Ismail Atalan: "Über Vertrag oder Laufzeit gar nicht gesprochen"

Die größten Erfolge in der Vereinsgeschichte der Sportfreunde Lotte (Aufstieg in die 3. Liga und Einzug in das DFB-Pokal-Viertelfinale) sind eng mit dem Namen Ismail Atalan verbunden. Jetzt soll der 39 Jahre alte Fußball-Lehrer den Verein als neuer Trainer (für Nils Drube) "nur" zum Klassenverbleib führen. Im DFB.de-Interview spricht Atalan mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine Rückkehr.

DFB.de: Nach knapp zwei Jahren sind Sie zurück bei den Sportfreunden Lotte. Was hat Sie bewogen, so kurzfristig die Nachfolge von Nils Drube anzutreten, Herr Atalan?

Ismail Atalan: Als am Montag der für mich überraschende Anruf kam, habe ich auf mein Gewissen gehört. Wenn sich ein Verein, dem ich so viel zu verdanken habe, in einer so schwierigen Situation befindet und um die Unterstützung bittet, dann ist es an der Zeit, das Ego zurückzustellen. Ich will alles versuchen, um dem Klub zu helfen.

DFB.de: Seit Ihrem Abschied beim VfL Bochum im Oktober 2017 gab es schon mehrfach Gespräche über eine Rückkehr, oder?

Atalan: Das will ich gar nicht bestreiten, der Kontakt zum Verein war schließlich nie abgerissen. Mal hat es von meiner Seite aus nicht gepasst, mal hatte der Klub andere Vorstellungen. Jetzt aber konnte ich nicht mehr sagen, dass ich noch warten will. Das hatte - wie gesagt - viel mit Dankbarkeit zu tun. Aber auch damit, dass ich in Lotte Trainer in der 3. Liga sein und wegen der räumlichen Nähe zu meinem Wohnort Senden dennoch abends meine Kinder ins Bett bringen kann. Auch das ist viel Wert.

DFB.de: Der Verein hat nicht kommuniziert, wie lange Ihr Vertrag läuft. Wie lautet die Vereinbarung?

Atalan: Ganz ehrlich: Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Weder über genaue Inhalte des Vertrages noch über die Laufzeit. Jetzt geht es erst einmal nur darum, die Mannschaft bis zum Saisonende in ein ruhiges Fahrwasser zu führen und den Abstieg zu verhindern. Dafür werden wir alles geben. Alles Weitere wird man dann sehen. Selbstverständlich kann ich mir vorstellen, auch über das Saisonende hinaus zu bleiben. Dafür wäre der Verbleib in der 3. Liga sicher eine gute Basis.

DFB.de: Sie haben viele Spiele gesehen. Von einem kapitalen Fehlstart hatte sich die Mannschaft zunächst gut erholt und schien noch vor wenigen Wochen auf dem besten Weg, sich aus dem Abstiegskampf herauszuhalten. Was ist dann passiert?

Atalan: Das ist für mich nur schwer zu beurteilen. Auf jeden Fall ist es für jedes Team extrem bitter, ausgerechnet in dieser Saisonphase in einen Abwärtstrend zu geraten. Es ist jetzt unsere Aufgabe, diese Tendenz so schnell wie möglich zu stoppen.

DFB.de: Wo werden Sie zunächst den Hebel ansetzen?

Atalan: Wir müssen in die Köpfe der Spieler kommen, um ihnen wieder Selbstvertrauen zu geben. Wir wollen erfahren, was in ihnen vorgeht. Und dann packen wir es gemeinsam an.

DFB.de: Sie waren keine zwei Jahre weg. Wie gut kennen Sie das Team?

Atalan: Es sind mit Alexander Langlitz, Matthias Rahn, Tim Wendel, Jeron Al-Hazaimeh oder Jaroslaw Lindner nur noch wenige Spieler aus meiner Zeit da. Kurzzeitig hatte ich auch noch mit Joshua Putze und Maximilian Oesterhelweg zusammengearbeitet. Dennoch bin ich durch meine Spielbeobachtungen gut im Thema. Ich hatte die 3. Liga schließlich immer im Fokus.

DFB.de: Reicht die Qualität im Team für den Klassenverbleib?

Atalan: Davon bin ich überzeugt.

DFB.de: Wie wichtig war es Ihnen, wieder mit Ihrem langjährigen Co-Trainer Joseph Laumann sowie dem ehemaligen Teammanager Tim Gorschlüter arbeiten zu können?

Atalan: Die Leute seines Trainerteams genau zu kennen, ist für die Arbeit sehr wichtig.

DFB.de: Am Samstag geht es zum Tabellenletzten VfR Aalen. Welche Bedeutung hat diese Partie für den Saisonendspurt?

