Hrubesch: "Das ist eine besondere Ehre"

Horst Hrubesch gehört zu den sechs neuen Mitgliedern der Hall of Fame des deutschen Fußballs. Neben dem EM-Helden von 1980 und aktuellen Frauen-Bundestrainer wurden auch Bert Trautmann, Otto Rehhagel, Jupp Heynckes, Guido Buchwald und Bastian Schweinsteiger in den Kreis der Legenden im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund aufgenommen. Im DFB.de-Interview spricht Hrubesch über seinen besonderen Weg, über die Menschen, die ihn dabei begleitet haben. Und, typisch Hrubesch, besonders gerne über das, was vor ihm liegt.

DFB.de: Horst Hrubesch, herzlichen Glückwunsch zur Wahl in die Hall of Fame. Damit reihen Sie sich unter viele prominente Stürmer ein, darunter Gerd Müller, Uwe Seeler, Helmut Rahn, Rudi Völler und Co. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Horst Hrubesch: Ich muss sagen, ich war ziemlich überrascht, damit hab‘ ich überhaupt nicht gerechnet. Das ist natürlich eine besondere Ehre, und es freut mich auch für Guido Buchwald, Otto Rehhagel, Bastian Schweinsteiger und Jupp Heynckes. Da können wir alle stolz drauf sein.

DFB.de: Mit Anfang 20 standen Sie noch als Dachdecker auf den Häusern in Hamm und Umgebung. Sind solche Karrierewege heute noch möglich?

Hrubesch: Ja, ich glaube schon, dass das noch möglich ist. Das hatte sich bei mir damals so entwickelt, dass ich erst mit 23, 24 Jahren die Möglichkeit hatte, bei einem Bundesligisten zu trainieren und dann auch einzusteigen. Man sieht, was man mit harter Arbeit erreichen kann. Natürlich müssen da auch einige mithelfen, das ist heute ja auch nicht anders. Es gibt immer viele Leute, die dir helfen und dich mitnehmen, das ist wichtig, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

DFB.de: Sie haben schon angesprochen, gemeinsam mit in die Hall of Fame wird unter anderem Bastian Schweinsteiger aufgenommen, den Sie ja selbst noch in der U 19 trainiert haben. Macht Sie das ein wenig stolz?

Hrubesch: Ja, natürlich, das ist eine schöne Geschichte. Damals sind wir leider zusammen in der EM-Qualifikation an Tschechien gescheitert. Bastian hat sich davon nicht von seinem Ziel abbringen lassen. Er hat damals schon bei Bayern München in der Bundesliga und in der Champions League gespielt, da war der Weg eigentlich schon vorgezeichnet. Wenn man seine Karriere über die Jahre verfolgt, hat er es sich absolut verdient, in die Hall of Fame aufgenommen zu werden.

DFB.de: Haben Sie besondere Erinnerungen an Begegnungen mit Guido Buchwald, Otto Rehhagel, Jupp Heynckes oder dem bereits verstorbenen Bert Trautmann, die ebenfalls in ihrem Hall-of-Fame-Jahrgang sind?

Hrubesch: Mit Bert Trautmann habe ich keine direkte Verbindung, aber mich freut es sehr, dass er nicht vergessen wird. Er hat so eine tolle Karriere gehabt, so eine Lebensleistung. Mit Otto Rehhagel und Jupp Heynckes gab es über die Jahre immer wieder Begegnungen, das sind beides tolle Menschen und tolle Trainer. Es freut mich, dass ich mit diesen Leuten geehrt werde.

DFB.de: Wenn Sie auf ihre Karriere zurückblicken, welche Ereignisse stechen da heraus? Wer waren ihre wichtigsten Wegbegleiter?

Hrubesch: Man sollte die nicht vergessen, die einen in der Jugend gefördert und geprägt haben, bei mir waren sie zum Teil zehn, 15 Jahre an meiner Seite, bevor ich in den Profifußball kam. Später war Günter Netzer für mich immer ein wichtiger Begleiter, Ernst Happel hinten raus auch. Ich habe auch das Glück gehabt, dass ich mit Leuten wie Karl-Heinz Rummenigge, Klaus Allofs oder Toni Schumacher in der Nationalmannschaft spielen durfte. Mit so hochtalentierten Spielern zu spielen, die das gleiche Ziel haben, da kann man sich eigentlich nur verbessern und Erfolg haben. Für mich geht es nicht darum, einzelne Erfolge in den Blick zu nehmen, sondern das ganze Bild zu sehen – mit dem bin ich sehr zufrieden. Und ich bin sehr dankbar für alles, was ich erleben durfte.

DFB.de: Wie würde der Trainer Hrubesch mit dem Spieler Hrubesch umgehen?

