Hirte zur Leistungszentren-Tagung: "Voneinander lernen und profitieren"

Am Ende wollten sie gar nicht mehr gehen. Eine Stunde überzogen die sportlichen Leiter der Leistungszentren auf ihrer Tagung in Heidelberg in dieser Woche. Sie haben über die Talentförderung diskutiert, zum Beispiel wann und wie man ein Talent entdeckt und wie man einem Spieler den Sprung in den Profibereich erleichtern kann. "Man kann voneinander viel lernen und profitieren", sagt Markus Hirte, Sportlicher Leiter der Talentförderung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Kleine Leistungszentren können sich von Best Practice-Beispielen etwas abschauen, umgekehrt können aber auch deren innovative Strategien als Inspiration für die größeren dienen."

Etwa 125 Teilnehmer waren der Einladung des DFB ins Heidelberger Marriott Hotel gefolgt. Neben den sportlichen Leitern gehörten auch die Leiter des Aufbaubereiches der Leistungszentren zu den Teilnehmern. Jeder Verein der Bundesliga und 2. Bundesliga ist verpflichtet, ein Leistungszentrum zu führen. Auch viele Vereine aus der 3. Liga und den Regionalligen haben sich die Qualität ihrer Nachwuchsarbeit vom DFB anerkennen lassen. 55 Leistungszentren gibt es mittlerweile deutschlandweit.

Deren Arbeit in der Talentförderung möchte der DFB nicht vorgeben, aber Leitplanken für die Entwicklung der Talente aufzeigen. "Gerade die sportlichen Leiter sind diejenigen, die das Tagesgeschäft und die Praxis im Blick haben", sagt Hirte, "deshalb sind sie die perfekte Zielgruppe für unser Anliegen. Viele Vereine sind schon im Nachwuchsbereich getrieben von Ergebnisdenken und sportpolitischen Verpflichtungen. Die Aufgabe der sportlichen Leiter ist es, mit Geduld, Beharrlichkeit und Überzeugung dafür zu sorgen, dass auch die Entwicklung der Talente in ihrer Gesamtpersönlichkeit im Vordergrund steht."

Hirte: "Positiv überrascht von der Offenheit der Vereine"

Ein Kernthema der Tagung war der Übergang vom Jugend- in den Seniorenbereich und wie Leistungszentren die Entwicklung der Talente durch ihre Strukturen unterstützen können. Hertha BSC, 1899 Hoffenheim, der 1. FC Kaiserslautern und Holstein Kiel hielten hierzu Kurzreferate, anschließend wurde diskutiert. Kommunikation, Trainingsplanung, individuelle Betreuung, Belastungssteuerung waren die Stichworte. Hirte war "positiv überrascht von der Offenheit. Die Vereine haben sehr gut und ausgiebig ihre Arbeit vorgestellt und in der anschließenden Diskussion wurden sowohl inhaltliche als auch strukturelle Dinge besprochen."

Die Berliner Hertha hat beispielsweise mit Ante Covic einen erfahrenen Experten, der als U 23-Trainer vor allem verantwortlich dafür ist, dass die Spieler im Übergangsbereich betreut werden, einen Ansprechpartner haben, individuelle Trainingspläne bekommen. Bayer Leverkusen auf der anderen Seite hat die U 23 abgemeldet und dennoch mit Benjamin Henrichs und Kai Havertz gerade in letzter Zeit zwei große Talente erfolgreich zu den Profis befördert.

Es sind Dinge wie das Pro und Contra einer U 23, die in der Expertenrunde diskutiert werden. Hirte ist dafür: "Was ist mit den Spielern, die nicht direkt aus der U 19 zu den Profis durchgehen, sondern noch einen zusätzlichen Entwicklungsschritt brauchen? Ich denke, für die hat der Verein auch eine Verantwortung und so können durchaus noch weitere Spieler zusätzlich den Durchbruch schaffen." Die Entscheidung bleibt allerdings den Vereinen überlassen, Hirte gibt Empfehlungen.

