"Ich erklär's mal..." mit Fröhlich, Günsch und Stark

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" – nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Wochenende meist Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der neuen Rubrik "Ich erklär's mal…" erläutern die Erstliga-Schiedsrichter im DFB.de-Interview mit Redakteur Arthur Ril ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Heute, nach dem 25. Spieltag, mit dem DFB-Schiedsrichter Christof Günsch, Video-Assistent Wolfgang Stark und Lutz Michael Fröhlich (Projektleiter Video-Assistent und Sportlicher Leiter Elite-Schiedsrichter).

DFB.de: Beim Heimspiel des Hamburger SV gegen Mainz 05 traf Filip Kostic in der 24. Minute für den HSV, doch dann wurde das Tor nach dem Eingriff des Video-Assistenten zurückgenommen. Die meisten Zuschauer haben Kostic in dieser Situation deutlich im Abseits gesehen. Sie standen als Schiedsrichter-Assistent an der Seitenlinie und die Fahne blieb unten. Wie haben Sie die Situation erlebt, Christof Günsch?

Christof Günsch: Ich erklär's mal. Auch meine Wahrnehmung war, dass Kostic klar im Abseits steht und der Ball in der Mitte verlängert wurde. Ich konnte jedoch nicht feststellen, von wem diese Verlängerung erfolgte, da ich auf der "Abseitslinie" bleiben musste. Im Team bestand ebenso Uneinigkeit, ob der Ball vom Hamburger Schipplock oder von einem Mainzer Verteidiger verlängert wurde. Aus diesem Grund bestanden Zweifel und wir konnten nicht sicherstellen, dass eine strafbare Abseitsstellung vorlag. Somit mussten wir das Spiel weiterlaufen lassen, da eine offene Abseitsfahne dem Video-Assistenten die Chance genommen hätte, ein eventuelles Tor gelten zu lassen. Da Kostic den Ball ins Tor schoss, konnte der Video-Assistent eingreifen und zweifelsfrei feststellen, dass der Ball vom Hamburger Spieler verlängert wurde. Ein super Einsatz des VA, der einen klaren und offensichtlichen Fehler verhindert hat, der durch eine Toranerkennung eingetreten wäre.

DFB.de: Am Samstag hat Eintracht Frankfurt das Heimspiel gegen Hannover 96 1:0 gewonnen. Der Siegtreffer resultierte aus einem Eckball, bei dem es jedoch Abstoß für die Gäste hätte geben müssen und keinen Standard für die Heimmannschaft. Wolfgang Stark, Sie waren als Video-Assistent im Kölner VA-Center für diese Begegnung zugeteilt. Warum haben Sie nicht eingegriffen?

Wolfgang Stark: Ich erklär's mal. Diese Situation ist nicht Bestandteil des IFAB-Protokolls, in der ein Video-Assistent eingreifen darf. Deshalb blieb die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters beziehungsweise des Schiedsrichter-Assistenten, auch wenn diese nach den TV-Bildern nicht korrekt war, bestehen.

DFB.de: Herr Fröhlich, beim 1:1-Ausgleich durch den Dortmunder Marco Reus gegen RB Leipzig kam das Thema "Abseitslinie" wieder auf. Der Video-Assistent griff in dieser Situation nicht ein – warum nicht? Außerdem betonen die TV-Sender beim Thema "Abseitslinie" immer wieder, technisch besser ausgestattet zu sein als das Video-Assist-Center in Köln. Stimmt das?

Lutz Michael Fröhlich: Ich erklär's mal. Die Situation in Leipzig ist ohne technische Hilfe nicht auflösbar. Insbesondere die genaue Positionierung von Marco Reus zu dem inneren Abwehrspieler der Leipziger im Moment des Zuspiels lässt sich nicht zweifelsfrei als Abseits deuten. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass für das Zuspiel der Moment maßgeblich ist, wann der Fuß des Spielers den Ball berührt, nicht, wie häufig interpretiert, wann er ihn verlässt! Von einer klaren und offensichtlichen Fehlentscheidung kann hier nicht gesprochen werden. Nur das hätte einen Eingriff des Video-Assistenten gerechtfertigt. Zu der technischen Ausstattung der TV-Sender kann ich nichts sagen. Nach unserem Kenntnisstand wird in Deutschland derzeit noch keine kalibrierte Linie bei Abseits eingesetzt, da es noch keinen von der FIFA zertifizierten Dienstleister für diese Technologie gibt. Wir wissen, dass die FIFA hierzu Tests durchführt und hoffen, dass bis zur nächsten Saison Erkenntnisse und Entscheidungen vorliegen, die einen Einsatz möglich machen.

