Historisch: SC Dortelweil gegen FC Bayern

Auf der Landkarte einer Bundesliga im deutschen Fußball taucht zu Beginn der Saison 2019/2020 erstmals der Name SC Dortelweil auf. Dortelweil? Nie gehört? Die 6000-Seelen-Gemeinde ist ein Stadtteil von Bad Vilbel (etwa 35.000 Einwohner) im Wetteraukreis vor den Toren der hessischen Metropole Frankfurt.

Dort gastiert am Samstag (ab 11 Uhr) im Rahmen des 1. Spieltages in der Süd-Staffel der B-Juniorinnen-Bundesliga der Nachwuchs des FC Bayern München. Vor dem ersten Auftritt in der höchsten deutschen Spielklasse ist die Euphorie rund um den "Dorfklub" aus Dortelweil schon jetzt riesengroß. Hießen die Gegner in der Vorsaison unter anderem noch SV Gläserzell, TSG Lütter oder BSC Schalbach, geht es ab sofort nicht nur gegen den FC Bayern, sondern auch gegen den aktuellen deutschen Vizemeister SC Freiburg, die TSG Hoffenheim oder den 1. FFC Frankfurt.

"Die Leute sprechen uns auf der Straße an und drücken uns für die Partie gegen den großen FC Bayern die Daumen", sagt der Sportliche Leiter und Co-Trainer Rüdiger Köhler zu DFB.de. "Mit dem Aufstieg ist uns für den Landkreis Wetterau etwas Historisches gelungen. Die Menschen wissen unsere Leistungen zu schätzen. Das fühlt sich sehr gut an."

Aufstieg in die Bundesliga als MSG Bad Vilbel

Sportlich hatte sich der mögliche Sprung in die B-Juniorinnen-Bundesliga in den vergangenen Jahren durchaus abgezeichnet. Nach zwei knapp verpassten Versuchen gelang der Aufstieg im dritten Anlauf.

Als Tabellenzweiter der Hessenliga - hinter dem nicht aufstiegsberechtigten Ligaprimus 1. FFC Frankfurt U 16 - qualifizierte sich die Mannschaft von Trainer Christian Vaubel mit einem Punkt Vorsprung vor dem KSV Hessen Kassel für die Aufstiegsrunde. Zwei Unentschieden gegen den FV Löchgau (1:1) aus der Oberliga-Baden-Württemberg und beim Bayernliga-Meister TSV Schwaben Augsburg (1:1) genügten, um die Sektkorken knallen zu lassen und gemeinsam mit dem FV Löchgau in die B-Juniorinnen-Bundesliga aufzusteigen.

Damals trat das Team noch unter dem Namen MSG Bad Vilbel an. Diese Mädchen-Spielgemeinschaft hatten mehrere Vereine aus der Stadt Bad Vilbel oder dem direkten Umfeld vor acht Jahren gegründet und so ihre Kräfte gebündelt. Dazu gehörten neben dem SC Dortelweil der SSV Heilsberg, der FC Hessen Massenheim und der SV Gronau. Da in der B-Juniorinnen-Bundesliga allerdings keine Spielgemeinschaften zugelassen sind, geht der Aufsteiger jetzt wieder als SC Dortelweil, der von Beginn an der MSG Bad Vilbel angehörte und auch einen Großteil der Spielerinnen stellte, an den Start.

Vor acht Jahren mit sieben Spielerinnen angefangen

Der Sportliche Leiter Rüdiger Köhler gilt als "Gründungsvater" beim SC Dortelweil und bei der MSG Bad Vilbel. Zusammen mit seiner Frau Nicole Steppan, die dem Team ebenfalls nach wie vor als Athletiktrainerin und Physiotherapeutin verbunden ist, hatte er vor acht Jahren mit sieben Mädchen auf Kreisebene angefangen, etwas aufzubauen.

Die Erfolge können sich nicht nur im Juniorinnen-Bereich sehen lassen. Die Frauen-Mannschaft blieb in der abgelaufenen Saison sogar ohne Punktverlust, stieg zum dritten Mal in Folge auf und ist mittlerweile in der Verbandsliga (fünfthöchste Spielklasse) angekommen. Zum Vergleich: Die erste Herrenmannschaft des Vereins ist in der siebtklassigen Gruppenliga Frankfurt-West am Ball.

