Holtmann: Über Umwege nach oben

Ungehorsam kann manchmal heilsam sein. Weil es der linke Außenstürmer Gerrit Holtmann vor einigen Jahren in der Jugendmannschaft von Werder Bremen immer mal wieder mit der Disziplin beim Training nicht so genau nahm, ließ ihn sein damaliger Konditionstrainer Lars Figura zur Strafe laufen. Kurze Sprints, lange Sprints - stets im Wechsel. Das Ergebnis: Der 21-jährige Zugang des 1. FSV Mainz 05 gehörte in der vergangenen Saison, als er noch für Eintracht Braunschweig auflief, zu den schnellsten Spielern der Liga.

Derart rasant verlief die bisherige Karriere von Holtmann allerdings nicht; im Gegenteil. Der Linksfuß kam erst in diesem Jahr über den Umweg Regionalliga und 2. Bundesliga in Deutschlands höchster Spielklasse an. Die Grundlage dafür war auch seine Ausbildung am DFB-Stützpunkt in Bremen, die er zweimal in Anspruch nahm. 2010 wechselte der in Bremerhaven geborene Holtmann vom OSC Bremerhaven in die Jugend von Werder Bremen und galt als hoffnungsvolles Talent.

"Ich habe Gerrit als extrem schnellen Offensivspieler erlebt, der einen erstaunlich ausgeprägten Offensivdrang auch in Eins-gegen-eins-Situationen besaß", erzählt DFB-Stützpunktkoordinator Thomas Horsch, der für den Bereich des Bremer Fußballverbandes zuständig ist, im Gespräch mit DFB.de. Der 47-jährige Fußball-Lehrer versprach sich schon damals einiges von dem 1,83 Meter großen Angreifer, konnte zunächst jedoch Holtmanns' Schwächen nicht abstellen. "Gerrit spielte damals oft zu unruhig am Ball, er agierte hibbelig", erklärt Horsch. "Auch war er damals das erste Mal von Zuhause weg, alles war neu für ihn. Es wurde deutlich, dass Gerrit noch seine Zeit braucht."

Von Bremen zurück nach Bremerhaven

Aus diesem Grund entschied sich Werder, den damals gerade volljährigen Außenstürmer nicht weiter zu beschäftigen. Holtmann kehrte 2013 nach Bremerhaven zurück. Seine selbst gewählte Zurückstufung beim JFV Bremerhaven schien zunächst wie ein Rückschritt, bedeutete aber in Wahrheit Holtmanns‘ Karriere-Sprungbrett. Denn parallel nutzte der Angreifer wieder das Talentförderprogramm des DFB unter der Leitung von Thomas Horsch. "Manchmal muss man einen Umweg machen, um ans Ziel zu kommen", sagt Horsch, der sich allerdings dagegen sperrt, alleinig für Holtmanns‘ Karrieresprung verantwortlich zu sein. "Es ist ein Zusammenwirken der Trainer sowie des ganzen Fördersystems, das unsere jungen Fußballer ausbildet. Das Gesamtgebilde macht unsere jeweiligen Leistungszentren und Eliteschulen mittlerweile so stark.

Insbesondere mental gereift, optimierte Holtmann sein Potenzial bei seinem zweiten Anlauf im DFB-Stützpunkt. Schrittweise wurden seine Basistechniken im Detail verbessert, durch viele Einzelgespräche dem Außenstürmer seine Unruhe am Ball genommen sowie sein Tordrang weiter gefördert. "Gerrit war früher teilweise sehr nervös und stand sich deshalb oft selbst im Weg", beschreibt Horsch die ehemalige Verfassung seines ehemaligen Schützlings. Durch die stetige Verbesserung im DFB-Stützpunkt war sich Horsch dann sicher: "Ich habe Gerrit absolut zugetraut, dass er den Sprung nach ganz oben schafft.

Fünf Länderspiele bei den U 20-Junioren

Die Arbeit zahlte sich aus. Zur Saison 2014/15 wechselte Holtmann zur zweiten Mannschaft von Eintracht Braunschweig in die Regionalliga, und ein Jahr später gelang dem Angreifer der Sprung in das Braunschweiger Profiteam in der 2. Bundesliga. Zusätzlich bestritt der heute 21 Jährige bislang fünf Länderspiele in der U 20 des DFB unter Trainer Frank Wormuth. "Ich freue mich unheimlich für Gerrit, dass es dann so schnell derart optimal für ihn lief", lobt Thomas Horsch.

