Hoffenheims Michaela Specht: "Ein Traum geht in Erfüllung"

Die Frauen der TSG Hoffenheim haben sich erstmals in der Vereinsgeschichte für die Champions League qualifiziert. Einen Spieltag vor Schluss hat die Mannschaft drei Punkte und 24 Tore Vorsprung vor Turbine Potsdam. Im DFB.de-Interview schaut Hoffenheims Michaela Specht (24) auf eine eindrucksvolle Spielzeit zurück und erklärt, welche Busfahrt nach einem Auswärtsspiel die schönste war.

DFB.de: Michaela, die Saison in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga geht an diesem Wochenende zu Ende. Nehmen Sie schon Glückwünsche zur Qualifikation für die Champions League entgegen?

Michaela Specht: Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir die Qualifikation für die Champions League geschafft haben. Potsdam könnte zwar punktemäßig noch mit uns gleichziehen, aber wir haben das deutlich bessere Torverhältnis und werden Platz drei nicht mehr hergeben. Darüber sind wir sehr glücklich und natürlich sehr stolz auf das, was wir erreicht haben.

DFB.de: Kann man sagen, dass dieser dritte Platz die logische Entwicklung der vergangenen Jahre ist?

Specht: Wir waren zwar am Ende der vergangenen Saison auch schon Dritter, aber diese Platzierung ist für uns alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Wir haben uns gegen starke Gegner durchgesetzt, die sich ebenfalls Rang drei zum Ziel gemacht hatten. Ich denke da an Frankfurt oder Potsdam. Klar ist, dass wir uns Jahr für Jahr verbessert haben, seitdem ich 2015 hierhergekommen bin.

DFB.de: Ist Rang drei der Höhepunkt dieser Entwicklung?

Specht: Wir haben in dieser Saison einmal mehr gemerkt, dass wir etwas Großes erreichen können, wenn wir unser Potenzial abrufen. Das hat man beispielsweise bei unserem Sieg in München gesehen. Ich bin der Meinung, dass wir uns den dritten Platz aufgrund unserer spielerischen Qualität und der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, auch verdient haben. Ich würde sagen, dass wir in dieser Saison wieder ein Stück näher an das Spitzenduo herangerückt sind, auch wenn sich das punktemäßig im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht in der Tabelle widerspiegelt. Unser Ziel für die Zukunft ist es durchaus, den Abstand weiter zu verringern, auch wenn das richtig schwer wird.

DFB.de: Wie bitter ist es, dass mit Tabea Waßmuth, Lena Lattwein und Maxi Rall drei deutsche Nationalspielerinnen den Verein verlassen werden?

Specht: Das ist schade. Aber so ist der Lauf der Dinge im Fußball. Ich bin optimistisch, dass nun die Spielerinnen den nächsten Entwicklungsschritt machen, die bislang im Schatten der drei Genannten standen. Zudem bekommen wir ein paar externe Verstärkungen hinzu. Wir werden versuchen, die sportlichen Verluste im Kollektiv aufzufangen. Tabea und Lena gehen nach Wolfsburg, Maxi nach München – das ist die absolute Spitzenklasse im deutschen Frauenfußball. Wir hingegen sind immer noch ein Ausbildungsverein – trotz aller Erfolge. Ich denke, dass jede bei uns das nachvollziehen kann. Am Sonntag wollen wir gemeinsam einen schönen Abschluss einer außergewöhnlichen Zeit feiern.

DFB.de: ...beim Absteiger MSV Duisburg.

Specht: Auch wenn sich in der Tabelle für beide Teams nichts mehr tun wird, werden wir das Spiel nicht herschenken. Es geht um drei Punkte, die wir unbedingt holen wollen. Wir wollen noch mal guten Fußball zeigen und uns mit einem Erfolg und einem guten Gefühl in die Sommerpause verabschieden. Es war eine harte Saison für alle.

DFB.de: Wie haben Sie die Spielzeit im Rahmen der Pandemie erlebt?

Specht: Wir hatten ganz am Anfang ein paar Zuschauer*innen im Stadion und zuletzt gegen Freiburg auch wieder. Dazwischen waren die Tribünen leer und die Fans haben uns auf jeden Fall sehr gefehlt. Wir hoffen alle, dass in der neuen Saison wieder mehr möglich ist. Aber ich will gar nicht zu viel meckern, weil wir im Gegensatz zu vielen anderen Menschen in Deutschland immerhin Fußball spielen konnten. Ich hoffe, dass wir nun wieder ein Stück weit Normalität bekommen. Das wäre großartig.

DFB.de: Und wie haben Sie die Saison in sportlicher Hinsicht erlebt?

