Heute vor 65 Jahren: Rot-Weiss Essen wird erster Pokalsieger

Der Pokal war noch derselbe und der Austragungsort erinnerte irgendwie auch an die alte Zeit. Aber es war doch eine in vielerlei Hinsicht andere – und bessere, wie alle hofften. Heute vor 65 Jahren wurde in Düsseldorf, wo 1935 schon das Finale um den Tschammer-Pokal uraufgeführt worden war, das erste DFB-Pokalfinale ausgetragen. Nach zehnjähriger Unterbrechung, für die der Krieg verantwortlich war, wurde der Kampf um den deutschen Pokal endlich fortgesetzt. Viel zu lange für den Geschmack manchen Fans, um die Meisterschaft wurde schließlich schon seit 1948 wieder gespielt.

Bei drückender Hitze standen sich zwei Klubs aus der Oberliga West gegenüber: Rot-Weiß Essen und Alemannia Aachen. Beide hatten vier Gegner aus dem Weg räumen müssen und für Furore gesorgt. Essen vor allem mit einem 6:1 über den HSV im Viertelfinale, Aachen im Achtelfinale mit einem 2:0 im Wiederholungsspiel über den ersten Nachkriegsmeister 1. FC Nürnberg. 42.000 Zuschauer im Rheinstadion wollten sich die Premiere des DFB-Pokalfinals (unter diesem Namen) nicht entgehen lassen. Vienna Wien, letzter Pokalsieger bis dahin, stellte die Trophäe, die einer antiken Blumenvase glich, wieder zur Verfügung.

Islacker trifft als erster Spieler in einem Pokalfinale

Einen klaren Favoriten gab es nicht. In der Liga war RWE auf dem dritten Rang, knapp vor der Alemannia (5.) gelandet, jeder hatte sein Heimspiel klar gewonnen. Zuletzt hieß es in Aachen 4:1, was dem 1953 nicht mehr aktiven Klubidol Reinhold Münzenberg, Sorgen machte: "Das verleitet vielleicht sogar zu Überheblichkeit." Nun aber traf man sich auf neutralem Platz. Alemannia überraschte das Publikum mit einer Premiere und hatte zur Feier des Tages erstmals Trikots mit Rückennummern am Leib. Sie begann druckvoll, Fritz Herkenrath im Essener Tor hatte reichlich zu tun. Der deutsche WM-Torwart von 1958 verhinderte mit einer Faustparade das 0:1 durch den späteren Bundestrainer Jupp Derwall.

Eben noch fast in Führung, geriet Aachen nach 32 Minuten in Rückstand. "Völlig unerwartet reift Essens Führung", schrieb das Sport Magazin. Willi Köchling passte über 50 Meter auf Franz Islacker, den alle "Penny" riefen. Frei vor Torwart Heinrichs entschied er sich für einen Lupfer, der ihn zum ersten Torschützen eines DFB-Pokalfinals machte. August Gottschalk hätte noch erhöhen können, köpfte aber in aussichtsreicher Position vorbei. "Danach hatten wir ganz schön zu tun bei der Affenhitze", gestand Essens Heinz Wewers, der noch vor der Pause auf der Linie für Herkenrath rettete.

RWE rettet das Spiel über die Zeit

Alemannia kam wildentschlossen aus der Kabine zurück, Trainer Helmut Lindemann musste die richtigen Worte gefunden haben. "Aber im Angriff fehlte der Regisseur und der Vollstrecker. Diese Doppelaufgabe ist selbst für den talentierten Derwall zu groß", fand das Sport Magazin. Das Tor fiel wieder auf der anderen Seite. Jung-Nationalspieler Helmut Rahn, damals 23, drängte sich für höhere Aufgaben auf, als er eines seiner typischen Dribblings mit einem sehenswerten Schuss aus 18 Metern zum 2:0 abschloss (52.). Wer an die Entscheidung glaubte, sah sich alsbald getäuscht. Derwall zog aus 25 Metern ab, traf genau in den Winkel – nur noch 2:1.

Nun wurde es eng für RWE, das mit Islacker, dem die Kniescheibe rausgesprungen war und Termath zwei angeschlagene Spieler hatte. Aachens Derwall wurde gar vom Platz getragen, kam aber wieder. Michel Pfeiffer, Alemannias erster Nationalspieler, vergab freistehend den Ausgleich, den Herkenrath noch dreimal verhinderte ehe Schiedsrichter Alois Reinhardt sein letztes Spiel abpfiff. Karl Hohmann, 1934 bei der WM in Italien dabei, und nun erster DFB-Pokalsiegertrainer, sagte: "Es war ein schnelles und gutes Spiel. Ich glaube, dass die beiden Mannschaften dazu beigetragen haben, dass der Pokal wieder populär wird." Damit sollte er Recht bekommen.