Hrubesch: Der Spieler Hrubesch war für die Trainer sehr dankbar, der hat immer Gas gegeben. Aber der Trainer Hrubesch würde dem Spieler Hrubesch immer noch in den Hintern treten, es geht immer noch ein bisschen mehr. Der Trainer wird sicher auch mal sagen, dass mal etwas gut war, wird aber immer auch noch mehr einfordern. 

DFB.de: Gestern haben Sie sich in Köln das DFB-Pokalfinale der Frauen angeschaut. Wie schauen Sie sich ein Spiel an, bei dem Sie nicht an der Seitenlinie stehen?

Hrubesch: Eigentlich wertfrei. Für mich geht es darum, wer es mehr will und wer von Anfang an mehr da ist. Es macht keinen Sinn solche Spiele zu verlieren, weil man ein Jahr dafür gearbeitet hat, dorthin zu kommen. Am Ende des Tages geht es um die 90 oder 120 Minuten, da muss man alles bündeln. Wenn einer dann besser ist, ist es okay, deswegen bin ich da wertfrei, was die Mannschaften angeht. Wolfsburg war gestern besser und hat verdient gewonnen. Ich wollte natürlich auch schauen, wie fit meine Spielerinnen sind, gerade in so einem Finale. Und da haben alle einen guten Eindruck hinterlassen – was am Ende einer Saison nicht selbstverständlich ist.

DFB.de: Das Pokalfinale war erstmals schon am Vortag ausverkauft. Wie sehen Sie die Entwicklung des Endspiels?

Hrubesch: Ich bin froh, dass es ausverkauft war, das sollten solche Spiele grundsätzlich sein. Das war einfach eine klasse Veranstaltung, vom Vorprogramm bis zur Siegerehrung. Von der Stimmung her war das überragend, das hat richtig Spaß gemacht. Und einmal ein Zeichen dafür, wie sich der Frauenfußball bei uns, und damit auch das Finale, entwickelt.

DFB.de: Blicken wir auf die Nationalmannschaft. In der EM-Qualifikation wurden die ersten sechs Punkte eingefahren. Ist es hilfreich mit Blick auf Olympia, dass es keine Testspiele sind, sondern Qualifikationsspiele, in denen wirklich 100 Prozent gefragt sind?

Hrubesch: Länderspiele sind für mich immer Spiele, die man mit 100 Prozent angehen muss, auch wenn es Freundschaftsspiele sind. Wir haben den großen Vorteil, dass wir in der Qualifikation schon zwei Siege eingefahren haben. Jetzt gegen Polen werden wir versuchen, wieder sechs Punkte einzufahren, so dass wir die letzen beiden Spiele als klare Vorbereitung für Olympia nutzen können. Wir haben gut begonnen, es wird wichtig, dass wir von Anfang an gegen Polen Vollgas geben und beide Spiele gewinnen. 

DFB.de: Bis Olympia stehen einige wichtige Termine auf dem Programm. Einer davon ist der 17. Mai, an dem über die Vergabe der Weltmeisterschaft 2027 entscheiden wird. Der DFB hat sich gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden um die Ausrichtung beworben. Was bedeutet ein Heimturnier für Sportlerinnen und Sportler?

Hrubesch: Es ist eine Geschichte, bei der man sich einmal als Land präsentiert, auf der anderen Seite mit der Kombination zusammen mit Belgien und den Niederlanden zeigt, dass man gemeinsam Ziele verfolgen kann. Dann kann man eine Euphorie entfachen, das haben Turniere in der Vergangenheit gezeigt, das ist das, was ich mir wünsche. Der Frauenfußball kommt dadurch noch mehr in den Vordergrund und es kann sich noch mehr entwickeln. Für Aktive gibt es nichts Schöneres, als vor eigenem Publikum auftreten zu können, das beflügelt enorm.  

DFB.de: Heute Nachmittag treffen Sie auf die B-Juniorinnen-Teams des SV Lippstadt und des SV Wüsten. Sie sind im Rahmen der DFB Women’s Week zu Gast beim DFB-Format „Der Beste Tag“. Für Sie ist es ein doppeltes Heimspiel, weil es auf dem DFB-Campus stattfindet und beide Teams aus Ihrer alten Heimat Ostwestfalen kommen. Wie schauen Sie auf diesen Termin?

Hrubesch: Ich freue mich drauf. Mit jungen Spielerinnen zu sprechen, zu erfahren, was sie bewegt und umtreibt, das ist etwas Wunderbares – egal, ob sie aus Ostwestfalen kommen oder nicht. Ich finde, das ist ein großartiges Format. Die Menschen aus den Amateurklubs lernen den Campus kennen, haben ein einmaliges Erlebnis. Da bin ich sehr gerne dabei.

