Lukas Hradecky: "Es wäre das Allergrößte, den Pott hochzuhalten"

Nach dem Schlusspfiff im Halbfinal-Krimi auf Schalke gab es für Manfred Petz kein Halten mehr. Trotz seiner 57 Jahre flitzte der Torwarttrainer der Frankfurter Eintracht, den alle nur "Moppes" rufen, übers halbe Feld und sprang einem Mann in die Arme, der, wie Stopper Marco Russ drastisch formulierte, "uns mal wieder den Allerwertesten gerettet hat": Lukas Hradecky. Der 28 Jahre alte Finne, der sich seit drei Jahren in Frankfurt sehr zuverlässig querlegt, hatte sein Team gerade mit drei, vier außergewöhnlichen Paraden überhaupt im Spiel gehalten und die Basis gelegt für den neuerlichen Einzug ins Endspiel. Ohnehin ist der dünne Schlacks der beste Torwart dieser Pokalsaison, in fünf Spielen kassierte Hradecky lediglich ein einziges Gegentor, beim 2:1 nach Verlängerung im Achtelfinale beim Zweitligisten 1. FC Heidenheim, allein Marc Schnatterer hatte den Schlussmann überwinden können, ansonsten blieb er ohne Gegentreffer. "Für Lukas", sagte Moppes Petz später, als er mit Herzen und Schulterklopfen endlich fertig war, "für Lukas hat es mich extrem gefreut." Die Wochen zuvor seien nicht leicht für ihn gewesen.

In dieser Zeit nämlich durchschritt Hradecky seine erste ernsthafte Krise in Frankfurt. Es war ein Ball, den einer wie er normalerweise mit Anzug und Hut nachts um halb drei abgreift, doch im Bundesligaspiel gegen Werder Bremen glitt ihm die Kugel durch die Hände. Es war ein spätes Gegentor, die Eintracht unterlag dadurch 1:2 - und Hradecky, dieser ewig gut gelaunte, lustige Skandinavier mit slowakischen Wurzeln, hatte schwer zu schlucken an diesem Bolzen, er grübelte viel, ging sehr kritisch mit sich ins Gericht. In den nächsten Partien wirkte er fahrig, verunsichert, sein verhängnisvoller Fehler hatte ihm mehr zugesetzt als er sich selbst hatte eingestehen wollen. "Gebt mir noch eine Woche Zeit, dann bin ich wieder der alte", bat er um Verständnis. Es brauchte viele lange Gespräche mit Moppes Petz, einst selbst Torwart beim FSV Mainz 05 und vertraut mit der Psyche von Ballfängern, bis Hradecky wieder in der Spur war. Und es brauchte diese Klassepartie auf Schalke: "Der alte Lukas ist nie weg gewesen. Er hat nur Urlaub gemacht", sagte er dann auf seine typische Art. "Wenn es zählt, bin ich da."

Hradecky, die Frankfurter "Spinne"

Lukas Hradecky war drei Jahre lang in der Bundesliga immer da. Der Ballfänger, der fließend slowakisch, finnisch, dänisch, deutsch und englisch spricht und mit seiner Meinung selten hinter dem Berg hält, dieser Hradecky stand in 101 von 102 möglichen Bundesligaspielen im Frankfurter Tor, nur einmal musste er pausieren, nach einem Platzverweis, als er außerhalb des Strafraums die Hand benutzt hatte. Ansonsten war er immer zur Stelle, in der Regel mit überragenden Paraden, oft genug in Phasen, da das Spiel auf der Kippe stand. Größere Fehler? Absolute Seltenheit. Er ist ein Torwart, der sehr kontinuierlich auf hohem Niveau spielt, und seine Stärken in den Eins-gegen-Eins-Situationen hat. Deshalb wird er in Frankfurt "Spinne" genannt.

Die Eintracht hat Hradecky, der 2015 als namenloser Torwart von Bröndby IF nach Frankfurt kam und zu einem der besten Schlussmänner der Liga avancierte, viel zu verdanken. Jetzt, im Sommer nach Ablauf seines Vertrags, werden sich die Wege trennen, Saunafreund Hradecky wird wechseln, in Frederik Rönnow haben die Hessen bereits einen Nachfolger gefunden, der in die Fußstapfen des Alphatiers treten wird. Der Klub hätte liebend gerne mit dem 36-maligen finnischen Nationalspieler verlängert, er war bereit, beim Gehalt bis zur Schmerzgrenze und darüber zu gehen, doch Hradecky und sein Berater, Vater Vladimir, lehnten alle Offerten rundherum ab. 



Nach dem Schlusspfiff im Halbfinal-Krimi auf Schalke gab es für Manfred Petz kein Halten mehr. Trotz seiner 57 Jahre flitzte der Torwarttrainer der Frankfurter Eintracht, den alle nur "Moppes" rufen, übers halbe Feld und sprang einem Mann in die Arme, der, wie Stopper Marco Russ drastisch formulierte, "uns mal wieder den Allerwertesten gerettet hat": Lukas Hradecky. Der 28 Jahre alte Finne, der sich seit drei Jahren in Frankfurt sehr zuverlässig querlegt, hatte sein Team gerade mit drei, vier außergewöhnlichen Paraden überhaupt im Spiel gehalten und die Basis gelegt für den neuerlichen Einzug ins Endspiel. Ohnehin ist der dünne Schlacks der beste Torwart dieser Pokalsaison, in fünf Spielen kassierte Hradecky lediglich ein einziges Gegentor, beim 2:1 nach Verlängerung im Achtelfinale beim Zweitligisten 1. FC Heidenheim, allein Marc Schnatterer hatte den Schlussmann überwinden können, ansonsten blieb er ohne Gegentreffer. "Für Lukas", sagte Moppes Petz später, als er mit Herzen und Schulterklopfen endlich fertig war, "für Lukas hat es mich extrem gefreut." Die Wochen zuvor seien nicht leicht für ihn gewesen.

