Jenas neuer Coach Heck: "Wir wollen uns nicht verstecken"

Die Frauen-Bundesliga geht in ihr 30. Jahr. In einer Serie schaut DFB.de ebenso auf besondere Momente in der Historie zurück wie auf aktuelle Entwicklungen zum Start der FLYERALARM Frauen-Bundesliga am 16. August. Im Fokus: Aufsteiger FF USV Jena mit seinem neuen Trainer Christopher Heck, der heute (ab 13 Uhr) gegen die TSG Hoffenheim startet.

DFB.de: Herr Heck, sehen Sie es auch so, dass dem FF USV Jena eine schwere Saison in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga bevorsteht?

Christopher Heck: Ja, das sehe ich genauso. Für uns geht es vom ersten Spieltag an einzig und alleine um den Klassenerhalt. Unser einziges Ziel kann es sein, zwei andere Mannschaften hinter uns zu lassen.

DFB.de: Wen sehen Sie als direkte Konkurrenten?

Heck: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu beurteilen. Aber es werden sehr wahrscheinlich die Teams sein, die in der vergangenen Saison auch im unteren Drittel waren. Dazu der 1. FC Köln als Mitaufsteiger.

DFB.de: Aufsteiger haben es traditionell extrem schwer im ersten Jahr. Warum ist das so?

Heck: Weil das Niveau und das Tempo dort ganz anders ist. Daran müssen sich vor allem die Spielerinnen gewöhnen, die das erstmals erleben. Es stimmt, dass die Statistik gegen die Aufsteiger spricht. Aber es gibt auch Gegenbeispiele. In der vergangenen Saison hat es Bayer 04 Leverkusen geschafft – natürlich mit einer entsprechenden Portion Glück. Das zeigt uns, dass es möglich ist. Wir glauben an unsere Chance.

DFB.de: Was macht Ihnen Hoffnung?

Heck: Vor allem meine Mannschaft. Die Spielerinnen sind extrem fokussiert und engagiert. Alle wissen, um was es geht. Alle wissen aber auch, wie schwer es wird, und dass Rückschläge kommen werden. Es ist aber auch klar, dass wir es eher nicht durch individuelle Klasse schaffen werden, sondern nur, wenn wir als Einheit auftreten. Dieser Teamgedanke war schon für den Aufstieg ein wichtiger Faktor. Daran wollen wir anknüpfen. Und ich bin zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg sind.

DFB.de: Woran machen Sie das fest?

Heck: Die Stimmung ist gut. Ich erlebe die Arbeit bisher als sehr harmonisch. Aber vor allem freut es mich, dass unsere Neuzugänge super aufgenommen und integriert worden sind.

DFB.de: Steht damit die Mannschaft für den Start?

Heck: Nein, wir wollen und müssen noch etwas tun. Bisher haben wir vor allem talentierte Spielerinnen dazu bekommen, was ich auch sehr begrüße. Aber etwas Erfahrung würde uns sicher helfen. Gerade in den ersten Wochen.

DFB.de: Zum Auftakt ist die TSG Hoffenheim in Jena zu Gast.

Heck: Das ist direkt eine echte Herausforderung, der wir uns gerne und mutig stellen. Wir wollen uns nicht verstecken. Hoffenheim arbeitet schon seit Jahren mit einem festen Stamm im Kader. Das ist ein Vorteil. Die sind eingespielt. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir da die ersten Punkte holen können. Klar ist Hoffenheim mittlerweile ein gestandener Erstligist. Wir werden in jedem Spiel Außenseiter sein. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass wir uns kleiner machen, als wir sind.

DFB.de: Hoffenheim setzt stark auf talentierte Spielerinnen – genau wie Jena.

Heck: Ja, es sind Parallelen zu erkennen. Hoffenheim macht es seit Jahren super und hat in dieser Hinsicht für uns eine Art Vorbildfunktion. Auch wir müssen vor allem auf junge Spielerinnen setzen, weil wir finanziell gar keine anderen Möglichkeiten haben. Aber wir machen das gerne, weil wir darin auch eine große Chance sehen, unsere Ziele langfristig zu erreichen.

DFB.de: Ist deshalb auch die Zusammenarbeit mit dem Sportgymnasium und der Uni so wichtig?

Heck: Das ist unser Fundament, zusammen natürlich mit unserer eigenen Nachwuchsarbeit. Als reiner Frauenfußballverein muss man sich in erster Linie in den eigenen Reihen die Spielerinnen ausbilden. Wir haben keine Chance, mit Klubs wie Wolfsburg, München oder Freiburg zu konkurrieren. Das ist einfach so, und deshalb brauchen wir auch gar nicht darüber zu jammern.

