HSV-Juniorentrainer Addo: "Ich lerne jeden Tag dazu"

Der Seitenwechsel ist Otto Addo geglückt. Der 36 Jahre Ex-Profi arbeitet bereits seit mehreren Jahren erfolgreich als Trainer, zunächst als "Co" der U 19 des Hamburger SV in der A-Junioren-Bundesliga, seit der Saison 2010/2011 als Chefcoach. Aktuell sieht es so aus, als könne Addo die "Rothosen" in die Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft führen. Der HSV belegt vor dem Derby beim FC St. Pauli am Sonntag (ab 11 Uhr) Platz eins in der Tabelle.

Der heutige Ausbilder Addo, Sohn eines zwischenzeitlich in Deutschland lebenden ghanaischen Arztes, kam in seiner Karriere auf 98 Bundesliga- (elf Tore) und 30 Zweitligaeinsätze (sieben Treffer) für Hannover 96, Borussia Dortmund, den FSV Mainz 05 und den HSV. Mit dem BVB wurde er 2002 sogar Deutscher Meister.

Für die ghanaische Nationalmannschaft absolvierte der Offensivspieler 15 Einsätze, nahm unter anderem an der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland teil. Mehrere Kreuzbandrisse kosteten Addo, der einst selbst in der HSV-Jugend gespielt hatte, einige Jahre seiner Laufbahn. Im exklusiven DFB.de-Interview hat der Journalist Thomas Ziehn mit Otto Addo über seinen Job als Juniorentrainer gesprochen.

DFB.de: Ihre Mannschaft führt in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga die Tabelle mit fünf Punkten Vorsprung und einem Spiel weniger vor dem ärgsten Verfolger Hertha BSC an. Sieben Zähler sind es auf den Dritten VfL Wolfsburg, der nicht mehr an der Finalrunde teilnehmen darf. Sind die Endrunden-Tickets schon fest gebucht?

Otto Addo: Auf keinen Fall! Es besteht bei meiner Mannschaft auch überhaupt nicht die Gefahr, dass die Spieler das glauben. Die Mentalität ist vorbildlich, ich muss gar nicht viel reden. Wir wissen, dass der Saisonendspurt noch schwerer wird. Schließlich geht es gerade für die Mannschaften im unteren Tabellendrittel um alles.

DFB.de: Sie selbst waren Offensivspieler, das Punkstück Ihrer Mannschaft ist aber die Defensive mit nur acht Gegentreffern nach 14 Partien. Wie kommt das?

Addo: Ich weiß aus meiner aktiven Zeit, wie wichtig die Defensive ist. Auch ich musste viel nach hinten arbeiten und versuche nun, das meinen Spielern zu vermitteln. Wir haben gerade im Abwehrbereich eine hohe Qualität im Kader, die sich in den wenigen Gegentoren widerspiegelt.

DFB.de: Am Sonntag steht das Derby beim FC St. Pauli auf dem Programm. Was erwarten Sie von der Partie?

Addo: Ich habe St. Pauli beim 4:4 gegen Energie Cottbus beobachtet. Die Spieler sind körperlich robust. Deshalb müssen wir erst einmal dagegen halten. Im Vergleich zu unserem jüngsten 1:1 gegen den VfL Osnabrück geht es darum, die Chancen besser zu nutzen. Wenn uns das gelingt, dann bin ich mir sicher, dass wir gewinnen werden.

DFB.de: Hängen sportlicher Erfolg und eine gute Ausbildung unmittelbar zusammen?

Addo: Sportlicher Erfolg macht die Ausbildung vielleicht etwas leichter, kann aber auch trügerisch sein. Für mich ist es wichtiger, drei oder vier Spieler in den Profibereich zu bringen, als eine Meisterschaft zu gewinnen.

DFB.de: Welche Spieler aus der Hamburger U 19 können den Sprung schaffen?

Addo: Es gibt ganz sicher einige, denen ich den Sprung zutraue. Entscheidend ist, dass ein Spieler diszipliniert ist und die richtige Mentalität besitzt sowie kritik- und aufnahmefähig ist. Wenn er das nicht beherzigt, nützt ihm in der Regel auch überragendes Talent nichts.

