Huth: "Vor allem der März wird entscheidend"

Verfolgerduell in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga: Die Partie zwischen dem VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim am heutigen Sonntag (ab 14 Uhr, live auf der Homepage und dem YouTube-Kanal des VfL) ist für beide Teams richtungweisend. Im DFB.de-Interview spricht Wolfsburgs 30 Jahre alte Nationalspielerin Svenja Huth über das Topspiel und die neue Rolle des VfL als Verfolger des FC Bayern München.

DFB.de: Frau Huth, ist das Duell aufgrund der Tabellenkonstellation für Sie doppelt wichtig?

Svenja Huth: Ja, so sehe ich es. Für uns geht es darum, den Anschluss an Spitzenreiter Bayern München und gleichzeitig die TSG Hoffenheim als Verfolger auf Abstand zu halten oder besser noch weiter zu distanzieren. Wir hatten am vergangenen Wochenende mit dem Duell bei Turbine Potsdam einen komplizierten Start in die zweite Saisonhälfte. Aber wir haben die Aufgabe und die schwierigen Platzverhältnisse angenommen und 3:2 gewonnen. Das macht mich zuversichtlich für die Aufgaben, die jetzt kommen.

DFB.de: Wie schätzen Sie Hoffenheim ein?

Huth: Die TSG hat mit dem 6:0 gegen Leverkusen direkt ein Ausrufezeichen gesetzt. Ich bin sicher, dass sie uns alles abverlangen wird, aber darauf sind wir vorbereitet. Wir wollen die drei Punkte hier in Wolfsburg behalten.

DFB.de: Hoffenheim hat die vergangenen neun Pflichtspiele gewonnen. Die Mannschaft wird mit viel Selbstvertrauen nach Wolfsburg kommen.

Huth: Ja, davon ist auszugehen. Aber wir haben auch Selbstvertrauen. Wir sind eine hungrige Mannschaft und haben die nötige mentale Stärke, die in diesen wichtigen Duellen oft entscheidend ist. Es ist wichtig, dass wir unsere Leistung abrufen. Wenn uns das gelingt, bin ich sehr zuversichtlich - zumal wir ja auch das Hinspiel deutlich für uns entscheiden konnten. Aber wir haben Respekt vor Hoffenheim, genauso übrigens wie vor jedem anderen Gegner auch.

DFB.de: Sie haben bisher in zwölf Begegnungen zehn Siege gefeiert. Dazu kommen ein Unentschieden und eine Niederlage. Trotzdem sind Sie nur Zweiter in der Bundesliga mit fünf Punkten Rückstand auf den FC Bayern. Fällt Ihnen die allgemeine Meinung zu dieser Zwischenbilanz teilweise zu negativ aus?

Huth: Ja, schon etwas. Aber uns tut im bisherigen Rückblick vor allem das späte Gegentor gegen den SC Freiburg in der letzten Sekunde weh, das uns zwei Punkte gekostet hat. Wenn das nicht passiert wäre, könnten wir die Niederlage gegen München im Rückspiel wieder korrigieren. So sind wir zusätzlich noch auf einen Ausrutscher von ihnen angewiesen. Wir haben es deshalb leider nicht mehr in der eigenen Hand. Und das ist ärgerlich.

DFB.de: Die Bayern haben bisher noch keine Schwäche gezeigt.

Huth: Sie treten bisher sehr konstant und dominant auf. Und wenn sie das bis zum Ende der Saison durchhalten sollten, wären sie auch der verdiente Deutsche Meister. Aber wir werden weiterhin alles tun, um sie unter Druck zu setzen, indem wir unsere Spiele gewinnen. Letztlich bringt es auch nichts, nach links und rechts zu blicken. Wir schauen nur auf uns und wollen Woche für Woche die Punkte holen.

DFB.de: Neun Spieltage bleiben Ihnen noch für die Aufholjagd.

