Holocaust-Gedenktag: Teamarzt Horwitz – Pionier der Sportmedizin

Am Mittag des 27. Januars 1945 öffneten sich für die Gefangenen die Tore des Vernichtungslagers Auschwitz. Die Befreiung des Lagers ist seitdem Anlass für ein Gedenken an die Holocaust-Opfer. Aufgerufen durch die Bürgerbewegung !Nie wieder finden seit nun 14 Jahren Aktionen im Fußball statt. Am Sonntag wird DFB-Präsident Reinhard Grindel bei einer Gedenkveranstaltung im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund eine Rede im Gedenken an Julius Hirsch und die Holocaust-Opfer halten. Anlässlich des Gedenktages erinnert DFB.de an Dr. Hermann Horwitz, den früheren Mannschaftsarzt von Hertha BSC.

Dass Hertha BSC sich in den 1920er und frühen 1930er Jahren auf einem Höhepunkt des sportlichen Erfolgs befand, verdankte die Mannschaft nicht zuletzt dem Sportarzt Dr. Hermann Horwitz. Der 1885 in Berlin geborene Horwitz war schon zu seiner Jugendzeit Leichtathlet beim Berliner Sport-Club und übernahm dort ehrenamtlich die Leitung der Schülerabteilung. Nach Abschluss seines Medizinstudiums, das durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen worden war, widmete er sich auch beruflich dem Sport: Er verfasste mit seinem Kollegen Dr. Hans Ziller das Buch "Die Sportmassage" und wurde Mitglied eines Sportärztebundes.

Horwitz entwickelte erste Ernährungspläne im Fußball

Etwa zur gleichen Zeit, im Jahre 1923, fusionierte der Berliner Sport-Club mit dem BFC Hertha 1892. Hermann Horwitz wurde Mitglied im daraus entstehenden Hertha Berliner Sport-Club, besser bekannt als Hertha BSC - und nur kurze Zeit später ehrenamtlicher Mannschaftsarzt des Vereins. Er leistete sportmedizinische Pionierarbeit und setzte erste Ernährungspläne auch gegen den anfänglichen Widerstand der Mannschaft durch. Verletzte Spieler versorgte er häufig noch am Spielfeldrand. Er engagierte sich im Verein als Schiedsrichter im Jugendbereich und war gefragter Autor für das vereinseigene Nachrichtenblatt sowie Referent für sportmedizinische Vorträge innerhalb des Verbandes, der damals "Berliner Ballspiele" hieß.

Die bis heute nicht wiederholte Blütezeit von Hertha BSC gestaltete er mit: Die Mannschaft nahm sechsmal in Folge am Finale um die Deutsche Meisterschaft teil und gewann diese 1930 und 1931. Insbesondere die Titelverteidigung ist Horwitz Behandlungsgeschick zu verdanken. Kurz vor Schluss des Finales gegen 1860 München vor 50.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion verletzte sich Hertha-Star Willi Kirsei - ein Foto belegt, wie Horwitz den Stürmer vom Platz brachte. Kirsei konnte kurz darauf weiterspielen und erzielte in der 89. Minute das siegbringende Tor. 3:2 gewann die Hertha.

Vom Arzt zum Krankenbehandler

Doch bald bekam Horwitz die antisemitische Verfolgung privat wie beruflich zu spüren: Er verlor seine Approbation und durfte fortan als sogenannter "Krankenbehandler" nur noch jüdische Patientinnen und Patienten betreuen. Aus den Vereinsunterlagen von Hertha BSC lässt sich ablesen, dass Horwitz 1938 ausgeschlossen wurde - neben seinem Namen findet sich der Vermerk "Nichtarier”. Am 19. April 1943 wurde er mit dem 37. "Osttransport" von Berlin nach Auschwitz deportiert, wo er zunächst als Häftlingsarzt eingesetzt wurde.

In mindestens einem Fall rettete Hermann Horwitz in dieser Position noch einem Mithäftling das Leben. Er intervenierte beim bereits zur Vergasung selektierten Häftling Erwin Valentin: Seine Begründung, dass dieser als Chirurg dringend benötigt würde, stimmte den Lagerarzt um. Erwin Valentin überlebte den Nationalsozialismus. Doch die Aussage Erwin Valentins nach dem Krieg bleibt das letzte überlieferte Lebenszeichen von Hermann Horwitz. Das Datum und die genauen Umständen des Todes des ehemaligen Mannschaftsarztes von Hertha BSC sind bis heute ungeklärt.

