Isabel Kerschowski: "Klassenverbleib - nichts anderes zählt mehr"

Entscheidende Woche für Bayer 04 Leverkusen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Heute (ab 15 Uhr) steht das Duell beim FF USV Jena auf dem Programm, am Sonntag (ab 15 Uhr) ist der 1. FC Köln zu Gast. In diesen beiden Duellen werde sich entscheiden, ob Bayer 04 den Klassenverbleib schafft, sagt die 32 Jahre alte Ex-Nationalspielerin Isabel Kerschowski im DFB.de-Interview.

DFB.de: Frau Kerschowski, entscheidet diese Woche aus Ihrer Sicht über Abstieg oder Klassenverbleib?

Isabel Kerschowski: Auf jeden Fall, davon gehe ich aus. Wir müssen beide Spiele gewinnen, wir brauchen unbedingt die sechs Punkte. Dann sieht es sehr gut aus. Nichts anderes zählt mehr. Es geht nur noch darum, irgendwie den Klassenverbleib zu schaffen. Alles andere spielt keine Rolle mehr. Zum Abschluss müssen wir nach Wolfsburg. Wir sollten uns nicht in die Situation bringen, dass wir dort noch Punkte für die Rettung holen müssen.

DFB.de: In der vergangenen Saison haben Sie die Rettung an einem dramatischen letzten Spieltag geschafft.

Kerschowski: Wir hatten uns fest vorgenommen, es nicht wieder so spannend zu machen. Jetzt sind wir wieder in genau derselben Situation. Das ist extrem ärgerlich, aber wir sind es selbst schuld. Gerade in diesem Jahr haben wir zu viele Punkte liegen gelassen. Ich denke zum Beispiel an die Partien gegen Duisburg und Sand, die wir beide verloren haben. Das tut uns jetzt richtig weh.

DFB.de: Sie haben in diesem Jahr in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga alle Spiele verloren. Gibt es dafür einen Grund?

Kerschowski: Das fragen wir uns auch die ganze Zeit. Es gab einige unglückliche Umstände und auch ein paar fragwürdige Entscheidungen der Schiedsrichterinnen. Aber letztlich bringt es nichts, die Schuld irgendwo anders zu suchen. Wir haben Fehler gemacht. Und jetzt müssen wir uns vorwerfen lassen, dass wir den Sack nicht schon längst zugemacht haben. Wir hatten mehrfach die Gelegenheit dazu.

DFB.de: Zu Weihnachten hatten sie bereits 13 Punkte und waren für viele bereits gerettet.

Kerschowski: So hat es sich auch angefühlt. Und umso schwerer ist es, jetzt den Hebel wieder umzulegen. Das ist auch eine Kopfsache. Die psychische und die physische Belastung sind sehr hoch. Wir hatten zuletzt eine Englische Woche nach der anderen. Das schlaucht einfach in jeder Hinsicht. Ich habe den Eindruck, dass wir auf dem Zahnfleisch gehen. Wir müssen jetzt nochmal alles reinwerfen, was geht, um den Abstieg zu vermeiden. Das sind wir dem Verein schuldig.

DFB.de: Sie stehen aufgrund des um einen Treffer besseren Torverhältnisses im Vergleich zu Duisburg über dem Strich.

Kerschowski: Es wird total dramatisch. Davon bin ich überzeugt, darauf müssen wir uns einstellen. Wir haben einige ältere Spielerinnen, die wissen, was jetzt passiert. Unsere Aufgabe ist es, vor allem die jüngeren Spielerinnen darauf einzustellen, was jetzt kommt. Wir können jetzt nur noch als Team bestehen, wenn wir wie elf Einzelspielerinnen auftreten, werden wir keine Chance haben. Das muss allen bewusst sein. Wenn wir zusammenhalten, haben wir die Qualität, um den Klassenverbleib zu schaffen. Auch davon bin ich überzeugt. Wir müssen nochmal alle Kräfte bündeln.

DFB.de: Sie waren lange verletzt und kommen jetzt langsam zurück. Wie geht es Ihnen persönlich?

Kerschowski: Ich war zuletzt körperlich etwas müde. Deshalb bin ich gegen Potsdam auch zur Pause raus. Während der Corona-Pause habe ich viel persönlich gearbeitet, fast jeden Tag habe ich trainiert. Niemand wusste ja lange, ob und wie es weitergeht. Ich bin über ein Jahr lang ausgefallen. Es ist völlig normal, dass ich noch nicht wieder bei 100 Prozent bin. Aber ich bin wieder auf dem Weg dorthin. Mein Ziel ist es, der Mannschaft kurzfristig zu helfen.

DFB.de: Wie sind Sie mit der Corona-Pandemie umgegangen?