DFB.de: Worauf kommt es für einen jungen Spieler im Seniorenbereich an?

Addo: Das ist gar nicht so einfach. Selbst wenn du in der Jugend ein Ausnahmespieler bist, musst du dich bei den Profis zunächst unterordnen. Damit müssen Talente erst einmal klarkommen.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat der Nachwuchsbereich beim HSV?

Addo: Einen sehr großen. Unser Sportdirektor Frank Arnesen legt sehr viel Wert darauf. Der Austausch mit Cheftrainer Thorsten Fink und den anderen U-Trainern ist entsprechend groß. Es ist für meine Jungs selbstverständlich eine große Motivation zu sehen, dass Eigengewächse wie Zhi Gin Lam oder Heung-Min Son bei den Profis Einsatzzeit bekommen.

DFB.de: Ist es für Sie als Ex-Profi einfacher, als Trainer einer U-Mannschaft zu arbeiten?

Addo: Das denke ich schon. Als Ex-Profi verfügst du über eine gewisse Erfahrung. Ich habe viele Dinge, die auf meine Spieler zukommen könnten, selbst durchgemacht. Es kommt aber als Trainer auch und besonders darauf an, wie man sich gibt.

DFB.de: Mischen Sie manchmal selbst noch mit?

Addo: Ganz selten. Das macht mein Knie auch nicht mehr mit. Die eine oder andere Übung mache ich noch vor, mehr aber in der Regel nicht.

DFB.de: Wie haben Sie selbst Ihre Ausbildungszeit erlebt? Gibt es aktuell etwas, das Sie damals auch gerne gehabt hätten?

Addo: Heute geht alles viel früher los. Zum Beispiel müssen die Spieler in der C-Jugend-Regionalliga schon richtig weite Fahrten zurücklegen. Insgesamt ist alles viel professioneller geworden. Die Betreuung ist immens hoch. Physiotherapeuten, Krafträume, Sauna und Ermüdungsbecken gab es zu meiner Jugendzeit nicht. Wir führen außerdem regelmäßig Elterngespräche durch, bieten eine Hausaufgaben-Betreuung an und bereiten jedes Training statistisch auf.

DFB.de: Von welchen Trainern konnten Sie für Ihre derzeitige Tätigkeit am meisten mitnehmen?

Addo: Ich hatte das Glück, fast nur gute Trainer zu haben. Von denen konnte ich viel lernen. Von den schlechten habe ich mir abgeschaut, wie ich es später nicht machen möchte.

DFB.de: In welchen Bereichen müssen Sie sich noch verbessern?

Addo: Ich bin erst seit kurzer Zeit dabei und lerne jeden Tag dazu. In erster Linie fehlt mir noch Erfahrung. Ich mache einige Fehler, das ist aber ganz normal. Schließlich bin ich selbst gewissermaßen noch in der Ausbildung. Entscheidend ist, nach einem Fehler in sich zu gehen und daraus zu lernen.

DFB.de: Was für ein Typ ist der Trainer Otto Addo an der Seitenlinie?

Addo: Ich versuche, jedem Menschen mit dem Respekt zu begegnen, den ich auch von ihm erwarte. Selbstverständlich kann ich auch mal aus der Haut fahren. Besonders, wenn ein Spieler von mir in der Rückwärtsbewegung einen Fehler macht.

DFB.de: Spieler oder Trainer: Was macht mehr Spaß?

Addo: Profifußballer zu sein, ist der schönste Beruf der Welt. Als Spieler kannst du auf dem Platz unmittelbar Einfluss nehmen, als Trainer ist das - zumindest während der Spiele - wesentlich schwieriger. Dennoch macht die Arbeit an der Seitenlinie einen Riesenspaß. Ich bin sehr froh, dass mir der HSV die Chance gegeben hat, in einem Traumjob zu arbeiten. Ich kann mir gut vorstellen, das noch viele Jahre zu machen.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele haben Sie, möchten Sie irgendwann einmal in den Profibereich?

Addo: Als Spieler und auch als Trainer hat man immer Ziele. Vielleicht ergibt sich einmal die Gelegenheit, in den Profibereich zu wechseln. Momentan mache ich mir darüber aber keine Gedanken. Ich hätte auch nichts dagegen, im Nachwuchsbereich zu bleiben.

