HFC-Sportdirektor Minge: "Mein Bauchgefühl hat eine gute Quote"

Nach sechs Jahren als Geschäftsführer Sport bei seinem Herzensklub Dynamo Dresden und einem Jahr Pause hat für Ralf Minge ein neues Kapitel begonnen. Der 36-malige DDR-Nationalspieler ist seit Mitte Mai Sportdirektor beim Halleschen FC in der 3. Liga. Im DFB.de-Interview spricht der 60-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine neue Aufgabe und den Stand der Kaderplanung.

DFB.de: Nach vielen Jahren bei Dynamo Dresden sind Sie jetzt seit einigen Wochen für den Halleschen FC tätig. Mal augenzwinkernd gefragt: Haben Sie sich schon an die Vereinsfarben Rot-Weiß gewöhnt, Herr Minge?

Ralf Minge: Das neue Umfeld hat mir den Einstieg beim HFC leicht gemacht. Ich habe die Menschen hier als sehr offen kennengelernt. Das sind ausgezeichnete Voraussetzungen, um die anstehenden Aufgaben als Team zu bewältigen. Und es blieb ja auch nicht allzu viel Vorlaufzeit.

DFB.de: Konnten Sie sich vor einem Jahr vorstellen, noch einmal im Profifußball zu arbeiten?

Minge: Ich hatte mir schon bewusst Zeit genommen, um die intensiven Jahre bei Dynamo Dresden zu reflektieren. Und das war auch gut so. So schnelllebig, wie die Zeit heute ist, kommt das vielleicht manchmal zu kurz. Mir war klar: Um noch einmal eine neue Aufgabe im Fußball anzunehmen, ist bei mir von Anfang an ein gutes Gefühl nötig.

DFB.de: Was hat Sie von der Aufgabe beim HFC überzeugt?

Minge: Der Hallesche FC ist ein interessanter Klub. Es gibt im Verein noch viel Potenzial, das erschlossen werden kann. Bei dieser Entwicklung zu helfen, ist spannend. Dabei können wir auf eine solide Grundlage zurückgreifen. Der Verein kennt seine Möglichkeiten und wagt keine unnötigen Experimente. Der erste Eindruck hatte einfach gepasst. Als ich beispielsweise 1998 als Lehrer an der Sportschule aufgehört hatte, um Co-Trainer von Toni Schumacher bei Fortuna Köln zu werden und so in das Profigeschäft einzusteigen, war das ganz ähnlich. Nicht alle Entscheidungen, die ich auf diese Weise traf, haben sich im Nachgang als richtig herausgestellt. Ich kann aber schon sagen, dass mein Bauchgefühl eine gute Quote hat.

DFB.de: Eine der ersten Fragen, mit denen Sie sich befasst haben, war die Trainerposition. Was hat für eine Vertragsverlängerung mit Florian Schnorrenberg gesprochen?

Minge: Ich konnte während des Saisonendspurts drei Wochen lang das Zusammenspiel zwischen Trainerteam, Mannschaft, Funktionsstab und Verantwortlichen beobachten und begleiten. Ich habe Florian Schnorrenberg als absoluten Teamplayer kennengelernt. Nach weiteren Gesprächen mit dem Trainer gab es keine Zweifel mehr daran, die Zusammenarbeit fortsetzen zu wollen.

DFB.de: Bislang stehen 16 Spieler für die nächste Spielzeit unter Vertrag. Wie zufrieden sind Sie mit dem Stand der Kaderplanung?

Minge: Wir hätten selbstverständlich schon den einen oder anderen Zugang gerne verkündet. Sich bei manchen interessanten Spielern ein blaues Auge abzuholen, gehört zum Geschäft dazu. Es ist aber nicht so, dass wir kalte Füße bekommen. Wir sind mit Hochdruck dabei, unsere Planungen voranzutreiben. Auch die Spieler mit auslaufenden Verträgen sind weiterhin ein Thema.

DFB.de: Was müssen Spieler mitbringen, um für den HFC interessant zu sein?