Kerschowski: Das hat niemanden bei uns kalt gelassen. Ich habe mich sehr unter Druck gesetzt, vielleicht zu sehr. Ich habe mir immer gesagt: Du musst, du musst jetzt, du musst jetzt. Womöglich war das zu viel und deshalb waren meine Beine zuletzt etwas schwer. Die ganze Situation hat mich belastet. Die Corona-Pause war für mich nicht gut. Vor der Unterbrechung habe ich drei Begegnungen über 90 Minuten bestritten und mir ging es richtig gut. Zuletzt war ich wieder etwas in einem Loch, aus dem ich mich ganz schnell rauskämpfen muss. Wie schon gesagt: Es geht jetzt nur noch darum, nochmal alle Kräfte zu bündeln, um unser großes Ziel zu erreichen.

DFB.de: Man kann die Ausgangslage ja auch positiv sehen: Sie haben es selbst in der Hand, den Klassenverbleib zu schaffen. Und Sie haben die Qualität in der Mannschaft, um Jena und Köln zu schlagen. Sehen Sie es auch so?

Kerschowski: Genauso. Das ist auch der Ansatz, den wir nun verfolgen sollten. Es bringt nichts, wenn wir uns jetzt noch über vergebene Chancen ärgern. Das raubt uns Energie. Wir schauen jetzt nach vorne. Wir haben nach wie vor alle Möglichkeiten und wollen es aus eigener Kraft schaffen. Wir wollen auch gar nicht auf Ausrutscher der Konkurrenten hoffen müssen.

DFB.de: Wie schätzen Sie Jena ein?

Kerschowski: Sie haben zuletzt jeweils knapp gegen Köln und München verloren. Wir sind auf jeden Fall gewarnt. Aber es bringt wenig, wenn wir auf andere schauen. Wir müssen unsere Leistung im Blick haben. Und ganz wichtig ist aus meiner Sicht, dass wir nicht wieder einem frühen Rückstand hinterher laufen. Es ist entscheidend, dass wir jetzt Größe zeigen und den unbedingten Willen haben, den Abstieg zu vermeiden. Wir wollen weiter in der Bundesliga spielen, das ist unser großes Ziel.

DFB.de: Wie ist gerade die Stimmung in der Mannschaft?

Kerschowski: Nach dem 1:5 gegen Potsdam am Sonntagnachmittag waren wir unfassbar niedergeschlagen. Wir hatten auf einen Punkt gegen Turbine gehofft. Das hat nicht funktioniert. Wir wissen, dass wir jetzt unter Zugzwang stehen. Wir fahren jetzt nach Jena und müssen dort gewinnen. Der Druck ist da. Das ist unser erstes Endspiel, gegen Köln folgt das zweite.

[sw]

Entscheidende Woche für Bayer 04 Leverkusen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Heute (ab 15 Uhr) steht das Duell beim FF USV Jena auf dem Programm, am Sonntag (ab 15 Uhr) ist der 1. FC Köln zu Gast. In diesen beiden Duellen werde sich entscheiden, ob Bayer 04 den Klassenverbleib schafft, sagt die 32 Jahre alte Ex-Nationalspielerin Isabel Kerschowski im DFB.de-Interview.

DFB.de: Frau Kerschowski, entscheidet diese Woche aus Ihrer Sicht über Abstieg oder Klassenverbleib?

Isabel Kerschowski: Auf jeden Fall, davon gehe ich aus. Wir müssen beide Spiele gewinnen, wir brauchen unbedingt die sechs Punkte. Dann sieht es sehr gut aus. Nichts anderes zählt mehr. Es geht nur noch darum, irgendwie den Klassenverbleib zu schaffen. Alles andere spielt keine Rolle mehr. Zum Abschluss müssen wir nach Wolfsburg. Wir sollten uns nicht in die Situation bringen, dass wir dort noch Punkte für die Rettung holen müssen.

DFB.de: In der vergangenen Saison haben Sie die Rettung an einem dramatischen letzten Spieltag geschafft.

Kerschowski: Wir hatten uns fest vorgenommen, es nicht wieder so spannend zu machen. Jetzt sind wir wieder in genau derselben Situation. Das ist extrem ärgerlich, aber wir sind es selbst schuld. Gerade in diesem Jahr haben wir zu viele Punkte liegen gelassen. Ich denke zum Beispiel an die Partien gegen Duisburg und Sand, die wir beide verloren haben. Das tut uns jetzt richtig weh.

DFB.de: Sie haben in diesem Jahr in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga alle Spiele verloren. Gibt es dafür einen Grund?

Kerschowski: Das fragen wir uns auch die ganze Zeit. Es gab einige unglückliche Umstände und auch ein paar fragwürdige Entscheidungen der Schiedsrichterinnen. Aber letztlich bringt es nichts, die Schuld irgendwo anders zu suchen. Wir haben Fehler gemacht. Und jetzt müssen wir uns vorwerfen lassen, dass wir den Sack nicht schon längst zugemacht haben. Wir hatten mehrfach die Gelegenheit dazu.

DFB.de: Zu Weihnachten hatten sie bereits 13 Punkte und waren für viele bereits gerettet.

