HFC-Trainer Schnorrenberg: "Sieg kann Knotenlöser sein"

Erst am Montag als neuer Trainer des Halleschen FC in der 3. Liga vorgestellt, am Dienstag dann beim 3:0 gegen den Aufstiegsaspiranten SV Waldhof Mannheim die Serie von 13 Partien ohne Sieg beendet: Die ersten Tage in Halle waren äußerst intensiv für Florian Schnorrenberg. Im DFB.de-Interview spricht der 43-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über den Kampf um den Klassenverbleib.

DFB.de: Im ersten Ligaspiel unter Ihrer Leitung gab es ein 3:0 gegen den SV Waldhof Mannheim, der um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitspielt. Hätten Sie sich ein besseres Debüt vorstellen können, Herr Schnorrenberg?

Florian Schnorrenberg: Wir waren vor allem mit der Art und Weise unseres Auftritts sehr zufrieden. Daraus resultierte dann das erfreuliche Ergebnis. Seit Mai 2018 hatten die Mannheimer kein Auswärtsspiel mehr verloren. Mit einem Erfolgserlebnis zu starten, tut unheimlich gut und gibt uns Vertrauen in die tägliche Arbeit. Ich habe bei den Spielern nach der Partie enorme Erleichterung gespürt. Der Sieg kann ein Knotenlöser sein. Nun gilt es, dass neue Selbstvertrauen mit in die nächsten Aufgaben zu nehmen.

DFB.de: Dabei waren die Umstände des Spiels für Sie ganz besonders, oder?

Schnorrenberg: Absolut. Von meinem Amtsantritt bis zum Anpfiff war nicht genug Zeit, um die notwendigen zwei Tests auf das Coronavirus durchzuführen. Ich durfte daher nicht in den Innenraum oder in die Mannschaftskabine, sondern musste die Partie von der Tribüne aus verfolgen. Der Verein hatte jedoch alles in die Wege geleitet, damit ich in unserem VIP-Bereich mit dem gebotenen Abstand und Zoneneinhaltung zumindest eine kurze Halbzeitansprache an das Team halten konnte. Ich habe gewiss nicht vor, aus Aberglauben nun jedes Spiel von der Tribüne aus zu verfolgen. (lacht)

DFB.de: Zwischen Ihrer ersten Trainingseinheit beim HFC und dem ersten Pflichtspiel lagen nur 29 Stunden. Worauf haben Sie in dieser kurzen Zeit den Fokus gelegt?

Schnorrenberg: Wir haben so viele Einzelgespräche wie möglich geführt, aber neben der Gegneranalyse auch Mannschaftsbesprechungen abgehalten. Es ging vor allem darum, den Spielern die Angst zu nehmen.

DFB.de: Warum hat Sie die lange Negativserie von 13 Spielen ohne Sieg nicht von Ihrem Engagement abgehalten?

Schnorrenberg: Ich bin grundsätzlich ein positiv denkender Mensch. Daher habe ich die zunächst noch acht ausstehenden Spiele nicht als Gefahr, sondern als Chance für den HFC gesehen, um uns aus der Abstiegszone herauszuarbeiten. Trotz der Corona-Pandemie dürfen wir unserem Beruf nachgehen, dieses Privileg haben derzeit nicht alle Menschen. Mit dem Sieg gegen Mannheim haben wir unseren Fans Hoffnung gegeben. Klar ist aber auch: Wir haben nur einen ersten Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht. Weitere sollten zeitnah folgen.

DFB.de: Der HFC war noch Ende Oktober nach dem 13. Spieltag Tabellenführer. Haben Sie eine Erklärung für den anschließenden Einbruch?

Schnorrenberg: Damit habe ich mich nicht im Detail beschäftigt und maße mir eine Einschätzung aus der Ferne auch nicht an. Ich wollte so unvoreingenommen wie möglich an die Aufgabe herangehen. Klar ist aber: Platz vier in der vergangenen Saison war eine starke Leistung, die für Potential spricht. Und auch der jetzige Kader hat im ersten Saisondrittel seine Qualitäten hinlänglich nachgewiesen.