In dieser Zeit nämlich durchschritt Hradecky seine erste ernsthafte Krise in Frankfurt. Es war ein Ball, den einer wie er normalerweise mit Anzug und Hut nachts um halb drei abgreift, doch im Bundesligaspiel gegen Werder Bremen glitt ihm die Kugel durch die Hände. Es war ein spätes Gegentor, die Eintracht unterlag dadurch 1:2 - und Hradecky, dieser ewig gut gelaunte, lustige Skandinavier mit slowakischen Wurzeln, hatte schwer zu schlucken an diesem Bolzen, er grübelte viel, ging sehr kritisch mit sich ins Gericht. In den nächsten Partien wirkte er fahrig, verunsichert, sein verhängnisvoller Fehler hatte ihm mehr zugesetzt als er sich selbst hatte eingestehen wollen. "Gebt mir noch eine Woche Zeit, dann bin ich wieder der alte", bat er um Verständnis. Es brauchte viele lange Gespräche mit Moppes Petz, einst selbst Torwart beim FSV Mainz 05 und vertraut mit der Psyche von Ballfängern, bis Hradecky wieder in der Spur war. Und es brauchte diese Klassepartie auf Schalke: "Der alte Lukas ist nie weg gewesen. Er hat nur Urlaub gemacht", sagte er dann auf seine typische Art. "Wenn es zählt, bin ich da."

Hradecky, die Frankfurter "Spinne"

Lukas Hradecky war drei Jahre lang in der Bundesliga immer da. Der Ballfänger, der fließend slowakisch, finnisch, dänisch, deutsch und englisch spricht und mit seiner Meinung selten hinter dem Berg hält, dieser Hradecky stand in 101 von 102 möglichen Bundesligaspielen im Frankfurter Tor, nur einmal musste er pausieren, nach einem Platzverweis, als er außerhalb des Strafraums die Hand benutzt hatte. Ansonsten war er immer zur Stelle, in der Regel mit überragenden Paraden, oft genug in Phasen, da das Spiel auf der Kippe stand. Größere Fehler? Absolute Seltenheit. Er ist ein Torwart, der sehr kontinuierlich auf hohem Niveau spielt, und seine Stärken in den Eins-gegen-Eins-Situationen hat. Deshalb wird er in Frankfurt "Spinne" genannt.

Die Eintracht hat Hradecky, der 2015 als namenloser Torwart von Bröndby IF nach Frankfurt kam und zu einem der besten Schlussmänner der Liga avancierte, viel zu verdanken. Jetzt, im Sommer nach Ablauf seines Vertrags, werden sich die Wege trennen, Saunafreund Hradecky wird wechseln, in Frederik Rönnow haben die Hessen bereits einen Nachfolger gefunden, der in die Fußstapfen des Alphatiers treten wird. Der Klub hätte liebend gerne mit dem 36-maligen finnischen Nationalspieler verlängert, er war bereit, beim Gehalt bis zur Schmerzgrenze und darüber zu gehen, doch Hradecky und sein Berater, Vater Vladimir, lehnten alle Offerten rundherum ab. 

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"Wegen Ergebnissen schlafe ich nicht schlechter"

Das Pokalfinale von Berlin ist also Hradeckys Abschiedsspiel. Es wird ein Spiel mit Wehmut sein, denn er hat sich pudelwohl gefühlt in der Stadt, im Klub, wo er hoch respektiert und ein prima Standing hatte. "Es wäre das Allergrößte, zum Schluss noch mal den Pott hochzuhalten", hat er schon gesagt. An ihm soll es sicher nicht scheitern. Und die Pokalfinal-Atmosphäre kennt er bestens, schon im vergangenen Jahr hütete er das Allerheiligste im Endspiel gegen Borussia Dortmund.

Auf ihn wird es wieder ankommen, wie so oft. "Ich bin der letzte Mann mit der größten Verantwortung auf dem Platz", hat er mal gesagt, aber auch gleich hinzu gefügt. "Das macht mir keine Angst." Ganz früher, zu Beginn seiner Karriere noch im finnischen Turku, wo es so kalt war, dass er sich Zeitungspapier in die Torwarthandschuhe gesteckt hat, haben ihn Gegentore fast noch persönlich getroffen. Inzwischen geht er damit lockerer um, "wegen Ergebnissen schlafe ich nicht schlechter", sagt er.

Zwei Kisten Bier als Handgeld

Ohnehin hat sich der Sympathieträger im Bundesligazirkus eine beeindruckende Ungezwungenheit und Lebensfreude bewahrt, eine ansteckende Fröhlichkeit und Offenheit, die man selten erlebt. Er ist authentisch, nimmt kaum ein Blatt vor den Mund, weicht auch bei Niederlagen kritischen Nachfragen nicht aus. Nach Siegen pflegt er mit seinem Torwartkollegen Jan Zimmermann noch in der Kabine ein oder zwei Gläschen Bier zu trinken, selbst wenn das Trainer Niko Kovac nicht gerne sieht. Bier ist eh das Lieblingsgetränk des Finnen. Was ihm ein Verein denn bieten müsse, zu dem er wechseln werde, ist er unlängst gefragt worden. "Als Handgeld", hat Hradecky lachend gesagt, "zwei Kisten Bier."

Die freilich würden nicht reichen, sollte Lukas Hradecky, dieser tadellose Sportsmann, in Berlin in seinem letzten Spiel für Eintracht Frankfurt den Pott tatsächlich in die Höhe stemmen.

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