Jan Kirchhoff: "Das Team hat eine neue Mentalität"

Weiße Weste: Sieben Siege aus sieben Spielen hat die deutsche U 21-Nationalmannschaft bisher in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2013 in Israel gesammelt. Mit einem Erfolg gegen Griechenland heute (ab 18.15 Uhr, live bei Sport1) in Halle (Saale) kann die Auswahl von DFB-Trainer Rainer Adrion die Tabellenführung sicherstellen. Damit hätte sich der DFB-Nachwuchs als erstes Team europaweit für die Play-offs in diesem Herbst um die Teilnahme an der EM 2013 in Israel qualifiziert.

Einer, der maßgeblichen Anteil an der makellosen Bilanz der DFB-Junioren hat, ist Jan Kirchhoff. Der Defensivspezialist des FSV Mainz 05 wird in der U 21 zumeist in der Innenverteidigung eingesetzt. Morgen führt der Abiturient das deutsche Team in Abwesenheit von Lewis Holtby als Kapitän auf den Platz im Erdgas-Stadion.

Im Interview mit DFB.de-Redakteur Maximilian Geis spricht Jan Kirchhoff über die Qualifikation für die Playoffs, einen Weckruf zur rechten Zeit und seine Entwicklung vom Talent zum Profi.

DFB.de: Jan Kirchhoff, morgen könnten Sie mit der U 21 die Qualifikation für die Playoffs perfekt machen. Und Sie sind erneut Kapitän der deutschen Mannschaft. Aufgeregt?

Jan Kirchhoff: Aufgeregt bin ich nicht. Die nötige Anspannung kommt aber immer am Spieltag und spätestens direkt vor dem Anpfiff. Wir wissen, dass wir eine gute Ausgangslage haben und kennen unsere Stärken. Unser Ziel ist es, die Partie konzentriert anzugehen und zu gewinnen.

DFB.de: Sie gelten als ein Spieler, der viel beobachtet und analysiert. Was erwarten Sie von den Griechen?

Kirchhoff: Leider war ich im Hinspiel nicht dabei. Aber die Griechen sind eine der kompaktesten Mannschaften in unserer Gruppe. Sie pressen relativ hoch und werden versuchen, unser Aufbauspiel zu stören. Für uns geht es darum, unsere fußballerische Überlegenheit auszuspielen und die sich uns bietenden Chancen zu nutzen.

DFB.de: Nach der Testspiel-Niederlage gegen Portugal im vergangenen Sommer haben Sie gemeinsam mit Lewis Holtby und Sebastian Rudy eine konzentriertere Einstellung der U 21 gefordert. Seitdem ist die Mannschaft ungeschlagen. Sehen Sie einen Zusammenhang?



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Weiße Weste: Sieben Siege aus sieben Spielen hat die deutsche U 21-Nationalmannschaft bisher in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2013 in Israel gesammelt. Mit einem Erfolg gegen Griechenland heute (ab 18.15 Uhr, live bei Sport1) in Halle (Saale) kann die Auswahl von DFB-Trainer Rainer Adrion die Tabellenführung sicherstellen. Damit hätte sich der DFB-Nachwuchs als erstes Team europaweit für die Play-offs in diesem Herbst um die Teilnahme an der EM 2013 in Israel qualifiziert.

Einer, der maßgeblichen Anteil an der makellosen Bilanz der DFB-Junioren hat, ist Jan Kirchhoff. Der Defensivspezialist des FSV Mainz 05 wird in der U 21 zumeist in der Innenverteidigung eingesetzt. Morgen führt der Abiturient das deutsche Team in Abwesenheit von Lewis Holtby als Kapitän auf den Platz im Erdgas-Stadion.

Im Interview mit DFB.de-Redakteur Maximilian Geis spricht Jan Kirchhoff über die Qualifikation für die Playoffs, einen Weckruf zur rechten Zeit und seine Entwicklung vom Talent zum Profi.