In Braunschweigs A-Kader avancierte Holtmann zum Leistungsträger, was auch daran abzulesen ist, dass ihm Braunschweiger Fans, die ihn "Mr. Höhenflug" nannten, in sozialen Netzwerken den Wechsel nach Mainz übel nahmen, da er noch einen Vertrag bis 2019 besaß. Aber die Aussicht, in nur zwei Jahren von der 4. in die 1. Liga durchzustarten, war so verlockend, dass Holtmann nicht mit seiner Unterschrift in Mainz zögerte. Die Ablösesumme an Braunschweig soll rund drei Millionen Euro betragen haben.

Horsch: "Gerrit muss sich jetzt beweisen"

In Mainz wird es Holtmann die Konkurrenz auf der linken, offensiven Außenbahn allerdings nicht leicht machen, sich durchzusetzen. Sowohl der Spanier Jairo Samperio als auch der Argentinier Pablo de Blasis, beide insgesamt mit einem Marktwert von knapp zehn Millionen Euro, gelten als erstklassige linke Außenstürmer, die beide einen Stammplatz im Team von Coach Martin Schmidt anstreben. "Gerrit muss sich jetzt beweisen", weiß sein ehemaliger Ausbilder Horsch. Der kann mit der Quote seiner erfolgreich ausgebildeten Erstliga-Schützlinge in den vergangenen Jahren zufrieden sein.

Schon vor Holtmann schafften die ebenfalls gebürtigen Bremer Kicker Terence Boyd (Red Bull Leipzig), Karim Bellarabi und Julian Brandt (beide Bayer Leverkusen) den Sprung von der Bremer DFB-Stützpunktförderung in die Bundesliga. "Wir haben mit dem Bremer Standort bewiesen, dass wir hier gute Arbeit leisten", resümiert Horsch, der mit einem besonderen Augenmerk auf die Akteure sieht, deren Karriere er als Jugendspieler gefördert hat. "Es ist ein schönes und besonderes Gefühl", so Horsch, "meine ehemaligen Schützlinge abends in der Sportschau oder auch bei Olympia zu sehen."

[kb]

Ungehorsam kann manchmal heilsam sein. Weil es der linke Außenstürmer Gerrit Holtmann vor einigen Jahren in der Jugendmannschaft von Werder Bremen immer mal wieder mit der Disziplin beim Training nicht so genau nahm, ließ ihn sein damaliger Konditionstrainer Lars Figura zur Strafe laufen. Kurze Sprints, lange Sprints - stets im Wechsel. Das Ergebnis: Der 21-jährige Zugang des 1. FSV Mainz 05 gehörte in der vergangenen Saison, als er noch für Eintracht Braunschweig auflief, zu den schnellsten Spielern der Liga.

Derart rasant verlief die bisherige Karriere von Holtmann allerdings nicht; im Gegenteil. Der Linksfuß kam erst in diesem Jahr über den Umweg Regionalliga und 2. Bundesliga in Deutschlands höchster Spielklasse an. Die Grundlage dafür war auch seine Ausbildung am DFB-Stützpunkt in Bremen, die er zweimal in Anspruch nahm. 2010 wechselte der in Bremerhaven geborene Holtmann vom OSC Bremerhaven in die Jugend von Werder Bremen und galt als hoffnungsvolles Talent.

"Ich habe Gerrit als extrem schnellen Offensivspieler erlebt, der einen erstaunlich ausgeprägten Offensivdrang auch in Eins-gegen-eins-Situationen besaß", erzählt DFB-Stützpunktkoordinator Thomas Horsch, der für den Bereich des Bremer Fußballverbandes zuständig ist, im Gespräch mit DFB.de. Der 47-jährige Fußball-Lehrer versprach sich schon damals einiges von dem 1,83 Meter großen Angreifer, konnte zunächst jedoch Holtmanns' Schwächen nicht abstellen. "Gerrit spielte damals oft zu unruhig am Ball, er agierte hibbelig", erklärt Horsch. "Auch war er damals das erste Mal von Zuhause weg, alles war neu für ihn. Es wurde deutlich, dass Gerrit noch seine Zeit braucht."