Atalan: Es ist eine von noch sechs ausstehenden Partien. Nicht mehr und nicht weniger. Ich spreche dabei bewusst nicht von "Endspielen". Es ist vielmehr unser Ziel, aus allen Begegnungen möglichst das Maximale herauszuholen. Am besten also 18 Punkte.

DFB.de: Haben Sie eine Hochrechnung aufgestellt, wie viele Zähler für den Klassenverbleib notwendig sein werden?

Atalan: Nein, so etwas mache ich nicht. Auch wenn es vielleicht abgedroschen klingt: Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Je früher uns das gelingt, umso besser.

DFB.de: Der VfR Aalen hat durch den 1:0-Auswärtssieg beim 1. FC Kaiserslautern wieder neue Hoffnung geschöpft. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Atalan: Wir treffen auf eine sehr spielstarke Mannschaft, die vor allem in der Offensive mit Spielern wie Matthias Morys, Luca Schnellbacher, Petar Sliskovic oder Nicolas Sessa ausgezeichnet besetzt ist und auch über ein gutes Umschaltspiel verfügt. Bei der Qualität des Teams kommt es für mich überraschend, dass der VfR so weit unten steht. Auf jeden Fall wird die Mannschaft alles versuchen, um mit einem Sieg gegen uns ihre Chance zu wahren und noch näher an die Nichtabstiegsplätze heranzukommen. Wir müssen dagegenhalten.

DFB.de: Zum Abschluss: Sie waren insgesamt 18 Monate ohne Verein. Wie haben Sie die Zeit genutzt?

Atalan: Eines vorweg: Nach acht Jahren Vollgas im Fußballgeschäft hat es auch einmal gutgetan, ein wenig durchatmen, sich anderen Dingen zu widmen und seine Arbeit reflektieren zu können. Als junger Trainer habe ich schließlich auch viele Fehler gemacht, aus denen ich lernen möchte. Im Rahmen von Hospitationen war ich unter anderem bei Manchester City, beim FC Bayern München sowie bei den Nachwuchsabteilungen von RB Leipzig und des Hamburger SV. Das waren sehr beeindruckende Erfahrungen. Ich muss aber auch zugeben: In letzter Zeit hat es schon sehr stark gekribbelt, das Gelernte wieder auf dem Platz an eine Mannschaft weitergeben zu können.

[mspw]

Die größten Erfolge in der Vereinsgeschichte der Sportfreunde Lotte (Aufstieg in die 3. Liga und Einzug in das DFB-Pokal-Viertelfinale) sind eng mit dem Namen Ismail Atalan verbunden. Jetzt soll der 39 Jahre alte Fußball-Lehrer den Verein als neuer Trainer (für Nils Drube) "nur" zum Klassenverbleib führen. Im DFB.de-Interview spricht Atalan mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine Rückkehr.

DFB.de: Nach knapp zwei Jahren sind Sie zurück bei den Sportfreunden Lotte. Was hat Sie bewogen, so kurzfristig die Nachfolge von Nils Drube anzutreten, Herr Atalan?

Ismail Atalan: Als am Montag der für mich überraschende Anruf kam, habe ich auf mein Gewissen gehört. Wenn sich ein Verein, dem ich so viel zu verdanken habe, in einer so schwierigen Situation befindet und um die Unterstützung bittet, dann ist es an der Zeit, das Ego zurückzustellen. Ich will alles versuchen, um dem Klub zu helfen.

DFB.de: Seit Ihrem Abschied beim VfL Bochum im Oktober 2017 gab es schon mehrfach Gespräche über eine Rückkehr, oder?

Atalan: Das will ich gar nicht bestreiten, der Kontakt zum Verein war schließlich nie abgerissen. Mal hat es von meiner Seite aus nicht gepasst, mal hatte der Klub andere Vorstellungen. Jetzt aber konnte ich nicht mehr sagen, dass ich noch warten will. Das hatte - wie gesagt - viel mit Dankbarkeit zu tun. Aber auch damit, dass ich in Lotte Trainer in der 3. Liga sein und wegen der räumlichen Nähe zu meinem Wohnort Senden dennoch abends meine Kinder ins Bett bringen kann. Auch das ist viel Wert.

DFB.de: Der Verein hat nicht kommuniziert, wie lange Ihr Vertrag läuft. Wie lautet die Vereinbarung?

Atalan: Ganz ehrlich: Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Weder über genaue Inhalte des Vertrages noch über die Laufzeit. Jetzt geht es erst einmal nur darum, die Mannschaft bis zum Saisonende in ein ruhiges Fahrwasser zu führen und den Abstieg zu verhindern. Dafür werden wir alles geben. Alles Weitere wird man dann sehen. Selbstverständlich kann ich mir vorstellen, auch über das Saisonende hinaus zu bleiben. Dafür wäre der Verbleib in der 3. Liga sicher eine gute Basis.

