Inka Grings über Zeit als MSV-Coach: "Ich habe nichts ausgelassen"

Klassenverbleib, Abschied, Aufbruch - für Inka Grings sind es derzeit emotionale Tage. Die Partie in der Allianz Frauen-Bundesliga gegen Turbine Potsdam heute (ab 14 Uhr) wird das letzte Spiel der 38-Jährigen als Trainerin der Frauen des MSV Duisburg sein. Nun übernimmt sie die U 17-Junioren des FC Viktoria Köln. Die Mannschaft kämpft gerade noch gegen den Abstieg aus der B-Junioren-Bundesliga.

Im DFB.de-Interview spricht die 96-malige deutsche Nationalspielerin und Ex-Europameisterinüber ihre bewegende Zeit beim MSV. Und Grings wirft einen Blick nach vorn - es ist schließlich keine gewöhnliche Konstellation, dass eine Frau auf diesem Niveau eine männliche Auswahl betreut.

DFB.de: Frau Grings, das Duell gegen Turbine Potsdam ist Ihr letztes Spiel als Trainerin der MSV-Frauen. Wie schwer fällt Ihnen der Abschied?

Inka Grings: Überhaupt nicht schwer. Ich hatte hier drei tolle und extrem lehrreiche Jahre. Ich bin den Verantwortlichen dankbar dafür, dass sie mir dieses Vertrauen entgegengebracht haben. Aber jetzt ist einfach der Zeitpunkt gekommen, um den nächsten Schritt zu machen. Das klingt womöglich härter, als ich es meine. Im Fußball ist es jedoch ganz normal, dass sich die Wege irgendwann trennen. Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl. Wir haben als Aufsteiger den Klassenverbleib geschafft. Das ist der Lohn für die harte Arbeit in den vergangenen drei Jahren.

DFB.de: Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Grings: Es war alles dabei. Ich habe nichts ausgelassen. Diese drei Jahre in Duisburg spiegeln in gewisser Weise mein Leben wider. Es gab viele Höhepunkte, aber auch schwere Rückschläge. Im ersten Jahr sind wir direkt abgestiegen. In der Saison danach sind wir wieder aufgestiegen - und nicht irgendwie. Wir haben in 22 Spielen 22 Siege gefeiert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es so etwas so schnell nicht wieder geben wird. Und jetzt haben wir unter äußerst komplizierten Bedingungen den Klassenverbleib geschafft.

DFB.de: Was war konkret so kompliziert?

Grings: Die finanziellen Möglichkeiten hier sind wirklich überschaubar. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn es um Verstärkungen für die Mannschaft geht. Das war teilweise frustrierend, aber andererseits war es auch sehr lehrreich. Wir haben dann eben andere Wege finden müssen. Ich weiß noch sehr genau, wie ich während der Hinrunde Spielerinnen bringen musste, die teilweise noch überfordert waren mit den Herausforderungen der Frauen-Bundesliga. Aber ich wusste das vorher, wir haben das bewusst in Kauf genommen. Die Spielerinnen haben zu jeder Zeit alles gegeben. Und das ist ein ganz entscheidendes Kriterium für mich. Wir hatten in der Hinrunde krasses Verletzungspech.

DFB.de: Und trotzdem haben Sie den Klassenverbleib geschafft. Macht Sie das doppelt stolz?

Grings: Natürlich, teilweise schon. Aber das ist keineswegs nur mein Verdienst. Das konnte nur klappen, weil alle an einem Strang gezogen haben - Spielerinnen, Trainerteam, Verantwortliche. Mit Linda Bresonik, Steffi Weichelt, Meike Kemper und Danica Wu sind uns absolute Leistungsträgerinnen über Monate ausgefallen. Das hätte auch schiefgehen können.

DFB.de: Sie haben vor dem letzten Spieltag 16 Punkte auf dem Konto. Können Sie damit leben?