Huth: Die Saison ist noch lang. Das klingt wie eine Floskel, aber so ist es wirklich. Vor allem der März wird entscheidend, wenn Begegnungen in drei Wettbewerben auf dem Programm stehen: Frauen-Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League. Da kann noch mal viel passieren. Dann werden wir sehen, ich welche Richtung es geht. Klar ist aber: Wir sind der amtierende Deutsche Meister und wollen den Titel verteidigen. Das ist und bleibt unser Ziel.

DFB.de: Sonst war Wolfsburg immer der Gejagte, jetzt sind Sie selbst in der Rolle des Jägers. Fühlt sich das anders an?

Huth: Für uns als Spielerinnen eigentlich nicht. Dieses Thema wird eher von außen an uns herangetragen. In der Mannschaft ist das nicht präsent. Der Druck ist sowie immer da - egal, in welcher Rolle man sich gerade befindet.

DFB.de: Auffällig ist, dass Sie bislang schon elf Gegentore kassiert haben. Ist dies das entscheidende Problem?

Huth: Es stimmt, dass wir schon jetzt mehr Treffer bekommen haben als in der gesamten vergangenen Saison. Das ist natürlich nicht gut. Jedoch ist auch festzuhalten, dass wir bis auf die Begegnungen gegen Freiburg und Bayern alle Spiele gewonnen haben, auch wenn wir Gegentore kassiert haben.

DFB.de: Woran liegt das?

Huth: Wir haben mehrere Gründe in der Analyse festgestellt. Ich möchte gar nicht so sehr ins Detail gehen. Wichtig ist, dass wir es im Gesamtverbund schaffen, die einfachen Gegentore zu verhindern. Wir müssen geschlossener stehen, um es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen. Daran arbeiten wir.

DFB.de: Sie haben in der vergangenen Woche ein Interview gegeben, das teilweise für Irritationen gesorgt hat. Es war zu lesen, Sie hätten gegen den SV Meppen "gestänkert".

Huth: Das stimmt so natürlich nicht. Leider wurde von einigen Medien, mit denen ich nicht einmal gesprochen hatte, eine Aussage aus einem Interview aus dem Gesamtkontext gerissen. Es ging um die Entwicklung der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, und ich habe gesagt, dass ich mir ein noch stärkeres Engagement weiterer Lizenzvereine wünschen würde. Zum einen, weil diese als Marke einfach eine hohe Strahlkraft besitzen. Zum anderen, weil Lizenzvereine ihren Frauenabteilungen auch oftmals eine professionellere Infrastruktur zur Verfügung stellen können. Um meine Meinung zu unterstreichen, habe ich angeführt, dass eine Paarung Borussia Dortmund gegen den FC Schalke doch besser klinge als etwa Sand gegen Meppen. Dabei ging es mir allerdings in keinster Weise darum, die Arbeit dieser Klubs zu diskreditieren. Natürlich wird in Sand und in Meppen hervorragende Arbeit geleistet, auch in der Breite. Aber mit Blick auf die Entwicklung in anderen Ländern geht der Trend der Professionalisierung eben eindeutig in Richtung der großen Marken. Auch die Frauen-Bundesliga braucht mittelfristig den Einsatz weiterer starker Marken, um den nächsten Schritt nach vorne zu gehen, konkurrenzfähig zu sein und nicht den Anschluss ans Ausland zu verpassen. Es spielen natürlich auch weitere Faktoren eine Rolle, aber diese nötige Diskussion müssen wir führen.

DFB.de: Nach der Begegnung gegen Hoffenheim geht es mit der Nationalmannschaft zum Dreierturnier mit Begegnungen gegen Belgien und die Niederlande.

Huth: Und darauf freue ich mich schon sehr. Das sind gute Standortbestimmungen gegen richtig starke Gegner. Wir wollen die Begegnungen nutzen, um uns als Team weiterzuentwickeln und die nächsten Schritte zu machen. Dafür sind diese Spiele perfekte Möglichkeiten.

