Jan Siewert: Mit 32 Chef bei RWE

Er ist der jüngste Cheftrainer beim Traditionsverein Rot-Weiss Essen seit fast 40 Jahren. Jan Siewert ist gerade mal 32, war bisher DFB-Stützpunktkoordinator beim Fußballverband Rheinland und Co-Trainer der U 17-Nationalmannschaft unter Chefcoach Christian Wück. Siewert nahm in dieser Woche seine Arbeit im Ruhrgebiet auf und soll den ambitionierten West-Regionalligisten nach einer enttäuschenden Rückrunde wieder auf Erfolgskurs bringen. Zuletzt wurden die Rot-Weissen zwischen 1976 und 1978 von einem noch jüngeren Steuermann geführt. Damals übernahm - noch zu Bundesligazeiten - der damals ebenfalls 32-jährige Hermann Erlhoff das Ruder an der Hafenstraße.

Nun also der Rheinländer Siewert, der in Mayen geboren wurde und seinen Lebensmittelpunkt bisher in Koblenz hatte. Der ehemalige Oberligafußballer (TuS Mayen, SG Bad Breisig, TuS Montabaur) und Sportstudent wird mit seinem jungen Alter auf Regionalligaebene deutschlandweit nur vom erst 30-jährigen Tomasz Kaczmarek unterboten, der seit der Winterpause beim Ligakonkurrenten FC Viktoria Köln erfolgreiche Arbeit leistet. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Jan Siewert mit dem Journalisten Ralf Debat über den Wechsel vom Verband zum Traditionsverein, seine Vorstellung vom "Hafenstraßen-Fußball" und das baldige Duell mit seinem Kumpel Frank Kramer.

DFB.de: Am Samstag werden Sie bei Rot-Weiss Essen erstmals als Cheftrainer einer Vereinsmannschaft auf dem Platz stehen. Worauf wird es Ihnen zu Beginn ankommen, Herr Siewert?

Jan Siewert: Ein ganz wichtiger Punkt ist die Kommunikation. Ich muss die Spieler zunächst kennenlernen und wissen, wie sie ticken. Deshalb werde ich gerade in der Anfangsphase viele Gespräche führen.

DFB.de: Nach sechs Jahren beim Deutschen Fußball-Bund und beim Fußballverband Rheinland haben Sie sich für einen Wechsel in die Regionalliga entschieden. Mit welchen Erwartungen gehen Sie Ihre neue Aufgabe an?

Siewert: Ganz klar: Einen solchen Traditionsverein zu trainieren, ist eine große Herausforderung. Es ist für mich eine große Chance. Gleichzeitig ist dieser Neuanfang aber auch eine Chance für den Verein.

DFB.de: Mussten Sie lange überlegen, als Ihnen RWE-Sportdirektor das Angebot unterbreitete, an die Hafenstraße zu wechseln?

Siewert: Nein, das ging alles sehr schnell. Wir haben gleich gemerkt, dass wir inhaltlich auf einer Wellenlänge liegen. Deshalb musste ich nicht mal eine Nacht darüber schlafen. Ich habe während meiner Zeit beim DFB unter verschiedenen Trainerkollegen sehr viel gelernt. Es war für mich aber immer klar, dass ich unbedingt zurück auf den Platz und täglich mit einer Mannschaft arbeiten wollte. Dafür bin ich Fußball-Lehrer geworden. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal ausdrücklich bei meinem bisherigen Arbeitgeber bedanken, der den kurzfristigen Wechsel überhaupt erst möglich gemacht hat.

DFB.de: Warum gerade Rot-Weiss Essen?

Siewert: Wer die Chance hat, einen Verein wie RWE zu trainieren, der muss einfach zugreifen. Das hohe Maß an Emotionalität, das diesen Klub auszeichnet, passt ausgezeichnet zu meiner Auffassung vom Fußball. Ich stehe für eine leidenschaftliche Spielweise und fordere von meinen Spielern Leidenschaft ein. Ich freue mich schon sehr darauf, mit meiner Mannschaft vor den fantastischen RWE-Fans aufzutreten.

