Hollerbach: "Einige Freunde werden mich auspfeifen"

Topspiel in der 3. Liga: Der drittplatzierte SV Wehen Wiesbaden ist heute (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) beim Tabellenzweiten TSV 1860 München zu Gast. Dabei trifft Angreifer Benedict Hollerbach (21) auf seinen Jugendklub. Im DFB.de-Interview spricht der mit sechs Treffern erfolgreichste Torschütze des SVWW mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Ausbeute und das Wiedersehen.

DFB.de: Mit dem 3:1-Heimsieg gegen den VfB Oldenburg setzte der SV Wehen Wiesbaden seine Positivserie fort. Was war aus Ihrer Sicht für den dritten Dreier hintereinander ausschlaggebend, Herr Hollerbach?

Benedict Hollerbach: Wir haben unser System gefunden. Obwohl uns insgesamt neun Spieler gefehlt haben und deshalb sogar vier U 19-Kicker im Kader standen, harmonieren wir auch in einer solchen Situation als Mannschaft gut. Wir haben es wieder geschafft, spielbestimmend aufzutreten und uns zahlreiche Chancen herauszuspielen. Auf lange Sicht ist das ein wichtiger Grundstein für eine erfolgreiche Saison.

DFB.de: Es war schon das sechste Spiel, in dem Ihr Team in Rückstand geraten ist. Dennoch wurden aus diesen Partien immerhin noch zehn Punkte eingefahren. Das ist Ligabestwert. Was lautet das Geheimnis?

Hollerbach: Wir hätten schon vor dem 0:1 selbst ein Tor erzielen können. Von dem Gegentreffer haben wir uns deshalb auch nicht aus der Ruhe bringen lassen. Es ist wichtig, in solchen Momenten die Emotionen zu kontrollieren und nicht womöglich die Unzufriedenheit an den Mitspielern auszulassen. Im Gegenteil: Wir muntern uns nach Rückschlägen auf und motivieren uns gegenseitig. Bei uns ist die Überzeugung groß, unsere Spielweise durchdrücken zu können. Konditionell sind wir auch sehr stark. Seit dieser Saison haben wir drei Athletiktrainer. So ist die Betreuung der Spieler sehr individuell. Das zahlt sich aus. Wir können in den meisten Spielen mehr laufen als der jeweilige Gegner.

DFB.de: In der abgelaufenen Saison holte das Team in 22 Spielen unter der Regie von Trainer Markus Kauczinski 29 Punkte. Jetzt stehen nach nur zwölf Begegnungen bereits 24 Zähler zu Buche. Was hat sich seitdem verändert?

Hollerbach: Ein wesentlicher Aspekt ist unser Formationswechsel. Im 3-4-1-2-System haben wir es geschafft, die spielerische Kontrolle zu übernehmen und uns mehr Chancen herauszuspielen. Wir sind mit zwei Stürmern besser im Zentrum besetzt, unsere hochstehenden Außenverteidiger können mit ihrem Tempo und ihrer Dynamik für viel Druck sorgen. Da haben wir aktuell für jeden Gegner eine sehr gefährliche Mischung.

DFB.de: Sie haben gegen den VfB Oldenburg Ihren sechsten Saisontreffer erzielt und damit Ihre Ausbeute aus den beiden zurückliegenden Spielzeiten bereits übertroffen. Warum läuft es auch für Sie persönlich aktuell so rund?

Hollerbach: Ich habe in der Vorbereitung viel an meiner Athletik gearbeitet, um auf dem Platz noch schneller und dynamischer zu sein. Ich kenne die 3. Liga jetzt schon etwas länger und bin dadurch in meinen Aktionen reifer und auch ruhiger bei den Torabschlüssen. Auch die neue Rolle im Sturmzentrum kommt mir zu Gute. Ich habe mehr Freiräume als zuvor auf der Außenbahn, kann so mit meiner laufintensiven Spielweise für noch mehr Unruhe beim Gegner sorgen. Durch das frühe Stören erzielen wir als Mannschaft viele Ballgewinne.

DFB.de: Für den FC Bayern München und den VfB Stuttgart erzielten Sie in der A- und B-Junioren-Bundesliga beachtliche 32 Treffer in 55 Ligaspielen. Was haben Sie aus dieser Zeit besonders mitgenommen?