Grings: Ja, unter den genannten Bedingungen ist das in Ordnung. Mit 16 Punkten hätten wir in der vergangenen Saison ebenfalls die Klasse gehalten. Allerdings ärgere ich mich auch etwas, weil wir ganz sicher den einen oder anderen Zähler hätten mehr holen können. Wir waren oft nah dran, haben es aber im entscheidenden Moment nicht hinbekommen. Das ist das einzige Manko, das ich wirklich benennen kann.

DFB.de: Mit einem Sieg im letzten Saisonspiel gegen Turbine Potsdam kämen Sie sogar auf 19 Punkte.

Grings: Obwohl es für uns eigentlich um nicht mehr viel geht, ist das nun noch unser Ziel. Wir wollen einen tollen Abschluss einer guten Serie feiern. Für Potsdam geht es noch um viel. Die werden unbedingt gewinnen wollen, um sich vielleicht doch noch für die Champions League zu qualifizieren. Sie müssen gleichzeitig auf einen Ausrutscher von München gegen Essen hoffen. Potsdam wird sich nachher nichts vorwerfen lassen wollen, wenn das wirklich passieren sollte. Es wird also ein heißes Duell. Ich hoffe, dass wir noch mal von vielen Zuschauern unterstützt werden.



Klassenverbleib, Abschied, Aufbruch - für Inka Grings sind es derzeit emotionale Tage. Die Partie in der Allianz Frauen-Bundesliga gegen Turbine Potsdam heute (ab 14 Uhr) wird das letzte Spiel der 38-Jährigen als Trainerin der Frauen des MSV Duisburg sein. Nun übernimmt sie die U 17-Junioren des FC Viktoria Köln. Die Mannschaft kämpft gerade noch gegen den Abstieg aus der B-Junioren-Bundesliga.

Im DFB.de-Interview spricht die 96-malige deutsche Nationalspielerin und Ex-Europameisterinüber ihre bewegende Zeit beim MSV. Und Grings wirft einen Blick nach vorn - es ist schließlich keine gewöhnliche Konstellation, dass eine Frau auf diesem Niveau eine männliche Auswahl betreut.

DFB.de: Frau Grings, das Duell gegen Turbine Potsdam ist Ihr letztes Spiel als Trainerin der MSV-Frauen. Wie schwer fällt Ihnen der Abschied?

Inka Grings: Überhaupt nicht schwer. Ich hatte hier drei tolle und extrem lehrreiche Jahre. Ich bin den Verantwortlichen dankbar dafür, dass sie mir dieses Vertrauen entgegengebracht haben. Aber jetzt ist einfach der Zeitpunkt gekommen, um den nächsten Schritt zu machen. Das klingt womöglich härter, als ich es meine. Im Fußball ist es jedoch ganz normal, dass sich die Wege irgendwann trennen. Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl. Wir haben als Aufsteiger den Klassenverbleib geschafft. Das ist der Lohn für die harte Arbeit in den vergangenen drei Jahren.

DFB.de: Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Grings: Es war alles dabei. Ich habe nichts ausgelassen. Diese drei Jahre in Duisburg spiegeln in gewisser Weise mein Leben wider. Es gab viele Höhepunkte, aber auch schwere Rückschläge. Im ersten Jahr sind wir direkt abgestiegen. In der Saison danach sind wir wieder aufgestiegen - und nicht irgendwie. Wir haben in 22 Spielen 22 Siege gefeiert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es so etwas so schnell nicht wieder geben wird. Und jetzt haben wir unter äußerst komplizierten Bedingungen den Klassenverbleib geschafft.

DFB.de: Was war konkret so kompliziert?

Grings: Die finanziellen Möglichkeiten hier sind wirklich überschaubar. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn es um Verstärkungen für die Mannschaft geht. Das war teilweise frustrierend, aber andererseits war es auch sehr lehrreich. Wir haben dann eben andere Wege finden müssen. Ich weiß noch sehr genau, wie ich während der Hinrunde Spielerinnen bringen musste, die teilweise noch überfordert waren mit den Herausforderungen der Frauen-Bundesliga. Aber ich wusste das vorher, wir haben das bewusst in Kauf genommen. Die Spielerinnen haben zu jeder Zeit alles gegeben. Und das ist ein ganz entscheidendes Kriterium für mich. Wir hatten in der Hinrunde krasses Verletzungspech.