DFB.de: Haben es reine Frauenfußballvereine Ihrer Meinung nach also immer schwerer, gegen Konkurrenten mit Profiklubs im Rücken zu bestehen?

Heck: Ja, dahin geht die Entwicklung. Nicht ohne Grund schließt sich der 1. FFC Frankfurt zur Saison 2020/2021 der Eintracht an. Wir haben im Moment eine Nische gefunden, in der wir derzeit gut leben können. Aber es ist auch nicht grundsätzlich auszuschließen, dass in ein paar Jahren noch mehr Frauenteams von Lizenzklubs in der Bundesliga zu finden sind. Die Vorteile dieser Konstellation liegen auf der Hand.

DFB.de: Die vergangene Saison stand für Jena lange unter dem Motto "Aufstieg oder Insolvenz". Hat sich die Situation wieder etwas entspannt?

Heck: Ja, zum Glück schon. Wir befinden uns derzeit wieder in ruhigeren Fahrwassern. Aber das heißt selbstverständlich nicht, dass wir nun auf Rosen gebettet sind. Wir haben ein begrenztes Budget zur Verfügung, das die Verantwortlichen intern klar kommuniziert haben. Mit diesen Möglichkeiten versuchen wir, das Bestmögliche herauszuholen. Wir geben kein Geld aus, das nicht vorhanden ist. Wir wirtschaften seriös. Nach dem Abstieg und dem direkten Aufstieg beginnt für uns nun ein neues Abenteuer, auf das wir uns total freuen.

DFB.de: Auch für Sie persönlich beginnt in Jena ein ganz neuer Abschnitt. Sie waren lange im Nachwuchs des 1. FFC Frankfurt tätig, dann ein halbes Jahr beim Zweitligisten in Wetzlar, nun erstmals in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Wie gehen Sie damit um?

Heck: Im Moment genieße ich es. Für mich ist es ein Privileg, nun hauptverantwortlich einen Erstligisten trainieren zu dürfen. Ich danke den Verantwortlichen in Jena dafür, dass Sie mir diese Aufgabe anvertrauen. Ich möchte das gerne zurückzahlen. Es ist etwas Besonderes, hier arbeiten zu dürfen. Jena hat ja durchaus eine große Tradition im Frauenfußball. Zuletzt hatte der Verein einige Probleme. Aber jetzt sind wir wieder auf dem richtigen Weg. Es kann bald losgehen.

[sw]

Die Frauen-Bundesliga geht in ihr 30. Jahr. In einer Serie schaut DFB.de ebenso auf besondere Momente in der Historie zurück wie auf aktuelle Entwicklungen zum Start der FLYERALARM Frauen-Bundesliga am 16. August. Im Fokus: Aufsteiger FF USV Jena mit seinem neuen Trainer Christopher Heck, der heute (ab 13 Uhr) gegen die TSG Hoffenheim startet.

DFB.de: Herr Heck, sehen Sie es auch so, dass dem FF USV Jena eine schwere Saison in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga bevorsteht?

Christopher Heck: Ja, das sehe ich genauso. Für uns geht es vom ersten Spieltag an einzig und alleine um den Klassenerhalt. Unser einziges Ziel kann es sein, zwei andere Mannschaften hinter uns zu lassen.

DFB.de: Wen sehen Sie als direkte Konkurrenten?

Heck: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu beurteilen. Aber es werden sehr wahrscheinlich die Teams sein, die in der vergangenen Saison auch im unteren Drittel waren. Dazu der 1. FC Köln als Mitaufsteiger.

DFB.de: Aufsteiger haben es traditionell extrem schwer im ersten Jahr. Warum ist das so?

Heck: Weil das Niveau und das Tempo dort ganz anders ist. Daran müssen sich vor allem die Spielerinnen gewöhnen, die das erstmals erleben. Es stimmt, dass die Statistik gegen die Aufsteiger spricht. Aber es gibt auch Gegenbeispiele. In der vergangenen Saison hat es Bayer 04 Leverkusen geschafft – natürlich mit einer entsprechenden Portion Glück. Das zeigt uns, dass es möglich ist. Wir glauben an unsere Chance.

DFB.de: Was macht Ihnen Hoffnung?

Heck: Vor allem meine Mannschaft. Die Spielerinnen sind extrem fokussiert und engagiert. Alle wissen, um was es geht. Alle wissen aber auch, wie schwer es wird, und dass Rückschläge kommen werden. Es ist aber auch klar, dass wir es eher nicht durch individuelle Klasse schaffen werden, sondern nur, wenn wir als Einheit auftreten. Dieser Teamgedanke war schon für den Aufstieg ein wichtiger Faktor. Daran wollen wir anknüpfen. Und ich bin zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg sind.

