Hoeneß zum 70.: "Ich bin ein Glückskind"

Die Zeit um den Jahreswechsel ist für die meisten Menschen eine ruhige. Nicht so für Uli Hoeneß, der am heutigen Mittwoch 70 Jahre alt wird. Die ersten Interviews erschienen schon Tage zuvor - Agenturen, Sonntagsblätter und auch die Fachpresse mussten bedient werden.

Es hat ihm offenbar gut getan, mal wieder im Rampenlicht zu stehen. Seit zwei Jahren agiert der langjährige Spieler, Manager und Präsident des FC Bayern München ja mehr aus dem Hintergrund, ist "nur" noch Ehrenpräsident des Rekordmeisters, dessen Entwicklung zur globalen Marke er prägte. Auch der deutsche Fußball hat dem streitbaren Metzgerssohn aus Ulm viel zu verdanken. Weil sich Talent, Ehrgeiz und Cleverness in idealer Weise in seiner Person vereinten. Auch DFB.de gratuliert dem 35-maligen Nationalspieler, der mit der DFB-Auswahl Europameister 1972 und Weltmeister 1974 wurde.

Klassensprecher und Kapitän

Als er 17 war, spielte er in der Jugendnationalmannschaft, und sein Trainer Udo Lattek, der ihn 1970 auch zu den Bayern hoen sollte, machte ihn zum Kapitän: "Er war einfach der reifste aller Jungen, obgleich er der jüngste war." Schon auf dem Gymnasium war er der Klassensprecher, der Redakteur der Schülerzeitung, der Manager der Schulfeste. "Ich habe relativ frühzeitig erkannt, dass man die Dinge selber in die Hand nehmen muss", sagte Hoeneß in einem ARD-Porträt im Herbst 2009, als nach 30 Jahren die Manager-Ära endete.

Es begann die des Präsidenten (bis 2019), bekanntlich unterbrochen von seiner Haftstrafe von Juni 2014 bis März 2016 für nicht versteuerte Börsengewinne in Millionenhöhe. Diesen "Riesenfehler" hat er glaubhaft bereut, seine Strafe dank guter Führung halbiert - und seine Bayern haben ihm verziehen. Er kehrte ins Amt zurück, das er dann Herbert Hainer überlassen hat um in die Rolle der grauen Eminenz zu wachsen. Seine Nachfolger suchen gern am Tegernsee, wo er mit seiner Gattin und Jugendliebe Susi lebt, um Rat nach, auf den der mitgliederstärkste Klub der Welt noch nicht verzichten kann.

"Ich habe alles erreicht und über 60 Titel gewonnen"

Mehr als 50 Jahre FC Bayern! Hoeneß kategorisiert sie so: "Das Schönste im Sport ist immer das Selberspielen. Wenn ich morgen in einen Jungbrunnen fallen könnte und da rauskäme als Jung-Siegfried, der die 100 Meter in elf Sekunden läuft und auch noch kicken kann - ich würde es machen. Das Zweitschönste ist Manager, das Drittschönste Präsident. Damit ist meine Karriere beschrieben, ich habe alles erreicht und über 60 Titel gewonnen", sagte er dem SID. "Ich bin ein Glückskind".

Und ein Glück für Bayern München. Der Klub war schon vor ihm eine große Nummer, aber das Fundament wackelte. Dass der Verein heute trotz Corona schwarze Zahlen schreibt, verdankt er vor allem der Spürnase des Metzgersohnes mit Abitur, der viele richtige Personalentscheidungen traf und dem die Ideen, sie zu finanzieren, nie ausgingen.

Was trieb ihn an? In einer Biografie von 1975 liest man dieses Zitat: "Ich bin einer, der es absolut vermeiden will, ohne Ziel zu sein." Im Juli 1974 war das plötzlich ein Problem. Hoeneß steckte in einer im deutschen Fußball noch immer unerreichten Situation: Mit 22 Jahren war er bereits Weltmeister, Europameister, Europapokalsieger, Meister und DFB-Pokalsieger. Außerdem war er einer der ersten großen Werbestars im Fußball. "Es ist erstaunlich wie der Uli es versteht, aus allem ein Geschäft zu machen", sagte Paul Breitner, sein Spezi bei Bayern. Allein durch den Verkauf der 300.000 handsignierten WM-Bücher hatte der Jungstar ausgesorgt.