Hollerbach: Ich kann mich glücklich schätzen, in zwei der vielleicht besten Nachwuchsleistungszentren in Deutschland gespielt zu haben. Die Ausbildung bei den Vereinen war dabei unterschiedlich. Bei Bayern habe ich durch die dominante Spielweise mit viel Ballbesitz gelernt, als Stürmer auch mit wenigen Ballkontakten erfolgreich zu sein. Die Spielweise beim VfB Stuttgart war als Angreifer laufintensiver. Es ging viel darum, das richtige Timing bei Sprints in die Tiefe zu haben. Ich habe aus beiden "Welten" die besten Sachen für meinen weiteren Weg mitnehmen können.

DFB.de: Zuvor waren Sie auch für den TSV 1860 München am Ball. Wie denken Sie an die vier Jahre bei den "Löwen" zurück?

Hollerbach: Mein Vater hatte mich damals für einen Sichtungstag beim TSV 1860 angemeldet. Als eines von insgesamt 120 Kindern zunächst in den Förderkader aufgenommen zu werden, gab mir einen großen Motivationsschub. Das war der Moment, in dem mir klar wurde: Der Weg kann tatsächlich eines Tages bis in den Profifußball führen. Es war eine tolle Erfahrung, zum Beispiel hochwertig besetzte Hallenturniere zu bestreiten. Die Trainer und Betreuer waren sehr engagiert und mit Herzblut bei der Sache. Ich habe dem Verein viel zu verdanken.

DFB.de: Mussten Sie sich dann bei Ihrem Wechsel zum Stadtrivalen FC Bayern einige Sprüche aus Ihrem Umfeld anhören?

Hollerbach: Ich bin in einem kleinen Ort am Starnberger See groß geworden. Die meisten Leute dort sind Fans des TSV 1860 München. Daher waren manche vermutlich schon ein wenig enttäuscht. Ich habe den Wechsel aber als unumgängliche Chance für meine Entwicklung gesehen. Die Möglichkeiten im Nachwuchs des FC Bayern sind dann schon noch einmal andere. Ich bereue den Schritt deshalb auch nicht. Es sind beides tolle Vereine. Außerdem ist München groß genug, um möglicherweise irgendwann wieder zwei Bundesligisten zu haben.

DFB.de: Heute steht für den SV Wehen Wiesbaden das Spitzenspiel beim TSV 1860 München auf dem Programm. Ist es eine besondere Partie für Sie?

Hollerbach: Absolut. Einige meiner Freunde sind leidenschaftliche Fans der "Löwen". Sie werden in der Kurve stehen und mich vermutlich auspfeifen. (lacht) Meine Familie wird auch da sein. Es war gar nicht so einfach, an Karten zu kommen, weil zum Beispiel auch Emanuel Taffertshofer Verwandtschaft rund um München hat. Ich freue mich darauf, in einem vollen Grünwalder Stadion zu spielen. Bei meinen bisherigen beiden Auswärtsspielen gegen 1860 waren jeweils keine Zuschauer zugelassen. Es wird auch deshalb eine besondere Erfahrung.

DFB.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Mannschaft der "Löwen" ein?

Hollerbach: Der Saisonstart war mit fünf Siegen aus fünf Spielen beeindruckend. Dabei hatte sich 1860 München auch das nötige Quäntchen Glück erarbeitet und einige Spiele in der Schlussphase für sich entscheiden können. Die zurückliegenden Partien haben jedoch gezeigt, dass 1860 verwundbar ist. Klar ist aber auch, dass wir dafür an unsere Leistungsgrenze gehen müssen. Wir dürfen uns von der Kulisse nicht einschüchtern lassen.

DFB.de: Bei einem Sieg winkt der Sprung auf den zweiten Aufstiegsplatz. Ist das eine zusätzliche Motivation?

Hollerbach: Auf jeden Fall. Wir sind heiß auf das Duell. Der dritte Rang ist schon eine gute Momentaufnahme. Wenn wir die Chance haben, noch weiter nach oben zu kommen, wollen wir sie auch ergreifen. Unsere derzeit verletzten Spieler werden auch nach und nach zurückkommen und uns noch einen weiteren Schub verleihen.