DFB.de: Sie haben viele Spiele gesehen. Von einem kapitalen Fehlstart hatte sich die Mannschaft zunächst gut erholt und schien noch vor wenigen Wochen auf dem besten Weg, sich aus dem Abstiegskampf herauszuhalten. Was ist dann passiert?

Atalan: Das ist für mich nur schwer zu beurteilen. Auf jeden Fall ist es für jedes Team extrem bitter, ausgerechnet in dieser Saisonphase in einen Abwärtstrend zu geraten. Es ist jetzt unsere Aufgabe, diese Tendenz so schnell wie möglich zu stoppen.

DFB.de: Wo werden Sie zunächst den Hebel ansetzen?

Atalan: Wir müssen in die Köpfe der Spieler kommen, um ihnen wieder Selbstvertrauen zu geben. Wir wollen erfahren, was in ihnen vorgeht. Und dann packen wir es gemeinsam an.

DFB.de: Sie waren keine zwei Jahre weg. Wie gut kennen Sie das Team?

Atalan: Es sind mit Alexander Langlitz, Matthias Rahn, Tim Wendel, Jeron Al-Hazaimeh oder Jaroslaw Lindner nur noch wenige Spieler aus meiner Zeit da. Kurzzeitig hatte ich auch noch mit Joshua Putze und Maximilian Oesterhelweg zusammengearbeitet. Dennoch bin ich durch meine Spielbeobachtungen gut im Thema. Ich hatte die 3. Liga schließlich immer im Fokus.

DFB.de: Reicht die Qualität im Team für den Klassenverbleib?

Atalan: Davon bin ich überzeugt.

DFB.de: Wie wichtig war es Ihnen, wieder mit Ihrem langjährigen Co-Trainer Joseph Laumann sowie dem ehemaligen Teammanager Tim Gorschlüter arbeiten zu können?

Atalan: Die Leute seines Trainerteams genau zu kennen, ist für die Arbeit sehr wichtig.

DFB.de: Am Samstag geht es zum Tabellenletzten VfR Aalen. Welche Bedeutung hat diese Partie für den Saisonendspurt?

Atalan: Es ist eine von noch sechs ausstehenden Partien. Nicht mehr und nicht weniger. Ich spreche dabei bewusst nicht von "Endspielen". Es ist vielmehr unser Ziel, aus allen Begegnungen möglichst das Maximale herauszuholen. Am besten also 18 Punkte.

DFB.de: Haben Sie eine Hochrechnung aufgestellt, wie viele Zähler für den Klassenverbleib notwendig sein werden?

Atalan: Nein, so etwas mache ich nicht. Auch wenn es vielleicht abgedroschen klingt: Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Je früher uns das gelingt, umso besser.

DFB.de: Der VfR Aalen hat durch den 1:0-Auswärtssieg beim 1. FC Kaiserslautern wieder neue Hoffnung geschöpft. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Atalan: Wir treffen auf eine sehr spielstarke Mannschaft, die vor allem in der Offensive mit Spielern wie Matthias Morys, Luca Schnellbacher, Petar Sliskovic oder Nicolas Sessa ausgezeichnet besetzt ist und auch über ein gutes Umschaltspiel verfügt. Bei der Qualität des Teams kommt es für mich überraschend, dass der VfR so weit unten steht. Auf jeden Fall wird die Mannschaft alles versuchen, um mit einem Sieg gegen uns ihre Chance zu wahren und noch näher an die Nichtabstiegsplätze heranzukommen. Wir müssen dagegenhalten.

DFB.de: Zum Abschluss: Sie waren insgesamt 18 Monate ohne Verein. Wie haben Sie die Zeit genutzt?

Atalan: Eines vorweg: Nach acht Jahren Vollgas im Fußballgeschäft hat es auch einmal gutgetan, ein wenig durchatmen, sich anderen Dingen zu widmen und seine Arbeit reflektieren zu können. Als junger Trainer habe ich schließlich auch viele Fehler gemacht, aus denen ich lernen möchte. Im Rahmen von Hospitationen war ich unter anderem bei Manchester City, beim FC Bayern München sowie bei den Nachwuchsabteilungen von RB Leipzig und des Hamburger SV. Das waren sehr beeindruckende Erfahrungen. Ich muss aber auch zugeben: In letzter Zeit hat es schon sehr stark gekribbelt, das Gelernte wieder auf dem Platz an eine Mannschaft weitergeben zu können.