DFB.de: Und trotzdem haben Sie den Klassenverbleib geschafft. Macht Sie das doppelt stolz?

Grings: Natürlich, teilweise schon. Aber das ist keineswegs nur mein Verdienst. Das konnte nur klappen, weil alle an einem Strang gezogen haben - Spielerinnen, Trainerteam, Verantwortliche. Mit Linda Bresonik, Steffi Weichelt, Meike Kemper und Danica Wu sind uns absolute Leistungsträgerinnen über Monate ausgefallen. Das hätte auch schiefgehen können.

DFB.de: Sie haben vor dem letzten Spieltag 16 Punkte auf dem Konto. Können Sie damit leben?

Grings: Ja, unter den genannten Bedingungen ist das in Ordnung. Mit 16 Punkten hätten wir in der vergangenen Saison ebenfalls die Klasse gehalten. Allerdings ärgere ich mich auch etwas, weil wir ganz sicher den einen oder anderen Zähler hätten mehr holen können. Wir waren oft nah dran, haben es aber im entscheidenden Moment nicht hinbekommen. Das ist das einzige Manko, das ich wirklich benennen kann.

DFB.de: Mit einem Sieg im letzten Saisonspiel gegen Turbine Potsdam kämen Sie sogar auf 19 Punkte.

Grings: Obwohl es für uns eigentlich um nicht mehr viel geht, ist das nun noch unser Ziel. Wir wollen einen tollen Abschluss einer guten Serie feiern. Für Potsdam geht es noch um viel. Die werden unbedingt gewinnen wollen, um sich vielleicht doch noch für die Champions League zu qualifizieren. Sie müssen gleichzeitig auf einen Ausrutscher von München gegen Essen hoffen. Potsdam wird sich nachher nichts vorwerfen lassen wollen, wenn das wirklich passieren sollte. Es wird also ein heißes Duell. Ich hoffe, dass wir noch mal von vielen Zuschauern unterstützt werden.

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DFB.de: Um Ihnen auch einen gebührenden Abschied zu bereiten?

Grings: Ich möchte mich da gar nicht so in den Fokus stellen. Dass das mein letztes Spiel sein wird, spielt für mich tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle.

DFB.de: Kann man sagen, dass sich für Sie nun ein Kreis schließt?

Grings: Ja, das passt ganz gut, denke ich. In Duisburg habe ich meine Karriere als Spielerin richtig begonnen und lange Zeit große Erfolge dort gefeiert. Und nun hat auch meine Laufbahn als Trainerin dort ihren Anfang genommen. Aber - und das habe ich ja eben bereits gesagt - nun ist der Zeitpunkt für eine Veränderung gekommen. Meine ganze Konzentration gilt dem Duell gegen Potsdam. Aber dann freue ich mich auf meine neue Herausforderung bei Viktoria Köln.

DFB.de: Sie haben immer gesagt, dass Sie Ihre Zukunft im männlichen Fußball sehen. Dort sind Sie nun angekommen. Sie übernehmen die U 17-Junioren des FC Viktoria Köln. Wie kam der Kontakt zu Stande?

