Hilßner: "Wieder Spaß am Fußball haben"

Nach fast eineinhalb Jahren läuft Marcel Hilßner wieder in der 3. Liga auf. Der 27 Jahre alte Offensivspieler ist bis zum Saisonende vom englischen Zweitligisten Coventry City an den FSV Zwickau ausgeliehen. Im DFB.de-Interview spricht der ehemalige Junioren-Nationalspieler mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Zeit auf der Insel und die Rückkehr nach Deutschland.

DFB.de: Die Partie beim FC Viktoria Berlin fiel zuletzt wegen einiger Corona-Fälle bei den Gastgebern aus. Stattdessen waren Sie beim 3:3 in einem Testspiel gegen Dynamo Dresden im Einsatz. Wie war es, Ihr erstes Spiel für den FSV Zwickau zu bestreiten?

Marcel Hilßner: Es war einfach ein tolles Gefühl. Wieder in Spielen auf dem Platz zu stehen, hat mir in den zurückliegenden Monaten gefehlt. Das Testspiel hat mir geholfen, die Jungs auf dem Rasen noch besser zu verstehen und in die Abläufe hineinzukommen. Unser Gegenpressing hat gegen einen ordentlichen Gegner gut funktioniert. Bei den Duellen um die zweiten Bälle hätten wir insgesamt ein wenig ruhiger agieren können. Auf das 3:3 lässt sich aber definitiv aufbauen.

DFB.de: Sind Sie auch privat schon gut in Zwickau angekommen?

Hilßner: Unseren Innenverteidiger Maximilian Reinthaler kenne ich noch aus meiner Zeit bei Hansa Rostock. Mit Patrick Göbel und dem ebenfalls erst kürzlich verpflichteten Anthony Syhre habe ich beim Halleschen FC schon zusammengespielt. Aber auch die restliche Mannschaft hat mir die ersten Tage leicht gemacht und mich gut aufgenommen. Aktuell bin ich bei meiner Familie in Leipzig untergekommen. Eine Wohnung habe ich in der kurzen Zeit in Zwickau noch nicht gefunden. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das bald regeln wird.

DFB.de: Sie stehen eigentlich noch beim englischen Zweitligisten Coventry City unter Vertrag. Aus gesundheitlichen Gründen lief es bislang dort aber noch nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatten, oder?

Hilßner: Das stimmt. Während der Sommervorbereitung hatte ich das Gefühl, dass ich nicht auf mein komplettes Lungenvolumen zurückgreifen kann. Das kann man sich ähnlich wie bei Asthma vorstellen. Ich hatte auch Medikamente dagegen bekommen. Um wieder regelmäßig zu spielen, bin ich dann für einige Monate zu Oldham Athletic gewechselt. Meine Erwartungen an die Leihe hatten sich auch bestätigt. Ich hatte die Hoffnung, bei Coventry wieder den Anschluss zu finden. Da das nicht geklappt hat, kam es zur Leihe nach Zwickau.

DFB.de: Lebt noch der Traum, sich in England durchzusetzen?

Hilßner: Der ist weiterhin da. Das Kapitel England fühlt sich für mich noch nicht abgeschlossen an. Ich gehe das aber nicht verbissen an und will das auch nicht krampfhaft erzwingen. Wie die Situation im Sommer sein wird, kann noch niemand abschätzen. Daher konzentriere ich mich jetzt voll auf meine Zeit beim FSV Zwickau.

DFB.de: Was waren auf der Insel die größten Umstellungen?

Hilßner: Der Fußball ist in England wie eine Religion. Die Begeisterung der Menschen ist Wahnsinn. Die Spielweise ist sehr physisch. Dafür wird viel im Kraftraum gearbeitet. Das Tempo ist im Vergleich zu Deutschland noch ein wenig höher. Mein Englisch war vorher schon ganz gut und hat sich noch weiter gefestigt. Nur mit der englischen Küche bin ich nicht so recht warm geworden. Bei dem, was dort teilweise gegessen wird, fragt man sich einfach: Warum? (lacht) Meine Freundin und ich sind aber gut klargekommen, Obst und Gemüse gibt es dort ja auch ganz normal. Ab und zu haben wir von unseren Familien auch deutsches Essen geschickt bekommen.