[th]

Am Mittag des 27. Januars 1945 öffneten sich für die Gefangenen die Tore des Vernichtungslagers Auschwitz. Die Befreiung des Lagers ist seitdem Anlass für ein Gedenken an die Holocaust-Opfer. Aufgerufen durch die Bürgerbewegung !Nie wieder finden seit nun 14 Jahren Aktionen im Fußball statt. Am Sonntag wird DFB-Präsident Reinhard Grindel bei einer Gedenkveranstaltung im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund eine Rede im Gedenken an Julius Hirsch und die Holocaust-Opfer halten. Anlässlich des Gedenktages erinnert DFB.de an Dr. Hermann Horwitz, den früheren Mannschaftsarzt von Hertha BSC.

Dass Hertha BSC sich in den 1920er und frühen 1930er Jahren auf einem Höhepunkt des sportlichen Erfolgs befand, verdankte die Mannschaft nicht zuletzt dem Sportarzt Dr. Hermann Horwitz. Der 1885 in Berlin geborene Horwitz war schon zu seiner Jugendzeit Leichtathlet beim Berliner Sport-Club und übernahm dort ehrenamtlich die Leitung der Schülerabteilung. Nach Abschluss seines Medizinstudiums, das durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen worden war, widmete er sich auch beruflich dem Sport: Er verfasste mit seinem Kollegen Dr. Hans Ziller das Buch "Die Sportmassage" und wurde Mitglied eines Sportärztebundes.

Horwitz entwickelte erste Ernährungspläne im Fußball

Etwa zur gleichen Zeit, im Jahre 1923, fusionierte der Berliner Sport-Club mit dem BFC Hertha 1892. Hermann Horwitz wurde Mitglied im daraus entstehenden Hertha Berliner Sport-Club, besser bekannt als Hertha BSC - und nur kurze Zeit später ehrenamtlicher Mannschaftsarzt des Vereins. Er leistete sportmedizinische Pionierarbeit und setzte erste Ernährungspläne auch gegen den anfänglichen Widerstand der Mannschaft durch. Verletzte Spieler versorgte er häufig noch am Spielfeldrand. Er engagierte sich im Verein als Schiedsrichter im Jugendbereich und war gefragter Autor für das vereinseigene Nachrichtenblatt sowie Referent für sportmedizinische Vorträge innerhalb des Verbandes, der damals "Berliner Ballspiele" hieß.

Die bis heute nicht wiederholte Blütezeit von Hertha BSC gestaltete er mit: Die Mannschaft nahm sechsmal in Folge am Finale um die Deutsche Meisterschaft teil und gewann diese 1930 und 1931. Insbesondere die Titelverteidigung ist Horwitz Behandlungsgeschick zu verdanken. Kurz vor Schluss des Finales gegen 1860 München vor 50.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion verletzte sich Hertha-Star Willi Kirsei - ein Foto belegt, wie Horwitz den Stürmer vom Platz brachte. Kirsei konnte kurz darauf weiterspielen und erzielte in der 89. Minute das siegbringende Tor. 3:2 gewann die Hertha.

Vom Arzt zum Krankenbehandler

Doch bald bekam Horwitz die antisemitische Verfolgung privat wie beruflich zu spüren: Er verlor seine Approbation und durfte fortan als sogenannter "Krankenbehandler" nur noch jüdische Patientinnen und Patienten betreuen. Aus den Vereinsunterlagen von Hertha BSC lässt sich ablesen, dass Horwitz 1938 ausgeschlossen wurde - neben seinem Namen findet sich der Vermerk "Nichtarier”. Am 19. April 1943 wurde er mit dem 37. "Osttransport" von Berlin nach Auschwitz deportiert, wo er zunächst als Häftlingsarzt eingesetzt wurde.

In mindestens einem Fall rettete Hermann Horwitz in dieser Position noch einem Mithäftling das Leben. Er intervenierte beim bereits zur Vergasung selektierten Häftling Erwin Valentin: Seine Begründung, dass dieser als Chirurg dringend benötigt würde, stimmte den Lagerarzt um. Erwin Valentin überlebte den Nationalsozialismus. Doch die Aussage Erwin Valentins nach dem Krieg bleibt das letzte überlieferte Lebenszeichen von Hermann Horwitz. Das Datum und die genauen Umständen des Todes des ehemaligen Mannschaftsarztes von Hertha BSC sind bis heute ungeklärt.

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