Grings: Ende vergangenen Jahres hatte ich die Gelegenheit, auf einer Charity-Veranstaltung ein kurzes Gespräch mit Franz-Josef Wernze zu führen. Das war sehr angenehm. Wir haben uns darauf verständigt, dass wir lose in Kontakt bleiben wollen. Mit Marco Antwerpen, der die Viktoria-Männer betreut, habe ich zusammen die Fußball-Lehrer-Ausbildung gemacht. Wir haben immer wieder mal telefoniert. Und im Frühjahr ist die ganze Angelegenheit dann konkreter geworden. Ich habe meine Ideen und meine Philosophie den Verantwortlichen präsentiert. Und offenbar ist es ganz gut angekommen. Und so haben wir uns dann darauf verständigt, dass wir es zusammen versuchen wollen. Gleichzeitig möchte ich auch ganz deutlich den MSV-Verantwortlichen danken, die mir diese Chance trotz eines noch laufenden Vertrags nicht verwehrt haben.

DFB.de: Auf diesem Niveau nehmen Sie als Trainerin eine Vorreiterrolle ein. Wie groß ist der Respekt vor der Aufgabe?

Grings: Ich habe vor jeder Aufgabe Respekt. Vor dieser natürlich ganz besonders. Mir ist bewusst, dass jede meiner Entscheidungen extrem genau beobachtet wird. Alles wird auf die Goldwaage gelegt. Ich werde viel, viel mehr im Blickpunkt stehen als ein männlicher Kollege, der diesen Job machen würde. Dieser Verantwortung bin ich mir bewusst. Umso mehr Respekt habe ich vor dem Mut der Viktoria-Verantwortlichen, diesen Weg mit mir zu gehen. Sie hätten es sich bestimmt deutlich einfacher machen können. Aber in allen Gesprächen wurde immer wieder deutlich, dass nicht das Geschlecht ausschlaggebend sein soll, sondern die fachliche Qualifikation.

DFB.de: Die U 17-Junioren des FC Viktoria Köln stecken noch mitten im Abstiegskampf der Bundesliga. Wie groß ist Ihre Hoffnung auf den Klassenverbleib?

Grings: Die Mannschaft hat jetzt noch zwei Endspiele, um den Abstieg zu vermeiden. Klar würde ich mich riesig freuen, wenn wir auch in der kommenden Saison in der B-Junioren-Bundesliga spielen würden. Aber wenn es "nur" die Mittelrheinliga sein sollte, werde ich die Aufgabe nicht weniger motiviert angehen.

DFB.de: Mit welchen Zielen treten Sie beim FC Viktoria Köln an?

Grings: Ganz persönlich möchte ich den nächsten Schritt in meiner Entwicklung machen. Aber das spielt nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist, dass wir den Verein weiter nach vorne bringen. Die Viktoria-Verantwortlichen haben in ihrer Analyse deutlich festgestellt, dass dort Verbesserungsbedarf vorhanden ist. Da wollen wir anpacken. In erster Linie geht es darum, eine gewisse Konstanz in die Jugendarbeit zu bringen. Es bringt nichts, mit einem 30- oder 40-Mann-Kader in die Saison zu gehen. Da hat man dann viel zu viele unglückliche Jungs dabei. Wir wollen einen Kern haben, dem wir auch die Perspektive zeigen können, mittelfristig den Schritt nach oben gehen zu können. Durchlässigkeit ist in diesem Zusammenhang immer ein wichtiges Schlagwort.

DFB.de: Bleibt Ihr persönliches Ziel auch der Männerfußball?

Grings: Ich bin glücklich, jetzt im männlichen Nachwuchsbereich gelandet zu sein. Ich möchte die Jungs mit ins Boot holen und mit ihnen unsere persönlichen aber auch die gemeinsamen Ziele erreichen. Das ist unser erstes und wichtigstes Ziel. Alles Weitere kommt von selbst. Ich habe immer gesagt, dass ich irgendwann im Männerfußball angekommen sein möchte. Aber gerade für mich als Frau kann das nur Schritt für Schritt klappen. Der Fußball ist nach wie vor sehr männlich geprägt. Vielleicht kann ich meinen Teil dazu beitragen, das etwas aufzubrechen. Ich werde nun meinen Weg hier weitergehen. Aber er muss an dieser Stelle ganz bestimmt noch nicht beendet sein. Ich bin extrem ehrgeizig.

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