Knieverletzung leitet Karriereende ein

Das machte den frühzeitigen Ausstieg als Aktiver leichter. Denn ab 1975 ging es stetig bergab. Von seiner Knieverletzung im Europacupfinale 1975 gegen Leeds United erholte sich der Stürmer mit dem unaufhaltsamen Antritt nie ganz. Schon mit 24 endete die Länderspielkarriere, nach nur 35 Einsätzen. Unvergessen bleibt sein Elfmeterfehlschuss im EM-Finale 1976 von Belgrad, ein Omen für das Ende der ansonsten glücklichen Spielerzeit. 1979 trat Hoeneß als Leihspieler des 1. FC Nürnberg mit einem Abstieg ab. Er war 27. Was nun?

Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker bot ihm überraschend den vakanten Managerposten an. Weil sich Bremens Rudi Assauer nicht für München entscheiden konnte, begann im Mai 1979 die rasanteste Managerkarriere des deutschen Sports. Als Uli Hoeneß sein Büro bezog, übernahm er einen Berg von sieben Millionen Mark Schulden. Den trug er mit dem Verkauf von Karl-Heinz Rummenigge nach Mailand 1984 auf einen Schlag ab. Seither werden in München schwarze Zahlen geschrieben. Selbst der Flugzeugabsturz im Februar 1982, den Uli Hoeneß als einziger überlebte, warf ihn nicht aus der Bahn. Schon nach wenigen Wochen saß er wieder am Schreibtisch, im Dienste seines FC Bayern.

Abteilung Attacke und große Hilfsbereitschaft

Sein Temperament führte zu manchem Konflikt, den er "nie gesucht hat", aber dem er "auch nie ausgewichen" ist." Die "Abteilung Attacke" mochte keiner zum Feind haben, Christoph Daum und Willi Lemke können das bezeugen. Aber gekämpft wurde stets mit offenem Visier, weshalb sie ihm nun via Bild am Sonntag alle zum 70. gratulierten.

Zum Freund mochten ihn umso mehr haben. Dazu Hoeneß: "Wer mir mal etwas Gutes getan hat, ist ein Leben lang geschützt!" Auf diesen Kreis beschränkte sich seine Hilfsbereitschaft nie. Ob durch Benefizspiele oder mit einem Privatscheck - Uli hilft: "Ich habe fünf, sechs Stiftungen und habe so viel Spaß dabei, wenn ich Leuten etwas Gutes tun kann. Das ist einer meiner neuen Lebensinhalte." Womöglich wird es etwas ruhiger um Uli Hoeneß, aber noch immer hat er Ziele - und die halten ihn jung.

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Die Zeit um den Jahreswechsel ist für die meisten Menschen eine ruhige. Nicht so für Uli Hoeneß, der am heutigen Mittwoch 70 Jahre alt wird. Die ersten Interviews erschienen schon Tage zuvor - Agenturen, Sonntagsblätter und auch die Fachpresse mussten bedient werden.

Es hat ihm offenbar gut getan, mal wieder im Rampenlicht zu stehen. Seit zwei Jahren agiert der langjährige Spieler, Manager und Präsident des FC Bayern München ja mehr aus dem Hintergrund, ist "nur" noch Ehrenpräsident des Rekordmeisters, dessen Entwicklung zur globalen Marke er prägte. Auch der deutsche Fußball hat dem streitbaren Metzgerssohn aus Ulm viel zu verdanken. Weil sich Talent, Ehrgeiz und Cleverness in idealer Weise in seiner Person vereinten. Auch DFB.de gratuliert dem 35-maligen Nationalspieler, der mit der DFB-Auswahl Europameister 1972 und Weltmeister 1974 wurde.

Klassensprecher und Kapitän

Als er 17 war, spielte er in der Jugendnationalmannschaft, und sein Trainer Udo Lattek, der ihn 1970 auch zu den Bayern hoen sollte, machte ihn zum Kapitän: "Er war einfach der reifste aller Jungen, obgleich er der jüngste war." Schon auf dem Gymnasium war er der Klassensprecher, der Redakteur der Schülerzeitung, der Manager der Schulfeste. "Ich habe relativ frühzeitig erkannt, dass man die Dinge selber in die Hand nehmen muss", sagte Hoeneß in einem ARD-Porträt im Herbst 2009, als nach 30 Jahren die Manager-Ära endete.

Es begann die des Präsidenten (bis 2019), bekanntlich unterbrochen von seiner Haftstrafe von Juni 2014 bis März 2016 für nicht versteuerte Börsengewinne in Millionenhöhe. Diesen "Riesenfehler" hat er glaubhaft bereut, seine Strafe dank guter Führung halbiert - und seine Bayern haben ihm verziehen. Er kehrte ins Amt zurück, das er dann Herbert Hainer überlassen hat um in die Rolle der grauen Eminenz zu wachsen. Seine Nachfolger suchen gern am Tegernsee, wo er mit seiner Gattin und Jugendliebe Susi lebt, um Rat nach, auf den der mitgliederstärkste Klub der Welt noch nicht verzichten kann.

