Holger Obermann mit 85 Jahren verstorben

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trauert um Holger Obermann, der am 30. Oktober im Alter von 85 Jahren gestorben ist. Obermann hinterlässt seine Frau Barbara sowie zwei Kinder und drei Enkelkinder.

Obermann spielte als Torhüter für Hessen Kassel, Concordia Hamburg und FSV Frankfurt, bevor er 1961 als erster deutscher Profi in die USA zum SCE New Jersey ging. 1966 begann seine TV-Karriere bei der ARD, für die er über rund 500 Bundesligaspiele berichtete. Von 1971 bis 1984 moderierte er auch die ARD-Sportschau, dazu war er als Berichterstatter bei fünf Weltmeisterschaften vor Ort.

Projekte in Nepal: "Das Herzstück meiner Arbeit"

Für ihn folgte nicht der Ruhestand, sondern eine dritte Karriere, die er selbst immer als seine wertvollste bezeichnet hat. Wertvoll für ihn - und noch wertvoller für viele Menschen auf der ganzen Welt. Mehr als drei Jahrzehnte lang war Obermann als Fußball-Entwicklungshelfer aktiv. Er war in Afghanistan, in Pakistan, Timor-Leste (Ost-Timor), in Sibirien, fast überall in Afrika, häufig auch in Asien. 30 Stationen in 30 Jahren. Besonders intensiv waren seine Verbindungen bis zuletzt nach Nepal. "Das Herzstück meiner Arbeit", hat Obermann die vielen Projekte genannt, die er in seiner "zweiten Heimat" durchgeführt hat. Zuletzt war er 2017 dort, um seine dritte Jugendfußballschule zu eröffnen.

Mit dem Ball am Fuß hat Obermann den Fußball zu den und in die Herzen der Menschen gebracht. Im Auftrag des DFB, des DOSB, des Auswärtigen Amtes. Und nicht selten auch als Botschafter von UEFA und FIFA. Und nicht selten war er dabei großen Risiken ausgesetzt. Osama bin Laden hat ihm bei der Arbeit zugeschaut, die Taliban mehrfach vergeblich Anschläge auf ihn verübt, in Ost-Timor wurde er entführt und über mehrere Wochen gefangen gehalten. Solche Beispiele gibt es viele in seiner Vita.

"Niemals ließen wir uns entmutigen"

Vor ein paar Jahren hat Obermann seine Erlebnisse in einem Buch aufgeschrieben. Darin hat er nicht seiner Person, sondern der Kraft des Fußballs die Hauptrolle verliehen. In seinem Buch gibt es einen zentralen Satz. Er lautet: "Niemals ließen wir uns entmutigen." Er beinhaltet das "Wir", den Teamgedanken. Detailliert berichtet Obermann davon, wie er auf all seinen Stationen Hilfe hatte, mal von der Nationalmannschaft, mal von Franz Beckenbauer und dessen Stiftung, mal von Privatpersonen. Und vor Ort immer wieder von bewundernswert fleißigen und begeisterungsfähigen Menschen, die ihn in seinem Wirken begleitet haben.

"Niemals ließen wir uns entmutigen", der Satz lässt auch ahnen, wie mühevoll die Aufbauarbeit in den Krisenregionen der Welt gewesen ist. Angesichts der Dramen, die er erlebt hat und die er beobachten musste, hat sich auch Obermann mitunter gefragt, was der Fußball bewegen kann. Etwa in Sri Lanka angesichts der Zerstörung und des Leids des Tsunamis aus dem Jahre 2004. "König Fußball, hier sind deine Grenzen, dachte ich oft", schreibt Obermann. Und stellte immer wieder fest, dass dieser Gedanke ein Irrtum ist.

"Der Fußball lebt"

In Brasilien ist Fußball "Futebol Arte", das schöne Spiel. Obermann hat den Fußball anders umschrieben. Für ihn stand vor der Schönheit des Sports seine Wirkung auf die Menschen. Für Obermann war Fußball das "fröhliche Spiel". Dort, wo er gewesen ist, entfaltete diese Wirkung des Fußballs die größte Kraft. Die Gleichung nach Obermann: "Aus Frohsinn folgt Hoffnung, aus Hoffnung folgt Mut." In mehr als 30 Jahren hat Obermann auf der ganzen Welt erlebt, dass die Kraft des Fußballs größer ist als alle Verbote und ethnische, religiöse oder kulturelle Grenzen. "Wo immer und unter welchen Bedingungen er gespielt wird - der Fußball lebt", war eine seiner schönsten Feststellungen.

Mit seinem Wirken hat Obermann viel Anerkennung erfahren. Ihm wurde das Bundesverdienstkreuz am Bande und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Von der FIFA erhielt er den Verdienstorden, vom DFB die Verdienstspange, 2013 wurde er als "Deutscher Fußball Botschafter" ausgezeichnet. 

"Mein Fußball hatte Flügel", hat Obermann sein Buch genannt. Nun hat er selber welche.