DFB.de: Jan Kirchhoff, morgen könnten Sie mit der U 21 die Qualifikation für die Playoffs perfekt machen. Und Sie sind erneut Kapitän der deutschen Mannschaft. Aufgeregt?

Jan Kirchhoff: Aufgeregt bin ich nicht. Die nötige Anspannung kommt aber immer am Spieltag und spätestens direkt vor dem Anpfiff. Wir wissen, dass wir eine gute Ausgangslage haben und kennen unsere Stärken. Unser Ziel ist es, die Partie konzentriert anzugehen und zu gewinnen.

DFB.de: Sie gelten als ein Spieler, der viel beobachtet und analysiert. Was erwarten Sie von den Griechen?

Kirchhoff: Leider war ich im Hinspiel nicht dabei. Aber die Griechen sind eine der kompaktesten Mannschaften in unserer Gruppe. Sie pressen relativ hoch und werden versuchen, unser Aufbauspiel zu stören. Für uns geht es darum, unsere fußballerische Überlegenheit auszuspielen und die sich uns bietenden Chancen zu nutzen.

DFB.de: Nach der Testspiel-Niederlage gegen Portugal im vergangenen Sommer haben Sie gemeinsam mit Lewis Holtby und Sebastian Rudy eine konzentriertere Einstellung der U 21 gefordert. Seitdem ist die Mannschaft ungeschlagen. Sehen Sie einen Zusammenhang?

Kirchhoff: Wir sehen uns alle in der Verantwortung. Daher haben wir es als notwendig erachtet, das rechtzeitig vor der Qualifikation anzusprechen. Aus unserer Sicht war es notwendig, dass das Team eine neue Mentalität zeigt. Wir wollten die Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Jetzt hat sich der Charakter des Teams gefestigt. Das hat aber viele Gründe, unter anderem die guten Ergebnisse in der Qualifikation.

DFB.de: Sie sind bereits seit der U 18 regelmäßig in den U-Teams des DFB dabei. Was bedeutet Ihnen die U 21?

Kirchhoff: Für mich bedeutete jede Nominierung für die Nationalmannschaft eine besondere Wertschätzung. Die Begeisterung ist bei jeder Maßnahme unverändert hoch. Denn jede Nominierung ist immer auch die Bestätigung von den Leistungen, die wir im Verein gezeigt haben. Das Vertrauen von Rainer Adrion hat mir auch in schwierigen Zeiten sehr geholfen. Weil ich beispielsweise in einer Zeit in die U 21 berufen wurde, in der ich kein Stammspieler in Mainz war.

DFB.de: Ihnen wird immer wieder bescheinigt, dass Sie ein Spieler sind, der Verantwortung übernimmt. Fordern die Trainer das von Ihnen ein oder ist das selbst motiviert?

Kirchhoff: Natürlich wird das langsam von mir erwartet. Im Jugendbereich war das eine andere Situation. Rainer Adrion fordert von mir, dass ich Verantwortung übernehme. Aber vor anderthalb Jahren wäre ich nicht in der Lage gewesen, diese auch so deutlich zu tragen. Zunächst muss man Leistung bringen und sich ein Standing im Team erarbeiten. Sonst gilt man schnell als Lautsprecher.

DFB.de: Kommt diese Einstellung daher, dass Sie bereits einige Rückschläge weggesteckt und schwierige Situationen in Ihrer noch jungen Karriere gemeistert haben? Beispielsweise wurden sie in der Jugend zunächst von Eintracht Frankfurt aussortiert oder haben immer wieder Verletzungen überwunden…

Kirchhoff: Das stimmt, ich habe schon einige Erfahrungen gemacht, die mir gezeigt haben, dass es nicht immer nur geradeaus geht. Der Wind kann sich schnell drehen. Heute weiß ich, dass man durch harte Arbeit viel erreichen und sich auch persönlich weiterentwickeln kann.

DFB.de: In der Winterpause haben Sie eine Kniereizung überwunden, zuletzt standen Sie zweimal in der Startformation der 05er. Wie sehen Sie Ihre Entwicklung im Verein?

