HSV-Trainer Oliver Kirch: "Bei Verwirklichung der Träume helfen"

Der langjährige Bundesligaprofi Oliver Kirch (unter anderem BVB, Borussia Mönchengladbach und Arminia Bielefeld) hat mit dem Beginn der Saison 2021/2022 die U 19 des Hamburger SV in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga übernommen. Der 38-Jährige soll die Talententwicklung vorantreiben. Im DFB.de-Interview spricht Kirch mit Mitarbeiter Peter Haidinger über seine neue Aufgabe.

DFB.de: Schon in wenigen Tagen rollt in der A-Junioren-Bundesliga wieder der Ball. Wie groß ist die Vorfreude, dass es bald wieder losgeht, Herr Kirch?

Oliver Kirch: Die meisten Jungs können sich durch die lange Corona-Zwangspause fast gar nicht mehr an ihr jüngstes Pflichtspiel erinnern. (lacht) Von daher ist die Vorfreude riesig. Alle sind fokussiert und fiebern dem Ligastart entgegen.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie aktuell mit dem Stand der Vorbereitung?

Kirch: Wir haben Anfang Juli wieder mit dem Training begonnen und konzentriert gearbeitet. Viele unserer Spieler waren während der Vorbereitung dauerhaft zur U 21 oder zu den Profis abgestellt. Von daher ist es für mich noch ein wenig schwierig, die Mannschaft genau einzuschätzen. Im ersten wichtigen Testspiel gegen Borussia Dortmund, das wir 1:3 verloren hatten, konnte man sehen, dass bei uns noch einiges fehlte. Gegen Borussia Mönchengladbach war trotz der 1:2-Niederlage bereits eine deutliche Steigerung zu erkennen. Grundsätzlich bin ich mit dem Engagement der Jungs, mit denen ich bislang gearbeitet habe, total zufrieden.

DFB.de: Gleich zum Saisonauftakt am Samstag, 14. August, kommt es zum Duell mit RB Leipzig. Was für eine Partie erwarten Sie?

Kirch: Ich glaube nicht, dass es ein geduldiges Ballgeschiebe wird. (lacht) Ich erwarte eine intensive Partie, bei der es sofort zur Sache gehen wird. Wir freuen uns auf den Vergleich mit einem ambitionierten Gegner. Im ersten Saisonspiel werden wir gleich eine gute Rückmeldung dazu bekommen, was wir in der Vorbereitung geleistet haben.

DFB.de: Sie hatten zuvor drei Jahre bei Arminia Bielefeld in verschiedenen Funktionen im Nachwuchsbereich gearbeitet. Wie kam das Engagement als U 19-Cheftrainer beim HSV zustande?

Kirch: Bis auf einen kurzen Abstecher in die Pfalz zum 1. FC Kaiserslautern habe ich meine komplette Karriere im Fußballwesten verbracht. Das heißt aber natürlich nicht, dass das immer so bleiben muss. Im Vorfeld meiner Verpflichtung wurden Gespräche mit HSV-Sportvorstand Jonas Boldt und Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch geführt. Nach der Absage von Havelses Aufstiegstrainer Jan Zimmermann, der den Posten bei der U 19 ursprünglich übernehmen sollte, jetzt aber als Cheftrainer für den Zweitligisten Hannover 96 arbeitet, wurde ich erneut kontaktiert. Ich habe die Chance wahrgenommen und wir waren uns relativ schnell einig.

DFB.de: Welchen Eindruck hat HSV-Legende Horst Hrubesch in den Gesprächen mit Ihnen hinterlassen?

Kirch: Horst Hrubesch war in den Gesprächen genauso, wie man ihn auch in der Öffentlichkeit kennt. Seine Ansprache ist sehr klar, er bringt die Dinge auf den Punkt. Durch seine langjährige Erfahrung als Profi sowie vor allem als Trainer beim DFB hat er klare Vorstellungen, redet nicht drumherum. Die Chemie zwischen uns hat sofort gepasst.

DFB.de: Als Spieler haben Sie 170 Erst- und Zweitligaeinsätze absolviert. Wie hilfreich ist diese Erfahrung im Hinblick auf die Ausbildung junger Fußballer?

