"Im Ausnahmejahr konnte Jogi keine Entwicklung vorantreiben"

Oliver Bierhoff hat zu aktuellen Themen rund um das DFB-Team Stellung genommen - unter anderem spricht der DFB-Direktor Nationalmannschaften und Akademie über das Vertrauen der DFB-Spitze in Bundestrainer Joachim Löw. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen.

Oliver Bierhoff über...

... die Entwicklung der Nationalmannschaft: Ich mache meinen Frieden damit, dass 2020 nur die Ergebnisse gestimmt haben, aber nicht die Entwicklung der Mannschaft. Wir hatten Jogi Löw nach der enttäuschenden WM 2018 und dem Umbruch in der Nationalmannschaft klare Ziele vorgegeben. Wir wollten, dass er eine Mannschaft mit neuem Spielstil entwickelt. Wir wollten die Qualifikation für die EM 2020, den Klassenverbleib in der Nations League A. Und wir hatten das Ziel, im ersten Lostopf für die WM-Qualifikation zu sein. Wir waren uns einig, dass das alles Zeit und Geduld braucht. Wir können festhalten, dass im Jahr 2019 alle Ziele erfüllt wurden. Die Mannschaft hat sich spielerisch entwickelt, wir haben nur eines von zehn Länderspielen verloren und uns als Gruppenerster vor den Niederlanden für die EM qualifiziert. Im absoluten Ausnahmejahr 2020 konnte der Trainer gar keine Entwicklung vorantreiben. Die Mannschaft konnte sich aufgrund der schwierigen Situation nicht weiterentwickeln. Die Jungs sind zehn Monate nicht zusammengekommen, das ist eine sehr lange Zeit. In den drei Abstellungsperioden dieses Jahres hatte Jogi nur eine Trainingseinheit, um auch taktisch mit der gesamten Mannschaft zu arbeiten. Außerdem standen uns einige wichtige Spieler verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Wenn du wenig Zeit für Training hast und ständig rotieren musst, dann verlierst du an Qualität, weil Automatismen nicht greifen. Unter diesen Umständen hat der Bundestrainer auch in diesem Jahr einen guten Job gemacht. Natürlich haben wir auch viele Spiele verschenkt, dennoch haben wir unser Ziel erfüllt, in der Nations League A zu bestehen.

... die deutliche Niederlage in Spanien: Ich bin nicht Löws Anwalt, aber die Bewertung eines Bundestrainers kann nicht an einem Spiel hängen. Wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass nicht nur das Ergebnis gegen Spanien fatal war, sondern auch die Art und Weise. Allerdings darf man die gesamte Entwicklung der Mannschaft nicht an einem Spiel festmachen. Ich kenne das selber aus früheren Zeiten, manchmal gibt es Spiele, da läuft einfach nichts zusammen. Du versuchst und versuchst, aber es klappt einfach nichts. Ich kann jedem versichern, dass Jogi in diesem Spiel nicht hilflos war. Er hat davor und in der Halbzeit die richtigen Worte gefunden. In der Halbzeitpause hat er auf Manndeckung umgestellt, das hatte im September gegen Spanien (als Spanien im Hinspiel erst in der Nachspielzeit zum Ausgleich kam; Anm. d. Red.) hervorragend geklappt - an besagtem Tage aber nun mal nicht.

... die Zusammensetzung des Teams: Die Mannschaft ist nicht zu jung, sondern zu unerfahren. Serge Gnabry, der sich in den vergangenen Jahren toll entwickelt hat, hat erst 17 Länderspiele. Kai Havertz, eines der größten deutschen Talente, lediglich zehn. Wir haben super Jungs, die gerne zu uns kommen und stolz sind, für ihr Land zu spielen. Aber das Team braucht Zeit, Trainingseinheiten und Spiele, um Erfahrungen zu sammeln und zusammenzufinden.

... Änderungen am Spielstil: 2018 hatten wir sehr langsam und zu viel quer gespielt. Wir müssen unseren Spielstil ändern, hin zu einem intensiven vertikalen Spiel mit und ohne Ball. Dafür bedarf es hoher Beschleunigung, Sicherheit und Stabilität. Schnelle Spieler wie Leroy Sané, Timo Werner oder Serge Gnabry stehen nicht so sehr für Ballbesitz.

... die Zielsetzung für die EM: Der Druck ist immer da, wenn eine deutsche Mannschaft in ein großes Turnier geht. Es fällt mir aber schwer, ein konkretes Ziel zu definieren. Es könnte sein, dass wir uns durch das Turnier schleppen und im Halbfinale rausfliegen. Es könnte aber auch sein, dass wir eine bärenstarke Vorrunde spielen und im Achtelfinale total unglücklich rausfliegen. Wir haben immer hohe Ansprüche, auch wenn wir nicht der Topfavorit sind. Jede Mannschaft hat den Traum, Europameister zu werden. Aber ich würde immer erst das Ende des Turniers abwarten, um es zu beurteilen.