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Der Seitenwechsel ist Otto Addo geglückt. Der 36 Jahre Ex-Profi arbeitet bereits seit mehreren Jahren erfolgreich als Trainer, zunächst als "Co" der U 19 des Hamburger SV in der A-Junioren-Bundesliga, seit der Saison 2010/2011 als Chefcoach. Aktuell sieht es so aus, als könne Addo die "Rothosen" in die Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft führen. Der HSV belegt vor dem Derby beim FC St. Pauli am Sonntag (ab 11 Uhr) Platz eins in der Tabelle.

Der heutige Ausbilder Addo, Sohn eines zwischenzeitlich in Deutschland lebenden ghanaischen Arztes, kam in seiner Karriere auf 98 Bundesliga- (elf Tore) und 30 Zweitligaeinsätze (sieben Treffer) für Hannover 96, Borussia Dortmund, den FSV Mainz 05 und den HSV. Mit dem BVB wurde er 2002 sogar Deutscher Meister.

Für die ghanaische Nationalmannschaft absolvierte der Offensivspieler 15 Einsätze, nahm unter anderem an der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland teil. Mehrere Kreuzbandrisse kosteten Addo, der einst selbst in der HSV-Jugend gespielt hatte, einige Jahre seiner Laufbahn. Im exklusiven DFB.de-Interview hat der Journalist Thomas Ziehn mit Otto Addo über seinen Job als Juniorentrainer gesprochen.

DFB.de: Ihre Mannschaft führt in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga die Tabelle mit fünf Punkten Vorsprung und einem Spiel weniger vor dem ärgsten Verfolger Hertha BSC an. Sieben Zähler sind es auf den Dritten VfL Wolfsburg, der nicht mehr an der Finalrunde teilnehmen darf. Sind die Endrunden-Tickets schon fest gebucht?

Otto Addo: Auf keinen Fall! Es besteht bei meiner Mannschaft auch überhaupt nicht die Gefahr, dass die Spieler das glauben. Die Mentalität ist vorbildlich, ich muss gar nicht viel reden. Wir wissen, dass der Saisonendspurt noch schwerer wird. Schließlich geht es gerade für die Mannschaften im unteren Tabellendrittel um alles.

DFB.de: Sie selbst waren Offensivspieler, das Punkstück Ihrer Mannschaft ist aber die Defensive mit nur acht Gegentreffern nach 14 Partien. Wie kommt das?

Addo: Ich weiß aus meiner aktiven Zeit, wie wichtig die Defensive ist. Auch ich musste viel nach hinten arbeiten und versuche nun, das meinen Spielern zu vermitteln. Wir haben gerade im Abwehrbereich eine hohe Qualität im Kader, die sich in den wenigen Gegentoren widerspiegelt.

DFB.de: Am Sonntag steht das Derby beim FC St. Pauli auf dem Programm. Was erwarten Sie von der Partie?

Addo: Ich habe St. Pauli beim 4:4 gegen Energie Cottbus beobachtet. Die Spieler sind körperlich robust. Deshalb müssen wir erst einmal dagegen halten. Im Vergleich zu unserem jüngsten 1:1 gegen den VfL Osnabrück geht es darum, die Chancen besser zu nutzen. Wenn uns das gelingt, dann bin ich mir sicher, dass wir gewinnen werden.

DFB.de: Hängen sportlicher Erfolg und eine gute Ausbildung unmittelbar zusammen?

Addo: Sportlicher Erfolg macht die Ausbildung vielleicht etwas leichter, kann aber auch trügerisch sein. Für mich ist es wichtiger, drei oder vier Spieler in den Profibereich zu bringen, als eine Meisterschaft zu gewinnen.

DFB.de: Welche Spieler aus der Hamburger U 19 können den Sprung schaffen?

Addo: Es gibt ganz sicher einige, denen ich den Sprung zutraue. Entscheidend ist, dass ein Spieler diszipliniert ist und die richtige Mentalität besitzt sowie kritik- und aufnahmefähig ist. Wenn er das nicht beherzigt, nützt ihm in der Regel auch überragendes Talent nichts.

DFB.de: Worauf kommt es für einen jungen Spieler im Seniorenbereich an?