DFB.de: In Deutschland haben Sie für Werder Bremen sogar ein Bundesligaspiel gegen Bayer 04 Leverkusen absolviert. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Hilßner: Einen Tag vorher war ich noch mit der zweiten Mannschaft zur Drittligapartie bei Rot-Weiß Erfurt gefahren und sollte dort auch spielen. Kaum waren wir im Hotel, kam auch schon der Anruf, dass ich mich auf den Rückweg machen soll und im Profikader stehen werde. Nachts bin ich dann wieder in Bremen angekommen. Trotz des Kaderplatzes hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich eine Option für das Spiel sein könnte. Auf einmal wurde jedoch kurz nach dem Beginn der zweiten Halbzeit mein Trikot hochgehalten. Das war schon sehr überraschend, deshalb konnte ich das am Anfang gar nicht richtig begreifen. Obwohl wir 0:3 verloren haben, war das Spiel für mich etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Bei den U-Nationalmannschaften waren Sie unter anderem zusammen mit den aktuellen Nationalspielern Serge Gnabry, Joshua Kimmich und Leon Goretzka am Ball. Wie denken Sie an die Zeit zurück?

Hilßner: Anthony Syhre war damals auch dabei. Als wir uns in Zwickau wiedergetroffen haben, mussten wir direkt daran denken, was für ein außergewöhnlicher Jahrgang das damals war. Es haben wirklich sehr viele Spieler den Sprung in den Profifußball geschafft - und das nicht nur in Deutschland. Ein bisschen Wehmut, dass ich kein größeres Turnier gespielt habe, ist schon dabei. Der Jahrgang wurde 2014 schließlich U 19-Europameister. Es überwiegen aber ganz klar die schönen Erinnerungen. Ich war immer gerne mit der Nationalmannschaft unterwegs. Ich bin froh, so viele Eindrücke und tolle Leute kennengelernt zu haben.

DFB.de: Jetzt geht es für Sie beim FSV Zwickau weiter. Was hatte Sie von dem Wechsel nach Westsachsen überzeugt?

Hilßner: Die Konsequenz, mit der sich die Verantwortlichen um Sportdirektor Toni Wachsmuth und Trainer Joe Enochs um mich bemüht haben, gab mir schnell ein gutes Gefühl. Ich hatte noch zwei, drei andere Optionen. In Zwickau habe ich aber die besten Voraussetzungen gesehen, um wieder Spaß am Fußball zu haben. Beim FSV hatte ich sofort wieder den Eindruck, gebraucht zu werden. Die Nähe zu meiner Heimat Leipzig ist außerdem ein schöner Bonus.

DFB.de: Mit zwei Siegen ist die Mannschaft sehr erfolgreich in das Jahr 2022 gestartet. Was zeichnet das Team aus Ihrer Sicht aus?

Hilßner: In der Mannschaft steckt vor allem eine Menge Moral und Leidenschaft. Das ist mit unseren fußballerischen Qualitäten eine gute Mischung. Jeder der Jungs steht zu 100 Prozent hinter unserer Spielweise.

DFB.de: Am Samstag geht es mit dem Heimspiel gegen den Tabellenzweiten 1. FC Kaiserslautern weiter. Wie wollen Sie die Aufgabe angehen?

Hilßner: Ganz klar: Der FCK wird nach den zurückliegenden Wochen mit viel Wucht und großem Selbstvertrauen bei uns auftreten. Dass es aber auch für Aufstiegskandidaten eklig ist, nach Zwickau zu kommen, haben wir vor der Ligapause mit unserem Sieg gegen Eintracht Braunschweig unter Beweis gestellt. Dieses Gefühl soll auch der 1. FC Kaiserslautern haben.

