HSV-Torjägerin Mühlhaus: "Auch in der 2. Bundesliga eine gute Rolle spielen"

13 Saisontreffer in der Regionalliga Nord, jeweils ein Tor in beiden Aufstiegsspielen gegen Viktoria Berlin (3:0/3:1): Die frühere U 19-Nationalspielerin Larissa Mühlhaus (20) hat entscheidenden Anteil daran, dass der Hamburger SV in der nächsten Saison in der 2. Frauen-Bundesliga an den Start geht. Im DFB.de-Interview spricht die 20 Jahre alte Stürmerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Erfolg.

DFB.de: Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga! Wie kurz war die Nacht nach dem entscheidenden Rückspiel bei Viktoria Berlin, Frau Mühlhaus?

Larissa Mühlhaus: Es ging eigentlich. (lacht) Wir haben nach dem Spiel zunächst noch länger auf dem Platz und mit den Fans im Stadion gefeiert, anschließend mit Essen in der Kabine. Auch die Rückfahrt mit dem Bus war sehr lustig. Danach haben wir noch ein wenig zusammengesessen und uns dann verabschiedet. Da ich sehr nah am Stadion wohne, war ich um kurz vor 3 Uhr zu Hause.

DFB.de: Wie sind die Reaktionen in Ihrem persönlichen Umfeld ausgefallen?

Mühlhaus: So viele Nachrichten habe ich wohl noch nie bekommen. Auch zahlreiche Freunde und Freundinnen, von denen ich schon seit längerer Zeit nichts mehr gehört hatte, waren dabei. Viele hatten das Spiel im Fernsehen verfolgt und uns die Daumen gedrückt. Das hat mich sehr gefreut.

DFB.de: Vor einem Jahr hatte der HSV den Aufstieg noch in zwei Duellen gegen die zweite Mannschaft des 1. FFC Turbine Potsdam verpasst. Wie schwer war es, diese Enttäuschung wegzustecken?

Mühlhaus: Die Enttäuschung war zunächst sehr groß. Wir hatten schließlich lange auf diesen Moment hingearbeitet. Deshalb war es sehr hart für uns, nach dem Gewinn der Meisterschaft am Ende mit leeren Händen dazustehen. Wir haben uns jedoch schnell wieder aufgerafft und in jedem Training 100 Prozent gegeben, um uns weiter zu verbessern. Umso schöner, dass es jetzt geklappt hat.

DFB.de: Damals reichte ein 1:0-Hinspielsieg nicht aus, weil das Rückspiel in Potsdam 0:4 verloren ging. Steckte das diesmal vor dem Rückspiel noch im Hinterkopf?

Mühlhaus: Zugegeben: Das war schon ein kleines Thema bei uns. Deshalb hatten wir uns auch nach dem 3:0 im Hinspiel fest vorgenommen, auf dem Boden zu bleiben und uns nicht zu sicher zu fühlen. Ich denke, wir haben das dann auch gut umgesetzt.

DFB.de: Wie haben Sie das entscheidende Duell in Berlin vor mehr als 3600 Zuschauer*innen, darunter auch rund 500 HSV-Fans, erlebt?

Mühlhaus: Es herrschte eine Megastimmung im Stadion. Für mich und auch für einige andere Spielerinnen war es das erste Mal, dass sie vor einer so großen Kulisse gespielt haben. Wir haben das aufgesaugt, die Atmosphäre hat uns noch zusätzlich gepusht.

DFB.de: Die Partie wurde live von Sport1 im Free-TV übertragen. Hat das für ein wenig mehr Nervosität gesorgt?

Mühlhaus: Für einige unserer Spielerinnen, die zum Teil schon in der Bundesliga gespielt haben, war das nichts Neues. Ich persönlich muss sagen, dass ich das ganz gut ausblenden und mich voll auf meine eigene Leistung konzentrieren konnte. Ich habe die Kameras während des Spiels eigentlich gar nicht wahrgenommen.

DFB.de: Den wichtigen 1:0-Führungstreffer erzielten Sie mit einem sehenswerten Freistoß in den Winkel. Bei wem haben Sie sich das abgeschaut?