DFB.de: Sie haben bisher fast ausschließlich im Nachwuchsbereich gearbeitet. Wird es eine große Umstellung, nun Männer zu trainieren?

Siewert: Ich hatte schon mit 25 Jahren bei der TuS Koblenz die Möglichkeit, mit Profis zu trainieren. Auch bei der U 20-Nationalmannschaft hatte ich beispielsweise schon mit gestandenen Bundesliga-Spielern zu tun. Deshalb sehe ich da überhaupt keine Probleme, zumal Profis fast alle gleich ticken. Außerdem ist Erfahrung bei der Aufnahmefähigkeit und Umsetzung nur zuträglich. Ich habe schon bewiesen, dass ich Mannschaften formen und entwickeln kann. Das möchte ich auch in Essen schaffen.

DFB.de: Warum haben Sie schon so früh die Trainerlaufbahn eingeschlagen?

Siewert: Nach vier Knieoperationen innerhalb eines Jahres musste ich einsehen, dass es keinen Sinn mehr machte, selbst aktiv Fußball zu spielen. Umso schöner, dass mir der Einstieg in das Trainergeschäft dann so schnell gelungen ist.

DFB.de: Vor Ihrer Verpflichtung hatte Sportdirektor Andreas Winkler bereits mit einem internen Kompetenzteam unter dem Motto "Hafenstraßenfußball" eine eigene Spielphilosophie entwickelt. RWE soll aggressiv, leidenschaftlich, mutig und offensiv spielen. Wie soll das in der Praxis aussehen?

Siewert: Zunächst einmal wird auch bei uns eine stabile Defensive mit einer guten Ordnung die Grundlage sein. Wir wollen dann möglichst früh Bälle gewinnen und schnell umschalten. Jedem Gegner, der nach Essen kommt, wollen wir zeigen, dass wir die dominante Mannschaft sind. Dabei sind wir nicht auf ein bestimmtes System festgelegt, sondern wollen immer flexibel sein und verschiedene Lösungen parat haben.

DFB.de: Die RWE-Fans hoffen auf den baldigen Aufstieg in die 3. Liga. Wie lautet Ihre Zielsetzung für die kommende Saison?

Siewert: Wir werden auf jeden Fall nicht den Fehler machen und Erfolg oder Misserfolg an einem bestimmten Tabellenplatz festmachen. Vielmehr geht es darum, die Zuschauer mit unserem Fußball zu begeistern. Wenn uns das gelingt, dann werden sich auch Erfolge einstellen. Wir wollen in dieser starken Liga möglichst immer Tuchfühlung nach ganz oben halten und die Konkurrenz aus der Spitzengruppe herausfordern.

DFB.de: In der ersten Runde des DFB-Pokals geht es Anfang August in einem prestigeträchtigen Derby gegen den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Für Sie persönlich hat die Partie noch dazu eine persönliche Note...

Siewert: Das stimmt. Der neue Fortuna-Trainer Frank Kramer und ich haben während der Ausbildung zum Fußball-Lehrer ein Zimmer geteilt, wir sind nach wie vor gut befreundet. Wir können es beide kaum abwarten, bis wir aufeinander treffen.

DFB.de: Ihr Vertrag gilt ligaunabhängig bis 2018. War die dreijährige Laufzeit Ihre Bedingung?

Siewert: Ich hatte beim DFB einen langfristigen Vertrag. Außerdem will ich bei RWE kontinuierlich arbeiten und etwas aufbauen. Dazu gehört auch eine gewisse Laufzeit.

DFB.de: Was wollen Sie in dieser Zeit mit dem Verein erreichen?

Siewert: Es bringt jetzt nichts, darüber zu spekulieren. Lassen Sie uns abwarten, was möglich ist. Fest steht: Ich will alle mit ins Boot nehmen, denen RWE am Herzen liegt. Gemeinsam können wir sehr viel bewegen.