Specht: Zunächst hatten wir im Sommer einen kleineren Umbruch innerhalb des Kaders. Aber die größte Veränderung war sicher, dass Gabor Gallai seit Saisonbeginn unser Trainer ist. Wir hatten dann ein recht schweres Auftaktprogramm und sind nicht so gestartet, wie wir es uns vorgestellt hatten. Ab Ende September haben wir eine überragende Serie hingelegt mit teilweise klaren Siegen. Wir haben uns in einen Rausch gespielt. In den vergangenen Wochen haben wir dann wieder einige Probleme bekommen. Ich denke, das hing auch damit zusammen, dass die Champions League plötzlich zum Greifen nahe war. Da wurde der Druck größer und die Leichtigkeit war weg. Zum Glück haben wir es mit dem 4:2 gegen Freiburg endgültig klar gemacht. Seitdem ist die Freude riesengroß bei uns.

DFB.de: War der emotionale Höhepunkt kürzlich das 3:2 in München, nachdem Sie bereits 0:2 hinten gelegen haben?

Specht: Ja, das kann man schon so sagen. Wir sind bisher die einzigen, die den FC Bayern in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga in dieser Saison besiegen konnten. Und tatsächlich war dieses Duell sehr besonders. Wir sind in der ersten Minute durch ein Eigentor in Rückstand geraten und dann haben wir schnell das 0:2 kassiert. Umso höher sollte man es der Mannschaft anrechnen, wie wir nach der Pause zurückgekommen sind und die Partie gegen einen so starken Gegner noch drehen konnten. Das war Wahnsinn. Die Heimfahrt im Bus danach hat riesigen Spaß gemacht. Daran denke ich noch heute gerne zurück. Jetzt freuen wir uns alle auf die internationalen Spiele in der kommenden Saison. Das ist für fast alle von uns eine neue Welt und eine spannende Herausforderung.

DFB.de: Was ist möglich in der Champions League?

Specht: Zunächst einmal geht für uns alle ein Traum in Erfüllung, für den wir lange und hart gearbeitet haben. Im ersten Schritt geht es darum, die Qualifikation zu überstehen und die Gruppenphase zu erreichen. Alleine das wird schon eine Herausforderung. In der FLYERALARM Frauen-Bundesliga wollen wir nach und nach mit kleinen Schritten den Rückstand auf Wolfsburg und München verkleinern. Vielleicht gelingt es uns auf diesem Weg, dass wir unsere besten Spielerinnen nicht mehr an die Topvereine verlieren.

DFB.de: Werden Sie diesen Weg weiter mitgehen?

Specht: Ja, das möchte ich. Ich zähle hier inzwischen zu den gestandenen Spielerinnen. Ich übernehme gerne Verantwortung und möchte vorangehen. Unser Ziel ist es, an die bisherigen Erfolge anzuknüpfen. Dieses Vorhaben gehen die Mannschaft und auch der gesamte Verein mit sehr viel Ehrgeiz an. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft im deutschen Frauenfußball eine gute Rolle spielen werden.

[sw]

Die Frauen der TSG Hoffenheim haben sich erstmals in der Vereinsgeschichte für die Champions League qualifiziert. Einen Spieltag vor Schluss hat die Mannschaft drei Punkte und 24 Tore Vorsprung vor Turbine Potsdam. Im DFB.de-Interview schaut Hoffenheims Michaela Specht (24) auf eine eindrucksvolle Spielzeit zurück und erklärt, welche Busfahrt nach einem Auswärtsspiel die schönste war.

DFB.de: Michaela, die Saison in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga geht an diesem Wochenende zu Ende. Nehmen Sie schon Glückwünsche zur Qualifikation für die Champions League entgegen?

Michaela Specht: Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir die Qualifikation für die Champions League geschafft haben. Potsdam könnte zwar punktemäßig noch mit uns gleichziehen, aber wir haben das deutlich bessere Torverhältnis und werden Platz drei nicht mehr hergeben. Darüber sind wir sehr glücklich und natürlich sehr stolz auf das, was wir erreicht haben.

DFB.de: Kann man sagen, dass dieser dritte Platz die logische Entwicklung der vergangenen Jahre ist?

Specht: Wir waren zwar am Ende der vergangenen Saison auch schon Dritter, aber diese Platzierung ist für uns alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Wir haben uns gegen starke Gegner durchgesetzt, die sich ebenfalls Rang drei zum Ziel gemacht hatten. Ich denke da an Frankfurt oder Potsdam. Klar ist, dass wir uns Jahr für Jahr verbessert haben, seitdem ich 2015 hierhergekommen bin.

DFB.de: Ist Rang drei der Höhepunkt dieser Entwicklung?

Specht: Wir haben in dieser Saison einmal mehr gemerkt, dass wir etwas Großes erreichen können, wenn wir unser Potenzial abrufen. Das hat man beispielsweise bei unserem Sieg in München gesehen. Ich bin der Meinung, dass wir uns den dritten Platz aufgrund unserer spielerischen Qualität und der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, auch verdient haben. Ich würde sagen, dass wir in dieser Saison wieder ein Stück näher an das Spitzenduo herangerückt sind, auch wenn sich das punktemäßig im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht in der Tabelle widerspiegelt. Unser Ziel für die Zukunft ist es durchaus, den Abstand weiter zu verringern, auch wenn das richtig schwer wird.

DFB.de: Wie bitter ist es, dass mit Tabea Waßmuth, Lena Lattwein und Maxi Rall drei deutsche Nationalspielerinnen den Verein verlassen werden?