Kerschowski: So hat es sich auch angefühlt. Und umso schwerer ist es, jetzt den Hebel wieder umzulegen. Das ist auch eine Kopfsache. Die psychische und die physische Belastung sind sehr hoch. Wir hatten zuletzt eine Englische Woche nach der anderen. Das schlaucht einfach in jeder Hinsicht. Ich habe den Eindruck, dass wir auf dem Zahnfleisch gehen. Wir müssen jetzt nochmal alles reinwerfen, was geht, um den Abstieg zu vermeiden. Das sind wir dem Verein schuldig.

DFB.de: Sie stehen aufgrund des um einen Treffer besseren Torverhältnisses im Vergleich zu Duisburg über dem Strich.

Kerschowski: Es wird total dramatisch. Davon bin ich überzeugt, darauf müssen wir uns einstellen. Wir haben einige ältere Spielerinnen, die wissen, was jetzt passiert. Unsere Aufgabe ist es, vor allem die jüngeren Spielerinnen darauf einzustellen, was jetzt kommt. Wir können jetzt nur noch als Team bestehen, wenn wir wie elf Einzelspielerinnen auftreten, werden wir keine Chance haben. Das muss allen bewusst sein. Wenn wir zusammenhalten, haben wir die Qualität, um den Klassenverbleib zu schaffen. Auch davon bin ich überzeugt. Wir müssen nochmal alle Kräfte bündeln.

DFB.de: Sie waren lange verletzt und kommen jetzt langsam zurück. Wie geht es Ihnen persönlich?

Kerschowski: Ich war zuletzt körperlich etwas müde. Deshalb bin ich gegen Potsdam auch zur Pause raus. Während der Corona-Pause habe ich viel persönlich gearbeitet, fast jeden Tag habe ich trainiert. Niemand wusste ja lange, ob und wie es weitergeht. Ich bin über ein Jahr lang ausgefallen. Es ist völlig normal, dass ich noch nicht wieder bei 100 Prozent bin. Aber ich bin wieder auf dem Weg dorthin. Mein Ziel ist es, der Mannschaft kurzfristig zu helfen.

DFB.de: Wie sind Sie mit der Corona-Pandemie umgegangen?

Kerschowski: Das hat niemanden bei uns kalt gelassen. Ich habe mich sehr unter Druck gesetzt, vielleicht zu sehr. Ich habe mir immer gesagt: Du musst, du musst jetzt, du musst jetzt. Womöglich war das zu viel und deshalb waren meine Beine zuletzt etwas schwer. Die ganze Situation hat mich belastet. Die Corona-Pause war für mich nicht gut. Vor der Unterbrechung habe ich drei Begegnungen über 90 Minuten bestritten und mir ging es richtig gut. Zuletzt war ich wieder etwas in einem Loch, aus dem ich mich ganz schnell rauskämpfen muss. Wie schon gesagt: Es geht jetzt nur noch darum, nochmal alle Kräfte zu bündeln, um unser großes Ziel zu erreichen.

DFB.de: Man kann die Ausgangslage ja auch positiv sehen: Sie haben es selbst in der Hand, den Klassenverbleib zu schaffen. Und Sie haben die Qualität in der Mannschaft, um Jena und Köln zu schlagen. Sehen Sie es auch so?

Kerschowski: Genauso. Das ist auch der Ansatz, den wir nun verfolgen sollten. Es bringt nichts, wenn wir uns jetzt noch über vergebene Chancen ärgern. Das raubt uns Energie. Wir schauen jetzt nach vorne. Wir haben nach wie vor alle Möglichkeiten und wollen es aus eigener Kraft schaffen. Wir wollen auch gar nicht auf Ausrutscher der Konkurrenten hoffen müssen.

DFB.de: Wie schätzen Sie Jena ein?

Kerschowski: Sie haben zuletzt jeweils knapp gegen Köln und München verloren. Wir sind auf jeden Fall gewarnt. Aber es bringt wenig, wenn wir auf andere schauen. Wir müssen unsere Leistung im Blick haben. Und ganz wichtig ist aus meiner Sicht, dass wir nicht wieder einem frühen Rückstand hinterher laufen. Es ist entscheidend, dass wir jetzt Größe zeigen und den unbedingten Willen haben, den Abstieg zu vermeiden. Wir wollen weiter in der Bundesliga spielen, das ist unser großes Ziel.

DFB.de: Wie ist gerade die Stimmung in der Mannschaft?

Kerschowski: Nach dem 1:5 gegen Potsdam am Sonntagnachmittag waren wir unfassbar niedergeschlagen. Wir hatten auf einen Punkt gegen Turbine gehofft. Das hat nicht funktioniert. Wir wissen, dass wir jetzt unter Zugzwang stehen. Wir fahren jetzt nach Jena und müssen dort gewinnen. Der Druck ist da. Das ist unser erstes Endspiel, gegen Köln folgt das zweite.

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