Iván Zamorano: Alles auf Angriff

Für seine Gegenspieler war er "Iván der Schreckliche", für seine Landsleute einer der größten Fußballer aller Zeiten. In den 90-er Jahren machte Iván Zamorano mit seinen Toren Europas Stadien unsicher. Immer ging er seinen Weg, unbeirrbar, leidenschaftlich, angriffslustig. Auch nach seiner aktiven Karriere ist der Torjäger von einst in seiner Heimat sehr erfolgreich. Bei der WM 2014 ist er als TV-Experte im Einsatz.

Iván Zamoranos Karriere in Europa begann mit einem Irrtum. Als Luigi Maifredi im Sommer 1989 den jungen Neuzugang aus den Anden im Kader im Trainingslager des FC Bologna unter die Lupe nahm, fällte der Trainer ein vernichtendes Urteil. Nicht gut genug für die Serie A sei dieser Iván Luis Zamorano Zamora, zu schmächtig, zu wenig durchsetzungsfähig. Noch bevor die neue Saison begann, musste der damals 21 Jahre alte Stürmer Bologna nach wenigen Wochen wieder verlassen. Der Schweizer Erstligist FC St. Gallen erbarmte sich, kassierte sogar noch eine Bonuszahlung, um den vermeintlichen Transferflop aufzunehmen. Zamorano revanchierte sich auf seine Art: 23 Treffer in 33 Spielen der Saison 1989/1990 veränderten alles. "El Gran Capitan", der große Kapitän, wie sie ihn in Chile nennen, war eben noch nie um eine Antwort verlegen.

Von Ronaldo geadelt: "Ein Top-Stürmer, ein Weltstar"

Knapp 13 Jahre später beendete der Spieler, den in Bologna niemand wollte, als Weltstar seine Karriere. Brasiliens Weltfußballer Ronaldo war gekommen, auch Welttorhüter José Luis Chilavert, US-Superstar Alexi Lalas und auch der Kolumbianer Carlos Valderrama: Zamoranos Abschiedsspiel in Santiago de Chile wurde zu einem Schaulaufen von Amerikas Superstars. "Iván war ein Top-Stürmer, ein Weltstar. Einer, der durch seine bloße Präsenz auf dem Spielfeld in den Abwehrreihen Angst und Schrecken verbreitete", adelte Ronaldo ihn auf der späteren Feier.

Zwischen Bologna und Santiago lagen 13 Jahre Weltklassefußball mit Triumphen, aber auch bitteren Niederlagen. Unvergessen sein Hattrick beim 5:0 Real Madrids gegen den FC Barcelona 1994/1995, der den späteren Torschützenkönig der Primera División zur Legende in Madrid werden ließ. Zamorano feierte seine Treffer in unnachahmlicher Art, mit weit ausgebreiteten Armen, als wolle er die ganze Welt umarmen. Das UEFA-Pokal-Finale im eigenen Stadion 1997 gegen die "Eurofighter" von Schalke 04, das Inter Mailand mit Zamorano verlor, gehört dagegen zu den dunklen Stunden seiner Karriere. Der Chilene scheiterte im Elfmeterschießen an Jens Lehmann. Doch nur ein Jahr später gelang Inter dann doch der Triumph im Finale gegen Lazio Rom. Zamorano traf zum 1:0 und breitete die Arme aus, Inter gewann 3:0.

"Ich bin in meiner Karriere immer meinen eigenen Weg gegangen", sagt Zamorano im Rückblick, "auch wenn das manchmal nicht allen Leuten gefallen hat." Unkonventionell wie so manches seiner Tore war auch die Art des stillen Protestes. Als Inter Mailand 1997 den brasilianischen Superstar Ronaldo unter Vertrag nahm, musste der Chilene seine heiß geliebte Nummer 9 abgeben. Eine kleine Demütigung, die die Marketingstrategen verlangten, weil sie so auf höhere Trikotverkäufe hofften. Zamoranos Reaktion war ebenso kreativ wie einfallsreich: Er klebte zwischen die 1 und 8 seiner Rückennummer 18 ein Pluszeichen: Er war eben doch Inters richtige Nummer 9.

Arturo Vidal sagt: "Er war Vorbild und Inspiration"

Mit der Nationalmannschaft blieben ihm die ganz großen Erfolge verwehrt, bis auf die Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000, bei denen "Iván der Schreckliche" Torschützenkönig wurde. Nicht so schön endete jedoch seine Karriere im Jahr 2003. Im Trikot von Colo-Colo, der populärsten chilenischen Mannschaft und die "Jugendliebe" Zamoranos, gingen ihm die Nerven durch. Nach einer Auseinandersetzung mit einem Schiedsrichter wurde er wochenlang gesperrt. Für den Angreifer das Signal, seine Karriere zu beenden.

Aus dem UNICEF-Botschafter ist mittlerweile ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden. In der Hauptstadt Santiago und in Concepción betreibt er zwei große Sport- und Fußballschulen. Im chilenischen Fernsehen ist er als Experte zu sehen, auch bei der WM 2014 in Brasilien werden seine Ausführungen als Fachmann gefragt sein. Der Stürmerstar ist in Chile ein Volksheld, bis heute. Und Arturo Vidal verteilte jüngst ein Kompliment, das die Lebensleistung Zamoranos am besten zusammenfasst: "Er war für meine Generation in Kindheitstagen Vorbild und Inspiration."

