Mats Hummels: "Absolut keine Panik"

Der Blick geht nach vorne: Zwar ist die Auftaktniederlage bei der WM gegen Mexiko noch im Hinterkopf, aber für Weltmeister Mats Hummels steht das richtungsweisende zweite Gruppenspiel am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) gegen Schweden nun voll im Fokus. Im Interview auf DFB.de spricht der 29 Jahre alte Innenverteidiger über die Aufarbeitung der Auftaktbegegnung, die Stimmung im Team und eine mögliche Strategie gegen defensiv eingestellte Skandinavier.

Frage: Mats Hummels, tut der Tapetenwechsel gut?

Mats Hummels: Das hängt nicht mit dem Ortswechsel zusammen. Wir haben nach dem Spiel am Sonntag für uns die richtigen Schlüsse gezogen. Wir haben erkannt, was unsere Probleme waren. Und jetzt versuchen wir, das in den Sitzungen und beim Training aufzuarbeiten und zu verbessern.

Frage: Sie waren einer der ersten, der sehr nachhaltig angesprochen hat, was gegen Mexiko schiefgelaufen ist. Ist denn Ihre Kritik auf fruchtbaren Boden gefallen?

Hummels: Ja, wir hatten vorher schon das Gefühl, dass irgendwie klar ist, was wir falsch machen, und dann haben wir es trotzdem wieder falsch gemacht. Vielleicht hat es geholfen, dass diese Dinge jetzt auch noch mal öffentlich aufgearbeitet und diskutiert wurden. Wir hatten bislang in jedem Turnier, in dem ich mitgespielt habe, also von 2010 bis 2016, im dritten Gruppenspiel eine Konstellation, nach der wir noch hätten ausscheiden können. Bisher sind wir immer gut damit gefahren. Aber eine Garantie für die nächsten beiden Spiele ist das wirklich nicht.

Frage: Erwarten Sie die Schweden als Defensivbollwerk?

Hummels: Ja, ich glaube schon. Angesichts wie sie in der Vergangenheit gespielt haben, wie sie sich auch in den Playoffs durchgesetzt haben, und auch, wenn man einkalkuliert, dass den Schweden ein 0:0 sehr recht sein wird, können wir davon ausgehen, dass das Spiel eher in diese Richtung gehen wird.

Frage: Wie verlief die Aussprache am Dienstag aus ihrer Sicht?

Hummels: Ja gut, das gehört ja ganz normal dazu. Wir alle hatten schon Phasen in unsere Karriere im Verein oder bei der Nationalmannschaft, wo es mal nicht so gelaufen ist. Da werden die Dinge dann auf den Tisch gebracht, die nicht funktionieren. Das haben wir getan. Ich habe ein gutes Gefühl, dass auch das Trainerteam an den richtigen Schrauben dreht und drehen wird. Das ist keine Garantie dafür, dass jetzt alles direkt klappt. Aber die groben Fehler, die wir als Mannschaft gemacht haben, die sollten wir jetzt ablegen können.

Frage: Ihr Interview direkt nach dem Mexiko-Spiel ging durch die ganze Welt. Hat Sie die Wucht überrascht?

Hummels: Also ich habe jetzt nicht die komplette Wucht mitbekommen, und ich muss auch sagen, dass ich da nicht alles durchlese. Bei manchen wird es als etwas Positives gesehen, bei manchen wird es negativ gesehen. Da machen die Medien doch große Unterschiede.

Frage: War Ihr Interview so eine Art Weckruf, ein Wachrüttler?

Hummels: Wichtiger war, was wir intern besprochen haben.

Frage: Wie wichtig ist in so einer Phase das Team hinter dem Team, die vielleicht auch mal einen Spieler wieder aufmuntern, die Fitnesstrainer?

Hummels: Also die machen immer einen hervorragenden Job. Sowohl die direkt mit uns arbeiten, etwa die Physios, als auch die, die etwa das Organisatorische leisten, die machen beim DFB, seitdem ich dabei bin, einen absoluten Weltklasse-Job.

Frage: Hat der Teampsychologe viel reden müssen?

Hummels: Das kriegt man nur mit, wenn er selbst mit einem redet. Weil er zum Glück nicht damit hausieren geht. Und deswegen gehört das auch nicht in die Öffentlichkeit.

Frage: Worauf kommt es jetzt gerade für die Führungsspieler an, gerade vor so einem K.o.-Spiel?

Hummels: Erst mal gilt für die Führungsspieler genauso wie für jeden anderen, dass man Leistung bringen muss. Wir sprechen die Dinge an, die verbessert werden müssen. Wenn’s auch schwierig wird, muss man voran gehen, Verantwortung übernehmen. Wir haben viele Persönlichkeiten in dieser Mannschaft.

Frage: Wie ist aktuell die Stimmung im Team?

Hummels: Es geht jetzt aufwärts. Jetzt kommt der Glaube zurück, dass wir das drehen können. Ich glaube, auch der Großteil der Mannschaft sieht das so. Wir wissen, dass wir es viel besser können.