Für Duell mit FC Bayern: Sämtliche Spiele verlegt

Für das kommende Wochenende wurden bereits sämtliche Begegnungen der insgesamt acht Mädchenmannschaften des SC Dortelweil sowie der beiden Frauenmannschaften verlegt, so dass alle beim historischen Duell mit dem FC Bayern dabei sein können. "Wir gehen von mindestens 300 bis 500 Zuschauern aus", sagt Rüdiger Köhler voller Vorfreude.

Auch der Bürgermeister der Stadt Bad Vilbel hatte sich übrigens nach dem Aufstieg in die B-Juniorinnen-Bundesliga eingeschaltet und veranlasste, dass alle Heimspiele nicht in Dortelweil, sondern im nahegelegenen "Niddasportfeld" in Bad Vilbel ausgetragen werden, damit möglichst viele Bürger der Stadt angesprochen werden.

Auch neben dem Platz soll der herausragende Erfolg von der Stadtspitze noch gewürdigt werden. "Zwar gab es keinen Eintrag ins Goldene Buch", sagt Köhler mit einem Grinsen. "Wir werden aber im Februar beim Sportlertreffen noch nachträglich geehrt."

Köhler: "Bundesliga für uns ein großes Abenteuer"

Mit insgesamt 18 Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen startet der SC Dortelweil in seine Premierenspielzeit in der B-Juniorinnen-Bundesliga Süd. "Für uns ist das ein großes Abenteuer", sagt der "Macher" von Dortelweils Mädchenfußball-Abteilung.

Acht Spielerinnen - darunter auch Torjägerin Paula Gies, die mit insgesamt 26 Saisontreffern und zwei Toren in der Aufstiegsrunde maßgeblichen Anteil am Aufstieg hatte - sind zu den Frauen aufgerückt. Immerhin zehn Spielerinnen aus der Aufstiegsmannschaft gehören aber weiterhin dem Team an. Nicht zuletzt Zugang Antonia Wittich (zuletzt SG Gelnhausen-Haitz) soll die entstandene Lücke im Angriff schließen.

"Wenn wir den Klassenverbleib schaffen sollten, wäre das definitiv ein noch größerer Erfolg als der Aufstieg" so der 50-jährige Rüdiger Köhler, der bei den organisatorischen Vorbereitungen und Planungen für die erste Bundesliga-Spielzeit der Vereinsgeschichte vor allem von SCD-Jugendleiter Dirk Münkel intensiv unterstützt wurde.

Dreiwöchiges "Trainings-Casting" ohne Erfolg

Um auch sportlich für die neuen Herausforderungen in der B-Juniorinnen-Bundesliga gewappnet zu sein, hatte der Aufsteiger während der Vorbereitung auch ein dreiwöchiges "Trainings-Casting" organisiert, um talentierte Mädchen der Jahrgänge 2005, 2004 und 2003 aus der Region zu sichten und so mögliche Verstärkungen zu finden.

"Es war allerdings keine Spielerin dabei, die uns sofort weitergeholfen hätte", zog Rüdiger Köhler eine ernüchternde Bilanz. "Ich habe mir in den vergangenen Wochen die Finger wundtelefoniert und ungefähr mit 60 bis 70 Mädchen Gespräche geführt. Sieben Spielerinnen konnten wir schließlich für unser Projekt begeistern."

Flasche Sekt als einziges Gastgeschenk

Kurz vor dem Saisonstart gegen die Bayern schwört Köhler die Aufstiegsheldinnen noch einmal ein. "Viele bei uns haben noch gar nicht begriffen, was auf sie zukommen wird", sieht der Angestellte der Stadt Bad Vilbel noch großen Handlungsbedarf im Team.

Zwar wurde die Intensität der Trainingseinheiten gesteigert. Aber die Bereitschaft, in jedem Training und in jedem Spiel bis an die Leistungsgrenze zu gehen, muss noch ausgeprägter werden. "Die meisten Spielerinnen bei uns haben keine Ambitionen auf eine vielversprechende Fußballerinnen-Karriere, das ist der größte Unterschied zu den meisten anderen Klubs in der Bundesliga", betont Köhler: "Unsere Spielerinnen sind Hobby-Fußballerinnen aus Leidenschaft - und werden das auch bleiben."

Dennoch ist der Ehrgeiz, den großen Favoriten aus München zumindest ärgern zu können, riesengroß. Rüdiger Köhler: "Gastgeschenke wird es für die U 17 des FC Bayern nicht geben - nur eine Flasche alkoholfreien Sekt von unserem Sponsor."