[sw]

Verfolgerduell in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga: Die Partie zwischen dem VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim am heutigen Sonntag (ab 14 Uhr, live auf der Homepage und dem YouTube-Kanal des VfL) ist für beide Teams richtungweisend. Im DFB.de-Interview spricht Wolfsburgs 30 Jahre alte Nationalspielerin Svenja Huth über das Topspiel und die neue Rolle des VfL als Verfolger des FC Bayern München.

DFB.de: Frau Huth, ist das Duell aufgrund der Tabellenkonstellation für Sie doppelt wichtig?

Svenja Huth: Ja, so sehe ich es. Für uns geht es darum, den Anschluss an Spitzenreiter Bayern München und gleichzeitig die TSG Hoffenheim als Verfolger auf Abstand zu halten oder besser noch weiter zu distanzieren. Wir hatten am vergangenen Wochenende mit dem Duell bei Turbine Potsdam einen komplizierten Start in die zweite Saisonhälfte. Aber wir haben die Aufgabe und die schwierigen Platzverhältnisse angenommen und 3:2 gewonnen. Das macht mich zuversichtlich für die Aufgaben, die jetzt kommen.

DFB.de: Wie schätzen Sie Hoffenheim ein?

Huth: Die TSG hat mit dem 6:0 gegen Leverkusen direkt ein Ausrufezeichen gesetzt. Ich bin sicher, dass sie uns alles abverlangen wird, aber darauf sind wir vorbereitet. Wir wollen die drei Punkte hier in Wolfsburg behalten.

DFB.de: Hoffenheim hat die vergangenen neun Pflichtspiele gewonnen. Die Mannschaft wird mit viel Selbstvertrauen nach Wolfsburg kommen.

Huth: Ja, davon ist auszugehen. Aber wir haben auch Selbstvertrauen. Wir sind eine hungrige Mannschaft und haben die nötige mentale Stärke, die in diesen wichtigen Duellen oft entscheidend ist. Es ist wichtig, dass wir unsere Leistung abrufen. Wenn uns das gelingt, bin ich sehr zuversichtlich - zumal wir ja auch das Hinspiel deutlich für uns entscheiden konnten. Aber wir haben Respekt vor Hoffenheim, genauso übrigens wie vor jedem anderen Gegner auch.

DFB.de: Sie haben bisher in zwölf Begegnungen zehn Siege gefeiert. Dazu kommen ein Unentschieden und eine Niederlage. Trotzdem sind Sie nur Zweiter in der Bundesliga mit fünf Punkten Rückstand auf den FC Bayern. Fällt Ihnen die allgemeine Meinung zu dieser Zwischenbilanz teilweise zu negativ aus?

Huth: Ja, schon etwas. Aber uns tut im bisherigen Rückblick vor allem das späte Gegentor gegen den SC Freiburg in der letzten Sekunde weh, das uns zwei Punkte gekostet hat. Wenn das nicht passiert wäre, könnten wir die Niederlage gegen München im Rückspiel wieder korrigieren. So sind wir zusätzlich noch auf einen Ausrutscher von ihnen angewiesen. Wir haben es deshalb leider nicht mehr in der eigenen Hand. Und das ist ärgerlich.

DFB.de: Die Bayern haben bisher noch keine Schwäche gezeigt.

Huth: Sie treten bisher sehr konstant und dominant auf. Und wenn sie das bis zum Ende der Saison durchhalten sollten, wären sie auch der verdiente Deutsche Meister. Aber wir werden weiterhin alles tun, um sie unter Druck zu setzen, indem wir unsere Spiele gewinnen. Letztlich bringt es auch nichts, nach links und rechts zu blicken. Wir schauen nur auf uns und wollen Woche für Woche die Punkte holen.

DFB.de: Neun Spieltage bleiben Ihnen noch für die Aufholjagd.