Frage: Wie wichtig sind Standards?

Hummels: Sehr wichtig. Wir haben auch 2014 sehr viele Tore nach Standards geschossen. Ich bin es letztens mal durchgegangen, und ich meine es waren vier ohne Elfmeter. Plus ein Pfostentreffer im Finale, auch da hätte ein Standard entscheidend sein können. Wir hatten uns gegen Mexiko einiges ausgerechnet. Witzigerweise haben sie nicht nur aus dem Spiel heraus, sondern auch die Standards anders verteidigt, als man es von ihnen in den vergangenen Jahren kannte. Die Schweden werden jetzt kopfballstärker sein.

Frage: Nach all den Analysen, braucht es jetzt nicht einen, der auf den Tisch haut, und sagt: "Schluss jetzt, wir schlagen einfach die Schweden!"

Hummels: Das bringt einen nicht weiter, also sage ich so etwas ganz bestimmt nicht.

Frage: Wie plant man gegen diese Betonabwehr der Schweden anzugreifen?

Hummels: Erst mal wird es gefragt sein, dass wir mehr Spieler in den Sechzehner bringen. Unsere Strafraumbesetzung war ein Thema. Wir haben Spielertypen aus dem offensiven Mittelfeld, die in den Sechzehner stoßen müssen. Witzigerweise ist das ein ähnliches Thema wie bei den Bayern, wo auch Frank und Arjen eher ungern bei einer Flanke im Sechzehner senden. Aber das ist relevant, um Torgefahr zur entwickeln. Gegen Mexiko hatten wir viele Spieler im offensiven Bereich aber zu wenige im wirklich torgefährlichen Bereich.

Frage: Wie geht der Trainer insgesamt mit der Situation um?

Hummels: Er ist sich des Ganzen bewusst, aber hat absolut keine Panik, weiß sehr genau worauf es ankommt. Und er weiß, dass er sich auf seine Spieler verlassen kann.

Frage: Kann die Kritik von außen, die ja teils auch unter die Gürtellinie ging, auch eine Wagenburgmentalität bei Ihnen hervorrufen?

Hummels: Das kann sein. Die Art und Weise der Kritik ist in den letzten Jahren immer extremer geworden. Wir können das schon einschätzen. Im Erfolgsfall werden wir auch zu übertrieben manchmal gefeiert. Beides, das Positive und Negative, darf man sich nicht zu Kopf steigen lassen.

[th]

Der Blick geht nach vorne: Zwar ist die Auftaktniederlage bei der WM gegen Mexiko noch im Hinterkopf, aber für Weltmeister Mats Hummels steht das richtungsweisende zweite Gruppenspiel am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) gegen Schweden nun voll im Fokus. Im Interview auf DFB.de spricht der 29 Jahre alte Innenverteidiger über die Aufarbeitung der Auftaktbegegnung, die Stimmung im Team und eine mögliche Strategie gegen defensiv eingestellte Skandinavier.

Frage: Mats Hummels, tut der Tapetenwechsel gut?

Mats Hummels: Das hängt nicht mit dem Ortswechsel zusammen. Wir haben nach dem Spiel am Sonntag für uns die richtigen Schlüsse gezogen. Wir haben erkannt, was unsere Probleme waren. Und jetzt versuchen wir, das in den Sitzungen und beim Training aufzuarbeiten und zu verbessern.

Frage: Sie waren einer der ersten, der sehr nachhaltig angesprochen hat, was gegen Mexiko schiefgelaufen ist. Ist denn Ihre Kritik auf fruchtbaren Boden gefallen?

Hummels: Ja, wir hatten vorher schon das Gefühl, dass irgendwie klar ist, was wir falsch machen, und dann haben wir es trotzdem wieder falsch gemacht. Vielleicht hat es geholfen, dass diese Dinge jetzt auch noch mal öffentlich aufgearbeitet und diskutiert wurden. Wir hatten bislang in jedem Turnier, in dem ich mitgespielt habe, also von 2010 bis 2016, im dritten Gruppenspiel eine Konstellation, nach der wir noch hätten ausscheiden können. Bisher sind wir immer gut damit gefahren. Aber eine Garantie für die nächsten beiden Spiele ist das wirklich nicht.

Frage: Erwarten Sie die Schweden als Defensivbollwerk?

Hummels: Ja, ich glaube schon. Angesichts wie sie in der Vergangenheit gespielt haben, wie sie sich auch in den Playoffs durchgesetzt haben, und auch, wenn man einkalkuliert, dass den Schweden ein 0:0 sehr recht sein wird, können wir davon ausgehen, dass das Spiel eher in diese Richtung gehen wird.

Frage: Wie verlief die Aussprache am Dienstag aus ihrer Sicht?