[mspw]

Topspiel in der 3. Liga: Der drittplatzierte SV Wehen Wiesbaden ist heute (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) beim Tabellenzweiten TSV 1860 München zu Gast. Dabei trifft Angreifer Benedict Hollerbach (21) auf seinen Jugendklub. Im DFB.de-Interview spricht der mit sechs Treffern erfolgreichste Torschütze des SVWW mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Ausbeute und das Wiedersehen.

DFB.de: Mit dem 3:1-Heimsieg gegen den VfB Oldenburg setzte der SV Wehen Wiesbaden seine Positivserie fort. Was war aus Ihrer Sicht für den dritten Dreier hintereinander ausschlaggebend, Herr Hollerbach?

Benedict Hollerbach: Wir haben unser System gefunden. Obwohl uns insgesamt neun Spieler gefehlt haben und deshalb sogar vier U 19-Kicker im Kader standen, harmonieren wir auch in einer solchen Situation als Mannschaft gut. Wir haben es wieder geschafft, spielbestimmend aufzutreten und uns zahlreiche Chancen herauszuspielen. Auf lange Sicht ist das ein wichtiger Grundstein für eine erfolgreiche Saison.

DFB.de: Es war schon das sechste Spiel, in dem Ihr Team in Rückstand geraten ist. Dennoch wurden aus diesen Partien immerhin noch zehn Punkte eingefahren. Das ist Ligabestwert. Was lautet das Geheimnis?

Hollerbach: Wir hätten schon vor dem 0:1 selbst ein Tor erzielen können. Von dem Gegentreffer haben wir uns deshalb auch nicht aus der Ruhe bringen lassen. Es ist wichtig, in solchen Momenten die Emotionen zu kontrollieren und nicht womöglich die Unzufriedenheit an den Mitspielern auszulassen. Im Gegenteil: Wir muntern uns nach Rückschlägen auf und motivieren uns gegenseitig. Bei uns ist die Überzeugung groß, unsere Spielweise durchdrücken zu können. Konditionell sind wir auch sehr stark. Seit dieser Saison haben wir drei Athletiktrainer. So ist die Betreuung der Spieler sehr individuell. Das zahlt sich aus. Wir können in den meisten Spielen mehr laufen als der jeweilige Gegner.

DFB.de: In der abgelaufenen Saison holte das Team in 22 Spielen unter der Regie von Trainer Markus Kauczinski 29 Punkte. Jetzt stehen nach nur zwölf Begegnungen bereits 24 Zähler zu Buche. Was hat sich seitdem verändert?

Hollerbach: Ein wesentlicher Aspekt ist unser Formationswechsel. Im 3-4-1-2-System haben wir es geschafft, die spielerische Kontrolle zu übernehmen und uns mehr Chancen herauszuspielen. Wir sind mit zwei Stürmern besser im Zentrum besetzt, unsere hochstehenden Außenverteidiger können mit ihrem Tempo und ihrer Dynamik für viel Druck sorgen. Da haben wir aktuell für jeden Gegner eine sehr gefährliche Mischung.

DFB.de: Sie haben gegen den VfB Oldenburg Ihren sechsten Saisontreffer erzielt und damit Ihre Ausbeute aus den beiden zurückliegenden Spielzeiten bereits übertroffen. Warum läuft es auch für Sie persönlich aktuell so rund?

Hollerbach: Ich habe in der Vorbereitung viel an meiner Athletik gearbeitet, um auf dem Platz noch schneller und dynamischer zu sein. Ich kenne die 3. Liga jetzt schon etwas länger und bin dadurch in meinen Aktionen reifer und auch ruhiger bei den Torabschlüssen. Auch die neue Rolle im Sturmzentrum kommt mir zu Gute. Ich habe mehr Freiräume als zuvor auf der Außenbahn, kann so mit meiner laufintensiven Spielweise für noch mehr Unruhe beim Gegner sorgen. Durch das frühe Stören erzielen wir als Mannschaft viele Ballgewinne.

DFB.de: Für den FC Bayern München und den VfB Stuttgart erzielten Sie in der A- und B-Junioren-Bundesliga beachtliche 32 Treffer in 55 Ligaspielen. Was haben Sie aus dieser Zeit besonders mitgenommen?