Addo: Das ist gar nicht so einfach. Selbst wenn du in der Jugend ein Ausnahmespieler bist, musst du dich bei den Profis zunächst unterordnen. Damit müssen Talente erst einmal klarkommen.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat der Nachwuchsbereich beim HSV?

Addo: Einen sehr großen. Unser Sportdirektor Frank Arnesen legt sehr viel Wert darauf. Der Austausch mit Cheftrainer Thorsten Fink und den anderen U-Trainern ist entsprechend groß. Es ist für meine Jungs selbstverständlich eine große Motivation zu sehen, dass Eigengewächse wie Zhi Gin Lam oder Heung-Min Son bei den Profis Einsatzzeit bekommen.

DFB.de: Ist es für Sie als Ex-Profi einfacher, als Trainer einer U-Mannschaft zu arbeiten?

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Addo: Das denke ich schon. Als Ex-Profi verfügst du über eine gewisse Erfahrung. Ich habe viele Dinge, die auf meine Spieler zukommen könnten, selbst durchgemacht. Es kommt aber als Trainer auch und besonders darauf an, wie man sich gibt.

DFB.de: Mischen Sie manchmal selbst noch mit?

Addo: Ganz selten. Das macht mein Knie auch nicht mehr mit. Die eine oder andere Übung mache ich noch vor, mehr aber in der Regel nicht.

DFB.de: Wie haben Sie selbst Ihre Ausbildungszeit erlebt? Gibt es aktuell etwas, das Sie damals auch gerne gehabt hätten?

Addo: Heute geht alles viel früher los. Zum Beispiel müssen die Spieler in der C-Jugend-Regionalliga schon richtig weite Fahrten zurücklegen. Insgesamt ist alles viel professioneller geworden. Die Betreuung ist immens hoch. Physiotherapeuten, Krafträume, Sauna und Ermüdungsbecken gab es zu meiner Jugendzeit nicht. Wir führen außerdem regelmäßig Elterngespräche durch, bieten eine Hausaufgaben-Betreuung an und bereiten jedes Training statistisch auf.

DFB.de: Von welchen Trainern konnten Sie für Ihre derzeitige Tätigkeit am meisten mitnehmen?

Addo: Ich hatte das Glück, fast nur gute Trainer zu haben. Von denen konnte ich viel lernen. Von den schlechten habe ich mir abgeschaut, wie ich es später nicht machen möchte.

DFB.de: In welchen Bereichen müssen Sie sich noch verbessern?

Addo: Ich bin erst seit kurzer Zeit dabei und lerne jeden Tag dazu. In erster Linie fehlt mir noch Erfahrung. Ich mache einige Fehler, das ist aber ganz normal. Schließlich bin ich selbst gewissermaßen noch in der Ausbildung. Entscheidend ist, nach einem Fehler in sich zu gehen und daraus zu lernen.

DFB.de: Was für ein Typ ist der Trainer Otto Addo an der Seitenlinie?

Addo: Ich versuche, jedem Menschen mit dem Respekt zu begegnen, den ich auch von ihm erwarte. Selbstverständlich kann ich auch mal aus der Haut fahren. Besonders, wenn ein Spieler von mir in der Rückwärtsbewegung einen Fehler macht.

DFB.de: Spieler oder Trainer: Was macht mehr Spaß?

Addo: Profifußballer zu sein, ist der schönste Beruf der Welt. Als Spieler kannst du auf dem Platz unmittelbar Einfluss nehmen, als Trainer ist das - zumindest während der Spiele - wesentlich schwieriger. Dennoch macht die Arbeit an der Seitenlinie einen Riesenspaß. Ich bin sehr froh, dass mir der HSV die Chance gegeben hat, in einem Traumjob zu arbeiten. Ich kann mir gut vorstellen, das noch viele Jahre zu machen.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele haben Sie, möchten Sie irgendwann einmal in den Profibereich?

Addo: Als Spieler und auch als Trainer hat man immer Ziele. Vielleicht ergibt sich einmal die Gelegenheit, in den Profibereich zu wechseln. Momentan mache ich mir darüber aber keine Gedanken. Ich hätte auch nichts dagegen, im Nachwuchsbereich zu bleiben.