Minge: Eine wesentliche Säule, auf die wir setzen, sind junge und entwicklungsfähige Spieler. Ein gewisses Maß an Erfahrung werden wir aber auch benötigen, davon profitieren auch die jungen Kerle in ihrer Entwicklung. Unsere Zugänge sollen möglichst eine große Flexibilität auszeichnen.

DFB.de: Im sportlichen Bereich sind auch die Strukturen ein großes Thema, oder?

Minge: Absolut. Derzeit befindet sich ein Trainingszentrum im Bau, mit dem wir - vor allem in den winterlichen Monaten - unsere Bedingungen deutlich verbessern. Außerdem läuft derzeit noch das Anerkennungsverfahren für ein Nachwuchsleistungszentrum. Nicht nur bei der Infrastruktur, auch beim Equipment sind wir ständig auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten. Das kann zum Beispiel bei der Leistungsdiagnostik sein. Nicht nur beim spielenden Personal halten wir die Augen nach Talenten offen.

DFB.de: Ihr Vertrag ist zunächst bis zum Sommer 2023 gültig. Welche Ziele haben Sie sich mit dem HFC vorgenommen?

Minge: Wir wollen in mehreren Zeiträumen eine klare Entwicklung sehen können. Dafür wird Beharrlichkeit eine große Rolle spielen. Entwicklungen laufen nie linear ab. Auch schwächere Phase gehören dazu. Diese müssen wir gemeinsam durchstehen, um unsere Visionen greifbar werden zu lassen.

DFB.de: In den beiden zurückliegenden Spielzeiten ging es lange um den Klassenverbleib. Mit welchem Ziel wird der HFC in die bevorstehende Saison starten?

Minge: Die 3. Liga wird in meinen Augen noch ausgeglichener sein - und das an beiden Enden der Tabelle. Wir haben in den vergangenen Jahren zu spüren bekommen, wie sehr eine Serie mit wenigen Erfolgserlebnissen am Selbstvertrauen nagt. Diese Phasen wollen und müssen wir so kurz wie möglich halten.

[mspw]

Nach sechs Jahren als Geschäftsführer Sport bei seinem Herzensklub Dynamo Dresden und einem Jahr Pause hat für Ralf Minge ein neues Kapitel begonnen. Der 36-malige DDR-Nationalspieler ist seit Mitte Mai Sportdirektor beim Halleschen FC in der 3. Liga. Im DFB.de-Interview spricht der 60-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine neue Aufgabe und den Stand der Kaderplanung.

DFB.de: Nach vielen Jahren bei Dynamo Dresden sind Sie jetzt seit einigen Wochen für den Halleschen FC tätig. Mal augenzwinkernd gefragt: Haben Sie sich schon an die Vereinsfarben Rot-Weiß gewöhnt, Herr Minge?

Ralf Minge: Das neue Umfeld hat mir den Einstieg beim HFC leicht gemacht. Ich habe die Menschen hier als sehr offen kennengelernt. Das sind ausgezeichnete Voraussetzungen, um die anstehenden Aufgaben als Team zu bewältigen. Und es blieb ja auch nicht allzu viel Vorlaufzeit.

DFB.de: Konnten Sie sich vor einem Jahr vorstellen, noch einmal im Profifußball zu arbeiten?

Minge: Ich hatte mir schon bewusst Zeit genommen, um die intensiven Jahre bei Dynamo Dresden zu reflektieren. Und das war auch gut so. So schnelllebig, wie die Zeit heute ist, kommt das vielleicht manchmal zu kurz. Mir war klar: Um noch einmal eine neue Aufgabe im Fußball anzunehmen, ist bei mir von Anfang an ein gutes Gefühl nötig.

DFB.de: Was hat Sie von der Aufgabe beim HFC überzeugt?