[mspw]

Auf der Landkarte einer Bundesliga im deutschen Fußball taucht zu Beginn der Saison 2019/2020 erstmals der Name SC Dortelweil auf. Dortelweil? Nie gehört? Die 6000-Seelen-Gemeinde ist ein Stadtteil von Bad Vilbel (etwa 35.000 Einwohner) im Wetteraukreis vor den Toren der hessischen Metropole Frankfurt.

Dort gastiert am Samstag (ab 11 Uhr) im Rahmen des 1. Spieltages in der Süd-Staffel der B-Juniorinnen-Bundesliga der Nachwuchs des FC Bayern München. Vor dem ersten Auftritt in der höchsten deutschen Spielklasse ist die Euphorie rund um den "Dorfklub" aus Dortelweil schon jetzt riesengroß. Hießen die Gegner in der Vorsaison unter anderem noch SV Gläserzell, TSG Lütter oder BSC Schalbach, geht es ab sofort nicht nur gegen den FC Bayern, sondern auch gegen den aktuellen deutschen Vizemeister SC Freiburg, die TSG Hoffenheim oder den 1. FFC Frankfurt.

"Die Leute sprechen uns auf der Straße an und drücken uns für die Partie gegen den großen FC Bayern die Daumen", sagt der Sportliche Leiter und Co-Trainer Rüdiger Köhler zu DFB.de. "Mit dem Aufstieg ist uns für den Landkreis Wetterau etwas Historisches gelungen. Die Menschen wissen unsere Leistungen zu schätzen. Das fühlt sich sehr gut an."

Aufstieg in die Bundesliga als MSG Bad Vilbel

Sportlich hatte sich der mögliche Sprung in die B-Juniorinnen-Bundesliga in den vergangenen Jahren durchaus abgezeichnet. Nach zwei knapp verpassten Versuchen gelang der Aufstieg im dritten Anlauf.

Als Tabellenzweiter der Hessenliga - hinter dem nicht aufstiegsberechtigten Ligaprimus 1. FFC Frankfurt U 16 - qualifizierte sich die Mannschaft von Trainer Christian Vaubel mit einem Punkt Vorsprung vor dem KSV Hessen Kassel für die Aufstiegsrunde. Zwei Unentschieden gegen den FV Löchgau (1:1) aus der Oberliga-Baden-Württemberg und beim Bayernliga-Meister TSV Schwaben Augsburg (1:1) genügten, um die Sektkorken knallen zu lassen und gemeinsam mit dem FV Löchgau in die B-Juniorinnen-Bundesliga aufzusteigen.

Damals trat das Team noch unter dem Namen MSG Bad Vilbel an. Diese Mädchen-Spielgemeinschaft hatten mehrere Vereine aus der Stadt Bad Vilbel oder dem direkten Umfeld vor acht Jahren gegründet und so ihre Kräfte gebündelt. Dazu gehörten neben dem SC Dortelweil der SSV Heilsberg, der FC Hessen Massenheim und der SV Gronau. Da in der B-Juniorinnen-Bundesliga allerdings keine Spielgemeinschaften zugelassen sind, geht der Aufsteiger jetzt wieder als SC Dortelweil, der von Beginn an der MSG Bad Vilbel angehörte und auch einen Großteil der Spielerinnen stellte, an den Start.

Vor acht Jahren mit sieben Spielerinnen angefangen

Der Sportliche Leiter Rüdiger Köhler gilt als "Gründungsvater" beim SC Dortelweil und bei der MSG Bad Vilbel. Zusammen mit seiner Frau Nicole Steppan, die dem Team ebenfalls nach wie vor als Athletiktrainerin und Physiotherapeutin verbunden ist, hatte er vor acht Jahren mit sieben Mädchen auf Kreisebene angefangen, etwas aufzubauen.

Die Erfolge können sich nicht nur im Juniorinnen-Bereich sehen lassen. Die Frauen-Mannschaft blieb in der abgelaufenen Saison sogar ohne Punktverlust, stieg zum dritten Mal in Folge auf und ist mittlerweile in der Verbandsliga (fünfthöchste Spielklasse) angekommen. Zum Vergleich: Die erste Herrenmannschaft des Vereins ist in der siebtklassigen Gruppenliga Frankfurt-West am Ball.

