Horst Hrubesch: "Algeriens Team heute erinnert mich an 1982"

Gegen kaum eine Mannschaft auf der Welt hat das deutsche Nationalteam eine ähnlich verbesserungswürdige Bilanz als gegen Algerien: Beide Aufeinandertreffen gewannen die Nordafrikaner. Am 1. Januar 1964 ein Freundschaftsspiel mit 2:0 und am 16. Juni 1982 in der Vorrunde der WM in Spanien mit 2:1. Eine gute Gelegenheit hat das Team von Bundestrainer Joachim Löw heute (22 Uhr MESZ, live im ZDF), um im Achtelfinale der WM 2014 in Brasilien gegen Algerien in Porto Alegre die Bilanz aufzupolieren und ins Viertelfinale einzuziehen.

Horst Hrubesch ist einer, der gegen Algerien anno 1982 auf dem Platz stand. Es war das 17. Länderspiel für den Angreifer vom Hamburger SV. Zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge, der den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte, und Pierre Littbarski stürmte das "Kopfball-Ungeheuer" gegen die Afrikaner. Trotz der Niederlage schaffte Hrubesch mit dem DFB-Team später den Finaleinzug. Dort unterlag die Auswahl von Trainer Jupp Derwall gegen Italien 1:3 - es war Hrubeschs letztes Länderspiel.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Geis spricht DFB-Trainer Horst Hrubesch über Algerien, die WM 1982 und die Entwicklung seiner U 21-Europameister fünf Jahre nach dem Triumph von 2009.

DFB.de: Horst Hrubesch, wir wollen mit Ihnen über Algerien sprechen.

Horst Hrubesch: Oh, da habe ich schlechte Erinnerungen...

DFB.de: Wir können uns denken, warum...

Hrubesch: Klar, schließlich haben wir 1982 verloren.

DFB.de: Wie würden Sie den Spielstil der Algerier von damals charakterisieren? Wieso hat sich die deutsche Mannschaft so schwergetan?



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Gegen kaum eine Mannschaft auf der Welt hat das deutsche Nationalteam eine ähnlich verbesserungswürdige Bilanz als gegen Algerien: Beide Aufeinandertreffen gewannen die Nordafrikaner. Am 1. Januar 1964 ein Freundschaftsspiel mit 2:0 und am 16. Juni 1982 in der Vorrunde der WM in Spanien mit 2:1. Eine gute Gelegenheit hat das Team von Bundestrainer Joachim Löw heute (22 Uhr MESZ, live im ZDF), um im Achtelfinale der WM 2014 in Brasilien gegen Algerien in Porto Alegre die Bilanz aufzupolieren und ins Viertelfinale einzuziehen.

Horst Hrubesch ist einer, der gegen Algerien anno 1982 auf dem Platz stand. Es war das 17. Länderspiel für den Angreifer vom Hamburger SV. Zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge, der den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte, und Pierre Littbarski stürmte das "Kopfball-Ungeheuer" gegen die Afrikaner. Trotz der Niederlage schaffte Hrubesch mit dem DFB-Team später den Finaleinzug. Dort unterlag die Auswahl von Trainer Jupp Derwall gegen Italien 1:3 - es war Hrubeschs letztes Länderspiel.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Geis spricht DFB-Trainer Horst Hrubesch über Algerien, die WM 1982 und die Entwicklung seiner U 21-Europameister fünf Jahre nach dem Triumph von 2009.

DFB.de: Horst Hrubesch, wir wollen mit Ihnen über Algerien sprechen.

Horst Hrubesch: Oh, da habe ich schlechte Erinnerungen...

DFB.de: Wir können uns denken, warum...

Hrubesch: Klar, schließlich haben wir 1982 verloren.

DFB.de: Wie würden Sie den Spielstil der Algerier von damals charakterisieren? Wieso hat sich die deutsche Mannschaft so schwergetan?

Hrubesch: Sie sind ein unangenehmer Gegner. Zudem waren wir teilweise selbst schuld, weil wir sehr kompliziert gespielt haben. Wir haben den Kampf nicht angenommen, weil wir mit der aggressiven Spielweise und Mentalität nicht zurechtgekommen sind. Davon haben wir uns beeindrucken lassen. Und als wir nach dem 1:1 gedacht haben, wir hätten sie im Griff, erzielten sie gleich das 2:1.

DFB.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Mannschaft von Algerien ein?

Hrubesch: Die Algerier haben mich schon ein wenig an das Team von 1982 erinnert. Sie stehen in der Defensive gut geordnet, sind robust und haben ebenfalls eine gute Einstellung. Das wird sicher kein Selbstläufer. Aber wenn unsere Mannschaft sie richtig erwischt, so wie es gegen Portugal geklappt hat, dann können wir sie besiegen. Wenn man allerdings nicht gut ins Spiel reinkommt, kann auch Algerien gefährlich werden.