[sal]

Horst Hrubesch gehört zu den sechs neuen Mitgliedern der Hall of Fame des deutschen Fußballs. Neben dem EM-Helden von 1980 und aktuellen Frauen-Bundestrainer wurden auch Bert Trautmann, Otto Rehhagel, Jupp Heynckes, Guido Buchwald und Bastian Schweinsteiger in den Kreis der Legenden im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund aufgenommen. Im DFB.de-Interview spricht Hrubesch über seinen besonderen Weg, über die Menschen, die ihn dabei begleitet haben. Und, typisch Hrubesch, besonders gerne über das, was vor ihm liegt.

DFB.de: Horst Hrubesch, herzlichen Glückwunsch zur Wahl in die Hall of Fame. Damit reihen Sie sich unter viele prominente Stürmer ein, darunter Gerd Müller, Uwe Seeler, Helmut Rahn, Rudi Völler und Co. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Horst Hrubesch: Ich muss sagen, ich war ziemlich überrascht, damit hab‘ ich überhaupt nicht gerechnet. Das ist natürlich eine besondere Ehre, und es freut mich auch für Guido Buchwald, Otto Rehhagel, Bastian Schweinsteiger und Jupp Heynckes. Da können wir alle stolz drauf sein.

DFB.de: Mit Anfang 20 standen Sie noch als Dachdecker auf den Häusern in Hamm und Umgebung. Sind solche Karrierewege heute noch möglich?

Hrubesch: Ja, ich glaube schon, dass das noch möglich ist. Das hatte sich bei mir damals so entwickelt, dass ich erst mit 23, 24 Jahren die Möglichkeit hatte, bei einem Bundesligisten zu trainieren und dann auch einzusteigen. Man sieht, was man mit harter Arbeit erreichen kann. Natürlich müssen da auch einige mithelfen, das ist heute ja auch nicht anders. Es gibt immer viele Leute, die dir helfen und dich mitnehmen, das ist wichtig, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

DFB.de: Sie haben schon angesprochen, gemeinsam mit in die Hall of Fame wird unter anderem Bastian Schweinsteiger aufgenommen, den Sie ja selbst noch in der U 19 trainiert haben. Macht Sie das ein wenig stolz?

Hrubesch: Ja, natürlich, das ist eine schöne Geschichte. Damals sind wir leider zusammen in der EM-Qualifikation an Tschechien gescheitert. Bastian hat sich davon nicht von seinem Ziel abbringen lassen. Er hat damals schon bei Bayern München in der Bundesliga und in der Champions League gespielt, da war der Weg eigentlich schon vorgezeichnet. Wenn man seine Karriere über die Jahre verfolgt, hat er es sich absolut verdient, in die Hall of Fame aufgenommen zu werden.

DFB.de: Haben Sie besondere Erinnerungen an Begegnungen mit Guido Buchwald, Otto Rehhagel, Jupp Heynckes oder dem bereits verstorbenen Bert Trautmann, die ebenfalls in ihrem Hall-of-Fame-Jahrgang sind?

Hrubesch: Mit Bert Trautmann habe ich keine direkte Verbindung, aber mich freut es sehr, dass er nicht vergessen wird. Er hat so eine tolle Karriere gehabt, so eine Lebensleistung. Mit Otto Rehhagel und Jupp Heynckes gab es über die Jahre immer wieder Begegnungen, das sind beides tolle Menschen und tolle Trainer. Es freut mich, dass ich mit diesen Leuten geehrt werde.

DFB.de: Wenn Sie auf ihre Karriere zurückblicken, welche Ereignisse stechen da heraus? Wer waren ihre wichtigsten Wegbegleiter?

Hrubesch: Man sollte die nicht vergessen, die einen in der Jugend gefördert und geprägt haben, bei mir waren sie zum Teil zehn, 15 Jahre an meiner Seite, bevor ich in den Profifußball kam. Später war Günter Netzer für mich immer ein wichtiger Begleiter, Ernst Happel hinten raus auch. Ich habe auch das Glück gehabt, dass ich mit Leuten wie Karl-Heinz Rummenigge, Klaus Allofs oder Toni Schumacher in der Nationalmannschaft spielen durfte. Mit so hochtalentierten Spielern zu spielen, die das gleiche Ziel haben, da kann man sich eigentlich nur verbessern und Erfolg haben. Für mich geht es nicht darum, einzelne Erfolge in den Blick zu nehmen, sondern das ganze Bild zu sehen – mit dem bin ich sehr zufrieden. Und ich bin sehr dankbar für alles, was ich erleben durfte.

DFB.de: Wie würde der Trainer Hrubesch mit dem Spieler Hrubesch umgehen?

