest trainiert werden durfte, sind wir im Nachteil. Wenn wir wieder komplett auf dem Platz zurückkehren dürfen, werden die Belastungssteuerung und das Verletzungsrisiko bei den Spielern, die monatelang nicht im Trainingsbetrieb waren, ein ganz großes Thema sein.

DFB.de: Wie gehen die Spieler mit der Situation ohne regelmäßige Wettkämpfe um?

Küntzel: Ich kenne es aus meiner eigenen Profizeit: Durch Athletiktraining und Laufpläne alleine kann sich kein Fußballer weiterentwickeln. Die Wettkampfpraxis fehlt an allen Ecken und Enden. Die Jungs wollen ihrer Leidenschaft nachgehen und Fußball spielen. Es wird Zeit, dass sie dazu wieder die Möglichkeit bekommen.

DFB.de: Im Nachwuchsbereich waren Sie auch schon beim FC Augsburg als Co-Trainer der U 19 tätig. Sehen Sie Ihre Zukunft eher im Junioren- oder im Profibereich?

Küntzel: Ein halbes Jahr lang hatte ich mit Ilija Aracic, der später zum VfB Stuttgart gewechselt ist, beim FCA zusammengearbeitet. Das hat mir viel Freude bereitet. Ich freue mich auch daher auf die neue Aufgabe beim FC Carl Zeiss Jena, lasse alles auf mich zukommen und möchte mich als Trainer weiterentwickeln. Ich sehe das Engagement als Schritt nach vorne, weil ich im Herrenbereich bislang nur im Amateurbereich gearbeitet habe.

DFB.de: Was reizt Sie vor allem an Ihrem neuen Job?

Küntzel: Mit jungen Talenten zu arbeiten, die sich gerade in der Pubertät befinden, ist eine spannende Aufgabe. Ich möchte meine Erfahrung weitergeben und möglichst noch viel aus den jungen Spielern herauskitzeln.

DFB.de: Sie haben als ehemaliger Bundesligaprofi mit zahlreichen bekannten Fußball-Lehrern zusammengearbeitet. Wer hat Sie am meisten inspiriert?

Küntzel: Ich will keine Rangliste aufmachen, weil man von jedem Trainer etwas mitnimmt und versucht, dabei das Beste für sich herausfiltert. Hans Meyer und Ewald Lienen waren meine Trainer bei Borussia Mönchengladbach. Später hatte ich in Mönchengladbach bei Dieter Hecking hospitiert. Von Uwe Rapolder konnte ich bei Arminia Bielefeld sehr viel lernen. In Stuttgart durfte ich Armin Veh über die Schulter schauen.

DFB.de: Was ist bei Ihnen nach 66 Erst- und 74 Zweitligaspielen am meisten hängengeblieben?

Küntzel: Den Traum vom Fußballprofi, den viele Kinder und Jugendliche haben, konnte ich mir erfüllen. Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Aber mittlerweile sind zwölf Jahre vergangen und ich konzentriere mich auf das Hier und Heute.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Küntzel: Ich bin im Besitz der A-Lizenz und strebe irgendwann auch die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an.

DFB.de: Ihr Team hatte zu Saisonbeginn aus fünf Partien keinen Punkt geholt und nur drei Tore erzielt. Was muss sich nach dem Restart ändern, damit die U 17 des FC Carl Zeiss Jena wieder erfolgreich Fußball spielt?

Küntzel: Eines vorweg: Wir müssen wegen der großen Konkurrenz in erster Linie mit vielen Jungs arbeiten, die aus unteren Ligen zu uns gekommen sind oder die es anderswo nicht geschafft haben. Deshalb dürfen wir die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Klar ist aber auch: Wir wollen die Jungs so gut ausbilden, damit sie später im Herrenbereich möglichst bei uns in der ersten Mannschaft spielen. Den Teamgedanken müssen wir nach dem Restart stärken. Wir müssen vor allem die individuellen Fehler abstellen, die zu zahlreichen Gegentoren geführt hatten, und noch enger zusammenrücken.

DFB.de: Was muss aus Ihrer Sicht ein Talent für den Sprung in den Profifußball mitbringen?

Küntzel: Der Wille und die Eigenmotivation sind ganz wichtige Faktoren. Ein hungriger Spieler muss Kritik als Hilfe verstehen, sich stets dem Mannschaftsgefüge unterordnen und sein Ego hintenanstellen. Talent alleine reicht nicht, um Profi zu werden.

DFB.de: Wie wichtig ist für den FCC der Verbleib in der Junioren-Bundesliga?