Mühlhaus: (lacht) Bei niemand bestimmtem. Wir haben natürlich oft Standards trainiert. So gut wie diesmal im Spiel hat es aber noch nie geklappt.

DFB.de: Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch, der früher auch als Bundestrainer der Frauen gearbeitet hatte, drückte vor Ort die Daumen. Zeigt das den gestiegenen Stellenwert, den der Frauen- und Mädchenfußball beim Hamburger SV genießt?

Mühlhaus: Auf jeden Fall. Wir wissen es sehr zu schätzen, wenn eine Legende wie Horst Hrubesch uns eigens nach Berlin hinterherreist, um uns zu supporten. Die Unterstützung des Vereins und der Verantwortlichen ist groß. Auch dass so viele HSV-Fans ins Stadion gekommen sind, ist kaum in Worte zu fassen.

DFB.de: Horst Hrubesch war sich schon zur Pause im TV-Interview sicher, dass der HSV nichts mehr anbrennen lassen würde. Sie auch?

Mühlhaus: Ganz so sicher waren wir uns nicht. Wir wussten, dass die Viktoria hochmotiviert ist und sich nicht aufgeben würde. Deshalb war klar, dass wir die Konzentration hochhalten müssen. Nach der Pause hatten wir bei zwei Aluminiumtreffern ein wenig Glück, dass wir nicht früher den Ausgleich kassiert haben. Wir selbst hatten aber ebenfalls noch einige Chancen und Pech bei einem Pfostenschuss. Insgesamt haben wir verdient gewonnen.

DFB.de: Sie sind seit 2017 für den Hamburger SV am Ball, kickten zuvor für den Nachbarn FC St. Pauli. Wie würden Sie Ihre Verbindung zum Verein beschreiben?

Mühlhaus: Es ist eine sehr emotionale Bindung, denn ich war schon als Kind HSV-Fan. Ich kann mich noch gut erinnern, dass mich meine Grundschullehrerin damals mit ins Stadion genommen hat. Als ich sie jetzt beim Hinspiel im Stadion getroffen habe, war es etwas sehr Besonderes für mich. Ich genieße es, in meiner Stadt für den größten Verein spielen zu dürfen, und bin sehr stolz, die Raute auf der Brust zu tragen.

DFB.de: Was wollen Sie mit dem HSV in der 2. Frauen-Bundesliga erreichen?

Mühlhaus: Das wichtigste Ziel wird sein, uns als Team und auch als einzelne Spielerinnen weiterzuentwickeln. Dann können wir auch in der 2. Bundesliga eine gute Rolle spielen.

DFB.de: Sehen Sie das Team dafür schon gut genug aufgestellt?

Mühlhaus: Auf jeden Fall. Wir haben einige erfahrene Spielerinnen im Team, aber auch viele junge Mädels, die sich weiter steigern werden. Wenn man sieht, dass in beiden Aufstiegsspielen mit Lisa Baum und Irma Schittek zwei eingewechselte Spielerinnen jeweils noch für die Entscheidung gesorgt haben, dann zeigt das auch, wieviel Potenzial schon jetzt im Kader steckt.

DFB.de: Ist die Rückkehr in die Frauen-Bundesliga, aus der sich der Verein 2012 zurückgezogen hatte, zumindest das mittelfristige Ziel?

Mühlhaus: Persönlich war es schon immer mein Traum, Fußballprofi zu werden und eines Tages in der Bundesliga zu spielen. Daran hat sich nichts geändert. Sollte uns das mit dem HSV gelingen, wäre es umso schöner.

DFB.de: Lebt auch Ihr Traum von der Frauen-Nationalmannschaft noch?

Mühlhaus: Es war ein einmaliges Erlebnis für mich, als Spielerin aus der 3. Liga für die deutsche U 19-Nationalmannschaft auflaufen und sogar an einer EM-Endrunde teilnehmen zu dürfen. Ich weiß natürlich, wie groß der Abstand zur A-Nationalmannschaft der Frauen ist. Dennoch werde ich in den nächsten Jahren alles dafür geben, um meinem Traum näherzukommen.