Minge: Der Hallesche FC ist ein interessanter Klub. Es gibt im Verein noch viel Potenzial, das erschlossen werden kann. Bei dieser Entwicklung zu helfen, ist spannend. Dabei können wir auf eine solide Grundlage zurückgreifen. Der Verein kennt seine Möglichkeiten und wagt keine unnötigen Experimente. Der erste Eindruck hatte einfach gepasst. Als ich beispielsweise 1998 als Lehrer an der Sportschule aufgehört hatte, um Co-Trainer von Toni Schumacher bei Fortuna Köln zu werden und so in das Profigeschäft einzusteigen, war das ganz ähnlich. Nicht alle Entscheidungen, die ich auf diese Weise traf, haben sich im Nachgang als richtig herausgestellt. Ich kann aber schon sagen, dass mein Bauchgefühl eine gute Quote hat.

DFB.de: Eine der ersten Fragen, mit denen Sie sich befasst haben, war die Trainerposition. Was hat für eine Vertragsverlängerung mit Florian Schnorrenberg gesprochen?

Minge: Ich konnte während des Saisonendspurts drei Wochen lang das Zusammenspiel zwischen Trainerteam, Mannschaft, Funktionsstab und Verantwortlichen beobachten und begleiten. Ich habe Florian Schnorrenberg als absoluten Teamplayer kennengelernt. Nach weiteren Gesprächen mit dem Trainer gab es keine Zweifel mehr daran, die Zusammenarbeit fortsetzen zu wollen.

DFB.de: Bislang stehen 16 Spieler für die nächste Spielzeit unter Vertrag. Wie zufrieden sind Sie mit dem Stand der Kaderplanung?

Minge: Wir hätten selbstverständlich schon den einen oder anderen Zugang gerne verkündet. Sich bei manchen interessanten Spielern ein blaues Auge abzuholen, gehört zum Geschäft dazu. Es ist aber nicht so, dass wir kalte Füße bekommen. Wir sind mit Hochdruck dabei, unsere Planungen voranzutreiben. Auch die Spieler mit auslaufenden Verträgen sind weiterhin ein Thema.

DFB.de: Was müssen Spieler mitbringen, um für den HFC interessant zu sein?

Minge: Eine wesentliche Säule, auf die wir setzen, sind junge und entwicklungsfähige Spieler. Ein gewisses Maß an Erfahrung werden wir aber auch benötigen, davon profitieren auch die jungen Kerle in ihrer Entwicklung. Unsere Zugänge sollen möglichst eine große Flexibilität auszeichnen.

DFB.de: Im sportlichen Bereich sind auch die Strukturen ein großes Thema, oder?

Minge: Absolut. Derzeit befindet sich ein Trainingszentrum im Bau, mit dem wir - vor allem in den winterlichen Monaten - unsere Bedingungen deutlich verbessern. Außerdem läuft derzeit noch das Anerkennungsverfahren für ein Nachwuchsleistungszentrum. Nicht nur bei der Infrastruktur, auch beim Equipment sind wir ständig auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten. Das kann zum Beispiel bei der Leistungsdiagnostik sein. Nicht nur beim spielenden Personal halten wir die Augen nach Talenten offen.

DFB.de: Ihr Vertrag ist zunächst bis zum Sommer 2023 gültig. Welche Ziele haben Sie sich mit dem HFC vorgenommen?

Minge: Wir wollen in mehreren Zeiträumen eine klare Entwicklung sehen können. Dafür wird Beharrlichkeit eine große Rolle spielen. Entwicklungen laufen nie linear ab. Auch schwächere Phase gehören dazu. Diese müssen wir gemeinsam durchstehen, um unsere Visionen greifbar werden zu lassen.

DFB.de: In den beiden zurückliegenden Spielzeiten ging es lange um den Klassenverbleib. Mit welchem Ziel wird der HFC in die bevorstehende Saison starten?

Minge: Die 3. Liga wird in meinen Augen noch ausgeglichener sein - und das an beiden Enden der Tabelle. Wir haben in den vergangenen Jahren zu spüren bekommen, wie sehr eine Serie mit wenigen Erfolgserlebnissen am Selbstvertrauen nagt. Diese Phasen wollen und müssen wir so kurz wie möglich halten.

###more###