Fortbildung soll einmal pro Saison etabliert werden

Ein weiterer Tagungsschwerpunkt war das Thema Talentsichtung. Vereine wie Rot-Weiss Essen oder Eintracht Braunschweig stellten ihre Arbeit vor, wie sie trotz großer Konkurrenz im regionalen Umfeld bei der Talentsichtung erfolgreich sind, zum Beispiel indem sie auf Nischen setzen und gezielt auf Spätentwickler oder aussortierte Spieler der größeren Leistungszentren setzen. Große Vereine haben da andere Probleme, die aber ebenfalls beleuchtet wurden, beispielsweise wie sie trotz der großen Konkurrenzsituation unter Zeitdruck dennoch die richtigen Entscheidungen bei der Auswahl der Talente treffen. "Am Ende einer solchen Tagung gibt es nicht das eine Ergebnis", sagt Hirte. "Aber vielleicht einen groben Rahmen und Anregungen, die sich die Vereine mit nach Hause nehmen."

Neben Fortbildungen mit Trainern, Pädagogen, Psychologen und anderen verantwortlichen Mitarbeitern der Leistungszentren wird auch das Treffen der sportlichen Leiter fest etabliert, möglichst einmal pro Saison. "Die Veranstaltung hat gezeigt, dass ein großes Interesse da ist", sagt Hirte. "Auch wir als DFB haben ein Interesse daran, an diese Gruppe heranzukommen und den Austausch untereinander zu fördern, anstatt sich zu isolieren und mit Scheuklappen nur das eigene Ziel zu sehen."

Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Leistungszentren, Eliteschulen des Fußballs, Stützpunkte, Amateurvereine – je nach individuellem Leistungsniveau und Entwicklungsstand erfährt jedes Talent die bestmögliche Ausbildung. Doch wie funktioniert die Talentförderung im Detail? Wie werden aus den Kindern und Jugendlichen von heute die Weltmeister von morgen? Wie sieht die Arbeit an Leistungszentren, Eliteschulen und Stützpunkten aus? DFB.de wirft einen Blick hinter die Kulissen.

[na]

Am Ende wollten sie gar nicht mehr gehen. Eine Stunde überzogen die sportlichen Leiter der Leistungszentren auf ihrer Tagung in Heidelberg in dieser Woche. Sie haben über die Talentförderung diskutiert, zum Beispiel wann und wie man ein Talent entdeckt und wie man einem Spieler den Sprung in den Profibereich erleichtern kann. "Man kann voneinander viel lernen und profitieren", sagt Markus Hirte, Sportlicher Leiter der Talentförderung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Kleine Leistungszentren können sich von Best Practice-Beispielen etwas abschauen, umgekehrt können aber auch deren innovative Strategien als Inspiration für die größeren dienen."

Etwa 125 Teilnehmer waren der Einladung des DFB ins Heidelberger Marriott Hotel gefolgt. Neben den sportlichen Leitern gehörten auch die Leiter des Aufbaubereiches der Leistungszentren zu den Teilnehmern. Jeder Verein der Bundesliga und 2. Bundesliga ist verpflichtet, ein Leistungszentrum zu führen. Auch viele Vereine aus der 3. Liga und den Regionalligen haben sich die Qualität ihrer Nachwuchsarbeit vom DFB anerkennen lassen. 55 Leistungszentren gibt es mittlerweile deutschlandweit.

Deren Arbeit in der Talentförderung möchte der DFB nicht vorgeben, aber Leitplanken für die Entwicklung der Talente aufzeigen. "Gerade die sportlichen Leiter sind diejenigen, die das Tagesgeschäft und die Praxis im Blick haben", sagt Hirte, "deshalb sind sie die perfekte Zielgruppe für unser Anliegen. Viele Vereine sind schon im Nachwuchsbereich getrieben von Ergebnisdenken und sportpolitischen Verpflichtungen. Die Aufgabe der sportlichen Leiter ist es, mit Geduld, Beharrlichkeit und Überzeugung dafür zu sorgen, dass auch die Entwicklung der Talente in ihrer Gesamtpersönlichkeit im Vordergrund steht."

