Hitzlsperger: "Einstand in der Delegation und gleich eine Niederlage"

Vize-Europameister Thomas Hitzlsperger begleitete die Mannschaft nach Dublin und Leipzig. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach mit dem 52-maligen Nationalspieler, der mit seinen Toren in den beiden letzten Spielen der Saison 2006/2007 wesentlichen Anteil an der Deutschen Meisterschaft des VfB Stuttgart hatte, über seine neue Rolle als Delegationsmitglied bei der deutschen Nationalmannschaft und über seine Leipziger Laudatio.

DFB.de: Herr Hitzlsperger, Sie haben mitgeholfen das EURO-Ticket zu lösen. Sind Sie zufrieden?

Thomas Hitzlsperger: Na ja, das haben schon die Spieler geschafft. Und das Spiel gegen die Iren war ja mein allererstes als Delegationsmitglied. Danach gab es schon ein paar Sprüche. Einstand in der Delegation und gleich eine Niederlage – der Stachel saß tief. Jetzt freue ich mich genauso wie die Fans über den Gruppensieg der Mannschaft und damit die Teilnahme an der Europameisterschaft.

DFB.de: Haben Sie sich in Dublin oder Leipzig dabei ertappt, beim Frühstück automatisch zum Spielertisch rüberzugehen?

Hitzlsperger: Ist doch klar, ich kenne noch ein paar Spieler aus meiner Zeit, Bastian Schweinsteiger etwa, mit dem ich 2006 bei der WM in Deutschland und der Europameisterschaft 2008 zusammen in der Nationalmannschaft gespielt habe. Es war ein gutes Wiedersehen, auch mit einigen Betreuern, die ich noch von früher kannte. So viel hat sich nicht verändert, die Stimmung in der Mannschaft ist einfach immer gut. Alle freuen sich, dabei zu sein. Die Qualität in jedem Bereich ist ungeheuer hoch.

DFB.de: In Leipzig hielten Sie die Laudatio für den Julius Hirsch Preisträger Supporters Crew 05. Was haben die Göttinger richtig gemacht?

Hitzlsperger: Man muss sich nur mal anschauen, mit welchem Aufwand die ihre Bewerbungsbroschüre gemacht haben. Als die Supporters Crew den neuen Fanraum in der Göttinger Innenstadt bezog, dort wo früher die Synagoge stand, war ihnen sofort klar, dass sie an die ehemaligen jüdischen Vereinsmitglieder erinnern müssen. Das hat mir gefallen. Am Abend vor der Verleihung habe ich die Göttinger Fans bei einem Abendessen aller Sieger der vergangenen zehn Jahre getroffen. Man merkt gleich, das sind alles Leute mit einer positiven Energie. Sie machen das mit Freude, und sie wissen, dass diese Aufgabe nicht immer leicht ist. Sie leiden natürlich unter der sportlichen Situation.

DFB.de: SC Göttingen 05 ist bis in die Landesliga abgestiegen, dennoch haben noch erstaunlich viele Fans dem Klub die Treue gehalten. Der Fandachverband, die Supporters Crew, engagiert sich und zeigt bei den Spielen etwa Banner gegen Homophobie oder andere Formen der Diskriminierung. Zuviel Politik für den kleinen Fußball?

Hitzlsperger: Für mich selbst ist das keine neue Frage, die kommt immer wieder auf. Ich habe das oft schon gehört, was soll denn die Politik im Fußball? Gerade die Göttinger haben darauf eine gute Antwort gegeben, indem sie sagen, wer Nein zu Rassismus oder Homophobie sagt, beweise doch nur seinen gesunden Menschenverstand.



Vize-Europameister Thomas Hitzlsperger begleitete die Mannschaft nach Dublin und Leipzig. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach mit dem 52-maligen Nationalspieler, der mit seinen Toren in den beiden letzten Spielen der Saison 2006/2007 wesentlichen Anteil an der Deutschen Meisterschaft des VfB Stuttgart hatte, über seine neue Rolle als Delegationsmitglied bei der deutschen Nationalmannschaft und über seine Leipziger Laudatio.

DFB.de: Herr Hitzlsperger, Sie haben mitgeholfen das EURO-Ticket zu lösen. Sind Sie zufrieden?

Thomas Hitzlsperger: Na ja, das haben schon die Spieler geschafft. Und das Spiel gegen die Iren war ja mein allererstes als Delegationsmitglied. Danach gab es schon ein paar Sprüche. Einstand in der Delegation und gleich eine Niederlage – der Stachel saß tief. Jetzt freue ich mich genauso wie die Fans über den Gruppensieg der Mannschaft und damit die Teilnahme an der Europameisterschaft.