[mspw]

Nach fast eineinhalb Jahren läuft Marcel Hilßner wieder in der 3. Liga auf. Der 27 Jahre alte Offensivspieler ist bis zum Saisonende vom englischen Zweitligisten Coventry City an den FSV Zwickau ausgeliehen. Im DFB.de-Interview spricht der ehemalige Junioren-Nationalspieler mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Zeit auf der Insel und die Rückkehr nach Deutschland.

DFB.de: Die Partie beim FC Viktoria Berlin fiel zuletzt wegen einiger Corona-Fälle bei den Gastgebern aus. Stattdessen waren Sie beim 3:3 in einem Testspiel gegen Dynamo Dresden im Einsatz. Wie war es, Ihr erstes Spiel für den FSV Zwickau zu bestreiten?

Marcel Hilßner: Es war einfach ein tolles Gefühl. Wieder in Spielen auf dem Platz zu stehen, hat mir in den zurückliegenden Monaten gefehlt. Das Testspiel hat mir geholfen, die Jungs auf dem Rasen noch besser zu verstehen und in die Abläufe hineinzukommen. Unser Gegenpressing hat gegen einen ordentlichen Gegner gut funktioniert. Bei den Duellen um die zweiten Bälle hätten wir insgesamt ein wenig ruhiger agieren können. Auf das 3:3 lässt sich aber definitiv aufbauen.

DFB.de: Sind Sie auch privat schon gut in Zwickau angekommen?

Hilßner: Unseren Innenverteidiger Maximilian Reinthaler kenne ich noch aus meiner Zeit bei Hansa Rostock. Mit Patrick Göbel und dem ebenfalls erst kürzlich verpflichteten Anthony Syhre habe ich beim Halleschen FC schon zusammengespielt. Aber auch die restliche Mannschaft hat mir die ersten Tage leicht gemacht und mich gut aufgenommen. Aktuell bin ich bei meiner Familie in Leipzig untergekommen. Eine Wohnung habe ich in der kurzen Zeit in Zwickau noch nicht gefunden. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das bald regeln wird.

DFB.de: Sie stehen eigentlich noch beim englischen Zweitligisten Coventry City unter Vertrag. Aus gesundheitlichen Gründen lief es bislang dort aber noch nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatten, oder?

Hilßner: Das stimmt. Während der Sommervorbereitung hatte ich das Gefühl, dass ich nicht auf mein komplettes Lungenvolumen zurückgreifen kann. Das kann man sich ähnlich wie bei Asthma vorstellen. Ich hatte auch Medikamente dagegen bekommen. Um wieder regelmäßig zu spielen, bin ich dann für einige Monate zu Oldham Athletic gewechselt. Meine Erwartungen an die Leihe hatten sich auch bestätigt. Ich hatte die Hoffnung, bei Coventry wieder den Anschluss zu finden. Da das nicht geklappt hat, kam es zur Leihe nach Zwickau.

DFB.de: Lebt noch der Traum, sich in England durchzusetzen?

Hilßner: Der ist weiterhin da. Das Kapitel England fühlt sich für mich noch nicht abgeschlossen an. Ich gehe das aber nicht verbissen an und will das auch nicht krampfhaft erzwingen. Wie die Situation im Sommer sein wird, kann noch niemand abschätzen. Daher konzentriere ich mich jetzt voll auf meine Zeit beim FSV Zwickau.

DFB.de: Was waren auf der Insel die größten Umstellungen?

Hilßner: Der Fußball ist in England wie eine Religion. Die Begeisterung der Menschen ist Wahnsinn. Die Spielweise ist sehr physisch. Dafür wird viel im Kraftraum gearbeitet. Das Tempo ist im Vergleich zu Deutschland noch ein wenig höher. Mein Englisch war vorher schon ganz gut und hat sich noch weiter gefestigt. Nur mit der englischen Küche bin ich nicht so recht warm geworden. Bei dem, was dort teilweise gegessen wird, fragt man sich einfach: Warum? (lacht) Meine Freundin und ich sind aber gut klargekommen, Obst und Gemüse gibt es dort ja auch ganz normal. Ab und zu haben wir von unseren Familien auch deutsches Essen geschickt bekommen.