[dfb]

Oliver Bierhoff hat zu aktuellen Themen rund um das DFB-Team Stellung genommen - unter anderem spricht der DFB-Direktor Nationalmannschaften und Akademie über das Vertrauen der DFB-Spitze in Bundestrainer Joachim Löw. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen.

Oliver Bierhoff über...

... die Entwicklung der Nationalmannschaft: Ich mache meinen Frieden damit, dass 2020 nur die Ergebnisse gestimmt haben, aber nicht die Entwicklung der Mannschaft. Wir hatten Jogi Löw nach der enttäuschenden WM 2018 und dem Umbruch in der Nationalmannschaft klare Ziele vorgegeben. Wir wollten, dass er eine Mannschaft mit neuem Spielstil entwickelt. Wir wollten die Qualifikation für die EM 2020, den Klassenverbleib in der Nations League A. Und wir hatten das Ziel, im ersten Lostopf für die WM-Qualifikation zu sein. Wir waren uns einig, dass das alles Zeit und Geduld braucht. Wir können festhalten, dass im Jahr 2019 alle Ziele erfüllt wurden. Die Mannschaft hat sich spielerisch entwickelt, wir haben nur eines von zehn Länderspielen verloren und uns als Gruppenerster vor den Niederlanden für die EM qualifiziert. Im absoluten Ausnahmejahr 2020 konnte der Trainer gar keine Entwicklung vorantreiben. Die Mannschaft konnte sich aufgrund der schwierigen Situation nicht weiterentwickeln. Die Jungs sind zehn Monate nicht zusammengekommen, das ist eine sehr lange Zeit. In den drei Abstellungsperioden dieses Jahres hatte Jogi nur eine Trainingseinheit, um auch taktisch mit der gesamten Mannschaft zu arbeiten. Außerdem standen uns einige wichtige Spieler verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Wenn du wenig Zeit für Training hast und ständig rotieren musst, dann verlierst du an Qualität, weil Automatismen nicht greifen. Unter diesen Umständen hat der Bundestrainer auch in diesem Jahr einen guten Job gemacht. Natürlich haben wir auch viele Spiele verschenkt, dennoch haben wir unser Ziel erfüllt, in der Nations League A zu bestehen.

... die deutliche Niederlage in Spanien: Ich bin nicht Löws Anwalt, aber die Bewertung eines Bundestrainers kann nicht an einem Spiel hängen. Wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass nicht nur das Ergebnis gegen Spanien fatal war, sondern auch die Art und Weise. Allerdings darf man die gesamte Entwicklung der Mannschaft nicht an einem Spiel festmachen. Ich kenne das selber aus früheren Zeiten, manchmal gibt es Spiele, da läuft einfach nichts zusammen. Du versuchst und versuchst, aber es klappt einfach nichts. Ich kann jedem versichern, dass Jogi in diesem Spiel nicht hilflos war. Er hat davor und in der Halbzeit die richtigen Worte gefunden. In der Halbzeitpause hat er auf Manndeckung umgestellt, das hatte im September gegen Spanien (als Spanien im Hinspiel erst in der Nachspielzeit zum Ausgleich kam; Anm. d. Red.) hervorragend geklappt - an besagtem Tage aber nun mal nicht.

... die Zusammensetzung des Teams: Die Mannschaft ist nicht zu jung, sondern zu unerfahren. Serge Gnabry, der sich in den vergangenen Jahren toll entwickelt hat, hat erst 17 Länderspiele. Kai Havertz, eines der größten deutschen Talente, lediglich zehn. Wir haben super Jungs, die gerne zu uns kommen und stolz sind, für ihr Land zu spielen. Aber das Team braucht Zeit, Trainingseinheiten und Spiele, um Erfahrungen zu sammeln und zusammenzufinden.

... Änderungen am Spielstil: 2018 hatten wir sehr langsam und zu viel quer gespielt. Wir müssen unseren Spielstil ändern, hin zu einem intensiven vertikalen Spiel mit und ohne Ball. Dafür bedarf es hoher Beschleunigung, Sicherheit und Stabilität. Schnelle Spieler wie Leroy Sané, Timo Werner oder Serge Gnabry stehen nicht so sehr für Ballbesitz.

... die Zielsetzung für die EM: Der Druck ist immer da, wenn eine deutsche Mannschaft in ein großes Turnier geht. Es fällt mir aber schwer, ein konkretes Ziel zu definieren. Es könnte sein, dass wir uns durch das Turnier schleppen und im Halbfinale rausfliegen. Es könnte aber auch sein, dass wir eine bärenstarke Vorrunde spielen und im Achtelfinale total unglücklich rausfliegen. Wir haben immer hohe Ansprüche, auch wenn wir nicht der Topfavorit sind. Jede Mannschaft hat den Traum, Europameister zu werden. Aber ich würde immer erst das Ende des Turniers abwarten, um es zu beurteilen.

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