[mspw]

13 Saisontreffer in der Regionalliga Nord, jeweils ein Tor in beiden Aufstiegsspielen gegen Viktoria Berlin (3:0/3:1): Die frühere U 19-Nationalspielerin Larissa Mühlhaus (20) hat entscheidenden Anteil daran, dass der Hamburger SV in der nächsten Saison in der 2. Frauen-Bundesliga an den Start geht. Im DFB.de-Interview spricht die 20 Jahre alte Stürmerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Erfolg.

DFB.de: Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga! Wie kurz war die Nacht nach dem entscheidenden Rückspiel bei Viktoria Berlin, Frau Mühlhaus?

Larissa Mühlhaus: Es ging eigentlich. (lacht) Wir haben nach dem Spiel zunächst noch länger auf dem Platz und mit den Fans im Stadion gefeiert, anschließend mit Essen in der Kabine. Auch die Rückfahrt mit dem Bus war sehr lustig. Danach haben wir noch ein wenig zusammengesessen und uns dann verabschiedet. Da ich sehr nah am Stadion wohne, war ich um kurz vor 3 Uhr zu Hause.

DFB.de: Wie sind die Reaktionen in Ihrem persönlichen Umfeld ausgefallen?

Mühlhaus: So viele Nachrichten habe ich wohl noch nie bekommen. Auch zahlreiche Freunde und Freundinnen, von denen ich schon seit längerer Zeit nichts mehr gehört hatte, waren dabei. Viele hatten das Spiel im Fernsehen verfolgt und uns die Daumen gedrückt. Das hat mich sehr gefreut.

DFB.de: Vor einem Jahr hatte der HSV den Aufstieg noch in zwei Duellen gegen die zweite Mannschaft des 1. FFC Turbine Potsdam verpasst. Wie schwer war es, diese Enttäuschung wegzustecken?

Mühlhaus: Die Enttäuschung war zunächst sehr groß. Wir hatten schließlich lange auf diesen Moment hingearbeitet. Deshalb war es sehr hart für uns, nach dem Gewinn der Meisterschaft am Ende mit leeren Händen dazustehen. Wir haben uns jedoch schnell wieder aufgerafft und in jedem Training 100 Prozent gegeben, um uns weiter zu verbessern. Umso schöner, dass es jetzt geklappt hat.

DFB.de: Damals reichte ein 1:0-Hinspielsieg nicht aus, weil das Rückspiel in Potsdam 0:4 verloren ging. Steckte das diesmal vor dem Rückspiel noch im Hinterkopf?

Mühlhaus: Zugegeben: Das war schon ein kleines Thema bei uns. Deshalb hatten wir uns auch nach dem 3:0 im Hinspiel fest vorgenommen, auf dem Boden zu bleiben und uns nicht zu sicher zu fühlen. Ich denke, wir haben das dann auch gut umgesetzt.

DFB.de: Wie haben Sie das entscheidende Duell in Berlin vor mehr als 3600 Zuschauer*innen, darunter auch rund 500 HSV-Fans, erlebt?

Mühlhaus: Es herrschte eine Megastimmung im Stadion. Für mich und auch für einige andere Spielerinnen war es das erste Mal, dass sie vor einer so großen Kulisse gespielt haben. Wir haben das aufgesaugt, die Atmosphäre hat uns noch zusätzlich gepusht.

DFB.de: Die Partie wurde live von Sport1 im Free-TV übertragen. Hat das für ein wenig mehr Nervosität gesorgt?

Mühlhaus: Für einige unserer Spielerinnen, die zum Teil schon in der Bundesliga gespielt haben, war das nichts Neues. Ich persönlich muss sagen, dass ich das ganz gut ausblenden und mich voll auf meine eigene Leistung konzentrieren konnte. Ich habe die Kameras während des Spiels eigentlich gar nicht wahrgenommen.

DFB.de: Den wichtigen 1:0-Führungstreffer erzielten Sie mit einem sehenswerten Freistoß in den Winkel. Bei wem haben Sie sich das abgeschaut?