DFB.de: Woran machen Sie das fest?

Heck: Die Stimmung ist gut. Ich erlebe die Arbeit bisher als sehr harmonisch. Aber vor allem freut es mich, dass unsere Neuzugänge super aufgenommen und integriert worden sind.

DFB.de: Steht damit die Mannschaft für den Start?

Heck: Nein, wir wollen und müssen noch etwas tun. Bisher haben wir vor allem talentierte Spielerinnen dazu bekommen, was ich auch sehr begrüße. Aber etwas Erfahrung würde uns sicher helfen. Gerade in den ersten Wochen.

DFB.de: Zum Auftakt ist die TSG Hoffenheim in Jena zu Gast.

Heck: Das ist direkt eine echte Herausforderung, der wir uns gerne und mutig stellen. Wir wollen uns nicht verstecken. Hoffenheim arbeitet schon seit Jahren mit einem festen Stamm im Kader. Das ist ein Vorteil. Die sind eingespielt. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir da die ersten Punkte holen können. Klar ist Hoffenheim mittlerweile ein gestandener Erstligist. Wir werden in jedem Spiel Außenseiter sein. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass wir uns kleiner machen, als wir sind.

DFB.de: Hoffenheim setzt stark auf talentierte Spielerinnen – genau wie Jena.

Heck: Ja, es sind Parallelen zu erkennen. Hoffenheim macht es seit Jahren super und hat in dieser Hinsicht für uns eine Art Vorbildfunktion. Auch wir müssen vor allem auf junge Spielerinnen setzen, weil wir finanziell gar keine anderen Möglichkeiten haben. Aber wir machen das gerne, weil wir darin auch eine große Chance sehen, unsere Ziele langfristig zu erreichen.

DFB.de: Ist deshalb auch die Zusammenarbeit mit dem Sportgymnasium und der Uni so wichtig?

Heck: Das ist unser Fundament, zusammen natürlich mit unserer eigenen Nachwuchsarbeit. Als reiner Frauenfußballverein muss man sich in erster Linie in den eigenen Reihen die Spielerinnen ausbilden. Wir haben keine Chance, mit Klubs wie Wolfsburg, München oder Freiburg zu konkurrieren. Das ist einfach so, und deshalb brauchen wir auch gar nicht darüber zu jammern.

DFB.de: Haben es reine Frauenfußballvereine Ihrer Meinung nach also immer schwerer, gegen Konkurrenten mit Profiklubs im Rücken zu bestehen?

Heck: Ja, dahin geht die Entwicklung. Nicht ohne Grund schließt sich der 1. FFC Frankfurt zur Saison 2020/2021 der Eintracht an. Wir haben im Moment eine Nische gefunden, in der wir derzeit gut leben können. Aber es ist auch nicht grundsätzlich auszuschließen, dass in ein paar Jahren noch mehr Frauenteams von Lizenzklubs in der Bundesliga zu finden sind. Die Vorteile dieser Konstellation liegen auf der Hand.

DFB.de: Die vergangene Saison stand für Jena lange unter dem Motto "Aufstieg oder Insolvenz". Hat sich die Situation wieder etwas entspannt?

Heck: Ja, zum Glück schon. Wir befinden uns derzeit wieder in ruhigeren Fahrwassern. Aber das heißt selbstverständlich nicht, dass wir nun auf Rosen gebettet sind. Wir haben ein begrenztes Budget zur Verfügung, das die Verantwortlichen intern klar kommuniziert haben. Mit diesen Möglichkeiten versuchen wir, das Bestmögliche herauszuholen. Wir geben kein Geld aus, das nicht vorhanden ist. Wir wirtschaften seriös. Nach dem Abstieg und dem direkten Aufstieg beginnt für uns nun ein neues Abenteuer, auf das wir uns total freuen.

DFB.de: Auch für Sie persönlich beginnt in Jena ein ganz neuer Abschnitt. Sie waren lange im Nachwuchs des 1. FFC Frankfurt tätig, dann ein halbes Jahr beim Zweitligisten in Wetzlar, nun erstmals in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Wie gehen Sie damit um?

Heck: Im Moment genieße ich es. Für mich ist es ein Privileg, nun hauptverantwortlich einen Erstligisten trainieren zu dürfen. Ich danke den Verantwortlichen in Jena dafür, dass Sie mir diese Aufgabe anvertrauen. Ich möchte das gerne zurückzahlen. Es ist etwas Besonderes, hier arbeiten zu dürfen. Jena hat ja durchaus eine große Tradition im Frauenfußball. Zuletzt hatte der Verein einige Probleme. Aber jetzt sind wir wieder auf dem richtigen Weg. Es kann bald losgehen.

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