Kirch: Ich weiß, was man mitbringen muss, um es bis ganz nach oben zu schaffen. Talent haben alle. Aber auch viele andere Dinge entscheiden darüber, ob man Profi wird oder nicht. Auch ich war nie der Beste, musste Widerstände überwinden und meinen Platz erkämpfen. Aus meinem Erfahrungsschatz kann ich den Jungs etwas mitgeben.

DFB.de: Was genau reizt Sie an der Arbeit eines Nachwuchstrainers?

Kirch: Spieler in ihrer Entwicklung zu begleiten, ist sehr spannend. Ich will eine Mannschaft entwickeln, die auf und neben dem Platz eine starke Gruppe ist. Außerdem treibt mich an, die Jungs bei der Verwirklichung ihrer Träume zu unterstützen.

DFB.de: Für welche Fußballphilosophie stehen Sie?

Kirch: Meine erfolgreichste Zeit hatte ich bei Borussia Dortmund unter Trainer Jürgen Klopp. Die Art des Fußballs, die "Kloppo" spielen ließ, hat mir in meiner Karriere am meisten Spaß gemacht. Wir wollen offensiven, mutigen Fußball mit einer großen Geschlossenheit zeigen.

DFB.de: Welchen Führungsstil bevorzugen Sie als Trainer?

Kirch: Mit Jürgen Klopp, Jupp Heynckes und Thomas Tuchel hatte ich einige herausragende Trainer. Ich möchte ein Trainer sein, den ich als Spieler selbst auch gerne gehabt hätte. Ich pflege einen offenen Umgang, bin kommunikativ. Außerdem lege ich großen Wert, dass die Spieler in einem Umfeld arbeiten, in dem sie sich wohlfühlen. Durch negativen Druck, durch eine schlechte Ansprache oder Angstmacherei ist noch kein Spieler besser geworden.

DFB.de: Was muss ein junges Talent grundsätzlich mitbringen, um den Sprung in den Profikader zu schaffen?

Kirch: Thomas Tuchel sagte, Spieler müssen Widerstandsfähigkeit mitbringen. Damit liegt er meiner Meinung nach total richtig. Ich sage den Jungs: Wer morgen Profi werden will, der muss sich heute bereits entsprechend verhalten. Diejenigen, die nach Rückschlägen den Kopf hängen lassen, werden es nicht schaffen.

DFB.de: Bei Arminia Bielefeld haben Sie für kurze Zeit als "Entwicklungscoach" im Profibereich gearbeitet. Was kann man sich unter dieser Aufgabe genau vorstellen?

Kirch: Es ging darum, die Toptalente des Klubs noch etwas enger, mit zusätzlichen Trainingseinheiten und spezieller Videoanalyse zu betreuen. Ich habe diese Aufgabe nur ein halbes Jahr ausgeübt, hätte den Spielern gerne ein breiteres Angebot gemacht, aber leider kam dann Corona dazwischen.

DFB.de: Welchen Moment werden Sie aus Ihrer Profikarriere nie vergessen?

Kirch: Mein erstes Bundesligaspiel für Borussia Mönchengladbach im Derby gegen den 1. FC Köln war etwas ganz Besonderes. Auch mein erstes Tor, damals für Arminia Bielefeld gegen den VfL Wolfsburg, bleibt mir in Erinnerung. Auch die Partien für Borussia Dortmund in der Champions League gegen Manchester City und gegen Real Madrid waren sensationell.

DFB.de: Wie sehr hat sich der Verhaltenskodex im Vergleich zu Ihrer Spielerzeit verändert?

Kirch: Die Jungs sind durch die heutige Medienlandschaft informierter. Sie denken, sie hätten schon alles gesehen und erlebt, ohne wirklich da gewesen zu sein. Es ist aber doch schon etwas anderes, wenn man den Weg selbst geht und nicht an einem Screen verfolgt.

DFB.de: Wie sieht Ihr persönlicher Karriereplan für die nächsten Jahre aus?

Kirch: Ich stelle mich der neuen Herausforderung, will sie möglichst sehr gut erfüllen und an den Aufgaben wachsen. Ich habe gerade die A-Lizenz erworben, strebe mittelfristig die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an.