Hrubesch: Der Spieler Hrubesch war für die Trainer sehr dankbar, der hat immer Gas gegeben. Aber der Trainer Hrubesch würde dem Spieler Hrubesch immer noch in den Hintern treten, es geht immer noch ein bisschen mehr. Der Trainer wird sicher auch mal sagen, dass mal etwas gut war, wird aber immer auch noch mehr einfordern. 

DFB.de: Gestern haben Sie sich in Köln das DFB-Pokalfinale der Frauen angeschaut. Wie schauen Sie sich ein Spiel an, bei dem Sie nicht an der Seitenlinie stehen?

Hrubesch: Eigentlich wertfrei. Für mich geht es darum, wer es mehr will und wer von Anfang an mehr da ist. Es macht keinen Sinn solche Spiele zu verlieren, weil man ein Jahr dafür gearbeitet hat, dorthin zu kommen. Am Ende des Tages geht es um die 90 oder 120 Minuten, da muss man alles bündeln. Wenn einer dann besser ist, ist es okay, deswegen bin ich da wertfrei, was die Mannschaften angeht. Wolfsburg war gestern besser und hat verdient gewonnen. Ich wollte natürlich auch schauen, wie fit meine Spielerinnen sind, gerade in so einem Finale. Und da haben alle einen guten Eindruck hinterlassen – was am Ende einer Saison nicht selbstverständlich ist.

DFB.de: Das Pokalfinale war erstmals schon am Vortag ausverkauft. Wie sehen Sie die Entwicklung des Endspiels?

Hrubesch: Ich bin froh, dass es ausverkauft war, das sollten solche Spiele grundsätzlich sein. Das war einfach eine klasse Veranstaltung, vom Vorprogramm bis zur Siegerehrung. Von der Stimmung her war das überragend, das hat richtig Spaß gemacht. Und einmal ein Zeichen dafür, wie sich der Frauenfußball bei uns, und damit auch das Finale, entwickelt.

DFB.de: Blicken wir auf die Nationalmannschaft. In der EM-Qualifikation wurden die ersten sechs Punkte eingefahren. Ist es hilfreich mit Blick auf Olympia, dass es keine Testspiele sind, sondern Qualifikationsspiele, in denen wirklich 100 Prozent gefragt sind?

Hrubesch: Länderspiele sind für mich immer Spiele, die man mit 100 Prozent angehen muss, auch wenn es Freundschaftsspiele sind. Wir haben den großen Vorteil, dass wir in der Qualifikation schon zwei Siege eingefahren haben. Jetzt gegen Polen werden wir versuchen, wieder sechs Punkte einzufahren, so dass wir die letzen beiden Spiele als klare Vorbereitung für Olympia nutzen können. Wir haben gut begonnen, es wird wichtig, dass wir von Anfang an gegen Polen Vollgas geben und beide Spiele gewinnen. 

DFB.de: Bis Olympia stehen einige wichtige Termine auf dem Programm. Einer davon ist der 17. Mai, an dem über die Vergabe der Weltmeisterschaft 2027 entscheiden wird. Der DFB hat sich gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden um die Ausrichtung beworben. Was bedeutet ein Heimturnier für Sportlerinnen und Sportler?

Hrubesch: Es ist eine Geschichte, bei der man sich einmal als Land präsentiert, auf der anderen Seite mit der Kombination zusammen mit Belgien und den Niederlanden zeigt, dass man gemeinsam Ziele verfolgen kann. Dann kann man eine Euphorie entfachen, das haben Turniere in der Vergangenheit gezeigt, das ist das, was ich mir wünsche. Der Frauenfußball kommt dadurch noch mehr in den Vordergrund und es kann sich noch mehr entwickeln. Für Aktive gibt es nichts Schöneres, als vor eigenem Publikum auftreten zu können, das beflügelt enorm.  

DFB.de: Heute Nachmittag treffen Sie auf die B-Juniorinnen-Teams des SV Lippstadt und des SV Wüsten. Sie sind im Rahmen der DFB Women’s Week zu Gast beim DFB-Format „Der Beste Tag“. Für Sie ist es ein doppeltes Heimspiel, weil es auf dem DFB-Campus stattfindet und beide Teams aus Ihrer alten Heimat Ostwestfalen kommen. Wie schauen Sie auf diesen Termin?

Hrubesch: Ich freue mich drauf. Mit jungen Spielerinnen zu sprechen, zu erfahren, was sie bewegt und umtreibt, das ist etwas Wunderbares – egal, ob sie aus Ostwestfalen kommen oder nicht. Ich finde, das ist ein großartiges Format. Die Menschen aus den Amateurklubs lernen den Campus kennen, haben ein einmaliges Erlebnis. Da bin ich sehr gerne dabei.

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