Küntzel: Wenn der Verein in der Junioren-Bundesliga vertreten ist, erhöht das die Chancen, den einen oder anderen talentierten Spieler an sich binden zu können. Wir wollen alle gerne in der Bundesliga spielen. Aber die Entwicklung der Talente hat Priorität, auch wenn wir in der Regionalliga Nordost an den Start gehen sollten. Wenn wir wieder spielen dürfen, werden wir versuchen, den Klassenverbleich zu sichern.

DFB.de: Wie heiß ist Ihre Mannschaft auf den Restart?

Küntzel: Wenn man die Jungs fragt, ist die Antwort eindeutig. Alle wollen so schnell wie möglich in den regulären Trainingsbetrieb und auf den Platz zurück. Nach aktuellem Stand geht das noch nicht. Selbst unser Sport-Internat macht nicht für alle auf, sondern es findet bislang nur im Wechselunterricht statt. Von daher wird es noch dauern, bis wir die komplette Mannschaft ins Training bekommen.

[mspw]

Beim Traditionsverein FC Carl Zeiss Jena ist seit Dezember 2020 Ex-Bundesligaprofi Marco Küntzel für die U 17 als Trainer tätig. Das Team kämpft in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga um den Klassenverbleib. Im DFB.de-Interview spricht der 45-Jährige mit Mitarbeiter Peter Haidinger über seinen neuen Job und seine ehemaligen Trainer.

DFB.de: Seit 2008 haben Sie ihren Lebensmittelpunkt in Augsburg, arbeiteten zuletzt für den FV Illertissen in der Regionalliga Bayern. Warum haben Sie sich für einen Wechsel nach Jena entschieden, das von Ihrer Familie 355 Kilometer entfernt liegt, Herr Küntzel?

Marco Küntzel: Wenn man als Fußballtrainer hauptberuflich arbeiten möchte, wird einem der Job nicht immer unmittelbar vor der Haustür angeboten. (lacht) Meine Ex-Frau und meine drei Kinder leben weiterhin in Augsburg. Grundsätzlich sind größere Entfernungen zum eigenen Wohnort in diesem Geschäft völlig normal und sollten auch kein Problem darstellen.

DFB.de: Wie haben Sie sich eingelebt und wie waren die ersten Eindrücke von Mitarbeitern, Trainern und den FCC-Talenten?

Küntzel: Ich habe meinen Vertrag am 1. Dezember unterschrieben und war wegen der Corona-Pandemie und der Aussetzung des Spiel- und Trainingsbetrieb zunächst in Kurzarbeit. Erst seit gut zwei Wochen bin ich wieder in Jena. Meine Mitarbeiter habe ich bereits kennengelernt, aber richtig einarbeiten konnte ich mich noch nicht. Das passiert nun Stück für Stück.

DFB.de: Der Spielbetrieb in der A- und B-Junioren-Bundesliga ruht seit November. Worauf lag seit Ihrem Amtsantritt der Fokus?

Küntzel: Bei uns ist aktuell noch kein Mannschaftstraining möglich und das wird auch zumindest noch bis April so bleiben. Ab dieser Woche dürfen wir zumindest erstmals mit jeweils zwei Spielern und Trainern eine Hälfte des Platzes benutzen. So können sich die Jungs zumindest ein wenig bewegen und bekommen einen Hauch von Normalität zurück. Sonst liegt aber weiterhin der Fokus darauf, die Spieler unter anderem auch mit Zoom-Konferenzen und Online-Training bei Laune zu halten.

DFB.de: Welche Folgen hat die lange Pause für die jungen Talente und ihre Ausbildung?

Küntzel: Die aktuelle Situation ist für die Spieler logischerweise nicht zufriedenstellend. Innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate gab es nur kurzzeitig einen geregelten Spielbetrieb. Welche Folgen das tatsächlich auf Dauer haben wird, muss man abwarten. Wir sprechen schließlich über ein nahezu verlorenes Jahr in der Fußballausbildung. Gegenüber den Nachwuchsleistungszentren der großen Profiklubs, in denen fast ohne Pause zumindest trainiert werden durfte, sind wir im Nachteil. Wenn wir wieder komplett auf dem Platz zurückkehren dürfen, werden die Belastungssteuerung und das Verletzungsrisiko bei den Spielern, die monatelang nicht im Trainingsbetrieb waren, ein ganz großes Thema sein.

DFB.de: Wie gehen die Spieler mit der Situation ohne regelmäßige Wettkämpfe um?

Küntzel: Ich kenne es aus meiner eigenen Profizeit: Durch Athletiktraining und Laufpläne alleine kann sich kein Fußballer weiterentwickeln. Die Wettkampfpraxis fehlt an allen Ecken und Enden. Die Jungs wollen ihrer Leidenschaft nachgehen und Fußball spielen. Es wird Zeit, dass sie dazu wieder die Möglichkeit bekommen.