[mspw]

Er ist der jüngste Cheftrainer beim Traditionsverein Rot-Weiss Essen seit fast 40 Jahren. Jan Siewert ist gerade mal 32, war bisher DFB-Stützpunktkoordinator beim Fußballverband Rheinland und Co-Trainer der U 17-Nationalmannschaft unter Chefcoach Christian Wück. Siewert nahm in dieser Woche seine Arbeit im Ruhrgebiet auf und soll den ambitionierten West-Regionalligisten nach einer enttäuschenden Rückrunde wieder auf Erfolgskurs bringen. Zuletzt wurden die Rot-Weissen zwischen 1976 und 1978 von einem noch jüngeren Steuermann geführt. Damals übernahm - noch zu Bundesligazeiten - der damals ebenfalls 32-jährige Hermann Erlhoff das Ruder an der Hafenstraße.

Nun also der Rheinländer Siewert, der in Mayen geboren wurde und seinen Lebensmittelpunkt bisher in Koblenz hatte. Der ehemalige Oberligafußballer (TuS Mayen, SG Bad Breisig, TuS Montabaur) und Sportstudent wird mit seinem jungen Alter auf Regionalligaebene deutschlandweit nur vom erst 30-jährigen Tomasz Kaczmarek unterboten, der seit der Winterpause beim Ligakonkurrenten FC Viktoria Köln erfolgreiche Arbeit leistet. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Jan Siewert mit dem Journalisten Ralf Debat über den Wechsel vom Verband zum Traditionsverein, seine Vorstellung vom "Hafenstraßen-Fußball" und das baldige Duell mit seinem Kumpel Frank Kramer.

DFB.de: Am Samstag werden Sie bei Rot-Weiss Essen erstmals als Cheftrainer einer Vereinsmannschaft auf dem Platz stehen. Worauf wird es Ihnen zu Beginn ankommen, Herr Siewert?

Jan Siewert: Ein ganz wichtiger Punkt ist die Kommunikation. Ich muss die Spieler zunächst kennenlernen und wissen, wie sie ticken. Deshalb werde ich gerade in der Anfangsphase viele Gespräche führen.

DFB.de: Nach sechs Jahren beim Deutschen Fußball-Bund und beim Fußballverband Rheinland haben Sie sich für einen Wechsel in die Regionalliga entschieden. Mit welchen Erwartungen gehen Sie Ihre neue Aufgabe an?

Siewert: Ganz klar: Einen solchen Traditionsverein zu trainieren, ist eine große Herausforderung. Es ist für mich eine große Chance. Gleichzeitig ist dieser Neuanfang aber auch eine Chance für den Verein.

DFB.de: Mussten Sie lange überlegen, als Ihnen RWE-Sportdirektor das Angebot unterbreitete, an die Hafenstraße zu wechseln?

Siewert: Nein, das ging alles sehr schnell. Wir haben gleich gemerkt, dass wir inhaltlich auf einer Wellenlänge liegen. Deshalb musste ich nicht mal eine Nacht darüber schlafen. Ich habe während meiner Zeit beim DFB unter verschiedenen Trainerkollegen sehr viel gelernt. Es war für mich aber immer klar, dass ich unbedingt zurück auf den Platz und täglich mit einer Mannschaft arbeiten wollte. Dafür bin ich Fußball-Lehrer geworden. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal ausdrücklich bei meinem bisherigen Arbeitgeber bedanken, der den kurzfristigen Wechsel überhaupt erst möglich gemacht hat.

DFB.de: Warum gerade Rot-Weiss Essen?

Siewert: Wer die Chance hat, einen Verein wie RWE zu trainieren, der muss einfach zugreifen. Das hohe Maß an Emotionalität, das diesen Klub auszeichnet, passt ausgezeichnet zu meiner Auffassung vom Fußball. Ich stehe für eine leidenschaftliche Spielweise und fordere von meinen Spielern Leidenschaft ein. Ich freue mich schon sehr darauf, mit meiner Mannschaft vor den fantastischen RWE-Fans aufzutreten.