Huth: Die Saison ist noch lang. Das klingt wie eine Floskel, aber so ist es wirklich. Vor allem der März wird entscheidend, wenn Begegnungen in drei Wettbewerben auf dem Programm stehen: Frauen-Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League. Da kann noch mal viel passieren. Dann werden wir sehen, ich welche Richtung es geht. Klar ist aber: Wir sind der amtierende Deutsche Meister und wollen den Titel verteidigen. Das ist und bleibt unser Ziel.

DFB.de: Sonst war Wolfsburg immer der Gejagte, jetzt sind Sie selbst in der Rolle des Jägers. Fühlt sich das anders an?

Huth: Für uns als Spielerinnen eigentlich nicht. Dieses Thema wird eher von außen an uns herangetragen. In der Mannschaft ist das nicht präsent. Der Druck ist sowie immer da - egal, in welcher Rolle man sich gerade befindet.

DFB.de: Auffällig ist, dass Sie bislang schon elf Gegentore kassiert haben. Ist dies das entscheidende Problem?

Huth: Es stimmt, dass wir schon jetzt mehr Treffer bekommen haben als in der gesamten vergangenen Saison. Das ist natürlich nicht gut. Jedoch ist auch festzuhalten, dass wir bis auf die Begegnungen gegen Freiburg und Bayern alle Spiele gewonnen haben, auch wenn wir Gegentore kassiert haben.

DFB.de: Woran liegt das?

Huth: Wir haben mehrere Gründe in der Analyse festgestellt. Ich möchte gar nicht so sehr ins Detail gehen. Wichtig ist, dass wir es im Gesamtverbund schaffen, die einfachen Gegentore zu verhindern. Wir müssen geschlossener stehen, um es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen. Daran arbeiten wir.

DFB.de: Sie haben in der vergangenen Woche ein Interview gegeben, das teilweise für Irritationen gesorgt hat. Es war zu lesen, Sie hätten gegen den SV Meppen "gestänkert".

Huth: Das stimmt so natürlich nicht. Leider wurde von einigen Medien, mit denen ich nicht einmal gesprochen hatte, eine Aussage aus einem Interview aus dem Gesamtkontext gerissen. Es ging um die Entwicklung der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, und ich habe gesagt, dass ich mir ein noch stärkeres Engagement weiterer Lizenzvereine wünschen würde. Zum einen, weil diese als Marke einfach eine hohe Strahlkraft besitzen. Zum anderen, weil Lizenzvereine ihren Frauenabteilungen auch oftmals eine professionellere Infrastruktur zur Verfügung stellen können. Um meine Meinung zu unterstreichen, habe ich angeführt, dass eine Paarung Borussia Dortmund gegen den FC Schalke doch besser klinge als etwa Sand gegen Meppen. Dabei ging es mir allerdings in keinster Weise darum, die Arbeit dieser Klubs zu diskreditieren. Natürlich wird in Sand und in Meppen hervorragende Arbeit geleistet, auch in der Breite. Aber mit Blick auf die Entwicklung in anderen Ländern geht der Trend der Professionalisierung eben eindeutig in Richtung der großen Marken. Auch die Frauen-Bundesliga braucht mittelfristig den Einsatz weiterer starker Marken, um den nächsten Schritt nach vorne zu gehen, konkurrenzfähig zu sein und nicht den Anschluss ans Ausland zu verpassen. Es spielen natürlich auch weitere Faktoren eine Rolle, aber diese nötige Diskussion müssen wir führen.

DFB.de: Nach der Begegnung gegen Hoffenheim geht es mit der Nationalmannschaft zum Dreierturnier mit Begegnungen gegen Belgien und die Niederlande.

Huth: Und darauf freue ich mich schon sehr. Das sind gute Standortbestimmungen gegen richtig starke Gegner. Wir wollen die Begegnungen nutzen, um uns als Team weiterzuentwickeln und die nächsten Schritte zu machen. Dafür sind diese Spiele perfekte Möglichkeiten.

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