DFB.de: Wie haben Sie die deutsche Mannschaft bisher bei der WM gesehen?

Hrubesch: Man kann mit den Jungs absolut zufrieden sein. Das erste Spiel gegen Portugal war enorm wichtig, weil man nie weiß, wo man steht. Ghana und die USA haben uns körperlich alles abverlangt. Daher hat mich vor allem die Reaktion im Ghana-Spiel begeistert, als das Team nach dem Rückstand noch zulegen und zurückschlagen konnte. Gegen die USA sind sie das Spiel so angegangen, wie man es in einer solchen Situation tun muss. Es haben nur mehr Tore gefehlt. Die Deutschen haben die Partie kontrolliert und keine Torchance zugelassen.

DFB.de: Fünf Jahre ist der EM-Titel mit der U 21 in Schweden nun her. Wie zufrieden sind Sie mit "Ihren" U 21-Europameistern von 2009: Boateng, Hummels, Höwedes, Khedira, Neuer und Özil?

Hrubesch: Ich bin mit allen hochzufrieden. Besonders freut mich, dass Sami Khedira, der damals unser Kapitän war, wieder soweit ist und nach seiner Verletzung die Mannschaft anführen kann. Jerome, Mats und Mesut haben sich zu Spitzenspielern entwickelt. Auch Benedikt Höwedes hat sich auf der ungewohnten Position des linken Verteidigers gut in das Turnier reingebissen. Aber der beste Typ ist für mich Manuel Neuer.

DFB.de: Warum?

Hrubesch: Es macht einfach Spaß, ihn zu sehen. Er gibt der Mannschaft große Sicherheit, ist aber auch locker genug, um nicht zu verkrampfen. Er hat sich sensationell entwickelt. Für mich ist er der beste Torwart der Welt, ohne Frage.

DFB.de: Mit Ashkan Dejagah für den Iran und Fabian Johnson für die USA spielen zwei der EURO-Helden von 2009 mittlerweile für andere Nationen. Ist da bei Ihnen ein Stück Wehmut dabei?

Hrubesch: Ehrlich gesagt: ja. Beide haben sich leider für einen anderen Weg entschieden, aber sie haben gezeigt, dass sie das Niveau haben, um bei einer Weltmeisterschaft zu bestehen. Johnson hat alles: Er ist technisch gut, schnell, zweikamfpstark, kann in der Offensive und in der Abwehr spielen. Ein prima Junge. Und auch Ashkan kann stolz sein, dass er für den Iran an der WM teilgenommen hat.

DFB.de: Wie weit kann es für die deutsche Mannschaft bei diesem Turnier noch gehen?

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Hrubesch: Weit, sehr weit. Zuversichtlich macht mich, dass wir in fast allen Bereichen noch Steigerungspotenzial haben. Wir haben Bastian Schweinsteiger, der eben erst ins Turnier kommt. Mesut Özil ist auf dem Weg, sein bestes Niveau zu erreichen. Und auf den Außenbahnen haben wir immer noch hervorragende Spieler in der Hinterhand. Die Jungs haben die Vorgaben von Jogi Löw bisher prima umgesetzt. Und dann haben wir noch einen überragenden Thomas Müller in unseren Reihen. Was er spielt, ist absolute Weltklasse. Er hilft der Mannschaft auch, und zwar nicht nur durch seine Tore.

DFB.de: Mit Erik Durm, Matthias Ginter und Shkodran Mustafi spielen drei aktuelle U 21-Nationalspieler bei der WM mit. Wie präsentieren sich die Jungs bisher?

Hrubesch: Es war ja bei der Qualität in unserer Nationalmannschaft klar, dass es für alle drei schwierig wird, zum Einsatz zu kommen. Aber dass wir wieder so viele junge Spieler im Team haben, zeigt, was wir in der Nachwuchsarbeit gut gemacht haben. Unser Gesamtkonstrukt mit dem Talentförderprogramm, den Leistungszentren und Eliteschulen ist einfach klasse. Die Jungs sollen weiter im Training alles geben und Druck auf die Stammspieler aufbauen, damit das Niveau weiter gesteigert wird. Von den Erfahrungen, die sie jetzt sammeln, werden sie sehr profitieren.

DFB.de: Hat das Turnier in Brasilien bei Ihnen den Wunsch weiter gesteigert, 2016 bei den Olympischen Spielen mit dem deutschen Team ebenfalls in Brasilien (in Rio de Janeiro; Anm. d. Red.) anzutreten?

Hrubesch: Na klar. Aber dafür habe ich die WM nicht gebraucht. Brasilien und die Olympischen Spiele sind unser großes Ziel. Wenn man bei diesem Turnier sieht, wie man mit den Bedingungen zurecht kommen muss, wie die Südamerikaner hier alles geben: Da muss es einfach unser Ziel sein, hierher zu fahren und hier zu bestehen.