[mspw]

Der langjährige Bundesligaprofi Oliver Kirch (unter anderem BVB, Borussia Mönchengladbach und Arminia Bielefeld) hat mit dem Beginn der Saison 2021/2022 die U 19 des Hamburger SV in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga übernommen. Der 38-Jährige soll die Talententwicklung vorantreiben. Im DFB.de-Interview spricht Kirch mit Mitarbeiter Peter Haidinger über seine neue Aufgabe.

DFB.de: Schon in wenigen Tagen rollt in der A-Junioren-Bundesliga wieder der Ball. Wie groß ist die Vorfreude, dass es bald wieder losgeht, Herr Kirch?

Oliver Kirch: Die meisten Jungs können sich durch die lange Corona-Zwangspause fast gar nicht mehr an ihr jüngstes Pflichtspiel erinnern. (lacht) Von daher ist die Vorfreude riesig. Alle sind fokussiert und fiebern dem Ligastart entgegen.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie aktuell mit dem Stand der Vorbereitung?

Kirch: Wir haben Anfang Juli wieder mit dem Training begonnen und konzentriert gearbeitet. Viele unserer Spieler waren während der Vorbereitung dauerhaft zur U 21 oder zu den Profis abgestellt. Von daher ist es für mich noch ein wenig schwierig, die Mannschaft genau einzuschätzen. Im ersten wichtigen Testspiel gegen Borussia Dortmund, das wir 1:3 verloren hatten, konnte man sehen, dass bei uns noch einiges fehlte. Gegen Borussia Mönchengladbach war trotz der 1:2-Niederlage bereits eine deutliche Steigerung zu erkennen. Grundsätzlich bin ich mit dem Engagement der Jungs, mit denen ich bislang gearbeitet habe, total zufrieden.

DFB.de: Gleich zum Saisonauftakt am Samstag, 14. August, kommt es zum Duell mit RB Leipzig. Was für eine Partie erwarten Sie?

Kirch: Ich glaube nicht, dass es ein geduldiges Ballgeschiebe wird. (lacht) Ich erwarte eine intensive Partie, bei der es sofort zur Sache gehen wird. Wir freuen uns auf den Vergleich mit einem ambitionierten Gegner. Im ersten Saisonspiel werden wir gleich eine gute Rückmeldung dazu bekommen, was wir in der Vorbereitung geleistet haben.

DFB.de: Sie hatten zuvor drei Jahre bei Arminia Bielefeld in verschiedenen Funktionen im Nachwuchsbereich gearbeitet. Wie kam das Engagement als U 19-Cheftrainer beim HSV zustande?

Kirch: Bis auf einen kurzen Abstecher in die Pfalz zum 1. FC Kaiserslautern habe ich meine komplette Karriere im Fußballwesten verbracht. Das heißt aber natürlich nicht, dass das immer so bleiben muss. Im Vorfeld meiner Verpflichtung wurden Gespräche mit HSV-Sportvorstand Jonas Boldt und Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch geführt. Nach der Absage von Havelses Aufstiegstrainer Jan Zimmermann, der den Posten bei der U 19 ursprünglich übernehmen sollte, jetzt aber als Cheftrainer für den Zweitligisten Hannover 96 arbeitet, wurde ich erneut kontaktiert. Ich habe die Chance wahrgenommen und wir waren uns relativ schnell einig.

DFB.de: Welchen Eindruck hat HSV-Legende Horst Hrubesch in den Gesprächen mit Ihnen hinterlassen?

Kirch: Horst Hrubesch war in den Gesprächen genauso, wie man ihn auch in der Öffentlichkeit kennt. Seine Ansprache ist sehr klar, er bringt die Dinge auf den Punkt. Durch seine langjährige Erfahrung als Profi sowie vor allem als Trainer beim DFB hat er klare Vorstellungen, redet nicht drumherum. Die Chemie zwischen uns hat sofort gepasst.

DFB.de: Als Spieler haben Sie 170 Erst- und Zweitligaeinsätze absolviert. Wie hilfreich ist diese Erfahrung im Hinblick auf die Ausbildung junger Fußballer?