DFB.de: Was ist in der aktuellen Situation besonders gefordert?

Schnorrenberg: Wir sollten Ruhe bewahren und fokussiert bleiben. Der Glaube an die eigenen Stärken spielt eine elementar wichtige Rolle. Uns muss stets bewusst sein, dass wir alles selbst in der Hand haben.

DFB.de: Ist der Blick auf die Tabelle tabu?

Schnorrenberg: Das ist jedem selbst überlassen. Das Zeitfenster zwischen den Spielen ist so klein, dass während der Vorbereitung ohnehin kaum die Möglichkeit für Rechenexempel besteht. Wir wissen aber auch ohne Tabellenstudium, dass wir nach dem Erfolg gegen Mannheim nun zumindest wieder punktgleich mit einem Nichtabstiegsplatz sind.

DFB.de: Welche Rolle spielt Ex-Profi Daniel Ziebig, der Sie als Co-Trainer unterstützt?

Schnorrenberg: Daniel ist eine sehr große Hilfe für mich. Er kennt den Verein schon als Spieler und zuletzt U 17-Trainer. Dazu hat er als ehemaliger Bundesligaprofi viel Erfahrung. Daniel ist ein emotionaler Typ und hat auf Anhieb einen guten Draht zu den Spielern. Da er früher Verteidiger war und ich Offensivspieler, ergänzen wir uns recht gut.

DFB.de: Die 3. Liga kennen Sie bereits aus Ihrer Zeit bei der SG Sonnenhof Großaspach. Was ist aus Ihrer ersten Station im Profibereich besonders in Erinnerung geblieben?

Schnorrenberg: Ich habe die 3. Liga als sehr ausgeglichene Spielklasse kennengelernt. Favoriten sind nur schwer auszumachen. Die Faszination ist auch nach meiner Zeit in Großaspach geblieben. Daher habe ich vor meinem Wechsel nach Halle schon einige Spiele des HFC gesehen - ohne zu ahnen, dass ich diese Mannschaft nun trainieren darf. Auch in der laufenden Spielzeit ist das Leistungsniveau der Teams sehr dicht beieinander.

DFB.de: Wie lange hat es gedauert, bis Sie die Trennung zwei Spieltage vor dem Saisonende verkraftet hatten?

Schnorrenberg: Schon bei meinem Amtsantritt in Großaspach hatten wir uns dem Ziel Klassenverbleib verschrieben. Daher war ich selbstverständlich enttäuscht, dass ich die Aufgabe nicht vollenden konnte. Für die SG Sonnenhof war die Drucksituation groß, weshalb die Verantwortlichen eine Änderung vollzogen haben. Auch danach habe ich mit den Spielern mitgefiebert und mich über den Klassenverbleib gefreut.

DFB.de: Was soll die Spielweise des Halleschen FC künftig auszeichnen?

Schnorrenberg: Wir wollen dem Gegner wenig Raum zwischen unseren Mannschaftsteilen anbieten und kompakt verteidigen, gleichzeitig aber auch frühe Ballgewinne durch konsequentes Anlaufen erzwingen. Da ist eine gesunde Aggressivität gefragt. Das ist uns gegen den SV Waldhof Mannheim richtig gut gelungen. Darüber hinaus geht es nun darum, unsere eigene Ballbesitzzeit sukzessive zu verlängern.

DFB.de: Schon am Freitag steht das Auswärtsspiel beim SV Meppen auf dem Programm. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Schnorrenberg: Ich habe großen Respekt davor, wie es der SV Meppen immer wieder schafft, Abgänge von Leistungsträgern zu kompensieren. Auch ohne Nick Proschwitz oder Nico Granatowski spielt der SVM eine sehr gute Rolle. Die Mannschaft meines Trainerkollegen Christian Neidhart zeichnet unter anderem ihr zielstrebiges Umschaltverhalten aus. Auch bei Standardsituationen sollten wir höchst achtsam sein.