[tk]

Für seine Gegenspieler war er "Iván der Schreckliche", für seine Landsleute einer der größten Fußballer aller Zeiten. In den 90-er Jahren machte Iván Zamorano mit seinen Toren Europas Stadien unsicher. Immer ging er seinen Weg, unbeirrbar, leidenschaftlich, angriffslustig. Auch nach seiner aktiven Karriere ist der Torjäger von einst in seiner Heimat sehr erfolgreich. Bei der WM 2014 ist er als TV-Experte im Einsatz.

Iván Zamoranos Karriere in Europa begann mit einem Irrtum. Als Luigi Maifredi im Sommer 1989 den jungen Neuzugang aus den Anden im Kader im Trainingslager des FC Bologna unter die Lupe nahm, fällte der Trainer ein vernichtendes Urteil. Nicht gut genug für die Serie A sei dieser Iván Luis Zamorano Zamora, zu schmächtig, zu wenig durchsetzungsfähig. Noch bevor die neue Saison begann, musste der damals 21 Jahre alte Stürmer Bologna nach wenigen Wochen wieder verlassen. Der Schweizer Erstligist FC St. Gallen erbarmte sich, kassierte sogar noch eine Bonuszahlung, um den vermeintlichen Transferflop aufzunehmen. Zamorano revanchierte sich auf seine Art: 23 Treffer in 33 Spielen der Saison 1989/1990 veränderten alles. "El Gran Capitan", der große Kapitän, wie sie ihn in Chile nennen, war eben noch nie um eine Antwort verlegen.

Von Ronaldo geadelt: "Ein Top-Stürmer, ein Weltstar"

Knapp 13 Jahre später beendete der Spieler, den in Bologna niemand wollte, als Weltstar seine Karriere. Brasiliens Weltfußballer Ronaldo war gekommen, auch Welttorhüter José Luis Chilavert, US-Superstar Alexi Lalas und auch der Kolumbianer Carlos Valderrama: Zamoranos Abschiedsspiel in Santiago de Chile wurde zu einem Schaulaufen von Amerikas Superstars. "Iván war ein Top-Stürmer, ein Weltstar. Einer, der durch seine bloße Präsenz auf dem Spielfeld in den Abwehrreihen Angst und Schrecken verbreitete", adelte Ronaldo ihn auf der späteren Feier.

Zwischen Bologna und Santiago lagen 13 Jahre Weltklassefußball mit Triumphen, aber auch bitteren Niederlagen. Unvergessen sein Hattrick beim 5:0 Real Madrids gegen den FC Barcelona 1994/1995, der den späteren Torschützenkönig der Primera División zur Legende in Madrid werden ließ. Zamorano feierte seine Treffer in unnachahmlicher Art, mit weit ausgebreiteten Armen, als wolle er die ganze Welt umarmen. Das UEFA-Pokal-Finale im eigenen Stadion 1997 gegen die "Eurofighter" von Schalke 04, das Inter Mailand mit Zamorano verlor, gehört dagegen zu den dunklen Stunden seiner Karriere. Der Chilene scheiterte im Elfmeterschießen an Jens Lehmann. Doch nur ein Jahr später gelang Inter dann doch der Triumph im Finale gegen Lazio Rom. Zamorano traf zum 1:0 und breitete die Arme aus, Inter gewann 3:0.

"Ich bin in meiner Karriere immer meinen eigenen Weg gegangen", sagt Zamorano im Rückblick, "auch wenn das manchmal nicht allen Leuten gefallen hat." Unkonventionell wie so manches seiner Tore war auch die Art des stillen Protestes. Als Inter Mailand 1997 den brasilianischen Superstar Ronaldo unter Vertrag nahm, musste der Chilene seine heiß geliebte Nummer 9 abgeben. Eine kleine Demütigung, die die Marketingstrategen verlangten, weil sie so auf höhere Trikotverkäufe hofften. Zamoranos Reaktion war ebenso kreativ wie einfallsreich: Er klebte zwischen die 1 und 8 seiner Rückennummer 18 ein Pluszeichen: Er war eben doch Inters richtige Nummer 9.

Arturo Vidal sagt: "Er war Vorbild und Inspiration"

Mit der Nationalmannschaft blieben ihm die ganz großen Erfolge verwehrt, bis auf die Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000, bei denen "Iván der Schreckliche" Torschützenkönig wurde. Nicht so schön endete jedoch seine Karriere im Jahr 2003. Im Trikot von Colo-Colo, der populärsten chilenischen Mannschaft und die "Jugendliebe" Zamoranos, gingen ihm die Nerven durch. Nach einer Auseinandersetzung mit einem Schiedsrichter wurde er wochenlang gesperrt. Für den Angreifer das Signal, seine Karriere zu beenden.

Aus dem UNICEF-Botschafter ist mittlerweile ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden. In der Hauptstadt Santiago und in Concepción betreibt er zwei große Sport- und Fußballschulen. Im chilenischen Fernsehen ist er als Experte zu sehen, auch bei der WM 2014 in Brasilien werden seine Ausführungen als Fachmann gefragt sein. Der Stürmerstar ist in Chile ein Volksheld, bis heute. Und Arturo Vidal verteilte jüngst ein Kompliment, das die Lebensleistung Zamoranos am besten zusammenfasst: "Er war für meine Generation in Kindheitstagen Vorbild und Inspiration."