Hollerbach: Ich kann mich glücklich schätzen, in zwei der vielleicht besten Nachwuchsleistungszentren in Deutschland gespielt zu haben. Die Ausbildung bei den Vereinen war dabei unterschiedlich. Bei Bayern habe ich durch die dominante Spielweise mit viel Ballbesitz gelernt, als Stürmer auch mit wenigen Ballkontakten erfolgreich zu sein. Die Spielweise beim VfB Stuttgart war als Angreifer laufintensiver. Es ging viel darum, das richtige Timing bei Sprints in die Tiefe zu haben. Ich habe aus beiden "Welten" die besten Sachen für meinen weiteren Weg mitnehmen können.

DFB.de: Zuvor waren Sie auch für den TSV 1860 München am Ball. Wie denken Sie an die vier Jahre bei den "Löwen" zurück?

Hollerbach: Mein Vater hatte mich damals für einen Sichtungstag beim TSV 1860 angemeldet. Als eines von insgesamt 120 Kindern zunächst in den Förderkader aufgenommen zu werden, gab mir einen großen Motivationsschub. Das war der Moment, in dem mir klar wurde: Der Weg kann tatsächlich eines Tages bis in den Profifußball führen. Es war eine tolle Erfahrung, zum Beispiel hochwertig besetzte Hallenturniere zu bestreiten. Die Trainer und Betreuer waren sehr engagiert und mit Herzblut bei der Sache. Ich habe dem Verein viel zu verdanken.

DFB.de: Mussten Sie sich dann bei Ihrem Wechsel zum Stadtrivalen FC Bayern einige Sprüche aus Ihrem Umfeld anhören?

Hollerbach: Ich bin in einem kleinen Ort am Starnberger See groß geworden. Die meisten Leute dort sind Fans des TSV 1860 München. Daher waren manche vermutlich schon ein wenig enttäuscht. Ich habe den Wechsel aber als unumgängliche Chance für meine Entwicklung gesehen. Die Möglichkeiten im Nachwuchs des FC Bayern sind dann schon noch einmal andere. Ich bereue den Schritt deshalb auch nicht. Es sind beides tolle Vereine. Außerdem ist München groß genug, um möglicherweise irgendwann wieder zwei Bundesligisten zu haben.

DFB.de: Heute steht für den SV Wehen Wiesbaden das Spitzenspiel beim TSV 1860 München auf dem Programm. Ist es eine besondere Partie für Sie?

Hollerbach: Absolut. Einige meiner Freunde sind leidenschaftliche Fans der "Löwen". Sie werden in der Kurve stehen und mich vermutlich auspfeifen. (lacht) Meine Familie wird auch da sein. Es war gar nicht so einfach, an Karten zu kommen, weil zum Beispiel auch Emanuel Taffertshofer Verwandtschaft rund um München hat. Ich freue mich darauf, in einem vollen Grünwalder Stadion zu spielen. Bei meinen bisherigen beiden Auswärtsspielen gegen 1860 waren jeweils keine Zuschauer zugelassen. Es wird auch deshalb eine besondere Erfahrung.

DFB.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Mannschaft der "Löwen" ein?

Hollerbach: Der Saisonstart war mit fünf Siegen aus fünf Spielen beeindruckend. Dabei hatte sich 1860 München auch das nötige Quäntchen Glück erarbeitet und einige Spiele in der Schlussphase für sich entscheiden können. Die zurückliegenden Partien haben jedoch gezeigt, dass 1860 verwundbar ist. Klar ist aber auch, dass wir dafür an unsere Leistungsgrenze gehen müssen. Wir dürfen uns von der Kulisse nicht einschüchtern lassen.

DFB.de: Bei einem Sieg winkt der Sprung auf den zweiten Aufstiegsplatz. Ist das eine zusätzliche Motivation?

Hollerbach: Auf jeden Fall. Wir sind heiß auf das Duell. Der dritte Rang ist schon eine gute Momentaufnahme. Wenn wir die Chance haben, noch weiter nach oben zu kommen, wollen wir sie auch ergreifen. Unsere derzeit verletzten Spieler werden auch nach und nach zurückkommen und uns noch einen weiteren Schub verleihen.

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