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Der Pokal war noch derselbe und der Austragungsort erinnerte irgendwie auch an die alte Zeit. Aber es war doch eine in vielerlei Hinsicht andere – und bessere, wie alle hofften. Heute vor 65 Jahren wurde in Düsseldorf, wo 1935 schon das Finale um den Tschammer-Pokal uraufgeführt worden war, das erste DFB-Pokalfinale ausgetragen. Nach zehnjähriger Unterbrechung, für die der Krieg verantwortlich war, wurde der Kampf um den deutschen Pokal endlich fortgesetzt. Viel zu lange für den Geschmack manchen Fans, um die Meisterschaft wurde schließlich schon seit 1948 wieder gespielt.

Bei drückender Hitze standen sich zwei Klubs aus der Oberliga West gegenüber: Rot-Weiß Essen und Alemannia Aachen. Beide hatten vier Gegner aus dem Weg räumen müssen und für Furore gesorgt. Essen vor allem mit einem 6:1 über den HSV im Viertelfinale, Aachen im Achtelfinale mit einem 2:0 im Wiederholungsspiel über den ersten Nachkriegsmeister 1. FC Nürnberg. 42.000 Zuschauer im Rheinstadion wollten sich die Premiere des DFB-Pokalfinals (unter diesem Namen) nicht entgehen lassen. Vienna Wien, letzter Pokalsieger bis dahin, stellte die Trophäe, die einer antiken Blumenvase glich, wieder zur Verfügung.

Islacker trifft als erster Spieler in einem Pokalfinale

Einen klaren Favoriten gab es nicht. In der Liga war RWE auf dem dritten Rang, knapp vor der Alemannia (5.) gelandet, jeder hatte sein Heimspiel klar gewonnen. Zuletzt hieß es in Aachen 4:1, was dem 1953 nicht mehr aktiven Klubidol Reinhold Münzenberg, Sorgen machte: "Das verleitet vielleicht sogar zu Überheblichkeit." Nun aber traf man sich auf neutralem Platz. Alemannia überraschte das Publikum mit einer Premiere und hatte zur Feier des Tages erstmals Trikots mit Rückennummern am Leib. Sie begann druckvoll, Fritz Herkenrath im Essener Tor hatte reichlich zu tun. Der deutsche WM-Torwart von 1958 verhinderte mit einer Faustparade das 0:1 durch den späteren Bundestrainer Jupp Derwall.

Eben noch fast in Führung, geriet Aachen nach 32 Minuten in Rückstand. "Völlig unerwartet reift Essens Führung", schrieb das Sport Magazin. Willi Köchling passte über 50 Meter auf Franz Islacker, den alle "Penny" riefen. Frei vor Torwart Heinrichs entschied er sich für einen Lupfer, der ihn zum ersten Torschützen eines DFB-Pokalfinals machte. August Gottschalk hätte noch erhöhen können, köpfte aber in aussichtsreicher Position vorbei. "Danach hatten wir ganz schön zu tun bei der Affenhitze", gestand Essens Heinz Wewers, der noch vor der Pause auf der Linie für Herkenrath rettete.

RWE rettet das Spiel über die Zeit

Alemannia kam wildentschlossen aus der Kabine zurück, Trainer Helmut Lindemann musste die richtigen Worte gefunden haben. "Aber im Angriff fehlte der Regisseur und der Vollstrecker. Diese Doppelaufgabe ist selbst für den talentierten Derwall zu groß", fand das Sport Magazin. Das Tor fiel wieder auf der anderen Seite. Jung-Nationalspieler Helmut Rahn, damals 23, drängte sich für höhere Aufgaben auf, als er eines seiner typischen Dribblings mit einem sehenswerten Schuss aus 18 Metern zum 2:0 abschloss (52.). Wer an die Entscheidung glaubte, sah sich alsbald getäuscht. Derwall zog aus 25 Metern ab, traf genau in den Winkel – nur noch 2:1.

Nun wurde es eng für RWE, das mit Islacker, dem die Kniescheibe rausgesprungen war und Termath zwei angeschlagene Spieler hatte. Aachens Derwall wurde gar vom Platz getragen, kam aber wieder. Michel Pfeiffer, Alemannias erster Nationalspieler, vergab freistehend den Ausgleich, den Herkenrath noch dreimal verhinderte ehe Schiedsrichter Alois Reinhardt sein letztes Spiel abpfiff. Karl Hohmann, 1934 bei der WM in Italien dabei, und nun erster DFB-Pokalsiegertrainer, sagte: "Es war ein schnelles und gutes Spiel. Ich glaube, dass die beiden Mannschaften dazu beigetragen haben, dass der Pokal wieder populär wird." Damit sollte er Recht bekommen.

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