"Ich habe alles erreicht und über 60 Titel gewonnen"

Mehr als 50 Jahre FC Bayern! Hoeneß kategorisiert sie so: "Das Schönste im Sport ist immer das Selberspielen. Wenn ich morgen in einen Jungbrunnen fallen könnte und da rauskäme als Jung-Siegfried, der die 100 Meter in elf Sekunden läuft und auch noch kicken kann - ich würde es machen. Das Zweitschönste ist Manager, das Drittschönste Präsident. Damit ist meine Karriere beschrieben, ich habe alles erreicht und über 60 Titel gewonnen", sagte er dem SID. "Ich bin ein Glückskind".

Und ein Glück für Bayern München. Der Klub war schon vor ihm eine große Nummer, aber das Fundament wackelte. Dass der Verein heute trotz Corona schwarze Zahlen schreibt, verdankt er vor allem der Spürnase des Metzgersohnes mit Abitur, der viele richtige Personalentscheidungen traf und dem die Ideen, sie zu finanzieren, nie ausgingen.

Was trieb ihn an? In einer Biografie von 1975 liest man dieses Zitat: "Ich bin einer, der es absolut vermeiden will, ohne Ziel zu sein." Im Juli 1974 war das plötzlich ein Problem. Hoeneß steckte in einer im deutschen Fußball noch immer unerreichten Situation: Mit 22 Jahren war er bereits Weltmeister, Europameister, Europapokalsieger, Meister und DFB-Pokalsieger. Außerdem war er einer der ersten großen Werbestars im Fußball. "Es ist erstaunlich wie der Uli es versteht, aus allem ein Geschäft zu machen", sagte Paul Breitner, sein Spezi bei Bayern. Allein durch den Verkauf der 300.000 handsignierten WM-Bücher hatte der Jungstar ausgesorgt.

Knieverletzung leitet Karriereende ein

Das machte den frühzeitigen Ausstieg als Aktiver leichter. Denn ab 1975 ging es stetig bergab. Von seiner Knieverletzung im Europacupfinale 1975 gegen Leeds United erholte sich der Stürmer mit dem unaufhaltsamen Antritt nie ganz. Schon mit 24 endete die Länderspielkarriere, nach nur 35 Einsätzen. Unvergessen bleibt sein Elfmeterfehlschuss im EM-Finale 1976 von Belgrad, ein Omen für das Ende der ansonsten glücklichen Spielerzeit. 1979 trat Hoeneß als Leihspieler des 1. FC Nürnberg mit einem Abstieg ab. Er war 27. Was nun?

Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker bot ihm überraschend den vakanten Managerposten an. Weil sich Bremens Rudi Assauer nicht für München entscheiden konnte, begann im Mai 1979 die rasanteste Managerkarriere des deutschen Sports. Als Uli Hoeneß sein Büro bezog, übernahm er einen Berg von sieben Millionen Mark Schulden. Den trug er mit dem Verkauf von Karl-Heinz Rummenigge nach Mailand 1984 auf einen Schlag ab. Seither werden in München schwarze Zahlen geschrieben. Selbst der Flugzeugabsturz im Februar 1982, den Uli Hoeneß als einziger überlebte, warf ihn nicht aus der Bahn. Schon nach wenigen Wochen saß er wieder am Schreibtisch, im Dienste seines FC Bayern.

Abteilung Attacke und große Hilfsbereitschaft

Sein Temperament führte zu manchem Konflikt, den er "nie gesucht hat", aber dem er "auch nie ausgewichen" ist." Die "Abteilung Attacke" mochte keiner zum Feind haben, Christoph Daum und Willi Lemke können das bezeugen. Aber gekämpft wurde stets mit offenem Visier, weshalb sie ihm nun via Bild am Sonntag alle zum 70. gratulierten.

Zum Freund mochten ihn umso mehr haben. Dazu Hoeneß: "Wer mir mal etwas Gutes getan hat, ist ein Leben lang geschützt!" Auf diesen Kreis beschränkte sich seine Hilfsbereitschaft nie. Ob durch Benefizspiele oder mit einem Privatscheck - Uli hilft: "Ich habe fünf, sechs Stiftungen und habe so viel Spaß dabei, wenn ich Leuten etwas Gutes tun kann. Das ist einer meiner neuen Lebensinhalte." Womöglich wird es etwas ruhiger um Uli Hoeneß, aber noch immer hat er Ziele - und die halten ihn jung.

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