[mspw]

Erst am Montag als neuer Trainer des Halleschen FC in der 3. Liga vorgestellt, am Dienstag dann beim 3:0 gegen den Aufstiegsaspiranten SV Waldhof Mannheim die Serie von 13 Partien ohne Sieg beendet: Die ersten Tage in Halle waren äußerst intensiv für Florian Schnorrenberg. Im DFB.de-Interview spricht der 43-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über den Kampf um den Klassenverbleib.

DFB.de: Im ersten Ligaspiel unter Ihrer Leitung gab es ein 3:0 gegen den SV Waldhof Mannheim, der um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitspielt. Hätten Sie sich ein besseres Debüt vorstellen können, Herr Schnorrenberg?

Florian Schnorrenberg: Wir waren vor allem mit der Art und Weise unseres Auftritts sehr zufrieden. Daraus resultierte dann das erfreuliche Ergebnis. Seit Mai 2018 hatten die Mannheimer kein Auswärtsspiel mehr verloren. Mit einem Erfolgserlebnis zu starten, tut unheimlich gut und gibt uns Vertrauen in die tägliche Arbeit. Ich habe bei den Spielern nach der Partie enorme Erleichterung gespürt. Der Sieg kann ein Knotenlöser sein. Nun gilt es, dass neue Selbstvertrauen mit in die nächsten Aufgaben zu nehmen.

DFB.de: Dabei waren die Umstände des Spiels für Sie ganz besonders, oder?

Schnorrenberg: Absolut. Von meinem Amtsantritt bis zum Anpfiff war nicht genug Zeit, um die notwendigen zwei Tests auf das Coronavirus durchzuführen. Ich durfte daher nicht in den Innenraum oder in die Mannschaftskabine, sondern musste die Partie von der Tribüne aus verfolgen. Der Verein hatte jedoch alles in die Wege geleitet, damit ich in unserem VIP-Bereich mit dem gebotenen Abstand und Zoneneinhaltung zumindest eine kurze Halbzeitansprache an das Team halten konnte. Ich habe gewiss nicht vor, aus Aberglauben nun jedes Spiel von der Tribüne aus zu verfolgen. (lacht)

DFB.de: Zwischen Ihrer ersten Trainingseinheit beim HFC und dem ersten Pflichtspiel lagen nur 29 Stunden. Worauf haben Sie in dieser kurzen Zeit den Fokus gelegt?

Schnorrenberg: Wir haben so viele Einzelgespräche wie möglich geführt, aber neben der Gegneranalyse auch Mannschaftsbesprechungen abgehalten. Es ging vor allem darum, den Spielern die Angst zu nehmen.

DFB.de: Warum hat Sie die lange Negativserie von 13 Spielen ohne Sieg nicht von Ihrem Engagement abgehalten?

Schnorrenberg: Ich bin grundsätzlich ein positiv denkender Mensch. Daher habe ich die zunächst noch acht ausstehenden Spiele nicht als Gefahr, sondern als Chance für den HFC gesehen, um uns aus der Abstiegszone herauszuarbeiten. Trotz der Corona-Pandemie dürfen wir unserem Beruf nachgehen, dieses Privileg haben derzeit nicht alle Menschen. Mit dem Sieg gegen Mannheim haben wir unseren Fans Hoffnung gegeben. Klar ist aber auch: Wir haben nur einen ersten Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht. Weitere sollten zeitnah folgen.

DFB.de: Der HFC war noch Ende Oktober nach dem 13. Spieltag Tabellenführer. Haben Sie eine Erklärung für den anschließenden Einbruch?

Schnorrenberg: Damit habe ich mich nicht im Detail beschäftigt und maße mir eine Einschätzung aus der Ferne auch nicht an. Ich wollte so unvoreingenommen wie möglich an die Aufgabe herangehen. Klar ist aber: Platz vier in der vergangenen Saison war eine starke Leistung, die für Potential spricht. Und auch der jetzige Kader hat im ersten Saisondrittel seine Qualitäten hinlänglich nachgewiesen.