Hirte: "Positiv überrascht von der Offenheit der Vereine"

Ein Kernthema der Tagung war der Übergang vom Jugend- in den Seniorenbereich und wie Leistungszentren die Entwicklung der Talente durch ihre Strukturen unterstützen können. Hertha BSC, 1899 Hoffenheim, der 1. FC Kaiserslautern und Holstein Kiel hielten hierzu Kurzreferate, anschließend wurde diskutiert. Kommunikation, Trainingsplanung, individuelle Betreuung, Belastungssteuerung waren die Stichworte. Hirte war "positiv überrascht von der Offenheit. Die Vereine haben sehr gut und ausgiebig ihre Arbeit vorgestellt und in der anschließenden Diskussion wurden sowohl inhaltliche als auch strukturelle Dinge besprochen."

Die Berliner Hertha hat beispielsweise mit Ante Covic einen erfahrenen Experten, der als U 23-Trainer vor allem verantwortlich dafür ist, dass die Spieler im Übergangsbereich betreut werden, einen Ansprechpartner haben, individuelle Trainingspläne bekommen. Bayer Leverkusen auf der anderen Seite hat die U 23 abgemeldet und dennoch mit Benjamin Henrichs und Kai Havertz gerade in letzter Zeit zwei große Talente erfolgreich zu den Profis befördert.

Es sind Dinge wie das Pro und Contra einer U 23, die in der Expertenrunde diskutiert werden. Hirte ist dafür: "Was ist mit den Spielern, die nicht direkt aus der U 19 zu den Profis durchgehen, sondern noch einen zusätzlichen Entwicklungsschritt brauchen? Ich denke, für die hat der Verein auch eine Verantwortung und so können durchaus noch weitere Spieler zusätzlich den Durchbruch schaffen." Die Entscheidung bleibt allerdings den Vereinen überlassen, Hirte gibt Empfehlungen.

Fortbildung soll einmal pro Saison etabliert werden

Ein weiterer Tagungsschwerpunkt war das Thema Talentsichtung. Vereine wie Rot-Weiss Essen oder Eintracht Braunschweig stellten ihre Arbeit vor, wie sie trotz großer Konkurrenz im regionalen Umfeld bei der Talentsichtung erfolgreich sind, zum Beispiel indem sie auf Nischen setzen und gezielt auf Spätentwickler oder aussortierte Spieler der größeren Leistungszentren setzen. Große Vereine haben da andere Probleme, die aber ebenfalls beleuchtet wurden, beispielsweise wie sie trotz der großen Konkurrenzsituation unter Zeitdruck dennoch die richtigen Entscheidungen bei der Auswahl der Talente treffen. "Am Ende einer solchen Tagung gibt es nicht das eine Ergebnis", sagt Hirte. "Aber vielleicht einen groben Rahmen und Anregungen, die sich die Vereine mit nach Hause nehmen."

Neben Fortbildungen mit Trainern, Pädagogen, Psychologen und anderen verantwortlichen Mitarbeitern der Leistungszentren wird auch das Treffen der sportlichen Leiter fest etabliert, möglichst einmal pro Saison. "Die Veranstaltung hat gezeigt, dass ein großes Interesse da ist", sagt Hirte. "Auch wir als DFB haben ein Interesse daran, an diese Gruppe heranzukommen und den Austausch untereinander zu fördern, anstatt sich zu isolieren und mit Scheuklappen nur das eigene Ziel zu sehen."

Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Leistungszentren, Eliteschulen des Fußballs, Stützpunkte, Amateurvereine – je nach individuellem Leistungsniveau und Entwicklungsstand erfährt jedes Talent die bestmögliche Ausbildung. Doch wie funktioniert die Talentförderung im Detail? Wie werden aus den Kindern und Jugendlichen von heute die Weltmeister von morgen? Wie sieht die Arbeit an Leistungszentren, Eliteschulen und Stützpunkten aus? DFB.de wirft einen Blick hinter die Kulissen.

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