Hummels: Ja gut, das gehört ja ganz normal dazu. Wir alle hatten schon Phasen in unsere Karriere im Verein oder bei der Nationalmannschaft, wo es mal nicht so gelaufen ist. Da werden die Dinge dann auf den Tisch gebracht, die nicht funktionieren. Das haben wir getan. Ich habe ein gutes Gefühl, dass auch das Trainerteam an den richtigen Schrauben dreht und drehen wird. Das ist keine Garantie dafür, dass jetzt alles direkt klappt. Aber die groben Fehler, die wir als Mannschaft gemacht haben, die sollten wir jetzt ablegen können.

Frage: Ihr Interview direkt nach dem Mexiko-Spiel ging durch die ganze Welt. Hat Sie die Wucht überrascht?

Hummels: Also ich habe jetzt nicht die komplette Wucht mitbekommen, und ich muss auch sagen, dass ich da nicht alles durchlese. Bei manchen wird es als etwas Positives gesehen, bei manchen wird es negativ gesehen. Da machen die Medien doch große Unterschiede.

Frage: War Ihr Interview so eine Art Weckruf, ein Wachrüttler?

Hummels: Wichtiger war, was wir intern besprochen haben.

Frage: Wie wichtig ist in so einer Phase das Team hinter dem Team, die vielleicht auch mal einen Spieler wieder aufmuntern, die Fitnesstrainer?

Hummels: Also die machen immer einen hervorragenden Job. Sowohl die direkt mit uns arbeiten, etwa die Physios, als auch die, die etwa das Organisatorische leisten, die machen beim DFB, seitdem ich dabei bin, einen absoluten Weltklasse-Job.

Frage: Hat der Teampsychologe viel reden müssen?

Hummels: Das kriegt man nur mit, wenn er selbst mit einem redet. Weil er zum Glück nicht damit hausieren geht. Und deswegen gehört das auch nicht in die Öffentlichkeit.

Frage: Worauf kommt es jetzt gerade für die Führungsspieler an, gerade vor so einem K.o.-Spiel?

Hummels: Erst mal gilt für die Führungsspieler genauso wie für jeden anderen, dass man Leistung bringen muss. Wir sprechen die Dinge an, die verbessert werden müssen. Wenn’s auch schwierig wird, muss man voran gehen, Verantwortung übernehmen. Wir haben viele Persönlichkeiten in dieser Mannschaft.

Frage: Wie ist aktuell die Stimmung im Team?

Hummels: Es geht jetzt aufwärts. Jetzt kommt der Glaube zurück, dass wir das drehen können. Ich glaube, auch der Großteil der Mannschaft sieht das so. Wir wissen, dass wir es viel besser können.

Frage: Wie wichtig sind Standards?

Hummels: Sehr wichtig. Wir haben auch 2014 sehr viele Tore nach Standards geschossen. Ich bin es letztens mal durchgegangen, und ich meine es waren vier ohne Elfmeter. Plus ein Pfostentreffer im Finale, auch da hätte ein Standard entscheidend sein können. Wir hatten uns gegen Mexiko einiges ausgerechnet. Witzigerweise haben sie nicht nur aus dem Spiel heraus, sondern auch die Standards anders verteidigt, als man es von ihnen in den vergangenen Jahren kannte. Die Schweden werden jetzt kopfballstärker sein.

Frage: Nach all den Analysen, braucht es jetzt nicht einen, der auf den Tisch haut, und sagt: "Schluss jetzt, wir schlagen einfach die Schweden!"

Hummels: Das bringt einen nicht weiter, also sage ich so etwas ganz bestimmt nicht.

Frage: Wie plant man gegen diese Betonabwehr der Schweden anzugreifen?

Hummels: Erst mal wird es gefragt sein, dass wir mehr Spieler in den Sechzehner bringen. Unsere Strafraumbesetzung war ein Thema. Wir haben Spielertypen aus dem offensiven Mittelfeld, die in den Sechzehner stoßen müssen. Witzigerweise ist das ein ähnliches Thema wie bei den Bayern, wo auch Frank und Arjen eher ungern bei einer Flanke im Sechzehner senden. Aber das ist relevant, um Torgefahr zur entwickeln. Gegen Mexiko hatten wir viele Spieler im offensiven Bereich aber zu wenige im wirklich torgefährlichen Bereich.

Frage: Wie geht der Trainer insgesamt mit der Situation um?

Hummels: Er ist sich des Ganzen bewusst, aber hat absolut keine Panik, weiß sehr genau worauf es ankommt. Und er weiß, dass er sich auf seine Spieler verlassen kann.

Frage: Kann die Kritik von außen, die ja teils auch unter die Gürtellinie ging, auch eine Wagenburgmentalität bei Ihnen hervorrufen?

Hummels: Das kann sein. Die Art und Weise der Kritik ist in den letzten Jahren immer extremer geworden. Wir können das schon einschätzen. Im Erfolgsfall werden wir auch zu übertrieben manchmal gefeiert. Beides, das Positive und Negative, darf man sich nicht zu Kopf steigen lassen.

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