Für Duell mit FC Bayern: Sämtliche Spiele verlegt

Für das kommende Wochenende wurden bereits sämtliche Begegnungen der insgesamt acht Mädchenmannschaften des SC Dortelweil sowie der beiden Frauenmannschaften verlegt, so dass alle beim historischen Duell mit dem FC Bayern dabei sein können. "Wir gehen von mindestens 300 bis 500 Zuschauern aus", sagt Rüdiger Köhler voller Vorfreude.

Auch der Bürgermeister der Stadt Bad Vilbel hatte sich übrigens nach dem Aufstieg in die B-Juniorinnen-Bundesliga eingeschaltet und veranlasste, dass alle Heimspiele nicht in Dortelweil, sondern im nahegelegenen "Niddasportfeld" in Bad Vilbel ausgetragen werden, damit möglichst viele Bürger der Stadt angesprochen werden.

Auch neben dem Platz soll der herausragende Erfolg von der Stadtspitze noch gewürdigt werden. "Zwar gab es keinen Eintrag ins Goldene Buch", sagt Köhler mit einem Grinsen. "Wir werden aber im Februar beim Sportlertreffen noch nachträglich geehrt."

Köhler: "Bundesliga für uns ein großes Abenteuer"

Mit insgesamt 18 Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen startet der SC Dortelweil in seine Premierenspielzeit in der B-Juniorinnen-Bundesliga Süd. "Für uns ist das ein großes Abenteuer", sagt der "Macher" von Dortelweils Mädchenfußball-Abteilung.

Acht Spielerinnen - darunter auch Torjägerin Paula Gies, die mit insgesamt 26 Saisontreffern und zwei Toren in der Aufstiegsrunde maßgeblichen Anteil am Aufstieg hatte - sind zu den Frauen aufgerückt. Immerhin zehn Spielerinnen aus der Aufstiegsmannschaft gehören aber weiterhin dem Team an. Nicht zuletzt Zugang Antonia Wittich (zuletzt SG Gelnhausen-Haitz) soll die entstandene Lücke im Angriff schließen.

"Wenn wir den Klassenverbleib schaffen sollten, wäre das definitiv ein noch größerer Erfolg als der Aufstieg" so der 50-jährige Rüdiger Köhler, der bei den organisatorischen Vorbereitungen und Planungen für die erste Bundesliga-Spielzeit der Vereinsgeschichte vor allem von SCD-Jugendleiter Dirk Münkel intensiv unterstützt wurde.

Dreiwöchiges "Trainings-Casting" ohne Erfolg

Um auch sportlich für die neuen Herausforderungen in der B-Juniorinnen-Bundesliga gewappnet zu sein, hatte der Aufsteiger während der Vorbereitung auch ein dreiwöchiges "Trainings-Casting" organisiert, um talentierte Mädchen der Jahrgänge 2005, 2004 und 2003 aus der Region zu sichten und so mögliche Verstärkungen zu finden.

"Es war allerdings keine Spielerin dabei, die uns sofort weitergeholfen hätte", zog Rüdiger Köhler eine ernüchternde Bilanz. "Ich habe mir in den vergangenen Wochen die Finger wundtelefoniert und ungefähr mit 60 bis 70 Mädchen Gespräche geführt. Sieben Spielerinnen konnten wir schließlich für unser Projekt begeistern."

Flasche Sekt als einziges Gastgeschenk

Kurz vor dem Saisonstart gegen die Bayern schwört Köhler die Aufstiegsheldinnen noch einmal ein. "Viele bei uns haben noch gar nicht begriffen, was auf sie zukommen wird", sieht der Angestellte der Stadt Bad Vilbel noch großen Handlungsbedarf im Team.

Zwar wurde die Intensität der Trainingseinheiten gesteigert. Aber die Bereitschaft, in jedem Training und in jedem Spiel bis an die Leistungsgrenze zu gehen, muss noch ausgeprägter werden. "Die meisten Spielerinnen bei uns haben keine Ambitionen auf eine vielversprechende Fußballerinnen-Karriere, das ist der größte Unterschied zu den meisten anderen Klubs in der Bundesliga", betont Köhler: "Unsere Spielerinnen sind Hobby-Fußballerinnen aus Leidenschaft - und werden das auch bleiben."

Dennoch ist der Ehrgeiz, den großen Favoriten aus München zumindest ärgern zu können, riesengroß. Rüdiger Köhler: "Gastgeschenke wird es für die U 17 des FC Bayern nicht geben - nur eine Flasche alkoholfreien Sekt von unserem Sponsor."

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