DFB.de: Haben Sie sich in Dublin oder Leipzig dabei ertappt, beim Frühstück automatisch zum Spielertisch rüberzugehen?

Hitzlsperger: Ist doch klar, ich kenne noch ein paar Spieler aus meiner Zeit, Bastian Schweinsteiger etwa, mit dem ich 2006 bei der WM in Deutschland und der Europameisterschaft 2008 zusammen in der Nationalmannschaft gespielt habe. Es war ein gutes Wiedersehen, auch mit einigen Betreuern, die ich noch von früher kannte. So viel hat sich nicht verändert, die Stimmung in der Mannschaft ist einfach immer gut. Alle freuen sich, dabei zu sein. Die Qualität in jedem Bereich ist ungeheuer hoch.

DFB.de: In Leipzig hielten Sie die Laudatio für den Julius Hirsch Preisträger Supporters Crew 05. Was haben die Göttinger richtig gemacht?

Hitzlsperger: Man muss sich nur mal anschauen, mit welchem Aufwand die ihre Bewerbungsbroschüre gemacht haben. Als die Supporters Crew den neuen Fanraum in der Göttinger Innenstadt bezog, dort wo früher die Synagoge stand, war ihnen sofort klar, dass sie an die ehemaligen jüdischen Vereinsmitglieder erinnern müssen. Das hat mir gefallen. Am Abend vor der Verleihung habe ich die Göttinger Fans bei einem Abendessen aller Sieger der vergangenen zehn Jahre getroffen. Man merkt gleich, das sind alles Leute mit einer positiven Energie. Sie machen das mit Freude, und sie wissen, dass diese Aufgabe nicht immer leicht ist. Sie leiden natürlich unter der sportlichen Situation.

DFB.de: SC Göttingen 05 ist bis in die Landesliga abgestiegen, dennoch haben noch erstaunlich viele Fans dem Klub die Treue gehalten. Der Fandachverband, die Supporters Crew, engagiert sich und zeigt bei den Spielen etwa Banner gegen Homophobie oder andere Formen der Diskriminierung. Zuviel Politik für den kleinen Fußball?

Hitzlsperger: Für mich selbst ist das keine neue Frage, die kommt immer wieder auf. Ich habe das oft schon gehört, was soll denn die Politik im Fußball? Gerade die Göttinger haben darauf eine gute Antwort gegeben, indem sie sagen, wer Nein zu Rassismus oder Homophobie sagt, beweise doch nur seinen gesunden Menschenverstand.

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DFB.de: Wie sehen Sie den Julius Hirsch Preis im deutschen Fußball?

Hitzlsperger: Es sind genügend Leute dabei, die immer wieder die Richtung und die Aussagekraft des Julius Hirsch Preises überprüfen. Klar besteht die Gefahr, dass man bei einem Preis gegen Antisemitismus und Diskriminierung einfach nur Sonntagsreden hält. Die Entwicklung wird immer weiter beobachtet. Ich habe gestern mit dem Enkel Andreas Hirsch gesprochen, der ebenfalls sehr zufrieden mit der Entwicklung des Preises ist. Wenn man feststellt, dass viele Preisträger der Vergangenheit weiter sehr aktiv sind, macht der Preis schon etwas richtig.

DFB.de: Sie haben sich publizistisch immer wieder eingemischt, etwa auf den Online-Formaten der ZEIT, beim "Störungsmelder" und "Alles außer Fußball". Über welche Themen haben Sie damals geschrieben?

Hitzlsperger: Das stand immer in Verbindung mit Fußball und Ausländerfeindlichkeit. Wenn wir mit einem guten Beispiel vorangehen, wenn der Fußball das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kultur vorlebt, dann kann das helfen. Auch über Halle habe ich geschrieben, deren Fanorganisation in Leipzig mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde.

DFB.de: Im September 2013 haben Sie Ihr letztes Spiel bestritten. Seitdem ist viel passiert. In einem Interview mit der ZEIT haben Sie Ihre Homosexualität öffentlich gemacht. Sie sind inzwischen Botschafter der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Bei einer Ausgabe der 11Freunde haben Sie den Schreibtisch als Chefredakteur übernommen.

Hitzlsperger: Ich habe schon gemerkt, dass ich wieder eine feste Aufgabe suche. Der Bereich der Medien hat mich immer schon interessiert. Ich habe dann beim ZDF-Morgenmagazin angefangen. Mir hat's Spaß gemacht. Mein Fokus liegt jetzt sicher mehr auf der beruflichen Zukunft. Ich arbeite jetzt etwa auch für den Bayrischen Rundfunk. Dennoch werde ich mich auch weiter gegen Homophobie engagieren.