DFB.de: Im Nachwuchsbereich waren Sie auch schon beim FC Augsburg als Co-Trainer der U 19 tätig. Sehen Sie Ihre Zukunft eher im Junioren- oder im Profibereich?

Küntzel: Ein halbes Jahr lang hatte ich mit Ilija Aracic, der später zum VfB Stuttgart gewechselt ist, beim FCA zusammengearbeitet. Das hat mir viel Freude bereitet. Ich freue mich auch daher auf die neue Aufgabe beim FC Carl Zeiss Jena, lasse alles auf mich zukommen und möchte mich als Trainer weiterentwickeln. Ich sehe das Engagement als Schritt nach vorne, weil ich im Herrenbereich bislang nur im Amateurbereich gearbeitet habe.

DFB.de: Was reizt Sie vor allem an Ihrem neuen Job?

Küntzel: Mit jungen Talenten zu arbeiten, die sich gerade in der Pubertät befinden, ist eine spannende Aufgabe. Ich möchte meine Erfahrung weitergeben und möglichst noch viel aus den jungen Spielern herauskitzeln.

DFB.de: Sie haben als ehemaliger Bundesligaprofi mit zahlreichen bekannten Fußball-Lehrern zusammengearbeitet. Wer hat Sie am meisten inspiriert?

Küntzel: Ich will keine Rangliste aufmachen, weil man von jedem Trainer etwas mitnimmt und versucht, dabei das Beste für sich herausfiltert. Hans Meyer und Ewald Lienen waren meine Trainer bei Borussia Mönchengladbach. Später hatte ich in Mönchengladbach bei Dieter Hecking hospitiert. Von Uwe Rapolder konnte ich bei Arminia Bielefeld sehr viel lernen. In Stuttgart durfte ich Armin Veh über die Schulter schauen.

DFB.de: Was ist bei Ihnen nach 66 Erst- und 74 Zweitligaspielen am meisten hängengeblieben?

Küntzel: Den Traum vom Fußballprofi, den viele Kinder und Jugendliche haben, konnte ich mir erfüllen. Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Aber mittlerweile sind zwölf Jahre vergangen und ich konzentriere mich auf das Hier und Heute.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Küntzel: Ich bin im Besitz der A-Lizenz und strebe irgendwann auch die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an.

DFB.de: Ihr Team hatte zu Saisonbeginn aus fünf Partien keinen Punkt geholt und nur drei Tore erzielt. Was muss sich nach dem Restart ändern, damit die U 17 des FC Carl Zeiss Jena wieder erfolgreich Fußball spielt?

Küntzel: Eines vorweg: Wir müssen wegen der großen Konkurrenz in erster Linie mit vielen Jungs arbeiten, die aus unteren Ligen zu uns gekommen sind oder die es anderswo nicht geschafft haben. Deshalb dürfen wir die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Klar ist aber auch: Wir wollen die Jungs so gut ausbilden, damit sie später im Herrenbereich möglichst bei uns in der ersten Mannschaft spielen. Den Teamgedanken müssen wir nach dem Restart stärken. Wir müssen vor allem die individuellen Fehler abstellen, die zu zahlreichen Gegentoren geführt hatten, und noch enger zusammenrücken.

DFB.de: Was muss aus Ihrer Sicht ein Talent für den Sprung in den Profifußball mitbringen?

Küntzel: Der Wille und die Eigenmotivation sind ganz wichtige Faktoren. Ein hungriger Spieler muss Kritik als Hilfe verstehen, sich stets dem Mannschaftsgefüge unterordnen und sein Ego hintenanstellen. Talent alleine reicht nicht, um Profi zu werden.

DFB.de: Wie wichtig ist für den FCC der Verbleib in der Junioren-Bundesliga?

Küntzel: Wenn der Verein in der Junioren-Bundesliga vertreten ist, erhöht das die Chancen, den einen oder anderen talentierten Spieler an sich binden zu können. Wir wollen alle gerne in der Bundesliga spielen. Aber die Entwicklung der Talente hat Priorität, auch wenn wir in der Regionalliga Nordost an den Start gehen sollten. Wenn wir wieder spielen dürfen, werden wir versuchen, den Klassenverbleich zu sichern.

DFB.de: Wie heiß ist Ihre Mannschaft auf den Restart?

Küntzel: Wenn man die Jungs fragt, ist die Antwort eindeutig. Alle wollen so schnell wie möglich in den regulären Trainingsbetrieb und auf den Platz zurück. Nach aktuellem Stand geht das noch nicht. Selbst unser Sport-Internat macht nicht für alle auf, sondern es findet bislang nur im Wechselunterricht statt. Von daher wird es noch dauern, bis wir die komplette Mannschaft ins Training bekommen.

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