[ar]

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" – nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Wochenende meist Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der neuen Rubrik "Ich erklär's mal…" erläutern die Erstliga-Schiedsrichter im DFB.de-Interview mit Redakteur Arthur Ril ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Heute, nach dem 25. Spieltag, mit dem DFB-Schiedsrichter Christof Günsch, Video-Assistent Wolfgang Stark und Lutz Michael Fröhlich (Projektleiter Video-Assistent und Sportlicher Leiter Elite-Schiedsrichter).

DFB.de: Beim Heimspiel des Hamburger SV gegen Mainz 05 traf Filip Kostic in der 24. Minute für den HSV, doch dann wurde das Tor nach dem Eingriff des Video-Assistenten zurückgenommen. Die meisten Zuschauer haben Kostic in dieser Situation deutlich im Abseits gesehen. Sie standen als Schiedsrichter-Assistent an der Seitenlinie und die Fahne blieb unten. Wie haben Sie die Situation erlebt, Christof Günsch?

Christof Günsch: Ich erklär's mal. Auch meine Wahrnehmung war, dass Kostic klar im Abseits steht und der Ball in der Mitte verlängert wurde. Ich konnte jedoch nicht feststellen, von wem diese Verlängerung erfolgte, da ich auf der "Abseitslinie" bleiben musste. Im Team bestand ebenso Uneinigkeit, ob der Ball vom Hamburger Schipplock oder von einem Mainzer Verteidiger verlängert wurde. Aus diesem Grund bestanden Zweifel und wir konnten nicht sicherstellen, dass eine strafbare Abseitsstellung vorlag. Somit mussten wir das Spiel weiterlaufen lassen, da eine offene Abseitsfahne dem Video-Assistenten die Chance genommen hätte, ein eventuelles Tor gelten zu lassen. Da Kostic den Ball ins Tor schoss, konnte der Video-Assistent eingreifen und zweifelsfrei feststellen, dass der Ball vom Hamburger Spieler verlängert wurde. Ein super Einsatz des VA, der einen klaren und offensichtlichen Fehler verhindert hat, der durch eine Toranerkennung eingetreten wäre.

DFB.de: Am Samstag hat Eintracht Frankfurt das Heimspiel gegen Hannover 96 1:0 gewonnen. Der Siegtreffer resultierte aus einem Eckball, bei dem es jedoch Abstoß für die Gäste hätte geben müssen und keinen Standard für die Heimmannschaft. Wolfgang Stark, Sie waren als Video-Assistent im Kölner VA-Center für diese Begegnung zugeteilt. Warum haben Sie nicht eingegriffen?

Wolfgang Stark: Ich erklär's mal. Diese Situation ist nicht Bestandteil des IFAB-Protokolls, in der ein Video-Assistent eingreifen darf. Deshalb blieb die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters beziehungsweise des Schiedsrichter-Assistenten, auch wenn diese nach den TV-Bildern nicht korrekt war, bestehen.

DFB.de: Herr Fröhlich, beim 1:1-Ausgleich durch den Dortmunder Marco Reus gegen RB Leipzig kam das Thema "Abseitslinie" wieder auf. Der Video-Assistent griff in dieser Situation nicht ein – warum nicht? Außerdem betonen die TV-Sender beim Thema "Abseitslinie" immer wieder, technisch besser ausgestattet zu sein als das Video-Assist-Center in Köln. Stimmt das?

Lutz Michael Fröhlich: Ich erklär's mal. Die Situation in Leipzig ist ohne technische Hilfe nicht auflösbar. Insbesondere die genaue Positionierung von Marco Reus zu dem inneren Abwehrspieler der Leipziger im Moment des Zuspiels lässt sich nicht zweifelsfrei als Abseits deuten. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass für das Zuspiel der Moment maßgeblich ist, wann der Fuß des Spielers den Ball berührt, nicht, wie häufig interpretiert, wann er ihn verlässt! Von einer klaren und offensichtlichen Fehlentscheidung kann hier nicht gesprochen werden. Nur das hätte einen Eingriff des Video-Assistenten gerechtfertigt. Zu der technischen Ausstattung der TV-Sender kann ich nichts sagen. Nach unserem Kenntnisstand wird in Deutschland derzeit noch keine kalibrierte Linie bei Abseits eingesetzt, da es noch keinen von der FIFA zertifizierten Dienstleister für diese Technologie gibt. Wir wissen, dass die FIFA hierzu Tests durchführt und hoffen, dass bis zur nächsten Saison Erkenntnisse und Entscheidungen vorliegen, die einen Einsatz möglich machen.