Specht: Das ist schade. Aber so ist der Lauf der Dinge im Fußball. Ich bin optimistisch, dass nun die Spielerinnen den nächsten Entwicklungsschritt machen, die bislang im Schatten der drei Genannten standen. Zudem bekommen wir ein paar externe Verstärkungen hinzu. Wir werden versuchen, die sportlichen Verluste im Kollektiv aufzufangen. Tabea und Lena gehen nach Wolfsburg, Maxi nach München – das ist die absolute Spitzenklasse im deutschen Frauenfußball. Wir hingegen sind immer noch ein Ausbildungsverein – trotz aller Erfolge. Ich denke, dass jede bei uns das nachvollziehen kann. Am Sonntag wollen wir gemeinsam einen schönen Abschluss einer außergewöhnlichen Zeit feiern.

DFB.de: ...beim Absteiger MSV Duisburg.

Specht: Auch wenn sich in der Tabelle für beide Teams nichts mehr tun wird, werden wir das Spiel nicht herschenken. Es geht um drei Punkte, die wir unbedingt holen wollen. Wir wollen noch mal guten Fußball zeigen und uns mit einem Erfolg und einem guten Gefühl in die Sommerpause verabschieden. Es war eine harte Saison für alle.

DFB.de: Wie haben Sie die Spielzeit im Rahmen der Pandemie erlebt?

Specht: Wir hatten ganz am Anfang ein paar Zuschauer*innen im Stadion und zuletzt gegen Freiburg auch wieder. Dazwischen waren die Tribünen leer und die Fans haben uns auf jeden Fall sehr gefehlt. Wir hoffen alle, dass in der neuen Saison wieder mehr möglich ist. Aber ich will gar nicht zu viel meckern, weil wir im Gegensatz zu vielen anderen Menschen in Deutschland immerhin Fußball spielen konnten. Ich hoffe, dass wir nun wieder ein Stück weit Normalität bekommen. Das wäre großartig.

DFB.de: Und wie haben Sie die Saison in sportlicher Hinsicht erlebt?

Specht: Zunächst hatten wir im Sommer einen kleineren Umbruch innerhalb des Kaders. Aber die größte Veränderung war sicher, dass Gabor Gallai seit Saisonbeginn unser Trainer ist. Wir hatten dann ein recht schweres Auftaktprogramm und sind nicht so gestartet, wie wir es uns vorgestellt hatten. Ab Ende September haben wir eine überragende Serie hingelegt mit teilweise klaren Siegen. Wir haben uns in einen Rausch gespielt. In den vergangenen Wochen haben wir dann wieder einige Probleme bekommen. Ich denke, das hing auch damit zusammen, dass die Champions League plötzlich zum Greifen nahe war. Da wurde der Druck größer und die Leichtigkeit war weg. Zum Glück haben wir es mit dem 4:2 gegen Freiburg endgültig klar gemacht. Seitdem ist die Freude riesengroß bei uns.

DFB.de: War der emotionale Höhepunkt kürzlich das 3:2 in München, nachdem Sie bereits 0:2 hinten gelegen haben?

Specht: Ja, das kann man schon so sagen. Wir sind bisher die einzigen, die den FC Bayern in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga in dieser Saison besiegen konnten. Und tatsächlich war dieses Duell sehr besonders. Wir sind in der ersten Minute durch ein Eigentor in Rückstand geraten und dann haben wir schnell das 0:2 kassiert. Umso höher sollte man es der Mannschaft anrechnen, wie wir nach der Pause zurückgekommen sind und die Partie gegen einen so starken Gegner noch drehen konnten. Das war Wahnsinn. Die Heimfahrt im Bus danach hat riesigen Spaß gemacht. Daran denke ich noch heute gerne zurück. Jetzt freuen wir uns alle auf die internationalen Spiele in der kommenden Saison. Das ist für fast alle von uns eine neue Welt und eine spannende Herausforderung.

DFB.de: Was ist möglich in der Champions League?

Specht: Zunächst einmal geht für uns alle ein Traum in Erfüllung, für den wir lange und hart gearbeitet haben. Im ersten Schritt geht es darum, die Qualifikation zu überstehen und die Gruppenphase zu erreichen. Alleine das wird schon eine Herausforderung. In der FLYERALARM Frauen-Bundesliga wollen wir nach und nach mit kleinen Schritten den Rückstand auf Wolfsburg und München verkleinern. Vielleicht gelingt es uns auf diesem Weg, dass wir unsere besten Spielerinnen nicht mehr an die Topvereine verlieren.

DFB.de: Werden Sie diesen Weg weiter mitgehen?

Specht: Ja, das möchte ich. Ich zähle hier inzwischen zu den gestandenen Spielerinnen. Ich übernehme gerne Verantwortung und möchte vorangehen. Unser Ziel ist es, an die bisherigen Erfolge anzuknüpfen. Dieses Vorhaben gehen die Mannschaft und auch der gesamte Verein mit sehr viel Ehrgeiz an. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft im deutschen Frauenfußball eine gute Rolle spielen werden.

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