Horst will helfen: Spätwerk des Weltmeisters

"Ja, ich bin immer noch gerne unterwegs. Wenn ich gefragt werde, gehe ich da auch hin". Der Benjamin von Bern, bei der WM 1954 der jüngste von Herberger eingesetzte Spieler, ist heute 85 Jahre alt, aber immer noch spürt man seine Vitalität, seine Begeisterung - an der Sache, sicher, aber viel mehr noch am Menschen. Horst Eckel strahlt bis heute in jeder Begegnung. Der Weltmeister von 1954 hat nun also nochmal ein Spätwerk angepackt. Am Sonntag gründete er gemeinsam mit seiner Tochter Dagmar und vom DFB tatkräftig unterstützt eine Stiftung in seinem Namen. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Der Papa steht nicht mehr so viel auf dem Tennisplatz", sagt Dagmar Eckel, die den Vorsitz des Stiftungsrats übernimmt.

Horst will helfen, nochmal und wieder helfen, und nachdem er die Idee einer Stiftung formuliert hatte, erstmals in einem Brief an den DFB-Präsidenten im Sommer, haben sich schnell viele gefunden, die Horst Eckel bei seiner Stiftung helfen wollen. Das inzwischen versammelte Botschafterkorps liest sich wie ein "Who’s who" aus den Glanzzeiten des 1. FC Kaiserslautern. Andreas Brehme, Hans-Peter Briegel, Axel Roos, Ronny Hellström, Ciriaco Sforza, Martin Wagner und Markus Merk - alle wollen für Eckels Stiftung Termine übernehmen.

Unterstützung auch vom DFB

Auch der DFB unterstützt den Weltmeister und hat ein Modell entwickelt, wie man der Familie Eckel bei der zeitaufreibenden Stiftungsarbeit unter die Arme greift. "Die Horst-Eckel-Stiftung wurde als treuhänderische Stiftung gegründet. Das operative Geschäft wird komplett durch die DFB-Stiftung Sepp Herberger abgedeckt", versprach Stephan Osnabrügge am Sonntagabend im Fritz-Walter-Stadion. Kurz vor dem Anstoß des WM-Qualifikationsspiels gegen Aserbaidschan überreichten der DFB-Schatzmeister und DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg einen Scheck über 10.000 Euro an die Eckels. Mit dem Gründungsstock, den Dagmar Eckel eingebracht hat, ist die Stiftung nun erstmal aufgestellt. Die Arbeit kann beginnen.

Zwei Stiftungszwecke sollen verfolgt werden, beide liegen Horst Eckel am Herzen. Zum einen sollen Bildungsprojekte in Fußballvereinen gefördert, zum anderen Sportangebote für ältere und auch wirklich alte Menschen entwickelt werden. "Dass ich so alt geworden bin, dass ich bis heute einigermaßen fit bin, hat nur mit dem Sport zu tun", sagt Eckel. Doch es fehlten die Angebote für über 60-Jährige, meinen die Eckels, und genau hier soll die Stiftung ansetzen und bestehende Projekte fördern. Spätestens seit dem "Pisa-Schock" weiß man, dass es trotz Flynn-Effekt - jede neue Generation hat einen leicht höheren IQ als die vorige - und immer mehr Abiturienten - 1992 legten 31 Prozent der Schüler das Abitur ab, 2015 waren es 53 Prozent - durchaus eine Bildungsmisere in Deutschland gibt.

Verbunden mit dem FCK

Eckels Stiftung will deshalb Projekte fördern, die insbesondere Kinder aus sozial schwachen Familien Bildungsangebote machen. Wie bei vielen anderen Themen, soll der Fußball als Medium der Ansprache dienen. Eckel selbst hat sich nach seiner Fußballkarriere zum Lehrer ausgebildet. Von 1973 bis Mitte der neunziger Jahre unterrichtete er Kunst, Werken und Sport an der Kuseler Realschule, bis heute nennt er die Zeit als Lehrer "einen der großen Glücksfälle meines Lebens". Eckel weiter: "Jungen Menschen Bildung zu vermitteln, hat mir immer Spaß gemacht. Noch heute begegne ich ehemaligen Schülern, die sich bei mir bedanken."

