Im Charlie-Chaplin-Gang dem Ball hinterher

Der Ball pendelt geräuschvoll zwischen den Füßen von Mulgheta Russom. Die Schellen im Innern des Spielgerätes klingeln bei jeder Berührung. Ein Gegner läuft auf Russom zu und ruft "Voy". Der 29-jährige spielt den Ball zurück zum Mitspieler. Klingelnd rollt das Leder über den Rasen.

Russom hat nichts von alledem gesehen, denn er ist blind. Der deutsche Nationalspieler gab in einem öffentlichen Training auf dem Gelände von Hertha BSC Berlin zusammen mit drei weiteren Spielern einen Vorgeschmack auf die Blindenfußball-Bundesliga. "Für mich ist es sensationell, dass man blind so Fußball spielen kann", sagte Uwe Seeler.

Seeler, Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft, hat die Schirmherrschaft über die Bundesliga übernommen. Die neue Liga hat am Wochenende vom 29./30. März mit acht Mannschaften in Berlin und in Stuttgart begonnen. Insgesamt gibt es drei Spieltage, die im Turniermodus ausgetragen werden.

Beim Blindenfußball spielen in jeder Mannschaft vier Spieler und ein sehender Torwart. Er darf sein Tor nicht verlassen, kann aber seine Vorderleute dirigieren. Auch hinter dem gegnerischen Tor steht ein sehender Helfer, der Orientierung geben soll und zum Beispiel ruft, wenn der Spieler schießen soll. Auch die Banden an den Seiten geben Orientierung.

"Die Ballführung im Blindenfußball ist anders. Es ist mehr ein Charlie-Chaplin-Gang, bei dem der Ball links und rechts geführt wird", sagte Nationaltrainer Ulrich Pfisterer. Um Verletzungen zu vermeiden, müssen die Spieler, wenn sie auf den Ball zulaufen, "Voy" rufen. Das ist spanisch und bedeutet: "Ich gehe". Auf diesen Ruf müssen die Spieler vertrauen können, ansonsten kann es böse enden. "Bei einem Zusammenprall habe ich mir schon einmal die Nase gebrochen", erzählt Russom.

Russom mag das "Tänzelnde" an seinem Sport. Es sieht elegant aus, wie der athletische Mann den Ball wie an einer Schnur gezogen zwischen den Füßen hin- und herbewegt. Ein Unfall mit 20 Jahren nahm dem damaligen Landesligaspieler das Augenlicht.

Vor wenigen Jahren bekam er einen Anruf von Pfisterer, der ihn fragte, ob er nicht Blindenfußball spielen wollte. "Will er mich auf den Arm nehmen? Wie soll das denn gehen?", war seine erste Reaktion. Jetzt jedoch kann er nicht mehr abwarten, dass der Ligabetrieb los geht. "Die Spielpraxis macht es aus. Die anderen können sich auf etwas gefasst machen."

Sepp-Herberger-Stiftung zählt zu den Förderern



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Der Ball pendelt geräuschvoll zwischen den Füßen von Mulgheta Russom. Die Schellen im Innern des Spielgerätes klingeln bei jeder Berührung. Ein Gegner läuft auf Russom zu und ruft "Voy". Der 29-jährige spielt den Ball zurück zum Mitspieler. Klingelnd rollt das Leder über den Rasen.

Russom hat nichts von alledem gesehen, denn er ist blind. Der deutsche Nationalspieler gab in einem öffentlichen Training auf dem Gelände von Hertha BSC Berlin zusammen mit drei weiteren Spielern einen Vorgeschmack auf die Blindenfußball-Bundesliga. "Für mich ist es sensationell, dass man blind so Fußball spielen kann", sagte Uwe Seeler.

Seeler, Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft, hat die Schirmherrschaft über die Bundesliga übernommen. Die neue Liga hat am Wochenende vom 29./30. März mit acht Mannschaften in Berlin und in Stuttgart begonnen. Insgesamt gibt es drei Spieltage, die im Turniermodus ausgetragen werden.

Beim Blindenfußball spielen in jeder Mannschaft vier Spieler und ein sehender Torwart. Er darf sein Tor nicht verlassen, kann aber seine Vorderleute dirigieren. Auch hinter dem gegnerischen Tor steht ein sehender Helfer, der Orientierung geben soll und zum Beispiel ruft, wenn der Spieler schießen soll. Auch die Banden an den Seiten geben Orientierung.

"Die Ballführung im Blindenfußball ist anders. Es ist mehr ein Charlie-Chaplin-Gang, bei dem der Ball links und rechts geführt wird", sagte Nationaltrainer Ulrich Pfisterer. Um Verletzungen zu vermeiden, müssen die Spieler, wenn sie auf den Ball zulaufen, "Voy" rufen. Das ist spanisch und bedeutet: "Ich gehe". Auf diesen Ruf müssen die Spieler vertrauen können, ansonsten kann es böse enden. "Bei einem Zusammenprall habe ich mir schon einmal die Nase gebrochen", erzählt Russom.

Russom mag das "Tänzelnde" an seinem Sport. Es sieht elegant aus, wie der athletische Mann den Ball wie an einer Schnur gezogen zwischen den Füßen hin- und herbewegt. Ein Unfall mit 20 Jahren nahm dem damaligen Landesligaspieler das Augenlicht.

Vor wenigen Jahren bekam er einen Anruf von Pfisterer, der ihn fragte, ob er nicht Blindenfußball spielen wollte. "Will er mich auf den Arm nehmen? Wie soll das denn gehen?", war seine erste Reaktion. Jetzt jedoch kann er nicht mehr abwarten, dass der Ligabetrieb los geht. "Die Spielpraxis macht es aus. Die anderen können sich auf etwas gefasst machen."

Sepp-Herberger-Stiftung zählt zu den Förderern

Die anderen, das sind England, Spanien und andere Nationen, die schon seit Jahren eine Liga haben. In Deutschland ist der Blindenfußball noch ein recht junger Sport. Erst seit 2006 gibt es hier organisierte Spieler und eine Nationalmannschaft. Die Bundesliga soll zum einen der Nationalmannschaft einen Schub geben. Zum anderen soll sie auch eine Werbung für den Blindenfußball sein.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) gehört neben dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) und der DFB-Stiftung Sepp Herberger zu den Förderern der Liga. In ihre erste Saison startet sie mit einer Anschubfinanzierung von 100.000 Euro. Die Initiatoren hoffen auf weitere Förderpartner, Mannschaften und damit auch Spieler in den kommenden Jahren.

Doch nicht jeder der rund 145.000 blinden und über 500.000 sehbehinderten Menschen in Deutschland könne ohne Weiteres Blindenfußball spielen, warnt Pfisterer. "Ein gutes Bewegungsgefühl ist die Voraussetzung." Viele Blinde hätten auch Angst, sich so frei im Raum zu bewegen. Uwe Seeler ist sich sicher, dass er es nicht schaffen würde: "Müsste ich hier blind über das Feld laufen, wäre ich wahrscheinlich auf einem anderen Platz gelandet."