DFB.de: In Deutschland haben Sie für Werder Bremen sogar ein Bundesligaspiel gegen Bayer 04 Leverkusen absolviert. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Hilßner: Einen Tag vorher war ich noch mit der zweiten Mannschaft zur Drittligapartie bei Rot-Weiß Erfurt gefahren und sollte dort auch spielen. Kaum waren wir im Hotel, kam auch schon der Anruf, dass ich mich auf den Rückweg machen soll und im Profikader stehen werde. Nachts bin ich dann wieder in Bremen angekommen. Trotz des Kaderplatzes hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich eine Option für das Spiel sein könnte. Auf einmal wurde jedoch kurz nach dem Beginn der zweiten Halbzeit mein Trikot hochgehalten. Das war schon sehr überraschend, deshalb konnte ich das am Anfang gar nicht richtig begreifen. Obwohl wir 0:3 verloren haben, war das Spiel für mich etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Bei den U-Nationalmannschaften waren Sie unter anderem zusammen mit den aktuellen Nationalspielern Serge Gnabry, Joshua Kimmich und Leon Goretzka am Ball. Wie denken Sie an die Zeit zurück?

Hilßner: Anthony Syhre war damals auch dabei. Als wir uns in Zwickau wiedergetroffen haben, mussten wir direkt daran denken, was für ein außergewöhnlicher Jahrgang das damals war. Es haben wirklich sehr viele Spieler den Sprung in den Profifußball geschafft - und das nicht nur in Deutschland. Ein bisschen Wehmut, dass ich kein größeres Turnier gespielt habe, ist schon dabei. Der Jahrgang wurde 2014 schließlich U 19-Europameister. Es überwiegen aber ganz klar die schönen Erinnerungen. Ich war immer gerne mit der Nationalmannschaft unterwegs. Ich bin froh, so viele Eindrücke und tolle Leute kennengelernt zu haben.

DFB.de: Jetzt geht es für Sie beim FSV Zwickau weiter. Was hatte Sie von dem Wechsel nach Westsachsen überzeugt?

Hilßner: Die Konsequenz, mit der sich die Verantwortlichen um Sportdirektor Toni Wachsmuth und Trainer Joe Enochs um mich bemüht haben, gab mir schnell ein gutes Gefühl. Ich hatte noch zwei, drei andere Optionen. In Zwickau habe ich aber die besten Voraussetzungen gesehen, um wieder Spaß am Fußball zu haben. Beim FSV hatte ich sofort wieder den Eindruck, gebraucht zu werden. Die Nähe zu meiner Heimat Leipzig ist außerdem ein schöner Bonus.

DFB.de: Mit zwei Siegen ist die Mannschaft sehr erfolgreich in das Jahr 2022 gestartet. Was zeichnet das Team aus Ihrer Sicht aus?

Hilßner: In der Mannschaft steckt vor allem eine Menge Moral und Leidenschaft. Das ist mit unseren fußballerischen Qualitäten eine gute Mischung. Jeder der Jungs steht zu 100 Prozent hinter unserer Spielweise.

DFB.de: Am Samstag geht es mit dem Heimspiel gegen den Tabellenzweiten 1. FC Kaiserslautern weiter. Wie wollen Sie die Aufgabe angehen?

Hilßner: Ganz klar: Der FCK wird nach den zurückliegenden Wochen mit viel Wucht und großem Selbstvertrauen bei uns auftreten. Dass es aber auch für Aufstiegskandidaten eklig ist, nach Zwickau zu kommen, haben wir vor der Ligapause mit unserem Sieg gegen Eintracht Braunschweig unter Beweis gestellt. Dieses Gefühl soll auch der 1. FC Kaiserslautern haben.

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