Und noch heute ist er dem Verein verbunden, bei dem er damals an der Seite Fritz Walters spielte. 1951 und 1953 wurde Eckel mit dem 1. FC Kaiserslautern Deutscher Meister. Aktuell steht der Klub mit fünf Punkten auf dem vorletzten Platz der 2. Bundesliga. Doch der Weltmeister ist zuversichtlich, auch wegen des neuen Trainers auf dem Betzenberg. "Jeff Strasser ist ein anständiger junger Mann und der hat auch Ahnung", urteilt Eckel.

20 Jahre Arbeit für die Sepp Herberger-Stiftung

Zwanzig Jahre war er für die Herberger-Stiftung als Botschafter unterwegs, oft hat er junge Strafgefangene in den Vollzugsanstalten besucht. "Dafür sind wir ihm unendlich dankbar", sagt Stiftungsgeschäftsführer Tobias Wrzesinski. "Man glaubt das vielleicht nicht, aber wenn Horst Eckel über Bern und das Endspiel gegen die übermächtigen Ungarn erzählte, hat er auch noch die jüngsten Strafgefangenen erreicht." Als Zeichen der Dankbarkeit für Eckels Verdienste wird die Herberger-Stiftung ab diesem Jahr einen "Horst-Eckel-Sonderpreis" vergeben, mit dem Vereine ausgezeichnet werden, die sich um in Not geratene Mitglieder kümmern.

Als am Sonntagabend auf dem Betzenberg mit der Scheckübergabe der offizielle Startschuss für Eckels Stiftung erfolgt war, spendeten die 35.000 Zuschauer reichlich Applaus. Und seine Tochter Dagmar verdrückte die eine oder andere Träne. "Ich verehre meinen Vater, ich bewundere ihn als Sportler und wirklich mehr noch als Mensch. Er hat es ein Leben lang verstanden, wirklich auf alle Menschen zuzugehen, egal ob reich oder arm, egal welcher Herkunft und welchen Alters." Als Dagmar Eckel das sagt, schaut Horst Eckel kurz zu ihr rüber. "Das ist doch ganz normal", sagt der Weltmeister, der seit heute wieder unterwegs ist. Jetzt im Dienste seiner eigenen Stiftung.

[th]

"Ja, ich bin immer noch gerne unterwegs. Wenn ich gefragt werde, gehe ich da auch hin". Der Benjamin von Bern, bei der WM 1954 der jüngste von Herberger eingesetzte Spieler, ist heute 85 Jahre alt, aber immer noch spürt man seine Vitalität, seine Begeisterung - an der Sache, sicher, aber viel mehr noch am Menschen. Horst Eckel strahlt bis heute in jeder Begegnung. Der Weltmeister von 1954 hat nun also nochmal ein Spätwerk angepackt. Am Sonntag gründete er gemeinsam mit seiner Tochter Dagmar und vom DFB tatkräftig unterstützt eine Stiftung in seinem Namen. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Der Papa steht nicht mehr so viel auf dem Tennisplatz", sagt Dagmar Eckel, die den Vorsitz des Stiftungsrats übernimmt.

Horst will helfen, nochmal und wieder helfen, und nachdem er die Idee einer Stiftung formuliert hatte, erstmals in einem Brief an den DFB-Präsidenten im Sommer, haben sich schnell viele gefunden, die Horst Eckel bei seiner Stiftung helfen wollen. Das inzwischen versammelte Botschafterkorps liest sich wie ein "Who’s who" aus den Glanzzeiten des 1. FC Kaiserslautern. Andreas Brehme, Hans-Peter Briegel, Axel Roos, Ronny Hellström, Ciriaco Sforza, Martin Wagner und Markus Merk - alle wollen für Eckels Stiftung Termine übernehmen.

Unterstützung auch vom DFB

Auch der DFB unterstützt den Weltmeister und hat ein Modell entwickelt, wie man der Familie Eckel bei der zeitaufreibenden Stiftungsarbeit unter die Arme greift. "Die Horst-Eckel-Stiftung wurde als treuhänderische Stiftung gegründet. Das operative Geschäft wird komplett durch die DFB-Stiftung Sepp Herberger abgedeckt", versprach Stephan Osnabrügge am Sonntagabend im Fritz-Walter-Stadion. Kurz vor dem Anstoß des WM-Qualifikationsspiels gegen Aserbaidschan überreichten der DFB-Schatzmeister und DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg einen Scheck über 10.000 Euro an die Eckels. Mit dem Gründungsstock, den Dagmar Eckel eingebracht hat, ist die Stiftung nun erstmal aufgestellt. Die Arbeit kann beginnen.