Von Bremen zurück nach Bremerhaven

Aus diesem Grund entschied sich Werder, den damals gerade volljährigen Außenstürmer nicht weiter zu beschäftigen. Holtmann kehrte 2013 nach Bremerhaven zurück. Seine selbst gewählte Zurückstufung beim JFV Bremerhaven schien zunächst wie ein Rückschritt, bedeutete aber in Wahrheit Holtmanns‘ Karriere-Sprungbrett. Denn parallel nutzte der Angreifer wieder das Talentförderprogramm des DFB unter der Leitung von Thomas Horsch. "Manchmal muss man einen Umweg machen, um ans Ziel zu kommen", sagt Horsch, der sich allerdings dagegen sperrt, alleinig für Holtmanns‘ Karrieresprung verantwortlich zu sein. "Es ist ein Zusammenwirken der Trainer sowie des ganzen Fördersystems, das unsere jungen Fußballer ausbildet. Das Gesamtgebilde macht unsere jeweiligen Leistungszentren und Eliteschulen mittlerweile so stark.

Insbesondere mental gereift, optimierte Holtmann sein Potenzial bei seinem zweiten Anlauf im DFB-Stützpunkt. Schrittweise wurden seine Basistechniken im Detail verbessert, durch viele Einzelgespräche dem Außenstürmer seine Unruhe am Ball genommen sowie sein Tordrang weiter gefördert. "Gerrit war früher teilweise sehr nervös und stand sich deshalb oft selbst im Weg", beschreibt Horsch die ehemalige Verfassung seines ehemaligen Schützlings. Durch die stetige Verbesserung im DFB-Stützpunkt war sich Horsch dann sicher: "Ich habe Gerrit absolut zugetraut, dass er den Sprung nach ganz oben schafft.

Fünf Länderspiele bei den U 20-Junioren

Die Arbeit zahlte sich aus. Zur Saison 2014/15 wechselte Holtmann zur zweiten Mannschaft von Eintracht Braunschweig in die Regionalliga, und ein Jahr später gelang dem Angreifer der Sprung in das Braunschweiger Profiteam in der 2. Bundesliga. Zusätzlich bestritt der heute 21 Jährige bislang fünf Länderspiele in der U 20 des DFB unter Trainer Frank Wormuth. "Ich freue mich unheimlich für Gerrit, dass es dann so schnell derart optimal für ihn lief", lobt Thomas Horsch.

In Braunschweigs A-Kader avancierte Holtmann zum Leistungsträger, was auch daran abzulesen ist, dass ihm Braunschweiger Fans, die ihn "Mr. Höhenflug" nannten, in sozialen Netzwerken den Wechsel nach Mainz übel nahmen, da er noch einen Vertrag bis 2019 besaß. Aber die Aussicht, in nur zwei Jahren von der 4. in die 1. Liga durchzustarten, war so verlockend, dass Holtmann nicht mit seiner Unterschrift in Mainz zögerte. Die Ablösesumme an Braunschweig soll rund drei Millionen Euro betragen haben.

Horsch: "Gerrit muss sich jetzt beweisen"

In Mainz wird es Holtmann die Konkurrenz auf der linken, offensiven Außenbahn allerdings nicht leicht machen, sich durchzusetzen. Sowohl der Spanier Jairo Samperio als auch der Argentinier Pablo de Blasis, beide insgesamt mit einem Marktwert von knapp zehn Millionen Euro, gelten als erstklassige linke Außenstürmer, die beide einen Stammplatz im Team von Coach Martin Schmidt anstreben. "Gerrit muss sich jetzt beweisen", weiß sein ehemaliger Ausbilder Horsch. Der kann mit der Quote seiner erfolgreich ausgebildeten Erstliga-Schützlinge in den vergangenen Jahren zufrieden sein.

Schon vor Holtmann schafften die ebenfalls gebürtigen Bremer Kicker Terence Boyd (Red Bull Leipzig), Karim Bellarabi und Julian Brandt (beide Bayer Leverkusen) den Sprung von der Bremer DFB-Stützpunktförderung in die Bundesliga. "Wir haben mit dem Bremer Standort bewiesen, dass wir hier gute Arbeit leisten", resümiert Horsch, der mit einem besonderen Augenmerk auf die Akteure sieht, deren Karriere er als Jugendspieler gefördert hat. "Es ist ein schönes und besonderes Gefühl", so Horsch, "meine ehemaligen Schützlinge abends in der Sportschau oder auch bei Olympia zu sehen."

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