[dfb/sl]

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trauert um Holger Obermann, der am 30. Oktober im Alter von 85 Jahren gestorben ist. Obermann hinterlässt seine Frau Barbara sowie zwei Kinder und drei Enkelkinder.

Obermann spielte als Torhüter für Hessen Kassel, Concordia Hamburg und FSV Frankfurt, bevor er 1961 als erster deutscher Profi in die USA zum SCE New Jersey ging. 1966 begann seine TV-Karriere bei der ARD, für die er über rund 500 Bundesligaspiele berichtete. Von 1971 bis 1984 moderierte er auch die ARD-Sportschau, dazu war er als Berichterstatter bei fünf Weltmeisterschaften vor Ort.

Projekte in Nepal: "Das Herzstück meiner Arbeit"

Für ihn folgte nicht der Ruhestand, sondern eine dritte Karriere, die er selbst immer als seine wertvollste bezeichnet hat. Wertvoll für ihn - und noch wertvoller für viele Menschen auf der ganzen Welt. Mehr als drei Jahrzehnte lang war Obermann als Fußball-Entwicklungshelfer aktiv. Er war in Afghanistan, in Pakistan, Timor-Leste (Ost-Timor), in Sibirien, fast überall in Afrika, häufig auch in Asien. 30 Stationen in 30 Jahren. Besonders intensiv waren seine Verbindungen bis zuletzt nach Nepal. "Das Herzstück meiner Arbeit", hat Obermann die vielen Projekte genannt, die er in seiner "zweiten Heimat" durchgeführt hat. Zuletzt war er 2017 dort, um seine dritte Jugendfußballschule zu eröffnen.

Mit dem Ball am Fuß hat Obermann den Fußball zu den und in die Herzen der Menschen gebracht. Im Auftrag des DFB, des DOSB, des Auswärtigen Amtes. Und nicht selten auch als Botschafter von UEFA und FIFA. Und nicht selten war er dabei großen Risiken ausgesetzt. Osama bin Laden hat ihm bei der Arbeit zugeschaut, die Taliban mehrfach vergeblich Anschläge auf ihn verübt, in Ost-Timor wurde er entführt und über mehrere Wochen gefangen gehalten. Solche Beispiele gibt es viele in seiner Vita.

"Niemals ließen wir uns entmutigen"

Vor ein paar Jahren hat Obermann seine Erlebnisse in einem Buch aufgeschrieben. Darin hat er nicht seiner Person, sondern der Kraft des Fußballs die Hauptrolle verliehen. In seinem Buch gibt es einen zentralen Satz. Er lautet: "Niemals ließen wir uns entmutigen." Er beinhaltet das "Wir", den Teamgedanken. Detailliert berichtet Obermann davon, wie er auf all seinen Stationen Hilfe hatte, mal von der Nationalmannschaft, mal von Franz Beckenbauer und dessen Stiftung, mal von Privatpersonen. Und vor Ort immer wieder von bewundernswert fleißigen und begeisterungsfähigen Menschen, die ihn in seinem Wirken begleitet haben.

"Niemals ließen wir uns entmutigen", der Satz lässt auch ahnen, wie mühevoll die Aufbauarbeit in den Krisenregionen der Welt gewesen ist. Angesichts der Dramen, die er erlebt hat und die er beobachten musste, hat sich auch Obermann mitunter gefragt, was der Fußball bewegen kann. Etwa in Sri Lanka angesichts der Zerstörung und des Leids des Tsunamis aus dem Jahre 2004. "König Fußball, hier sind deine Grenzen, dachte ich oft", schreibt Obermann. Und stellte immer wieder fest, dass dieser Gedanke ein Irrtum ist.

"Der Fußball lebt"

In Brasilien ist Fußball "Futebol Arte", das schöne Spiel. Obermann hat den Fußball anders umschrieben. Für ihn stand vor der Schönheit des Sports seine Wirkung auf die Menschen. Für Obermann war Fußball das "fröhliche Spiel". Dort, wo er gewesen ist, entfaltete diese Wirkung des Fußballs die größte Kraft. Die Gleichung nach Obermann: "Aus Frohsinn folgt Hoffnung, aus Hoffnung folgt Mut." In mehr als 30 Jahren hat Obermann auf der ganzen Welt erlebt, dass die Kraft des Fußballs größer ist als alle Verbote und ethnische, religiöse oder kulturelle Grenzen. "Wo immer und unter welchen Bedingungen er gespielt wird - der Fußball lebt", war eine seiner schönsten Feststellungen.

Mit seinem Wirken hat Obermann viel Anerkennung erfahren. Ihm wurde das Bundesverdienstkreuz am Bande und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Von der FIFA erhielt er den Verdienstorden, vom DFB die Verdienstspange, 2013 wurde er als "Deutscher Fußball Botschafter" ausgezeichnet. 

"Mein Fußball hatte Flügel", hat Obermann sein Buch genannt. Nun hat er selber welche.

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