Zwei Stiftungszwecke sollen verfolgt werden, beide liegen Horst Eckel am Herzen. Zum einen sollen Bildungsprojekte in Fußballvereinen gefördert, zum anderen Sportangebote für ältere und auch wirklich alte Menschen entwickelt werden. "Dass ich so alt geworden bin, dass ich bis heute einigermaßen fit bin, hat nur mit dem Sport zu tun", sagt Eckel. Doch es fehlten die Angebote für über 60-Jährige, meinen die Eckels, und genau hier soll die Stiftung ansetzen und bestehende Projekte fördern. Spätestens seit dem "Pisa-Schock" weiß man, dass es trotz Flynn-Effekt - jede neue Generation hat einen leicht höheren IQ als die vorige - und immer mehr Abiturienten - 1992 legten 31 Prozent der Schüler das Abitur ab, 2015 waren es 53 Prozent - durchaus eine Bildungsmisere in Deutschland gibt.

Verbunden mit dem FCK

Eckels Stiftung will deshalb Projekte fördern, die insbesondere Kinder aus sozial schwachen Familien Bildungsangebote machen. Wie bei vielen anderen Themen, soll der Fußball als Medium der Ansprache dienen. Eckel selbst hat sich nach seiner Fußballkarriere zum Lehrer ausgebildet. Von 1973 bis Mitte der neunziger Jahre unterrichtete er Kunst, Werken und Sport an der Kuseler Realschule, bis heute nennt er die Zeit als Lehrer "einen der großen Glücksfälle meines Lebens". Eckel weiter: "Jungen Menschen Bildung zu vermitteln, hat mir immer Spaß gemacht. Noch heute begegne ich ehemaligen Schülern, die sich bei mir bedanken."

Und noch heute ist er dem Verein verbunden, bei dem er damals an der Seite Fritz Walters spielte. 1951 und 1953 wurde Eckel mit dem 1. FC Kaiserslautern Deutscher Meister. Aktuell steht der Klub mit fünf Punkten auf dem vorletzten Platz der 2. Bundesliga. Doch der Weltmeister ist zuversichtlich, auch wegen des neuen Trainers auf dem Betzenberg. "Jeff Strasser ist ein anständiger junger Mann und der hat auch Ahnung", urteilt Eckel.

20 Jahre Arbeit für die Sepp Herberger-Stiftung

Zwanzig Jahre war er für die Herberger-Stiftung als Botschafter unterwegs, oft hat er junge Strafgefangene in den Vollzugsanstalten besucht. "Dafür sind wir ihm unendlich dankbar", sagt Stiftungsgeschäftsführer Tobias Wrzesinski. "Man glaubt das vielleicht nicht, aber wenn Horst Eckel über Bern und das Endspiel gegen die übermächtigen Ungarn erzählte, hat er auch noch die jüngsten Strafgefangenen erreicht." Als Zeichen der Dankbarkeit für Eckels Verdienste wird die Herberger-Stiftung ab diesem Jahr einen "Horst-Eckel-Sonderpreis" vergeben, mit dem Vereine ausgezeichnet werden, die sich um in Not geratene Mitglieder kümmern.

Als am Sonntagabend auf dem Betzenberg mit der Scheckübergabe der offizielle Startschuss für Eckels Stiftung erfolgt war, spendeten die 35.000 Zuschauer reichlich Applaus. Und seine Tochter Dagmar verdrückte die eine oder andere Träne. "Ich verehre meinen Vater, ich bewundere ihn als Sportler und wirklich mehr noch als Mensch. Er hat es ein Leben lang verstanden, wirklich auf alle Menschen zuzugehen, egal ob reich oder arm, egal welcher Herkunft und welchen Alters." Als Dagmar Eckel das sagt, schaut Horst Eckel kurz zu ihr rüber. "Das ist doch ganz normal", sagt der Weltmeister, der seit heute wieder unterwegs ist. Jetzt im Dienste seiner eigenen Stiftung.

###more###