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DFB.de: Sie haben bisher fast ausschließlich im Nachwuchsbereich gearbeitet. Wird es eine große Umstellung, nun Männer zu trainieren?

Siewert: Ich hatte schon mit 25 Jahren bei der TuS Koblenz die Möglichkeit, mit Profis zu trainieren. Auch bei der U 20-Nationalmannschaft hatte ich beispielsweise schon mit gestandenen Bundesliga-Spielern zu tun. Deshalb sehe ich da überhaupt keine Probleme, zumal Profis fast alle gleich ticken. Außerdem ist Erfahrung bei der Aufnahmefähigkeit und Umsetzung nur zuträglich. Ich habe schon bewiesen, dass ich Mannschaften formen und entwickeln kann. Das möchte ich auch in Essen schaffen.

DFB.de: Warum haben Sie schon so früh die Trainerlaufbahn eingeschlagen?

Siewert: Nach vier Knieoperationen innerhalb eines Jahres musste ich einsehen, dass es keinen Sinn mehr machte, selbst aktiv Fußball zu spielen. Umso schöner, dass mir der Einstieg in das Trainergeschäft dann so schnell gelungen ist.

DFB.de: Vor Ihrer Verpflichtung hatte Sportdirektor Andreas Winkler bereits mit einem internen Kompetenzteam unter dem Motto "Hafenstraßenfußball" eine eigene Spielphilosophie entwickelt. RWE soll aggressiv, leidenschaftlich, mutig und offensiv spielen. Wie soll das in der Praxis aussehen?

Siewert: Zunächst einmal wird auch bei uns eine stabile Defensive mit einer guten Ordnung die Grundlage sein. Wir wollen dann möglichst früh Bälle gewinnen und schnell umschalten. Jedem Gegner, der nach Essen kommt, wollen wir zeigen, dass wir die dominante Mannschaft sind. Dabei sind wir nicht auf ein bestimmtes System festgelegt, sondern wollen immer flexibel sein und verschiedene Lösungen parat haben.

DFB.de: Die RWE-Fans hoffen auf den baldigen Aufstieg in die 3. Liga. Wie lautet Ihre Zielsetzung für die kommende Saison?

Siewert: Wir werden auf jeden Fall nicht den Fehler machen und Erfolg oder Misserfolg an einem bestimmten Tabellenplatz festmachen. Vielmehr geht es darum, die Zuschauer mit unserem Fußball zu begeistern. Wenn uns das gelingt, dann werden sich auch Erfolge einstellen. Wir wollen in dieser starken Liga möglichst immer Tuchfühlung nach ganz oben halten und die Konkurrenz aus der Spitzengruppe herausfordern.

DFB.de: In der ersten Runde des DFB-Pokals geht es Anfang August in einem prestigeträchtigen Derby gegen den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Für Sie persönlich hat die Partie noch dazu eine persönliche Note...

Siewert: Das stimmt. Der neue Fortuna-Trainer Frank Kramer und ich haben während der Ausbildung zum Fußball-Lehrer ein Zimmer geteilt, wir sind nach wie vor gut befreundet. Wir können es beide kaum abwarten, bis wir aufeinander treffen.

DFB.de: Ihr Vertrag gilt ligaunabhängig bis 2018. War die dreijährige Laufzeit Ihre Bedingung?

Siewert: Ich hatte beim DFB einen langfristigen Vertrag. Außerdem will ich bei RWE kontinuierlich arbeiten und etwas aufbauen. Dazu gehört auch eine gewisse Laufzeit.

DFB.de: Was wollen Sie in dieser Zeit mit dem Verein erreichen?

Siewert: Es bringt jetzt nichts, darüber zu spekulieren. Lassen Sie uns abwarten, was möglich ist. Fest steht: Ich will alle mit ins Boot nehmen, denen RWE am Herzen liegt. Gemeinsam können wir sehr viel bewegen.