Kirch: Ich weiß, was man mitbringen muss, um es bis ganz nach oben zu schaffen. Talent haben alle. Aber auch viele andere Dinge entscheiden darüber, ob man Profi wird oder nicht. Auch ich war nie der Beste, musste Widerstände überwinden und meinen Platz erkämpfen. Aus meinem Erfahrungsschatz kann ich den Jungs etwas mitgeben.

DFB.de: Was genau reizt Sie an der Arbeit eines Nachwuchstrainers?

Kirch: Spieler in ihrer Entwicklung zu begleiten, ist sehr spannend. Ich will eine Mannschaft entwickeln, die auf und neben dem Platz eine starke Gruppe ist. Außerdem treibt mich an, die Jungs bei der Verwirklichung ihrer Träume zu unterstützen.

DFB.de: Für welche Fußballphilosophie stehen Sie?

Kirch: Meine erfolgreichste Zeit hatte ich bei Borussia Dortmund unter Trainer Jürgen Klopp. Die Art des Fußballs, die "Kloppo" spielen ließ, hat mir in meiner Karriere am meisten Spaß gemacht. Wir wollen offensiven, mutigen Fußball mit einer großen Geschlossenheit zeigen.

DFB.de: Welchen Führungsstil bevorzugen Sie als Trainer?

Kirch: Mit Jürgen Klopp, Jupp Heynckes und Thomas Tuchel hatte ich einige herausragende Trainer. Ich möchte ein Trainer sein, den ich als Spieler selbst auch gerne gehabt hätte. Ich pflege einen offenen Umgang, bin kommunikativ. Außerdem lege ich großen Wert, dass die Spieler in einem Umfeld arbeiten, in dem sie sich wohlfühlen. Durch negativen Druck, durch eine schlechte Ansprache oder Angstmacherei ist noch kein Spieler besser geworden.

DFB.de: Was muss ein junges Talent grundsätzlich mitbringen, um den Sprung in den Profikader zu schaffen?

Kirch: Thomas Tuchel sagte, Spieler müssen Widerstandsfähigkeit mitbringen. Damit liegt er meiner Meinung nach total richtig. Ich sage den Jungs: Wer morgen Profi werden will, der muss sich heute bereits entsprechend verhalten. Diejenigen, die nach Rückschlägen den Kopf hängen lassen, werden es nicht schaffen.

DFB.de: Bei Arminia Bielefeld haben Sie für kurze Zeit als "Entwicklungscoach" im Profibereich gearbeitet. Was kann man sich unter dieser Aufgabe genau vorstellen?

Kirch: Es ging darum, die Toptalente des Klubs noch etwas enger, mit zusätzlichen Trainingseinheiten und spezieller Videoanalyse zu betreuen. Ich habe diese Aufgabe nur ein halbes Jahr ausgeübt, hätte den Spielern gerne ein breiteres Angebot gemacht, aber leider kam dann Corona dazwischen.

DFB.de: Welchen Moment werden Sie aus Ihrer Profikarriere nie vergessen?

Kirch: Mein erstes Bundesligaspiel für Borussia Mönchengladbach im Derby gegen den 1. FC Köln war etwas ganz Besonderes. Auch mein erstes Tor, damals für Arminia Bielefeld gegen den VfL Wolfsburg, bleibt mir in Erinnerung. Auch die Partien für Borussia Dortmund in der Champions League gegen Manchester City und gegen Real Madrid waren sensationell.

DFB.de: Wie sehr hat sich der Verhaltenskodex im Vergleich zu Ihrer Spielerzeit verändert?

Kirch: Die Jungs sind durch die heutige Medienlandschaft informierter. Sie denken, sie hätten schon alles gesehen und erlebt, ohne wirklich da gewesen zu sein. Es ist aber doch schon etwas anderes, wenn man den Weg selbst geht und nicht an einem Screen verfolgt.

DFB.de: Wie sieht Ihr persönlicher Karriereplan für die nächsten Jahre aus?

Kirch: Ich stelle mich der neuen Herausforderung, will sie möglichst sehr gut erfüllen und an den Aufgaben wachsen. Ich habe gerade die A-Lizenz erworben, strebe mittelfristig die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an.

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