DFB.de: Was ist in der aktuellen Situation besonders gefordert?

Schnorrenberg: Wir sollten Ruhe bewahren und fokussiert bleiben. Der Glaube an die eigenen Stärken spielt eine elementar wichtige Rolle. Uns muss stets bewusst sein, dass wir alles selbst in der Hand haben.

DFB.de: Ist der Blick auf die Tabelle tabu?

Schnorrenberg: Das ist jedem selbst überlassen. Das Zeitfenster zwischen den Spielen ist so klein, dass während der Vorbereitung ohnehin kaum die Möglichkeit für Rechenexempel besteht. Wir wissen aber auch ohne Tabellenstudium, dass wir nach dem Erfolg gegen Mannheim nun zumindest wieder punktgleich mit einem Nichtabstiegsplatz sind.

DFB.de: Welche Rolle spielt Ex-Profi Daniel Ziebig, der Sie als Co-Trainer unterstützt?

Schnorrenberg: Daniel ist eine sehr große Hilfe für mich. Er kennt den Verein schon als Spieler und zuletzt U 17-Trainer. Dazu hat er als ehemaliger Bundesligaprofi viel Erfahrung. Daniel ist ein emotionaler Typ und hat auf Anhieb einen guten Draht zu den Spielern. Da er früher Verteidiger war und ich Offensivspieler, ergänzen wir uns recht gut.

DFB.de: Die 3. Liga kennen Sie bereits aus Ihrer Zeit bei der SG Sonnenhof Großaspach. Was ist aus Ihrer ersten Station im Profibereich besonders in Erinnerung geblieben?

Schnorrenberg: Ich habe die 3. Liga als sehr ausgeglichene Spielklasse kennengelernt. Favoriten sind nur schwer auszumachen. Die Faszination ist auch nach meiner Zeit in Großaspach geblieben. Daher habe ich vor meinem Wechsel nach Halle schon einige Spiele des HFC gesehen - ohne zu ahnen, dass ich diese Mannschaft nun trainieren darf. Auch in der laufenden Spielzeit ist das Leistungsniveau der Teams sehr dicht beieinander.

DFB.de: Wie lange hat es gedauert, bis Sie die Trennung zwei Spieltage vor dem Saisonende verkraftet hatten?

Schnorrenberg: Schon bei meinem Amtsantritt in Großaspach hatten wir uns dem Ziel Klassenverbleib verschrieben. Daher war ich selbstverständlich enttäuscht, dass ich die Aufgabe nicht vollenden konnte. Für die SG Sonnenhof war die Drucksituation groß, weshalb die Verantwortlichen eine Änderung vollzogen haben. Auch danach habe ich mit den Spielern mitgefiebert und mich über den Klassenverbleib gefreut.

DFB.de: Was soll die Spielweise des Halleschen FC künftig auszeichnen?

Schnorrenberg: Wir wollen dem Gegner wenig Raum zwischen unseren Mannschaftsteilen anbieten und kompakt verteidigen, gleichzeitig aber auch frühe Ballgewinne durch konsequentes Anlaufen erzwingen. Da ist eine gesunde Aggressivität gefragt. Das ist uns gegen den SV Waldhof Mannheim richtig gut gelungen. Darüber hinaus geht es nun darum, unsere eigene Ballbesitzzeit sukzessive zu verlängern.

DFB.de: Schon am Freitag steht das Auswärtsspiel beim SV Meppen auf dem Programm. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Schnorrenberg: Ich habe großen Respekt davor, wie es der SV Meppen immer wieder schafft, Abgänge von Leistungsträgern zu kompensieren. Auch ohne Nick Proschwitz oder Nico Granatowski spielt der SVM eine sehr gute Rolle. Die Mannschaft meines Trainerkollegen Christian Neidhart zeichnet unter anderem ihr zielstrebiges Umschaltverhalten aus. Auch bei Standardsituationen sollten wir höchst achtsam sein.

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