Kirchhoff: Ich habe in den vergangenen Monaten stetig Schritte nach vorne gemacht. In der Vorrunde war ich zwischenzeitlich für einige Spiele gesetzt. Auch wenn ich da zumeist auf der Sechser-Position gespielt habe, die mir nicht so liegt, habe ich von Thomas Tuchel positive Rückmeldungen erhalten. Das hat es mir leicht gemacht, denn wenn man sich sicher fühlt, erhält man das Selbstvertrauen, um sich auf lange Sicht im Profifußball zu etablieren.

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DFB.de: Laut bundesliga.de hatten Sie in der aktuellen Saison bereits 977 Ballkontakte. Freuen Sie sich schon auf die 1000. Ballberührung, die dann wohl im nächsten Einsatz anstehen dürfte?

Kirchhoff: Auf jeden Fall (grinst). Ich hoffe darauf, dass ich diese Marke bald knacken kann. Gibt es dafür eigentlich eine Urkunde? Die fünfte gelbe Karte habe ich mir auch schon geholt. Da stehen ja in dieser Saison schon einige Wegmarken zu Buche (lacht)…

DFB.de: Welchen Anteil hat Thomas Tuchel an Ihrer Entwicklung, mit dem Sie bereits 2009 die Meisterschaft der A-Junioren geholt haben – immerhin im Endspiel gegen Borussia Dortmund mit Mario Götze?

Kirchhoff: Natürlich einen sehr hohen. Ich habe mit ihm den Übergang zwischen Nachwuchs- und Profifußball bewältigt. Dadurch hat sich bei uns eine Vertrauensbasis herausgebildet. Ich habe immer auf seine Einschätzung vertraut, auch in Zeiten, die für mich nicht so einfach waren. Er ist generell ein engagierter Trainer, der viel von Fußball versteht.

DFB.de: Rainer Adrion hat eine hohe Meinung von Thomas Tuchel und wollte ihn zu Beginn seiner DFB-Tätigkeit zum Assistenz-Trainer machen. Tuchel – damals Nachwuchstrainer in Mainz – sagte ab und wurde wenige Wochen später Coach des Bundesliga-Teams. Gibt es Überschneidung in der Trainingsarbeit Ihrer beiden Übungsleiter?

Kirchhoff: Beide sind verschiedene Typen, vielleicht ergibt sich das auch durch die Unterschiede in der Vereins- und Auswahlarbeit. Thomas Tuchel ist emotional und in der alltäglichen Arbeit sehr fordernd. Rainer Adrion kümmert sich viel darum, dass wir immer eine gute Atmosphäre in der Mannschaft haben und als Team zusammenwachsen. In der sportlichen Arbeit gibt es schon Überschneidungen, beispielsweise durch die spielerische Linie und das Ziel der DFB-Philosophie, auch schwierige Situationen in der Defensive spielerisch zu lösen.

DFB.de: Sie haben sich vom talentierten Nachwuchsspieler zum Bundesliga-Profi und Leistungsträger in der U 21 entwickelt. Welchen Schritt wollen Sie als nächstes gehen?

Kirchhoff: Mein Ziel ist es, jeden Tag besser zu werden. Wenn ich eine Rückblende mache, habe ich in den vergangenen Monaten eine wahnsinnige Entwicklung genommen. Ich bin heute mit einer größeren Selbstverständlichkeit in der Bundesliga am Ball. Körperlich möchte ich nun den nächsten Schritt machen und so viele Einsätze wie möglich in der Bundesliga haben. Perspektivisch will ich unangefochtener Stammspieler in Mainz werden. Wir haben eine tolle Mannschaft, die auch in der kommenden Saison wieder gut dabei sein wird. Das ist eine Aufgabe, die mich sehr reizt.

DFB.de: Und mit der U 21?

Kirchhoff: Im kommenden Jahr steht für uns hoffentlich die U 21-Europameisterschaft an, bei der wir die Chance haben, einen wichtigen Titel zu holen. Auch wenn die aktuelle Saison noch läuft: 2013 wird ein sehr interessantes Jahr.