Mühlhaus: (lacht) Bei niemand bestimmtem. Wir haben natürlich oft Standards trainiert. So gut wie diesmal im Spiel hat es aber noch nie geklappt.

DFB.de: Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch, der früher auch als Bundestrainer der Frauen gearbeitet hatte, drückte vor Ort die Daumen. Zeigt das den gestiegenen Stellenwert, den der Frauen- und Mädchenfußball beim Hamburger SV genießt?

Mühlhaus: Auf jeden Fall. Wir wissen es sehr zu schätzen, wenn eine Legende wie Horst Hrubesch uns eigens nach Berlin hinterherreist, um uns zu supporten. Die Unterstützung des Vereins und der Verantwortlichen ist groß. Auch dass so viele HSV-Fans ins Stadion gekommen sind, ist kaum in Worte zu fassen.

DFB.de: Horst Hrubesch war sich schon zur Pause im TV-Interview sicher, dass der HSV nichts mehr anbrennen lassen würde. Sie auch?

Mühlhaus: Ganz so sicher waren wir uns nicht. Wir wussten, dass die Viktoria hochmotiviert ist und sich nicht aufgeben würde. Deshalb war klar, dass wir die Konzentration hochhalten müssen. Nach der Pause hatten wir bei zwei Aluminiumtreffern ein wenig Glück, dass wir nicht früher den Ausgleich kassiert haben. Wir selbst hatten aber ebenfalls noch einige Chancen und Pech bei einem Pfostenschuss. Insgesamt haben wir verdient gewonnen.

DFB.de: Sie sind seit 2017 für den Hamburger SV am Ball, kickten zuvor für den Nachbarn FC St. Pauli. Wie würden Sie Ihre Verbindung zum Verein beschreiben?

Mühlhaus: Es ist eine sehr emotionale Bindung, denn ich war schon als Kind HSV-Fan. Ich kann mich noch gut erinnern, dass mich meine Grundschullehrerin damals mit ins Stadion genommen hat. Als ich sie jetzt beim Hinspiel im Stadion getroffen habe, war es etwas sehr Besonderes für mich. Ich genieße es, in meiner Stadt für den größten Verein spielen zu dürfen, und bin sehr stolz, die Raute auf der Brust zu tragen.

DFB.de: Was wollen Sie mit dem HSV in der 2. Frauen-Bundesliga erreichen?

Mühlhaus: Das wichtigste Ziel wird sein, uns als Team und auch als einzelne Spielerinnen weiterzuentwickeln. Dann können wir auch in der 2. Bundesliga eine gute Rolle spielen.

DFB.de: Sehen Sie das Team dafür schon gut genug aufgestellt?

Mühlhaus: Auf jeden Fall. Wir haben einige erfahrene Spielerinnen im Team, aber auch viele junge Mädels, die sich weiter steigern werden. Wenn man sieht, dass in beiden Aufstiegsspielen mit Lisa Baum und Irma Schittek zwei eingewechselte Spielerinnen jeweils noch für die Entscheidung gesorgt haben, dann zeigt das auch, wieviel Potenzial schon jetzt im Kader steckt.

DFB.de: Ist die Rückkehr in die Frauen-Bundesliga, aus der sich der Verein 2012 zurückgezogen hatte, zumindest das mittelfristige Ziel?

Mühlhaus: Persönlich war es schon immer mein Traum, Fußballprofi zu werden und eines Tages in der Bundesliga zu spielen. Daran hat sich nichts geändert. Sollte uns das mit dem HSV gelingen, wäre es umso schöner.

DFB.de: Lebt auch Ihr Traum von der Frauen-Nationalmannschaft noch?

Mühlhaus: Es war ein einmaliges Erlebnis für mich, als Spielerin aus der 3. Liga für die deutsche U 19-Nationalmannschaft auflaufen und sogar an einer EM-Endrunde teilnehmen zu dürfen. Ich weiß natürlich, wie groß der Abstand zur A-Nationalmannschaft der Frauen ist. Dennoch werde ich in den nächsten Jahren alles dafür geben, um meinem Traum näherzukommen.

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